Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wdmff Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene -Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne t Nummern 10 Pf. Tharandt, Mn, Mtnlehn mb bie Megenden. — — Imlsblull für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. No. SS. Dienstag, den 1. Mai 18S4, Bekanntmachung. Nacherstchtliche Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden wird den Ortspolizeibehörden des hiesigen Verwaltungsbezirkes unter Bezugnahme auf die amts hauptmannschaftlichen Bekanntmachungen vom 19. Oktober 1889 und 1. August 1892 zur strengen Nachachtung hiermit bekannt gegeben. Meißen, am 25. April 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbach. Verordnung, den Nachrichtendienst in Viehsenchenangelegenheiten betreffend, vom 27. März 1894. In Gemäßheit eines von dem Bundesrathe zu gleichmäßiger Regelung des Nachrichtendienstes in Viehseuchenangelegenheiten gefaßten Beschlusses findet das Ministerium des Innern Sich veranlaßt, Nachstehendes zu verordnen: Die Ortspolizeibehörde hat jeden in ihrem Bezirke festgestellten ersten Ausbruch von: Rotz (Wurm) der Pferde, Esel, Maulthiere und Maulesel, Maul- und Klauenseuche des Rindviehes, der Schafe, Ziegen und Schweine, und Lungenseuche des Rindviehes (§ 10 Ziffer 3, 4 und 5 des Viehseuchengesetzes vom 23. Juni 1880 (Reichsgesetzblatt S. 153) sofort den Polizeibehörden aller dem Seuchenorte benachbarten deutschen Gemeinden auf mündlichem oder schriftlichem Wege mitzutheilen, welche ihrerseits den Seuchenausbruch auf ortsbe- hördliche Weise zur Kenntniß der Ortseinwohner zu bringen haben. Dresden, am 27. März 1894. Ministerium des Innern: gez. v. Metzsch. Körner. Hanptübung der städtischen und freiwilligen Feuerwehr. Sonnabend, den 5. Mai dfs. Js., Nachmittags 6 Uhr, soll eine der in 8 51 des hiesigen Feuerlöschregulativs vorgeschriebenen Hauptübungen der hiesigen Feuerwehren abgehalten werden, und haben sich hierzu sämmlliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften unter Anlegung ihrer Dienstabzeichen rc., bei Vermeidung der in § 52 des gedachten Feuerlöschregulativs angedrohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Die Versammlung findet an der Turnhalle Nachmittags V26 Uhr statt. Wilsdruff, den 28. April 1894. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Sonnabend, den 5. Mai d. I., 3 Uhr Nachmittags gelangen in dem Dorfe Rshrsdsrf folgende Gegenstände, als: 1 Nähmaschine, 1 Kommode, 1 Waschtisch und 1 Winterüberzieher zur zwangsweisen Versteigerung. Auktionslokal: Deutsches Haus daselbst. Wilsdruff, am 28. April 1894. Sekretär Vusch, Gerichts-Vollzieher. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm steht am Ausgange seiner Frühlings reisen mit ihren so wechselvollen bunten Bildern. Nach Ab stattung eines kurzen Besuche« am großherzoglichen Hofe von Weimar ist der erlauchte Monach am Mittwoch Nachmittag als Gast des Grafen Görtz in dem oberhessiscben Stäbchen Schlitz eingetroffen, um die nächstfolgenden Tage über in den ausge dehnten Forsten der Umgebung zu jagen. Soweit bekannt, ge denkt der Kaiser in den Vormittagsstunden des 2. Mai im Neuen Palais in Potsdam, dem bevorzugten Sommerheime der deutschen Kaiserfamilie, einzutreffen. Zur Stunde -st auch der mehrwöchige Aufenthalt der Kaiserin Auguste Viktoria in Abbazzia beendigt. Im neuen Palais sieht man dem Eintreffen der hohen Frau und der kaiserlichen Kinder für diesen Sonnabend entgegen. Ein zehntägiger Besuch des Prinzen Heinrich am russischen Hofe in nächster Zeit wird, wie mehrfach mitzetheilt worden, demnächst erfolgen. Die Angabe bestätigt sich durchaus. Eine politische Bedeutung ist, wenigstens unmittelbar, diesem Besuche nicht beizulegen. Mittelbar dagegen wird man doch politisch mit diesem Ereigniß rechnen können, da dasselbe einen sehr deutlichen Beweis für die guten Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg an die Hand giebt, wie er in Paris , namentlich Kopfzerbrechen machen dürfte. Nach ganz zuver lässigen Berichten ist die augenblickliche Stimmung des Zaren für Deutschland außerordentlich günstig, Prinz Heinrich überdies eifreul sich bei dem russischen Hofe überaus lebhafter Sym pathien. Es wird mit großer Betonung versichert, daß es im Laufe dieses Sommers jedenfalls zu einer Begegnung des deutschen Kaisers und des Zaren kommen werde. Möglich, daß dies geplante Zusammentreffen der beiden Souveräne durch den Besuch des Prinzen Heinrich in Petersburg befördert wird. lieber die Verlobung des russischen Thronfolgers mit einer deutschen Pr'nzcssin schreibt die „K. Z.": „Es verdient mit besonderem Nachdruck hervorgehoben zu werden, daß von den zahlreichen russischen Großfürstinnen, die sich nach Deutschland an protestantische Fürsten vermählt haben, keine einzige ihren Glauben gewechselt hat, und die griechischen Kapellen in unseren kleinen Residenzen stehen so gewissermaßen als Siegesdenkmale, welche die russisch-griechische Kirche auf protestantischem Boden errichtet hat. Als aber einst ein protestantischer Fürst ein der artiges Zugeständniß verweigerte, da ging noch an dem zur Ver lobung bestimmten Tage der ganze Plan entzwei. Es war König Gustav Adolf IV. von Schweden, der den Charakter hatte, die ihm bestimmte Braut, die reizende, seinem Herzen bereits nahestehende Alexandra Pawlowno, die ihm um diesen Preis dargeboten wurde, zurückzuweisen. Jenes Beharren der griechischen Großfürstinnen bei ihrem Glauben widerlegt eben die Fiktion, daß der Uebertritt als Ausdruck der Liebe zum künftigen Gatten zu betrachten sein; Rußland will auch in seinen Frauen beweisen, daß der physisch Stärkere auch die Gewissen zu seiner Verfügung hat Der Uebertritt wird erfolgen, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist er auch vorher ausbe dungen worden. Von unserem deutsch-protestantischen Stand punkt aus können wir das nicht ernst genug mißbilligen und nicht tief genug bedauem. Es ist ein politischer Anachronis mus und ein Schlag gegen die Ehre der evangelischen Kirche. . . . Mag der Großfürst-Thronfolger an der deutschen Prinzessin die Gemahlin finden, die ihm sein Haus erhält, aber mag sie zugleich dessen bewußt bleiben, daß sie einst eine Deutsche und eine protestantische Fürstentochter war, und daß aus ihrem Ge schlecht einer der Helden unserer deutschen Reformation hervor gegangen ist. Der Name der Väter schließt eine Pflicht der Kinder in sich, die sich nicht abwerfen läßt wie ein Mantel und nicht vertauschen läßt wie ein Ring. Prinzessin Alix von Hessen ist der Vergangenheit ihres Hauses, der deutschen Nation und dem Protestantismus eine Sühne schuldig; es giebt nur einen Weg ihr gerecht zu werden: sie trage Sorge für religiöse und nationale Duldsamkeit, vor Allem aber sorge sie für des Glaubens Genossen. Nur dann kann ihr vergessen werden, daß sie zu einem Thron Hinaufstieg über den Altar ihrer Kirche hinweg." Berlin, 25. April. Die „Kreuzzeitung" meldet: „Heute früh gegen 6 Uhr sahen 2 Angestellte des Centralhotels, wie sich ein Herr in den Wintergarten schlich und auf der Bühne alle Requisiten durch einander warf. Augenscheinlich suchte er nach dem Doweschen Panzer. Als die beiden Beobachter der Bühne näher kamen, floh der Eindringling über die Terrasse hinweg. Um 11 Uhr Vormittags fand nun eine Schießprobe auf Dowe vor mehreren Offizieren statt. Auch ein Gast er schien, der am Sonntag Abend in dem Hotel abgestiegen war, und französischer Offizier ist. Da der Letztere mit Bestimmt heit von den beiden Zeugen als die Person erkannt wurde, welche um 6 Uhr auf der Bühne handirte, so wurde seine Ent fernung aus dem Wintergarten sofort angeordnet. Der fran zösische Offizier ist der Oberst Theophile Larzinczki vom zweiten Regiment der Fremdenlegion. Gestern um die Mittagszeit be trat er sehr aufgeregt das Theaterbureau, um von dem Direktor Braun persönliche Genugthuung zu verlangen. Nachdem er Herrn Baron noch einige Schmeichelnamen an den Kopf ge schleudert hatte, wünschte er den Sekundanten genannt zu haben. „Was wollen Sir?" entgeMete der Direktor, „ich habe für die Schießerei keine Zeit". Als der Oberst aber mit Ungestüm auf ihn eindrang, rief Herr Baron nach dem Kunstschützen Herrn Martin und stellte diesen als seinen Stellvertreter zur Ver fügung, indem er hinzufügte: „Nehmen Sie sie sich in Acht, mein Herr, das ist ein Kunstschütze." Mit der Vertretung Barons durch Martins scheint aber der Franzose nicht einver standen gewesen zu sein, denn er ist noch an demselben Abend abgereist. Gestern Nachmittag um 3 Uhr hat der Dowesche Panzer wieder eine sehr eingehende Probe zu bestehen gehabt. Vor Offizieren vom Jngenieurkorps und von der Artillerie, und zwar in Gegenwart des Obersten Götze vom Patentamt, mußte Herr Dowe den Panzer anlegen. Offiziere hatten Patronen für das jetzige Jnfanteriegewehr (Modell 88) mitge bracht und luden eigenhändig das Gewehr, daß Martin später auf Dowe abschoß. Der Panzer hielt diesmal ebenso Stand wie früher. Uebrigens wurde eine gleiche Probe mit den Original patronen auch oon dem Geh. Obermedizinalrath Professor v. Bardeleben vorgenommen, nachdem gelegentlich des chirurchischen Kongresses die Ansicht ausgesprochen worden war, daß der Panzer den Militärpatronen nicht Stand halten werde. Professor v. Bardeleben und die gestern versammelten Offiziere haben dem Mannheimer Schneidermeister schriftlich bescheinigt, baß „die Erfindung sich als absolut kugelsicher erwiesen, und daß Dowe von den auf ihn abgegebenen Schüssen keine Belästigungen ver spürt habe." Im übrigen ist gestern auf Wunsch der Stabs offiziere noch auf den Panzer in hängender Lage und an einem Brett stehend in schräger Richtung geschossen worden. Das Ergebniß zeigte keine Abweichungen von dem früheren. Erfurt. Die Thüringer Gewerbe- und Industrie-Aus stellung, die vom 1. Mai bis 30. September in Erfurt statt findet, ist durch die rege Betheiligung bereits weit über die an fänglich gesteckten Grenzen hinausgewachsen. Nun, da die theil weise großartigen, theilweise originellen Bauten auf einem land schaftlich schön gelegenen Punkte Erfurts vollendet sind, wird e« klar, daß das Unternehmen eins der anziehendsten wird, welches Deutschland in Ausstellungen aufzuweisen gehabt hat. Die Vielseitigkeit, welche sich durch die Mitwirkung der um fangreichen und interessanten Thüringer Industrie, des Garten baues, ber Landwirthschaft, durch die aus dem ganzen Deutschen Reiche beschickten Sonderausstellungen von Motoren und Hilfs maschinen für das Kleingewerbe, von Gemälden, Frauenar beiten, Alterthümern, Racehunden rc. entwickeln wird, macht einen Besuch Erfurts in Verbindung mit den Glanzpunkten des Thüringer Waldes dies Jahr äußerst lohnend und genußreich. Neber das Vermögen der Produktiv-Genossenschaft der ver einigten Bäckerei-Arbeiter Berlins und Umgegend ist, wie der amtliche Anzeiger von heute meldet, unter dem 26. d. M. dex