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8 > - - - > - K Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Kaus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. Ül S Klatt 8 — V Anzeigenpreis: Für die klein-spaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhrmittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. l! - —S des Gemeinderates uud Semeindworstandes zu Dttendorf-Moritzdorf. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag -er Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Dkrilla. Nummer 15 Freitag, den 3. Februar 1611 10. Jahrgang Amtlicher Teil' Bekanntmachung. Der 1. Termin SlsstgKruvästeuer ist am 1. Februar e. fällig und binnen U Lagen an die hiesige Ortssteuereinnahme (Gemeindeamt) während der üblichen Expeditionszeit abzu- sühren. Nach Fristablauf beginnt das geordnete Beitreibungsverfahren. 0tt<näoi»k-^tovtt2<1ors, den 31. Januar 1911 Der Gemeindevorstand. Die unter Garantie der Gemeinde stehende Sparkasse ünenaorf - MorWorl verzinst Einlagen mit 3*/, °/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1 und von 3—5 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Die in den ersten 3 ^VerkltsASU eines Alonats sioseLaUltsn Lstrüss wercken kür üsn bstretksnüsn lNonnt noeü voll verzinst. Bücher auswärtiger Sparkassen werden kostenfrei übertragen, Einlagen streng geheim gehalten. Das Neueste kür eilige Leser. Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Parteileitung und Führer der Sozial demokratie Paul Singer ist gestern in Berlin gestorben. Das WertzmvaLssieuergesetz wurde im Reichstag in dritter Lesung endgültig ange nommen, und zwar mit 199 gegen 90 Stimmen. Die 20 polnischen Abgeordneten enthielten sich ihrer Stimme. Mit Rücksicht aus die in Ostasien ein- getretenen gesundheitlichen Verhältnisse ha! der Reichskanzler sich verpflichtet gehalten, bei dem Kaiser zu beantragen, daß die Reise des Kronprinzen für dieses Jahr in Kalkutta ihren Abschluß findet. Der Kronprinz wird dem gemäß von Kalkutta die Heimreise an- treten. Das Zugpersonal eines infolge Schnee- webens steckengebliebenen Güterzugcs im russischen Gouvernement Podolsk ist teilweise umgekommen; zwei Maschinisten sind tot. dreißig Zugbeamten sind Hände und Füße erfroren. Nach einem Beschluß des Repräsentanten hauses in Washington wird die Panama- kanal-AuSstellung im Jahre 1915 in San Franzisko stattfinden. OerLliches und Sächsisches. wahrheitsgetreue Mitteilungen and der Redaktion stets willkommen Gttendorf»Vkrilla, 2. Februar IM. —* Vor dem Spiegel kann man besonders gern die Vertreter der edlen Weiblichkeit sehen und „Ja, ja," stimmen natürlich alle Minner gleich mit ein, „sehr ost I" — Aber wir Männer sind genau nicht besser. Eitelkeit braucht nicht nur auf Seiten der holden Weib lichkeit zu sein, denn „wir" sind« auch. Aber — mehr verrate ich nicht, denn wenn es auch gar nicht so unrentabel wäre, als Gegenstück der Frau Karin, die ja aus dem Frauenleben „enthüllte" und dafür viel Moos „erhielt", weil eben keiner aus den Gedanken kam, daß iS doch eigentlich nichts mehr „derartiges" zu enthüllen gibt — aufzutreten, so ist heut: nur die unnötige Sptegelbenutzung Gegenstand der „lehrreichen" Betrachtung, Die Eltern dürfen ihre Kinder nicht zu „Spiegeläffchen" werden lassen und andererseits kann aber der Spiegel Helsen, kleine Schmutzfinken zu bessern, denn — die Eitelkeit regt sich schnell und hilft mit an der Umwandlung. Der Glasspiegel zeigt aber auch ost den Großen eine andere Umwandlung, die Folgen ungesunder Lebensweise und mehr. Der beste Spiegel aber ist der, den uns wahre Freundschaft stets im rechten Augenblick vorhäll. Vorhält zum Selbsterkennen unserer Fehler. —* In den Tod hineingetanzt ist am Diens tag Abend gelegentlich des hiesigen Jagdballes der 78 Jahre alte Hausbesitzer Ernst Tamme von hier. In fröhlicher Laune riskierte der alle Herr ein Tänzchen und sank dabei plötzlich von einem Herzschlag getroffen, tot zu Boden. —* Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monat Januar 50 790.75 Mk. eingezahlt und die Rückzahlungen betrugen 20 923 88 Mk. —* Der Sächsische Gastwirtsverband feiert am 14. Juni d. I. sein 2Sjähriges Bestehen Die Feier soll in Döbeln im Hotel zur Sonne wo der Verband vor 25 Jahren gegründet worden ist, stattfinden. Dresden. Gestern vormittag wurden die Fahnen der Truppenteile der Garnison durch eine Komvagnie des Ins,-Regimentes Nr. 177 aus dem Residenzschloß abgeholt Sie werden während der Abwesenheit des Königs in den RegimentSgeschäflSzimmern bezw. Kasernenwachen der betreffenden Truppenteile unlergebracht. — Infolge Glätte stürzte auf der Jordan straße ein 14 Jahre alter Kontorlehcling und auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz ein 64 Jahre alter Invalid zu Boden, wobei ersterer einen Unterschenkelbruch, letzterer einen Oberschenkel bruch erlitt. Lotzdorf. Ein aus Sayda bei Bautzen entsprungener Gefangener wurde hier vom Gemeindevorstand verhaftet und dessen Weiter transport veranlaßt. Zschieren. Dec Strohhutzieher Quell- maltz hatte in einem Gartenschuppen gegen die Raten Futter gestreut. Am Sonntag vormit tag hotten sich nun 14 dieser Tiere angesam melt. Der Schwager Qs. teilte dies dem Q. mit, und bemerkte zugleich, er solle die Raten erseh eßen. Im Scherze forderte nun die Ehe frau Q. ihren Monn auf, „sie gleich mit zu erschießen." Der Ehemann legte in der irrigen Meinung, der geladene Revolver sei gesichert, auch auf seine Frau an, ein Schuß krachte und tödlich in die Schläfe getroffen sank die junge Frau zu Boden. Der Schwager hatte leider den Revolver inzwischen wieder entsichert gehabt Chemnitz. Nicht begnadigt hat der König den vom Schwu gericht Chemnitz zum Tode verurteilten Barbiergehilsen Gründig. G. hatte bekanntlich ein GastwirlSehepaar mit einem Beil erschlagen und aus der Wohnung dann 60 M. geraubt. Vor Gericht hat er angegeben, er habe das Geld gebraucht, um seine von einem Kinde entbundene Geliebte zu unter stützen. Der Mörder stand übrigens, als er die Tat verübte, kurz vor der Hochzeit. Nun harrt seiner der Tod. Döbeln. In den letzten Tagen hi-lt sich hier ein aus Bautzen gebürtiger Tapezier aus, der die vollständige Uniform eines Unteroffiziers vom 178. Regiment trug. Der Mann ver suchte DarlehnSschwindeleien unter dem Vor gehen, er sei in ms hiesige Regiment veffetz- worden. Borna. Auf der Gewerkschaft „Br».un- kohlenwerk Borna" wurde der 62 Jahre alte Steiger Fritzsche durch einen rollenden Kohlen hunt gegen die Streckenwand gedrückt. Er wurde schwer verletzt in seine Wohnung ge bracht. Leipzig. Gestern morgen wurde ein 18 Jahre alter Seminarist, der Sohn eine» hiesigen AmtSgerichtSraleS, in dem Hofe des Hauses der elterlichen Wohnung in der Kaiser- Wilhelm-Straße tot aufgefunden. Vermutlich hat er sich vom Flurfenster aus in den Hos hinabgestürzt. Der Beweggrund zu dieser Tat ist nicht bekannt. Oberreinsberg. Die zum Rittergut gehörige große Feldscheune brannte mit samt dem reichen Inhalt völlständig nieder. Es liegt anscheinend Brandstiftung vor. OberkunnejrSdorf. Einen furcht baren Tod ist der Fabrikant Edmund Rudolph gestorben, indem er sich durch Trinken von Schwefelsäure selbst entleibte. Zahlungs- schwierigkciten scheinen die Ursache zu diesem verzweifelten Schritt gewesen zu sein. Ruppersdorf. Die von der hiesigen Feuerwehr beschlossene Verbrennung der Uniform und Feuerwrhr-Uiensilien des Raubmörders Süßmann Hal nicht stat gesunden, da die Amts hauptmannschaft die Verbrennung untersagte. Die Verhandlung gegen Süßmann findet übrigens schon am Sonnabend, den 11. d. M., vor dem Schwurgerichte in Bautzen statt. Liebenau. Von schweren Schicksals schlägen ist die Familie des Standesbeamten Julius Vogt hier betroffen worden. Vorige Woche wurde dem hochbetagten Herrn seine Lebensgefährtin durch den Tod entrissen. Da rüber hat sich der älteste Sohn des Ehepaares, der Bäckermeister Vogt in Liebstadt so aufgeregt, daß der im besten Alter stehende Mann von einem Schlaganfall getroffen wurde und bald darauf verstarb. Glauchau. Bei der Einfahrt in den hiesigen Bahnhof hat gestern früh die Lokomo tive des Chemnitzer Schnellzuges den 25jährigen Streckenarbeiter Weichert buchstäblich zermalmt Bad Elster. Das Hotel „ReichSver- weser" gelangte gestern zur Zwangsversteige rung. Für 180,000 Mark erstand es der Hotelier Pastor von hier. Mancherlei. —* Furchtbare Einzelheiten über die Pest in der nördlichen Mandschurei werden aus Peking der Pariser Ausgabe des „Newyork Herold" gemeldet: Von den 30 000 Ein wohnern der Chinesenstadt Fudsiadstan seien bereits 4000 gestorben und mehr als die Hälfte geflohen. Ganze Straßen seien einge- äschert worden. Man glaube, daß es not wendig sein werde, die ganze Stadt zu ver brennen. Die Einwohner verheimlichten die Todesfälle aus Furcht, daß man sie in die Jsolierlager schaffen werde. Jeden Morgen sind die Straßen mit Leichen bedeckt, die man in der Nacht dorthin geworfen hat Alle Europäer, Japaner und Chinesen, die dec Po lizei und dem Eisenbahndienste angehören, tragen, um sich vor der Seuche zu schützen. Gazekleider, die mit Jodoform getränkt sind, Mund und Nase bedecken und nur die Augen sreilaffen. —* Ein ganzer Roman spricht aus folgender kurzen Nachricht, die jetzt aus Laibach zugeht. Dort starb ein Postbeamter mit Hinterlassung eines Vermögens von einer Million Kronen. Er erbte dieses von seiner Schwester, die als Dienstmädchen auöwanderte und die Frau eines türkischen Paschas wurde, der sie zur Universal erbin einsetzte. —* Schandsteine für klatschsüchtige Weiber. In früheren Jahrhunderten wurde so manche eigentümliche Strafe verhängt, so z. B. das Prangerstehen, das Untertauchen in schmutziges Putzwaff^r usw. Weniger bekannt als diese ist dis Strafe, mit der klatsch- und händelsü htige Weiber belegt wurden. War es zur Kenntnis freucke sm Leben. Laß dir doch des Lebens Tage Mensch, wie liebe Freunde sein. — Welche Bürde er auch trage. Jeder tret' „willkommen" ein! Jeder grüße froh-ergeben, Wie's die rechte Freundschaft tut, Und wie Freundeslaunen eben Trag' geduldig sie — sei gut- Jeder, der dann muß entrinnen, Nehm' auch mit ein freundlich Wort; Und ein löbliches Beginnen Nehm er als Ecinn'rung fortl Jeden, Mensch, entlass' mit Segen — Denn, wenn einst dein Stündlein kam, Tritt dir jeder so entgegen Wie er von dir Abschied nahm. Was du jedem mitgegeben, Bringt dir jeder dann zurück. Sieht dich so, wie im Entschweben Ihn berührte einst dein Blick. Laß, o Mensch, des Lebens Tage Dir wie liebe Freunde sein — Denn es holt nicht Wunsch, nicht Klage Die verlornen wieder ein. der Obrigkeit gekommen, daß sich ein paar Weiber beschimpft oder gar verprügelt hatten, o mußte sie ein Stadtknecht oder Polizist auf )as Rathaus bringen. Da erhielt jedes Weib einen schweren Stein, den Schandstein angehängt und angetan mit diesem Schmuck mußten dann die Frauen unter Begleitung der Polizisten und unter dem Gaudium des Publikums einen Rundgang durch die Stadt machen. Freilich cheint auch diese Art der Bestrafung nicht viel geholfen zu haben, denn es wird berichtet, daß lie Frauen auf diesem Gang oftmals neue Händel anfingen. —* Das gestörte Kannibalenmahl. Der ranzösische Oberst Moll, der vor kurzem in Wadai als tapferer Soldat auf dem Felde der Ehre fiel, tonnte auf seinen Urlaubsreisen nach Paris manches wunderliche Erlebnis aus dem chwarzen Erdteile erzählen: „Eines Tages geriet ich." so plauderte er, „im Kongo mitten uuter einen Kannibalenstamm. Der Häuptling war gestorben, die Trauerfeier sollte beginnen. Die Frauen des Verschiedenen standen trauernd beisammen, ihr ganzer Körper war mit Manick« mehl dich! bedeckt, sie sahen so weiß aus, wie Fische, die in die Bratpfanne sollen. Man lud mich ein, am Leichenschmause teilzunehmen, als ich fragte, was es zu essen gebe wie» man gemütlich auf die in Mehl gebadeten Witwen. Nun begriff ich den Ausdruck trostloser Vrr« äakür, ässg ckie Otten cksrker Leitung auck im stlonat februar ru Ilmen allerlei Neuigkeiten, clie fortketsung «les eigen- artig interessanten vornan es unck sonstig« reickkaltige Lektüre bringt. zweiflung in den Mienen der gepuderten Damen. Ich lehnte sofort die Einladung ab und erklärte, daß ich mich mit aller Kraft dieser Hinopferung der Witwen widersetzen würde. Der Koch konnte das nicht begreifen, ganz verzweifelt lief er umher und wiederholte ein übers andere Mal: „Was soll ich nun den Gästen vorsetzen?" Ich gab ihm zum Ersatz eben so viel Ochsen als er Witwen schlachten wollte, aber die Kannibalen zeigten sich höchst unzufrieden mit dieser Programmänderung, und wirklich sagten sine ganze Reihe von Notablen ab. Sie wollten an einem so prosaischen Leichenmahle nicht teilnehmen und lehnten eS ab, sich „wegen einer solchen Bagatelle zu be mühen."