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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und de» Stadtrath daselbst. i2. Mai I8SS. 19. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträae w,l<i» "g Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur aeae» angenommen, »ach Befinben hono?irt «latt.s entsprechen, mit Die Rebactian. Umschau. Lie Leipziger Messe begann unter den günstig sten Aussichten. Den Markt beherrschte diesmal nicht die gedrückte Stimmung, die sich seil Jahren mehr oder weniger geltend machte. Tuche waren gesucht und gingen zu festen, zum Theil gegen die vorige Messe zu erhöhten Preisen rasch ab. Das selbe läßt sich vom Ledermarkt sagen, es wurde der Vorrath diesmal auffallend schnell an die Käufer gebracht und das Geschäft war für beide Theile ein zufriedenstellendes. Auch in anderen Branchen wur den gleich in den ersten Tagen so bedeutende Ver käufe abgeschlossen, daß man die Messe bereits als gut-mittelmäßig bezeichnete. Der großen Regsam keit auf dem Brühl, wo Abrahams Söhne mit Christen und Lürken ihr „Geschäftchen" machen, zeigte, daß der russisch-polnische Markt wieder auf zuleben beginnt. In Manufacturwaaren, Porzel lan, Glas u. dergl. wurden bedeutende Abschlüsse mit Amerikanern gemacht. Da, wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel, bringt der Telegraph die Kunde von dem blutigen Attentat, welches Lincoln und Seward nebst Sohn betroffen. Es war Mitt woch Abends nach 3 Uhr, als das Schreckenstele gramm gedruckt an alle Straßenecken angeschlagen wurde, und im Nu war eine wahrhafte Bestürzung in den Markt gekommen, eine totale Lähmung der Geschäfte folgte im Augenblick, die Amerikaner konnte man recht gut erkennen, denn unter lauten Aus brüchen von Verwünschungen auf Pen Süden lasen sie bas Telegramm und rannten höchst aufgeregt umher. Viele stellten ihre Käufe sofort ein, jedoch sollen sich einige bereits Tags darauf von ihrem panischen Schreck so weit erholt haben, daß sie begonnene Geschäfte leidlich zu Ende führten. Daß die Messe unter dem Eindruck dieser Unglückskunde nicht wenig leiden wird, ist gewiß. Baumwollene Garne stiegen augenblicklich. — Herr Payne, Inhaber der bekannten Kunst anstalt und Buchdruckercibesitzer, hat die Absicht, sein Institut für Setzerinnen, das er seit einigen Jahren errichtet hat, zu erweitern und fordert die Eltern, deren Töchter sich diesem Beruf widmen wollen, auf, sich bei ihm anzumelden. — Der Leipziger Wetterprophet, Hr. Stanne- bein, gewinnt an Ansehen. Sonnabend, am 22. April, veröffentlicht er folgende Wetterprophezeiung: „Vor nächsten Dienstag oder Mittwoch wird sich die derzeitige Witterung nicht andern." Diese An gabe h- «-"berraschend zugelroffen. Am 26. April Nachmittags veröffentlichte er Folgendes: „Morgen Donnerstag wird der Wind nach Nordnordwest gehen und einige kühle Tage bringen; beim Uebergange desselben könnte etwas Regen sein." Alle drei Punkte dieser Vorhersage trafen zu. Ferner gicbt er an: „Nach einer am 22. Mäiz d. I. niederge- schriebenen Beobachtung wird der Verlauf des Som- merwelters der folgende sein: Apiilr trocken; Mai: sehr wenig Regen; Juni: sehr trocken; Juli: etwas Regen; August: mehr Regen, namentlich in der zweiten Hälfte; September: etwas Regen; durch gängig ein schönes Sommerwctter." Die Sängerfesthalle, welche zum ersten deutschen Eängerbundesfeste in Dresden nach dem Entwürfe von E. Giese und E. Müller erbaut wird, erschien soeben in einer, aus dem Atelier von F. u. O. Brockmann hervorgegangenen und vom Festausschuß einzig autorifirten photograpbischen Abbildung. Dieselbe im Visitenkarlenformate nnd mit künstlerischem Fleiße au-geführt, giebt ein treues Gemälde dieses ebenso imposanten, al» geschmack-