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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Roffen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und de» Stadtrath daselbff. 48. Freitag, den 25. Juni 1875. Auetivn. Künftigen Dienstag, den 29. dieses Monats, von früh ^9 Uhr an, sollen in dem zum Vermögen des Händlers Ernst Louis Muller hier eröffneten Creditivcsen im Gasthofe zum Weißen Adler allhier verschiedene Galanteriewaren, als Gesichtsmasken, Kinderspielzeuge, Speiselösfel, Bleistifte, Knöpfe, Schiefer kästen, Zwirn, Band, Schnüre, Puppen, Puppenköpfe, Lineale, Bürsten, Gratulations- und andere Karten, Spazierstöckc u. s. w. gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. Königs Gerichtsamt Wilsdruff, den 18. Juni 1375. In Jnterimsverwaltung: Dr. Gangloff, Assessor. Auct i 0 ns Künftigen 1ft. Juli d. I. von 8 Nkr NN sollen im hiesigen Gerichtsamtshause verschiedene Gegenstände als: ein Schreibsecretair, I Kommode, Tische, Stühle, 1 Bette, Kleidungsstücke u. s. iv. gegen sofortige Äaarzahlung an den Meistbietenden versteigert werden, was hierdurch bekannt ge macht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 21. Juni 1875. In Jnterimsverwaltung: Dr. Gangloff, Assessor. Tagesgeschichte. Bezüglich der Landtagsabqeordnctenwahlen schreibt die „Rcichsztg.": Die Wahlen von 30 Abgeordneten zur 2. Kammer sollen auf Ende August oder Anfang September ausgeschrieben werden, da mit die Einberufung des Laadtages möglichst noch vor Beginn des October erfolgen kann. Die beiden liberalen Parteien, Fortschritt- Icr und Nationalliberale, sind theils durch die Presse, theils ? durch das gesprochene Wort in die Agitation eingctreten, und die Solialdemvkraten haben angekündigt, dass sie, es ist das erste Mal seit Organisirung dieser Partei in Sacksen, ebenfalls selbstständig mehrere Candidate» aufstellen werde. Nur die confer- l vative Partei hat ein Lebenszeichen noch nicht von sich gegeben; die , Erklärung für dieses Schweigen darf man aber nur in der nun so ! ziemlich beendeten Neubildung und festeren Organisation der Couser- ' vativen suchen. Der konservative Verein für das Königreich Sachsen Wird sei» ausführliches Programm in allernächster Zeil veröffentlichen, und dasselbe dürste im Wesentlichen auch das Programm der conser- vativen Candidaten für den sächsischen Landtag sein. . ^ilna b. Dresden hat ein Wirthshausstreit am Sonntag em Menschenleben gefordert. Ein Schuhmachergeselle und ein anderer Mau» waren im Gastzimmer des dortigen Gasthofes wegen eines Mädchens gegenseitig in Streit gcrathen, der sich bis zum Nach- hausegehcn ausdehnte und auf der Straße in Schlägerei ausarlete. Dabei erhielt der Schuhmachcrgcscllc von seinem Gegner einen Stich mit einem stumpfen Instrument in den Kopf. Der Verletzte rief so fort er sei gestochen worden, man solle den Thäter sesthalten; er ent sprang aber und der verwundete wankte, unterstützt von herbcigeeilten Leuten, nach dem Gasthof zurück, wo er bewußtlos uiedcusank. Der Wirth des Gasthofes ließ ihn ins Bett bringen und einen im Ort wohnenden Arzt bitten Zn Häse zu kommen. Dieser eilte sofort her bei und lhal Alles, was die NmNände erheischten; der Verwundete kam aber nicht wieder zum Bewußtsein und gegen 4 Nbr M v- stellte sich der Tod ein. Hoffentlich gelingt xg, Mörder 'zu em ; decken. Die beiden zum Tode vernrtheilten Raubmörder Gebrüder Franz sind auf dein Gnadenwege durch den König zu lebensläng lichem Zuchthaus begnadigt und bereits in das Zuchthaus nach Wald heim überführt worden. In Pirna ist auf Antrag des Thicrschutz-Vereins ein Thierquäler der in seinem Garten den Zugang zu einem Nothschwänzchen-Neste in der Maueröffnnng mit Lehm verschmierte, zu 60 M. Strafe ver- urtheilt worden. Uebcr ein erfreuliches Beispiel konfessioneller Friedfertigkeit be richtet dec „Dr. Anzeiger": Am Grabe einer katholischen Wittwe, die neben ihrem verstorbenen protestantischen Gatten beerdigt wurde, wie sie dies sehnlichst gewünscht, erschien auf Verlangen der hinterlassenen protestantischen Tochter der katholische Priester und zwar im Amts ornat, verrichtete alle die kirchlichen Gebräuche, gab der Abgeschiedenen seinen Segen und erbaute alsdann die Leidtragenden, fast lauter Protestanten, durch eine wahrbafl evangelische deutsche Grabrede, daß man nur Eins wünschen mußte, es möchten Hunderte, ja Tausende von Protestanten zugehörl haben. In einer Zeit, wo zwischen den christlichen Kvnfessionsparteien oft so unchristlicher Streit geführt wird, ist solch' brüderliche Toleranz eine wahrhaft versöhnende, segensreiche Erscheinung. In Gotha ist. wie der „Dr. Anz" aus sicherer Quelle ver nimmt, jüngst die Feuerbestattung behördlicherseits gestattet worden Es sind selbstverständlich alle diejenigen Sicherungsmaßregeln Vorbe halten worden, welche der Staat als nothwcndig und die Anhänger der neuen Bestattuugswcise selber als billig aufgestellt und vorgcschlagen haben. Nächstens geht es an die Einziehung der Zweithalerstücke im Deutschen Reich. Himmel ist das ein Summen untcr den Sozialdemocratenl Präsident Hasenclever soll einem Agenten Auftrag gegeben haben, ihm ein Landgut zu kaufen, 40,000 Thlr. wollte er sofort anzahlen, denn seine Mittel erlaubten ihm das. Der „Görlitzer Anzeiger" enähtt's und glaubt jeden-alls, Hasenclever wolle auf dem Gute - ' ä 't - a u aniegcn, den Normalarbeitstag oem geschulten u. fleißigen Knecht so viel Lohn zahlen wie dem ungeschickten u. faulen, seinem Inspektor so viel wie der Milchmagd u. den jährlichen Reinertrag, wenn etwas übrig bleibt unter Alle verlheilen.