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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nosfen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -freitag, den 20. Januar 1865. I Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Prei- für den V i ertt lj abr g a n g beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Bormtltags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, eiwatge Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Redaction Umschau. Der preußische Landtag ist am 14. d.M. im Weißen Saale deS Berliner Schlosses vom König Wilhelm in Person eröffnet worden. Der Thron rede wird man das Lob einer geschickten Fassung nicht versagen. Sie entwirft von den Erfolgen der Bismarck'schen Po ilik und von der Lage des Landes ein Bild, welches sehr glanzend ist, mit der Wahrheit aber nur insofern in Widerspruch steht, als die schlimmen Seilen der Zustande, die Unterdrückung der Landesrechte und das Mißver gnügen im Innern, sowie die gefahrvolle Span nung zwischen Preußen und dem übrigen Deutsch land übergangen und nur ganz leise angedeutet sind, Die großen Fragen des Augenblicks, die innere, die dcuische und schleswig-holsteinische wer den in Worten berührt, welche versöhnlich und ver nünftig klingen, aber über die Entschlüsse der Re gierung keine Aufschlüsse geben und dieselbe zu Nichts verpflichten. Die Rede beginnt mit dem Ausdruck der Genugthuung über den dänischen Krieg und den Friedcnsschluß. welcher,,eine Ehrenschuld Deutsch lands, deren Mahnungen wiederholt und unter tiefer Erregung des nationalen Gefühls an das gesammte Vaterland herangetreten waren", ehrenvoll eingelöst habe. Der König dankt dafür Gott und seinem tapferen Heere. Indem er es sodann der neuen Armeeorganilalion zuschreibt, daß der Krieg habe geführt werden können, ohne die Erwerbs- und Familienverhältnissc der Bevölkerung duich Aufbie tung der Landwehr zu beeinträchtigen, erklärt er, es sei um so mehr seine Pflicht, ,,die bestehenden Einrichtungen aufrecht zu erhalten und auf der ge gebenen Grundlage zu höherer Vollkommenheit aus zubilden." Diese Schlußfolgerung mag den Ab sichten des Königs dienen, logisch kann sie nicht genannt werben. Denn erstlich würde eine Armee von höchstens 70,000 Mann, wie sie zu dem dä nischen Kriege aufgeboten worden ist, auch nach der allen Heerverfussung, nach welcher es immer hin mehr als 200,000 Mann Linientruppen gab, ganz wohl ohne Einberufung der Landweor haben ausgestellt werden können, und zweitens ist gerade der gegenwärtige Krieg nicht osne Mitwirkung von Landwevrkräflen gefüort worben, wenn es auch nur etwa 4000 Landwebrmanncr aus den zwei jüngsten Jahrgängen und etwa 400 Landwedroffl- ciere gewesen sind, die ihn zwar nicht in geschlosse nen Landwehrregimenlern, aber (was für sie durch aus keine Erleichterung war) eingetheilt in die Linienregimenlcr, mitgemacht haben. Dec mit V« aller Stimmen wicdergewählte Präsident des Abgeordnetenhauses, Grabow, hat in seiner Antrittsrede betont, daß das preußische Volk seine Freiheit, seine Verfassung nicht hingeven könne, weil das Heer einen Sieg erfochten habe. Was die Abgeordneten zu dem traurigen Ber- hältniß Preußens zu Schleswig-Holstein sagen wer den, bleibt abzuwarten. Die Tvronrede will allen gegründeten Ansprüchen gerecht werden. Was aber Hr. v. Bismarck unter gegründet versteht, werden wohl wenige mit gutem Gewissen unter schreiben können. Wenigstens muß der künftige Herrscher der Herzogthümer das Militaicommanko, die Matrosenaushebung, die diplomaiische Vertre tung und die Häfen an Preußen ablreten. Was bleibt dem Fürsten bann noch übrig? — Der Rlttergulsdefltz r v. Thümen auf Schön blick bei Siangenhagen ui Schlesien wurde am ll. d. M. Nachmittags 5 Uhr in dem Augenblicke, als er auf ein ihm von feinem Seccetär zur Unterschrift