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s neu neu Ud ln- ort )en Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prremimersnäo. Anzeiger Inserate werde» bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. § Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SO.Sonnabend, den 31. Zuli L88V.5. Jahrg. Bekanntmachung. Die Grundsteuer pro H. Termin ist spätestens bis zum 1«. August d. I. bei Vermeidung executivischer Beitreibung an hiesige Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Zwönitz, am 30. Juli 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Finanzminister-Zusammentretung in Gotha deren Verhandlungen streng geheim gehalten werden, beschäftigt die Tagespresse auf das Lebhafteste und wird theilweise als Agitations mittel gegen die neuere Zollgesetzgebung verwerthet, indem man der Koburger Conserenz die Absicht zufchreibt, weitere Stenern ausfindig zn machen oder das Tabaksmonopol vorbereiten zu helfen. In dieser Beziehung geht in conservativen Kreisen das seltsam klingende Ge rücht um, der Reichskanzler sei nicht abgeneigt, eventuell die Hilfe des Centrums in Anspruch zu nehmen, um das Tabaksmonopol zu gewinnen, und das Zentrum würde sich seinerseits bereitwillig zeigen, dem Fürsten Bismarck zu diesem Monopol zu verhelfen, wofern er vorher das Versprechen geben wollte, eine Revision der Maigesetze zu veranlassen. Das Zentrum verlangt aber anch Garantien, ehe es für das Monopol stimmt, und als eine solche Garantie betrachtet es die Rückkehr der Bischöfe. Frankfurt a. M., 28. Juli. Bei dem Feuerwerke, welches heute Abend auf dem Tnrnfestplatze abgebrannt wurde, erfolgte bald nach Beginn desselben eine Explosion, durch welche etwa 12 Personen verwundet wurden, darunter mehrere sehr schwer. Das Unglück entstand durch Zerspringen eines eisernen Mörsers. Durch Spitter desselben wurden, soweit bisher ermittelt werden konnte, ein junges Mädchen getödtct und zwanzig Personen sehr schwer verwundet; vier von denselben sind bereits amputirt morden. Von den Verunglückten ist einer aus Hanau, ein anderer aus Höchst, die übrigen wohnen sämmtlich in Frankfurt. Frankreich. Der Ministerrath wird sich in seinen nächsten Sitzungen mit der Frage zu beschäftigen haben, ob die Amnestie sich auch auf 13 Individuen erstreckt, die wegen Beleidigung am letzten Aufstande in Algerien zum Tode vernrtheilt sind. Der Minister des Innern bejaht die Frage, während der Siegelbewahrer sie, auf den Wortlarit des Amnesticgesetzes gestützt, verneint. England. Die englisch-indischen Trnppen haben in Afgha nistan in'dem Allgenblick, wo sie sich anschickten, das Land zu ver lassen, abermals eine schwere Niederlage erlitten. Lord Hartingtou hat darüber in der Mittwoch-Sitzung des Unterhauses Mittheilung gemacht. Nach einem der Negierung ans Kandahar zugegangenen Telegramm sei die Trnppenstreitmach. des Generals Barrow ver nichtet und ziehe sich die englische Besetzung von Kandahar in die Citadelle zurück. General Phayre telegraphirte, man möge alle ver fügbaren sammeln und auf Kandahar marschiren lassen. Nach Simla erging der Befehl, wenn nothwendig, eine weitere Brigade abgehen zu lassen. Spanien. Madrid war am Geburtstage der jungen Königin Christine festlich beflaggt und Abends glänzend beleuchtet. Nachdem die Königin in den nennten Monat der Schwangerschaft getreten, werden in Folge eines ministeriellen Rundschreibens in allen Kirchen Gebete für den glücklichen Verlauf des zu gewärtigenden Ereignisses abgehalten. Es ist soviel als gewiß, daß der eventuelle künftige Thronerbe den Namen Philipp erhalten wird. Sollte eine Prinzessin das Licht der Welt erblicken, so wird sie Marie Christine getauft werden. Griechenland. Die Regierung hat sich ofsiciell bereit erklärt, die von der Berliner Conserenz vorgeschlagene Grenzlinie gegen die Türkei anzunehmen. Rußland. Nachdem die Nihilisten lange Zeit hindurch kaum noch ein Lebenszeichen von sich gegeben haben, kommt jetzt wieder die Kunde von revolutionären Zeitungen, die in der russischen Haupt stadt verbreitet werden. Die Nihilisten versuchen darin wiederum, das russische Publikum zu überzeugen, daß nur bei einer gewaltsamen Durchführung ihrer Principien auf eine Besserung der Zustände Rußlands zu hoffen sei. Jede sonstige Hoffnung auf Reformen sei vergeblich. Interessant ist auch die Behauptung, daß der Attentäter Mladetzki seiner Zeit ganz aus eigenem Antriebe auf den Grafen Loris-Melikoff geschossen habe, in welchem schon damals wie jetzt die ganze Nihilistenpartei ihren bei weitem gefährlichsten Gegner erkannte. Lokales und Sächsisches. — Der Turnverein in Metz (gegründet 1872) hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr im Monat August die Gräber der in den Metzer Schlachten Gefallenen zu schmücken, gewiß ein schöner Trost für die Zurückgebliebenen und eine Aufgabe, die dem Vereine, meist junge Leute, zur Ehre gereicht. In Bälde findet dieser Aus flug statt; es bietet sich den Angehörigen der Todten die beste Ge legenheit dar, fich an diesem Ausfluge zu betheiligen oder auch einen Kranz an Ort und Stelle ohne weitere Unkosten, als die Frankatur desselben, gelegt zu bekommen. Die Kränze sind zu adressiren: „An den Vorstand des Turnvereins in Metz." Die Gräber um Metz sind alle wohlgepflegt, es sorgen dafür die von der Negierung angestellten Grabmärter und manch' duftender Blumenstrauß, manch' frischer Kranz wird von eingemanderten Deutschen an Sonn- und Festtagen niedergelegt ans Denkmäler und Grabhügel. Der Ausflug findet dieses Jahr am 15. und 16. August statt, am ersten Tage werden die Schlachtfelder bei Verneville, Gravelotte, St. Marie aux Chönes, St. Marie, Vionville, Gorze besucht, Tags darauf Borny, Colombey, Noisseville und der Friedhof zu Maizieres. Dresden. Se. Maj. der König begab sich am Mittwoch früh 6 Uhr mittelst Extrazugs in Begleitung des Kriegsministers von Fabrice, des Generallieutenants v. Funke, des Generalmajors von Schubert und des Majors von Schlieben von Strehlen nach Zeit hain, um den Hebungen des 1. Feldartillerieregiments beizuwohnen. Dieselben bestanden in Paradiren im Trabe, verschiedenen Exercitien und im Schießen sowohl nach festen als beweglichen Scheiben. Leipzig. Ein „Fettmensch" mit dem respectablen Gewicht von 423 Pfund zeigt sich gegenwärtig in der hiesigen Centralhalle. Der Name des monströsen Herrn ist Wilhelm Kaiser und urspringlich ist derselbe ganz normal gewachsen, so daß er noch an dem 70er Kriege als Kanonier theilnehmen konnte. Kurz darauf traten aber seine Proportionen derart über das Maß des Natürlichen hinaus, daß sich die Departements-Ersatz-Commission für 1876 veranlaßt sah, Kaiser wegen hochgradiger Fettleibigkeit als dauernd unbrauchbar zu erklären und ihm aus den Militärverband ausscheiden zu lassen. In seinem Beinkleide könnte bequem der Leibesumfang eines ge wöhnlichen Sterblichen Platz finden. Uebrigens zeigte Herr Kaiser durchaus proportionale Forme,', einen kleinen hübschen Kopf mit blonden, Bart und Haar und munteren blauen Augen. Seine Schneidcrrechnung muß entschieden Gruseln einflößen, denn nicht weniger als 21 Ellen Tuch bedarf der rundliche Dicke zur Bedeckung seines lieben Jchs. Eine Hungerkur brachte ihn kürzlich um 50 Pfund