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TharNdt, NojstN, Sirbnilthn und die UniMlidtN. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmnnnschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wissdrnfi. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Inserate werden Montags —— und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 60 Freitag, den 25. Juli 1^84 Bekanntmachung. Die Besorgung der Straßenbeleuchtung in hiesiger Stadt soll unter den in hiesiger Rathsexpedition einzusehenden Bedingungen anderweit auf ein Jahr an den Mindestforderuden, jedoch mit Auswahl unter den Bietenden, vergeben werden. Hierauf Reflektireude wollen ihre Gebote schriftlich versiegelt mit der Aufschrift „Straßenbeleuchtung" bis spätestens den si. rs. Mts. bei uns einrcichen. Wilsdruff, am 24. Juli 1884. Der Sladtgemeindernth. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. In der Zeit vom 1. bis spätestens den 14. August a. c. ist der H. Termin Grundsteuer nach Höhe von 2 Pf. Pro Steuereinheit, sowie der III. Termin städtische Anlage und II, Termin Hundesteuer bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmerei zu entrichten. Wilsdruff, am 24. Juli 1884. Der Stadtrath daselbst. Ficker, Brgmstr. 3/ageSgefthichtr. Berlin. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind mit den Prinzessinnen Viktoria, Sofie und Margarethe am 23. d. früh 8 Nhr von der Wildparkstation aus begeben hatten, nach EnglMd abgereist. Es verlautet, daß die Reichstagswahl in der zweiten Oktoberhälfte stattfinden und der Reichstag bald »ach der Neuwahl emberufen würde. In der Nähe von Cöl» hielt Hauptmann Hennecke Felddienst übungen mit seiner Kompagnie. Da naht sich ein Leichcnzng. Der Hauptmann ritt an den Zug heran: „Wer ist der Gestorbene?" — „Johann Menrath, der letzte Veteran unseres Kreises aus dem Befrei ungskrieg von 1813." Sofort schloß er sich mit seiner Kompagnie dem Zuge an, geleitete ihn auf den Gottesacker und ließ die üblichen Ehrensalven über das Grab geben. Die Berliner Blätter melden aus Posen: Dem „Dzieunik Poz- nauski" wird aus Warschau gemeldet, daß der Kaiser Alexalider ganz bestimmt im August nach Warschau kommen werde. Die Vorberei tungen seien im vollsten Gauge und eine Militärbewachung von 13,000 Mann sei für den Bahnkörper bis Warschau designirt. Alle Russen, die sich nicht legitimsten können, werden vor Ankunft des Kaisers aus Warschau ausgewiesen. Der Sturm am 17. Juli wurde an vielen Orten zum Orkan. In Leipzig entwurzelte er die stärksten Bäume, konnte aber der Fest halle des Schützenbundes, die er gewaltig schüttelte, nichts anhaben. Es war die beste Probe für die Haltbarleit des Baues. Aus Hessen (Kassel und Umgegend) kommen viele Nachrichten über Verwüstungen an Häusern, Wäldern und Feldern. Den Gebirgsweg von Vend nach Hof-Gastein hat der Sturm für manchen Tag unfahrbar gemacht, die Bäume und Felsen liegen auf ihm wie Barrikaden. Am schlimmsten wüthete er in der Nähe von Paderborn. Getreide und Früchte sind zerschmettert, zahllose Bäume gebrochen; in Neuhaus hat er zahlreiche Dächer abgedeckt, Fabrikschornsteine umgeworfen, die Obstgärten ver nichtet und jahrhundertaltc Bäume im fürstbischöflichen Parke uieder- gelegt und zersplittert wie Schwefelhölzer. Sogar einen Theil der riesigen Mauer des mehr als 300 Jahr alten Wartthurmes hat er umgeworfe», so daß er den Schloßgrabeu füllt. Militär mußte tage lang arbeiten, um die Straßen frei zu machen. wa Verheerungen, welche letzter Tage ein Hagelwetter in Rheydt (Rheinprovinz) angerichtet hat, wird von dort gemeldet, daß an der mechanische» Weberei von Heinrich Jonkers 1800 Scheiben, an derjenigen an I. H. Söhne über 2000 Scheiben, an der- jeniger von Bettmann über 500 Scheiben und, was das Schlimmste ist, auch theilweise die Ketten »nf den mechanischen Webstühlen zer schlagen, resp. durch die herabstürzendeu Glassplitter zerschnitten wor den, so daß mehrere Etablissements still liegen müssen. Glas ist in ganz Rheydt und Gladbach keins mehr zu haben, und haben sich die beschädigten Fabrikbesitzer dieserhalb „ach Crefeld gewandt. Wien, 21. Juli. Entgegen anderweitigen Mittheiluuge» wird über die diesjährige Entrevue zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef Folgendes authentisch berichtet: Kaiser Wilhelm nimmt am 5. August das 21. Bad, verläßt am nächstfolgenden Tage Gasteiu, um dem österreichischen Kaiserpaare, wie seit einer Reihe von Jahren in Ischl einen Besuch abzustatten. Der Ort der Begegnung ist bisher noch nicht bestimmt. Falls am Tage der Abreise des deutschen Kaisers von Gastein schönes Wetter sein sollte, fährt Kaiser Wilhelm über Selzthal nach Aussee, woselbst er übernachten wird. Am nächsten Tage setzt der greise Monarch die Fahrt nach Ischl fort, woselbst er am 7. August präzise 12 Uhr Mittags eintrifft. Die Begegnung beider Monarchen findet in diesem Falle in Obertraun statt. Bei ungünstiger Witterung geht die Reise des deutschen Kaisers direkt nach Ischl. In Ebenste findet dann die Begrüßung Kaiser Wilhelms durch unsern Kaiser statt. aber in Frankreich brewn sie sich stius?"' von denen 2 mit tödtlichem Ausgange. In Nimes und Arles kamen ebenfalls Todesfälle vor. In Marseille sind seit Ausbruch der Seuche 690 Personen gestorben. Toulon leert sich immer mehr, die öffent liche» Arbeiten sind eingestellt und Mangel und Noth eingezogen. Die Trnppenmanöver unterbleiben. — Dr. Koch hat den Orden der Ehrenlegion erhalten. Marseille, 20. Juli. I» Folge einer für heute Abend einbe- rufeuen Versammlung von Sozialisten, deren Manifest eine Drohung mit dem Bürgerkriege enthielt, waren alle Zugänge und Straßen zum Rathhause durch Polizei abgesperrt und die Gendarmerie konsignirt. Vor dem Rathhause erschienen einige hundert Arbeiter, doch wurde» keine Reden geduldet. Marseille, 21. Juli. In Folge der gestrigen Arbeiterversamm lung wurden sechs Verhaftungen vorgenommen, darunter die des Bürgers Buisson, der trotz des Protestes des Polizeikommissärs unter Anfüh rung von dreißig Personen zum Maire Vordringen wollte, wobei aus der Gruppe Rufe ertönten: „Wir verlangen Arbeit und Brot!" Spät Abends waren vor dem Rathhause, wo der Präfekt, der Generalpro- kurator und alle Polizeichefs sich eingefunden hatten, an dreitausend Menschen erschienen. Das Verhör der Jnhaftirten wurde um diese Zeit iu Anwesenheit des Prokurators Dormand vorgenommen, welcher die Anklage wegen Zusammenrottung und Rebellion erhebt. Die Menge ging ruhig auseinander. Am 4. d. M. konnte man in London Zeuge sein, wie sehr sich jetzt die Deutschen im Auslande als Deutsche fühlen und nicht mehr daran denken, ihre Nationalität zu verleugnen, sich vielmehr stolz und mit Freuden als Deutsche bekennen. In der Gesundheitsausstellung zu London spielte die Kapelle der Magdeburger Kürassiere, und war dies der letzte Tag ihres Auftretens. Nicht nur die nach Tausenden zählenden anwesenden Deutsche», sonder» auch die Engländer zollten den Vorträgen lebhaften Beifall. Es ist in London Sitte, daß nach der Nationalhymne kein weiteres Stück gespielt wird. Der Applaus ließ aber nicht nach und die wackere Kapelle gab noch die „Wacht am Rhein" zu, welches Lied von den Deutschen begeistert mitgesungen wurde, ein Vorfall, der bis jetzt noch nie vorgekommen sein soll. Er neuter stürmischer Applaus bewog zu weiterer Zugabe „Was ist des Deutschen Vaterland" und dann noch eines „Potpourri patriotischer Lieder". Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, als noch kaiserliche deutsche Marinematrosen erschienen (die ersten kaiserlichen Matrosen, die London in Uniform gesehen.) Im Triumph wurden die Trom peter, jeder einzeln, von den Deutschen in Empfang genommen und gemeinsam mit de» Matrosen unter Absingen der „Äacht am Rhein" zu gemüthlichem Beisammensein geleitet. In Northwich, einer Stadt von 13,(XX) Einwohnern in Cheshire in England, herrschte am Dienstag eine große Panik. Die Stadt steht auf ungeheuren Salzlagern, deren Auslaugung immer währende Ervstürze zur Folge hat. Am Dienstag begannen die Dach- gebälke aller Häuser unheimlich zu knistern, die Mauern barsten, und die erschreckten Einwohner, die eine Katastrophe befürchteten, flohen entsetzt nach den benachbarten Hügeln. Vor ihren Augen begann dann ein in der Mitte der Stadt gelegenes Häuserviereck, welches von den Anlagen der Wagenfabrik-Firma Jones eingenommen war, zu ver sinken und am Abend ragte nur noch die Spitze des Dampfschlotes aus der gähnenden Erdspalte hervor, die sich dort geöffnet hatte. Die Einwohner von Northwich haben die Stadt räumen zu begonnen.