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Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). NbonnementSpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer " ' ' M ' Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. sÜr kostet 10 Pf. Znseratenännahme 5 Jnseratenannahme Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. AchtunddreiHigstek Vahrgang. Nr. 87. Ireitag, den 1. Aovember 1878. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfonrage betreffend. ... der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise der Marschfourage des Hauptmarktortes Meißen für Monat September dieses Jahres folgendermaßen festgestellt worden: 7 Mk. 13 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 48 - - 50 - Heu, 1 - 91 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmmmschaft Meißen, dm A. 0-,°»-- is?s. von Bosse. Control - Versammlungen. Die diesjährigen Herbst-Control-Versammlungen in dem Gerichtsamts- und Stadtbezirk Wilsdruff finden vor dem Gasthofe zum goldenen Äöwen daselbst wie folgt statt. Donnerstag, den 7. November dieses Jahres, Nachmittags ^2 Uhr sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Benrlaubtenstandes ans dem Stadtbezirke Wilsdruff, sowie aus den Ortschaften: Kausbach, Unkersdorf, Roitzsch, Steinbach bei Kesselsdorf, Kesselsdorf, Huhndorf, Kleinschönberg, Weistropp, Niederwartha und Wildberg. Donnerstag, den 7. November dieses JahreS, Nachmittags ^3 Uhr sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Benrlaubtenstandes aus den Ortschaften: Sachsdorf, Klipphausen, Kneipe, Sora, Röhrsdorf, Grumbach, Herzogswalde, Steinbach bei Mohorn, Helbigsdorf, Birkenhain, Limbach, Blankenstein, Neukirchen, Lampersdorf, Lotzen, Schmiedewalde, Burkhardtswalde, Munzig, Neutauneberg, Alttanneberg, Rothschönberg, Perne und Groitzsch. Die Militairpapicre sind mit zur Stelle zu bringen, Orden, Ehrenzeichen, Kriegsdenkmünzen rc. sind anzulegen. * Ordres werden nicht erlassen und ergeht demzusolge an die Herren Gemeinde-Vorstände das Ersuchen, die in ihren resp. Ortschaften aufhältlichen Mannschaften des Beurlaubtenstaudes, zu welchen auch die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen gehören, zum pttnkllichcn Erscheinen bei den vorgedachten Controlen, durch Anschläge in öffentlichen Localen zu veranlassen. Meißen, am 1. October 1878. Königliches Landwehr-Bezirks-Commando. von Mandelsloh, Oberst. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Bekanntmachung. Nächsten Sonnabend, den S November d. I-, sollen von Nachmittags 4 Uhr an in dem Herrn Nagelschmiedemeister Köhler hier gehörigen Hause, Rosengasse Nr. 87, verschiedene Nachlaßsachen, als: Möbel, Betten, Hausgeräthe u. a. m. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 30. October 1878. Dcr Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Ein moderner Mnsterbankrott. Immer häufiger treten Erscheinungen zu Tage, welche den Nutzen des modernen Bankwesens als einen sehr problematischen für die Gesammtbevölkerung erscheinen lassen. Der geistvolle nnd tüchtige russische Finanzminister Cankrin hat bekanntlich schon vor Decennien den Ausspruch gethan, daß die wirthschaftliche Entwickelung des mo dernen Staatswesens, ohne jene Bankinstitute, sicher eine weit ruhigere und gesündere gewesen sein würde. Or. Strousberg bezeichnet in seinem bekannten Buche die modernen Banken ganz einfach als Wucher- Institute, und er bleibt den Beweis dafür nicht schuldig. Wie nach Telleyrand dem Menschen die Sprache gegeben sein soll, um seine Gedanken zu verbergen, so ist den modernen Banken offenbar die jährliche Publizirung einer „Bilanz" vorgeschrieben um — ihren wirklichen Status zu verbergen. Eine Bankbilanz ist für alle Menschen, mit Ausnahme derjenigen, welche sie gemacht haben, ein Buch mit sieben Siegeln. Kaum ein Blatt in der Geschichte des modernen Verkehrslebens ist so voll endloser Scandale, wie die Geschichte des neueren Bankwesens. Einen allerneuesten Beleg für diese Ausführungen bietet der viel besprochene Bankrott der City os Glasgow Bank. Die „N. Fr. Pr." schreibt über diesen Vorgang, dessen Consequenzen noch lange nicht abgewlckelt sein dürften, u. A. folgendes: In dem ganzen Kataloge aller möglichen strafbaren Handlungen, welche von einer Bank möglicherweise begangen werden können, fehlt auch nicht eine einzige, welche sich die Leiter der Bank in Glasgow nicht hätten zu Schulden kommen lassen. Sie führten seit einer Reihe von Jahren falsche Bücher, sie fälschten die Rechnungen und Ausweise, sowie die Bilanzen vor den General-Versammlungen; sie führten absolut werthlose Effecten als gut in ihren Aufstellungen fort; ste stellten gänzlich schlechte und uneinbringliche Forderungen als gute .Activa auf; sie falsificirten die Ausweise, welche sie dem Staate über ihren Geldvorrat!) abzulicfern haben; sie verwendeten die ihnen blos Jncasso gegebenen Wechsel zu eigenem Gebrauche; sie speculirten M dem Gelde der Acsionäre und der Depositoren in den ärgsten in wie Erie-Actien und dergleichen; sie gewährten Vorschüsse Millionen notorisch zahlungsunfähigen Leuten und auch absolut nicht realisirbare Sicherheiten; sie thaten all dies mit Vorbedacht und seit Jahren, und das Resultat dieser Gebahrung ergibt nun ein Netto-Deficit von mehr als sechs Millionen Pfund bei einem einge zahlten Kapitale von einer Million Pfund. Alles dies ereignete sich m Schottland, in einem Lande, welches bis jetzt auf sein Banksystem ungeheuer stolz war, unter den Augen von Directoren, die den Be such eines Theaters am Sonntag als die gottloseste Handlung be trachten würden. Diese Herren drohten noch eine Woche vor der Enthüllung ihrer sträflichen Gebahrung Jedermann mit einer Ver leumdungsklage, der ein Wort des Tadels gegen sie vorbringen würde, und sie befaßen die Kühnheit, in den letzten Tagen noch in London alle Anstrengungen zu machen, um den Bericht ihrer ver brecherischen Thätigkeit möglicherweise zu verheimlichen und eine weitere Activität der Bank zu ermöglichen. Jetzt hat man die Herren allerdings ins Gefängniß gesteckt. Da sie aber nicht in die Kategorie der kleineren Diebe gehören, so wird doch wohl erst abzuwarten sein, wie die Sache schließlich verläuft. Tugesgeschichte. Die Chronik des laufenden Jahres hat einen abermaligen, gegen ein gekröntes Haupt gerichteten Mordversuch zu verzeichnen. Dcr Monarch, welchem der glücklicherweise erfolglos verlaufene An schlag galt, ist König Alfons von Spanien und — ein be deutsames Zeichen der Zeit — auch in diesem Falle bekennt sich der Urheber des Verbrechens zu socialistisch-communistischen Anschauungen; seine Lebenssphäre ist die rothe Internationale. Genauere Aufschlüsse über das Vorgefallene werden hoffentlich schon die nächsten Tage bringen; das Faktum an und für sich aber reicht hin, um in der Brust jedes rechtlich und sittlich denkenden Menschen das Gefühl des Abscheues und der Empörung wachzurufen. Die deutsche Nation, deren Herz noch unter dem Drucke der schmerzlichen Erinnerung an die verhängnißvollen Tage des 11. Mai und 2. Juni steht, weiß vor allen andern die Empfindungen zu würdigen, von denen das spa nische Volk auf die Kunde von der Gefahr, in welcher der junge, kaum erst so schwer geprüfte Monarch schwebte, ergriffen ist. Dem weitsichtigen Politiker aber liefert das Madrider Attentat nur den