Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Sieben lehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. .HF -freitag, den 22. 8eMm6er 1865. Z8 Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang betrügt tü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mir großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. .. Umschau. Gasteiu für Olmütz. WaS waren wir wieder einmal so richtiger Ahnung voll, als wir dem Kriegsbund der deut schen Großmächte gegen Dänemark nicht viel Gutes zu trauten. Die Ahnung ist erfüllt und die Geschichte die ser Erfüllung ist vor unsern Augen vorübergegangen. ES ist unser Schwäche, daß wir den Staa tenlenkern, d. h. den Herren von der Diplomatie, so gern menschliches Fühlen beimefsen und ihnen sogar einen gewissen Grad von nationalem Ehr gefühl zutrauen. Und weil wir einfachen ehrlichen Leute des Volkes nur mit Bitterkeit auf die Zeit von 1848 bis 1852, wo von den Großmächten der offenbarste Verrath an den Herzogthümern Schleswig-Holstein und dem leider stets unzurech nungsfähig gebliebenen Lauenburg verübt worden, von der diplomatischen Heersührung eines Willisen an bis zur Auslieferung des gebundenen und ent waffneten SchleSwig-Holsteinischen Volkes an seine verbissenen Dränger, — zurückzublicken vermoch ten, so waren wir leichtgläubig genug, an eine Art Reue im Gewissen der Großmächte zu denken, als sie nach des Dänenkönigs Rosentod dem deut schen Bund die friedliche Besetzung Holsteins über ließen und dagegen die Kriegführung in Schleswig übernahmen. Wo sind wir wieder einmal hinge- kvmmen mit unserem Aberglauben an nationales Ehrgefühl deutscher Diplomaten und GewissenS- blsse der Großkaatenlenker! Wie hat man dem -sichel siinen dummen Aberglauben angestrichen', und wie ist man umgegangen mit dem natürlichen und dem — künstlichen Recht'. , Man beginnt einen Krieg mit dem Dänen- lvnig. Preußen schickt seine Landeskinder, Oester, reich die Kinder seiner Kronländer in blutige Schlach ten. Kann da einem redlichen Menschen ein au- dercr Gedanke beikommen, als daß der Dänenkö nig im Unrecht sein muß; denn wie sollten ein Kaiser nnd cin König, beide christliche Herrscher über christliche Reiche, anders handeln können, als zu kämpfen für das Recht und gegen das Unrecht? Die tapfern Heere gingen in dieser Ueberzeugung in den Tod, es sind ja Menschen dabei, es find ja nicht bloß Pferde, die man als gedankenlose Thiere nach dem Signal des CommandoS in den Tod hetzt. Ein würdiger Gedanke muß die Brust des Mannes und des Jünglings heben, denen je der Schritt in der Schlacht der letzte im Leben sein kann, und der Gedanke, für das Recht gegen das Unrecht zu fechten, - das war doch wahrlich das Geringste, was man den Kämpfern zur Sühne für ihre Wunden und den Hinterbliebenen der Todten zum Tröste bieten konnte. O die armen Narren! Wie find sie alle an geführt! Aber nicht während des Kriegs, erst beim Friedenmachen, nicht auf den Schlachtfeldern Nord- albingiens, sondern am grünen Tisch zu Wien kam's an den Tag. Da wurde es deutlich und klar aus gesprochen und schriftlich niedergelegt, daß der König von Dänemark in seinem besten Rechte war, daß ihm und ihm allein die Thron folge in den Herzogthümern gebührte. Die armen Verwundeten hatten für das Unrecht geblutet, im Kampfe gegen das Recht waren die Landeskinder zweier Reiche zu Tausenden getödtet worden! Und da glaubt etwa Jemand, die Herren Diplomaten an dem grünen Spieltisch mit Land und Leuten hätten sich etwa darüber, wie über ein^n entdeckten Jrrthum geschämt? O deutscher Ehrlichkeitsdusel! Gerade im Gegentheil: ganz entzückt waren sie wie