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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes HefcHästssterken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annonccn-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. W Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1 Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 . Landwirthlchaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis^Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. z» Kutsnitz Dm« und Swemndsünhigster- Jahr-gang. Sonnabend. Nr. 10. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. 3. Februar 1800. Ortskrankenkasse zu Pulsnitz. Sonnaöenb, den 3. JeSrunu 1900, abends 8 Uhr WllM - Vee^amnilung. Chi« «- Während alle Welt mit begreiflicher Spannung dem weiteren Verlaufe des südafrikanischen Krieges entgegenblickt, beginnt plötzlich auch die eigenartig verschlungene ostasiatische Frage in Folge der jüngsten politischen Ereignisse in Peking das allgemeine Interesse erneut in Anspruch zu nehmen. Ob das Sensationsgerücht, nach welchem der junge Kaiser Kuangsü von China Selbstmord verübt habe, oder, wie eine andere Version wissen will, heimlich bei Seite geschafft wor den sein soll, begründet ist, daß ist >ur Zeit allerdings immer noch nicht authentisch bekannt. Mindestens mutz er aber politisch als ein todter Mann betrachtet werden, denn das Eine steht wenigstens fest, daß Kuangsü von seiner Tante, der energischen Kaiserin-Wittwe von China, zur Abdankung gezwungen und daß hierbei zugleich der neunjährige Prinz Pu Chun als Thronerbe proclamirt worden ist. Außerdem hat die Kaiserin-Wittwe gleichsam mit dem von ihr gewalt sam erzwungenen Thronwechsel auch alle höheren Staatsbe amten, welche als Anhänger der chinesischen Neformpartei und demnach als Befürworter der Einführung westlicher Neuerungen in den stagnirenden staatlichen Organismus des „Himmlischen Reiches der Mitte" gelten, entlasten, und letztere Erscheinung charakterisirt hinlänglich die Grundtendenz des soeben in China begangenen Staatsstreiches als den eines in seinem innersten Wesen sremdenfeindlichen Aktes. Der Umstand, daß gerade der junge Prinz Pu Chun zum Nachfolger des Kaisers Kuangsü ausgerusen worden ist, läßt diesen auslandsfeindlichen Charakter des Thronwechsels in China ganz besonders hervortreten, denn der künftige Beherrscher des gewaltigen Zopfreiches ist der Sohn des Prinzen Tuan, letzterer aber wird als ein entschiedener Gegner der Europäer bezeichnet, und in diesem Sinne dürfte zweifellos die weitere Erziehung des jugendlichen chinesischen Thronfolgers erfolgen. Anläßlich eines solchen Standes der Dinge ist es nicht recht verständlich, wenn z. B. in Londoner wie in Peters burger Meldungen behauptet wird, daß die neuesten Vorgänge in Peking so gut wie gar keine politische Bedeutung besäßen und daß darum von ihnen auch keinerlei Schwierigkeiten zwischen China und den fremden Mächten zu befürchten seien. Im Gegentheil, eS läßt sich sehr wohl denken, daß der stattgefundene Thronwechsel, weil in ihm die in den Pekinger Negierungskreisen vorherrschende reaktionäre, reform- und srcmdenfeindliche Strömung abermals zum scharfen Aus druck gelangt ist, unter den Anhängern der in China weitver zweigten reformfreundlichen Richtung Beunruhigung und Gährung Hervorrufen könnte, und dann müßte mit dem Ausbruche neuer ernster innerer Unruhen im Lande gerechnet werden. Wenn aber den Vorgängen am Pekinger Hofe wirklich eine allgemeine gegen das Ausland gerichtete Ten denz innewohnt, dann wäre auch die weitere Lesart, Rußland und Frankreich hätten hierbei die Hand mit im Spiele ge habt, unbegründet, denn beide Mächte müßten bei der Etab- lirung eines offen fremdenfeindlichen Regimes in China ja ebenso für ihre Interessen in letzterem Lande fürchten, als die anderen Mächte. In Pariser Meldungen wird daher die geschaffene Lage in China zweifellos richtig beurtheilt, wenn es in derselben heißt, jene Vorgänge könnten Unruhen in China Hervorrufen, durch welche dort beträchtliche europäi sche Interessen finanziellen Charakters leicht in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Auch wird betont, daß die Kaiserin von China Abneigung gegen alle Europäer überhaupt erfülle, und ihre von Zeit zu Zeit zur Schau getragene Freundlich keit gegen die eine öder die andere auswärtige Macht sei ausschließlich auf die Verschärfung vorhandener Rivalitäten und deren Ausbeutung zu Gunsten Chinas berechnet. Diese Verhältnisse erscheinen allerdings geeignet, alle europäischen in Ostasien interessirten Mächte sür den Fall, daß aus dem Thronwechsel in Peking wirklich ernstere Ver wickelungen im Lande entstehen sollten, zu einem gemeinsamen Auftreten und Handeln gegenüber China anzuregen und dafür die von ihnen dort verfolgten Sonderintereffen einst weilen zurückzustecken. Ob dies, wenn nöthig, auch geschehen würde, das ist freilich fraglich, und darum kann die Mög lichkeit keineswegs unbedingt zurückgewiesen werden, daß die neuesten politischen Ereignisse in China unter Umständen doch Schwierigkeiten zwischen den dort miteinander rivalisi- renden Mächten veranlassen würden. Jedenfalls wird die europäische Diplomatie gut thun, über den kriegerischen Er eignissen in Südafrika nicht die sich erneut meldende ostasia tische Frage zu vergessen, sie birgt ebenfalls weittragende und gewichtige Entscheidungen in sich. Oertliche rmd sächsische Augelegeuheiteu. Pulsnitz Der am Donnerstag Abend im Saale des Hotels „Grauer Wolf" stattgesundene Vortrag des Kaufmännischen Vereins war gut besucht. Nach kurzen Begrüßungsworten seitens des Vorsitzenden, Herrn Cun- radi, erhielt der Schriftsteller und Missionar Ernst Just aus Hildesheim das Wort zu seinem Vortrag über: „Ost indische Kulturbilder aus Production, Handel und Verkehr." Der Redner bemerkte zunächst, wie die indische Kultur so ganz im Gegensatz zu unserer stehe und verbreitete sich in sehr interessanten Ausführungen über die gesellschaftlichen, sittlichen, religiösen und Verkehrs«Verhältnisse. Reicher Beifall wurde dem Herrn Redner, der seinen Vortrag schließlich durch wohlgslungene Lichtbilder wirksam unter stützte, zu Theil. Pulsnitz. Bei der Sparkasse zu Pulsnitz wurden im Monat Januar 1900 1091 Einzahlungen im Betrage von 70551 01 geleistet, dagegen erfolgten 646 Rückzahlungen im Betrage von 55 786 74 Der Gesammtumsatz betrug 235326 60 — Einen herrlichen Anblick gewähren gegenwärtig die überladenen Bäume und Sträucher in ihrem herrlichen Weiß. Dicht und schwer liegen die blendenden Massen auf Besten und Zweigen. Selten tritt der gegenwärtige Fall ein, daß bei derartig hoher Temperatur Schneemassen in der Menge niedergehen, wie in den letzten Tagen. Noch effektvoller als Laubdäume geben sich Nadilgewächse, in sonderheit die dunklen Tannen unter der Last des bedecken den Schnees. — Kritische Tage hat der Februar nur einen und zwar den 14. Wir können aber den ganzen Monat als einen kritischen bezeichnen und den 27. Februar sicher als einen kritischen Tag erster Ordnung, den Fastnachtsdiens tag, der sicher mit manchem Sturm, sogar mancher Ueber- fluthung austreten wirb, ja sogar Erdbeben sind wahrschein lich, weil bei vielen der Boden unter den Füßen wacklig werden wird. Ob das aber mit der Mondnähe, wie bei Falb, zusammenhängt, bleibe dahingestellt. — Der Februar ist der kleinste, aber der neckische unter den zwölf Jahresbrüdern. Er ist der Possenreißer und macht sich gern lustig, aber auf Kosten anderer. Zwar ist die Sonne schon merklich höher gestiegen, doch plagt er die Menschen gern noch am allerhärtesten mit gräulicher Kälte und nutzt seine Macht am meisten aus. Er ist ein launiger Gesell, doch hat er darum auch seine Tücken. Von der größten Heiterkeit, die er sogar hoffähig macht, tritt er plötzlich in den tiefsten Ernst über, wieder auch im Gegentheil mit der häßlichsten Kälte erscheint und dann wieder schon mit herrlichen Frühlingstagen auswartet. Er liebt stets die Ausnahmen. Er macht allen Gehaltem pfängern die Freude, mit weniger Tagen aufzutreten. Im Allgemeinen aber bringt er uns dem Frühling um ein Erhebliches näher. Das ist seine schönste Seite. — Im Monat Februar nehmen die Tage schon um 3 Stunden zu. Im Anfang des Monats geht dis Sonne um 8 Uhr auf, um 5 Uhr unter; Ende des Monats aber um 7 Uhr auf und ^46 Uhr unter. — Die Ausgabe der weiteren Germania-Marken zu 3 und 5 Pfg. ist im April oder Mai zu erwarten. Da die Ortssätze für Karten und Drucksachen zu 2 Pfg. schon am 1. April in Kraft treten, werden an jenem Tage Post karten und Briefmarken zu 2 Pfg. mit dem Bilde der Germania erscheinen. — Der Tropfen am Wasierleitungshahn. Interessante Resultate ergeben sich, wenn man berechnet, wieviel Wasser durch das Tropfen eines Leitungshahnes verloren geht, des sen Gummischeibe nicht dicht ist. Nach genauen Beobach tungen fallen nämlich von einem undichten Hahn welcher „troplt' in der Minute 50 Tropfen ab. Das macht in 100 Minuten 5000 Tropfen oder einen Liter Wasser, in 24 Stunden aber 14'/, und in einem Jahre über 5000 Liter Wasser, welche nutzlos fortlaufen. Darum sollte jeder spar same Hauswirth tropfende Leilungshähne schleunigst repa- riren lassen. — Nicht uninteressant dürste es sein, die Preise sür Lebensmittel und Getreide von vor fünfzig Jahren zu er fahren: Das Pfund Rindfleisch kostete durchschnittlich 2 Neugroschen 5 Pf-, Schweine- und Schöpsenfleisch 3 Neu« qroschen, Kalbfleisch 1 Neugroschen 6 Pf. Die Kanne Milch wurde mit 7 Pf., die Kanne Butter mit 11 bis 12 Neugroschen bezahlt. Der Scheffel Korn kostete bis zu 3 Thlrn., Gerste bis zu 2 Thlrn., ebenso Heidekorn, Hafer bis zu 1 Thlr. 11 Neugroschen. — Wer jetzt einen Sterbesall anzeigt, thut gut, sich vorher über die Verhältnisse des Verstorbenen recht genau zu unterrichten. Denn seit Neujahr liegt die Mittheilung der Sterbefälle an die Amtsgerichte nicht mehr den Local richtern, sondern den Standesbeamten ob, die sich deshalb, wenn ihnen der Sterbesall angezeigt wird, bei dem Anzeigenden über die Umstände erkundigen müssen, die sie in ihrer Mittheilung an das Gericht zu erwähnen haben; insbesondere haben sie außer Namen, Geburtstag und Geburtsort, Sterbetag, Wohnort des Verstorbenen usw. anzugcben, ob dieser lebende Kinder hinterläßt, wie viele davon volljährig, wie viele minderjährig sind, ob der Verstorbene deutscher Reichsangehöriger war oder welchem nichtdcutschen Staate er angehörte, ob schleunige Verfügungen über den Nachlaß nothwendig sind und ob der Nachlaß mehr als 150 M. Werth ist. Giebt man über diese Punkte gleich bei der Anzeige des SterbesalleS bei dem Standesbeamten genügende Auskunft, so wird man sich in den allermeisten Fällen eine Bestellung auf das Gericht ersparen. — Bei dem Füttern der darbenden Vögel ist es wich tig dafür zu sorgen, daß bei den befiederten Gästen nichts Schlimm-res eintrete als der vorhandene Hunger, nämlich Krankheit. Vom Regen oder Schnee durchnäßte Speisen schaden, wenn sie einige Zeit gestanden haben, ebenso die eingeweichten unter derselben Voraussetzung. Bedeckte Fut terplätze sind daher am besten; und im übrigen sorge also der freundliche Geber dafür, daß seine Gaben auch wirkliche Wohlthaten sind. Großnaundorf. Der hiesige Kgl. Sächs. Militär- Verein feierte am vergangenen Sonntag im Lunze'schen Gasthöfe den 41. Geburtstag Sr. Majestät Kaiser Wilhelm 11. und zugleich sein 20 jähriges Stiftungsfest. Während des Concerts nahm der Vorsitzende des Vereins, Herr T. Gärtner Gelegenheit des Kaisers, sowie Sr. Majestät deS Königs Albert in einer Ansprache zu gedenken. Verschiedene gut gelungene Aufführungen boten reiche Abwechslung und ein darauffolgender flotter Ball beschloß die würdige Feier. Dresden. Infolge des starken Schneefalles und der Zerstörung unzähliger Leitungen mußte der gesummte Telephonbetrieb am 31. Januar Nachmittags in Dresden ruhen. Vormittags hatte man auf ganz vereinzelten Stre- cken noch gesprochen; da aber infolge Zusammenbruches