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pulsnitzerMchenblaN llliis Jeitiins kA-nspi-^kei- v?. iS UM-lWlW Dlatt >MZ TrschkMi Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Im Falle höherer Gewalt - Kr^eg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder dcrBeförderungsrinrichtungen - hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lie ferung oder Nachlieferung der Zeitung oder : auf Rückzahlung des Bezugspreises. Vierteljährlich M 230, bei freier Zustellung; bei Abholung vterteljährk. M2.—,monatl. 76 Pf., ,—- du^ch die Post bezogen M 2-46 : des Amtsgerichts, des Stavtrares z» Pslsnitz und der Gemeindeämter des Bezirks. Postscheckkonto Leipzig 24127. velegr.-fidr.: Wochenblatt puisntts I» » Inserate sind bis vormittags !S Ud' a«5,d> geben. Die sechsmal gespaltene Petitzelle sMossr's Zeilenm. 14) 28 Pf., im Bezirke der Amtshauptmannschaft 20 Pf. Amtliche Zeil« 55 Pf., außerhalb des Bezirks 65 Pf., Reklame : 60 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. - Zeitraubender und tabellarischer Satz mit W"/, Aufschlag. Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigegebühren dllrch Klage oder in Kon- kur-fällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Pretsnachi. in Anrechnung. simtohsntt fu» ffnn amtaaanl-hfahinivk Nnlqnik umfassend die Ortschaften Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung,Großröhrsdorf, B-etnia, Hauswrlde. Ohorn, Obersteina, Nied-rstemo nUUtvIUll jll" Orli pllivuch Weißbach, Oder- und Niederlichienau, Friedersdorf.Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Llch'.enberg, Klein.Dittmannsdolf Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Geschäftsstelle - Pulsnitz, Bismorckplatz Nr. 265. Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. 70. Jahrgaug Sonnabend, den 28. Dezember 1918 Nummer 155 Die Bekanntmachungen befinden sich auf der Beilage. Spartakus letzter Streich. Von unserem Berliner Vertreter wird un» geschrieben: Die Dinge treiben zur Katastrophe. Et war klar, daß der Sieg der Volttmarinedivifion vor allem eine Wirkung autlösrn mußte. Die Regierung hat sich schwach gezeigt, sie hat sich in Verhandlungen ringe, lasten, sie versuchte di« Behauptung nicht zu wid«rle- gen, daß die Truppen ihr untreu geworden waren und hatte durch ihre zögernden Anordnungen weiter erreicht, daß tatsächlich der Anschein erweckt werden konnte, al» ob die Matrosen al» Sieger au» dem blu tigen Kampf« hervortzegange» seien. Spartakur schloß daran», daß sein« Zeit gekommen sei und bereitete sich vor, nunmehr offiziell zum Gewaltstreich au»zuholen Di« »Rote Fahne- bläßt Alarm und die bürgerliche Presse berichtet, datz vielleicht noch gestern (Freitag) der Erreich erfolgen, di« Sparlakurgruppe dir R gi« rung stürzen und eine Regierung Lieblnecht.Ledebour Eichhorn aukrufen würde. Vir zur Stunde, da diese» geschrieben wird, ist noch nicht» von einem solchen Vorgehen der Liebknechtgrupp« vrtannt geworden. Ak«'' eine» ist auffällig: Während die Unabhängigen nc wr einigen Tagen einen dicken Strich zwischen fic rd den Spartakurleuten zogen, wettert heur« die ur angig« .Freiheit* gegen die Regierung Ebert« Sc emunn Landsberg und fordert von ihr Rechen, sch« , Sie stellt sich rückhaltlos aus die Seite der Etz cku.'leute und die Reihe der Radikalen gegen die egierung ist wieder geschloffen. Daraus mutz me auch den Schluß ziehen, duß, selbst wenn S' aku» nicht zur Gewalt übergeht, wichtig« Ben. d.—^gen in der Regierung bevorstehen. Ja Berlin war heute da» Gerücht verbreitet, die Regierung Werde ganz neu besetzt werden, vor allem würde»! di« Posten, die jetzt vou den WehrhsitSso-ialtsten besetzt find, ent weder anderen Mehrheittsozialisten, wahrscheinlich aber Unabhängigen übertragen werden. Die Regierung hatte lange Besprechungen, tat ater nicht», de» Gerücht entgegevzuireten. Nur der .Vorwärts* teilte mit, daß ein« Regiecung»krise nicht besteht. Er mag dem Sinn nach recht haben. Von einer Krise kann keine Rede sein, da die MehrheitZso-iaUsten fie akzuwehren ver suchen, aber soviel ist doch gewiß, der Radikaltrmu» arbeitet« auf ein« Neugestaltung der Regierung hin und wen» er sie nicht durch Verhandlungen und .sanften* Druck erreicht, werden eben die Sparta^»- leute handeln. Man muß sich jedensall» auf alle» gefaßt machen. Die Schwäche der Regierung ist der Au»ga»g»punkt gewesen, der ihr jetzt alle» Recht und alle Kraft zum Handeln genommen hat. Für Sonntag bereiten die MehrheitSsozialisten zwar eine große Demonstration vor, die beweisen soll, daß neunzig Prozent der Ar. Leiter und Soldaten hinter den MihrhettLmännern der Regierung stehen und die sich, wie der .Vorwärt»* betont, gegen die .Blutdiktatur de» Epartaku»bunde»' richten soll. Ob dies» Demonstration aber durch di« Ereignisse nicht schon überholt s«in wird. Noch eine» ist nämlich in Betracht zu ziehen, der Zentralrat, d«r »war bereit» zusammentrot, schwankt, trotzdem er sich au» M«hrheit»sozialisten zusammensetzt, in se'ner Ent scheidung. Diese soll erst heut« fall«n. Auch fie wird von d«n Spartakusleuten beeinflußt sein. Während die Regierung durch ihre schwach« Haltung am »3. und 24. Dezember verloren hat, hat Liebknecht schon insofern gewonnen, al» sich, wie gesagt, dir Unabhän- Ligen aus seine Seite geschlagen haben. Mit Sorge muß man der neuen Entwickelung entgegensehen. Sie ist angetan, Deutschland gänzlich herabzuwirtschasten und ihm da» letzte Ansehen i« Auslande zu nehmen. Man wird im Lande nicht be- greifen können, daß r» soweit kommen konnte, obwohl sich fast alle au» dem Felde heimgekehrtea Truppen hinter die Regierung stellten. Und man hat durchau» recht, wenn man nur der Regierung selbst die Schuld beimtßt. Nur ein Wunsch beseelt alle: Möge die Regierung, so schwach sie auch ist, sich wenigsten» noch bi« zur Nationalversammlung beh»upten oder möge st« wenigsten» noch im l«tzten Augenblick die Kraft entwickel», Mehrheiirsozialisten in» Kabinett zu bringen und vorläufig den Radtkalilmu» au»zuschal- ten. E» geht in diesen Tagen schließlich usm» Ganze. Mit dem Sieg Liebknecht» wären d>e Nationalwahlen begraben und dir weitere Zukunft Deutschland» läge dann tatsächlich erst einmal unter d«r Diktatur diese» Manner, der kein Blut scheut und Recht und Gerech tigkeit mißachtet. Dann aber in den Händen der Entent«, die «» sich gewiß nicht nehmen loffrn wür ben, den Einzug in Deutschland zu halten. WBWM Las Faribesiehe» llec Obersten He^ ealcltun,, bis zum Bor- friedensswlutz ist durch stattgehadtr Verhandlung«, ge sichert. Der sozlaldemskratischr Reichstoasabgkyrdnete Pen« ist zum Präsidenten des anhaitischen Landtags gewählt worden. Dir A- und S.-Räie im Bezirke Solingen wurden oufBe- fehl des britischen Oberkowmaudo« aufgehoben. Tis » müssen die staatlich«»! und städtischen Gebäude räumen. Die Sp«rtakus Anhänger in MLnchen forderten in Flug blättern und in Kasernen den Sturz der bisherigen bay rischen Negierung auf. Als Leiter der deutschen Frirdensdelegation für Versailles ist Graf Bernstorff in Aussicht «kommen. Die »Deutsche Tageszeitung" teilt mit, datz «in 2S. Dezember ein Anschlag gegen die »rrlöniichr Eicheihtit ihres Re- dukiionsmttgliedks Grafen Re»ent.'ow vrrLdt wurde. Der Anschlag scheiterte. 2» Abgeordnetenhaus, wo sich der Vollzuqsrat von Groß berlin befindet, haben etwa LOO Angehörige der Volks- marinediviston die Wache übrrnommen. Di« sozialistische Internationale ist noch Lausanne einberufen «vordem Alle Länder werden oirtreten sein. Die deutsche Regierung hat sich bekanntlich verpstichtrt, Un garn täglich 200 Wagen Kohle zu liefern. Seit der In ternierung Mackensens sind di« Kohlentransporte nach Ungarn ausgedlieben Gegen die Wahlen zur polnischen Konstituante in preußischen Teilgebieten hat die deutsche Regierung mit einer Rote an die polnische Re-ierung Einspruch erhoben. Die lichten Dampfer aus Finnland sind an d«r deutschen Küste angekowmcn. Damit ist der Abtransport unserer Truppen aus Finnland beendet. Herr und Frau Wilson speisten am 28. Deze»d«r, abends mit de» König und der Königin oon England. Don den in den Vereinigten Staaten befindlich«!» Land stceitkräslen werden fetzt täglich 30 000 Mann demobilisiert Der Hetmann der Ukraine, Sdorvppadskp, hat am 14 d M. adgedank'. Di« Regierungsvollmachten sind aus das Direktorium der ukrainische»: Republik Ubergegangen. Vom Kriege. Frankfurt, 27. Dezember. (Frankfurtunterder, Franzosenherrschast.) Die Franzosen haben sämtliche Uebergangslinien oon dein besetzten Gebiet in die neutrale Zone durch mäßige Drahtverhaue abgesperri. Sie haben neuerdings ihre Linien noch dichter an Frankfurt herangezogen. In Frank- surt trafen unmittelbar vor Weihnachten Tausend« von Flücht ling«« ein, welche aus fden besetzten Ortschaften hrrbeiströmten, um der Gefangennahme zu entgehen. — (DrrWilson-Frieden verbürgt?) Wilson »eilt nun bereits geraume Zeit in Frankreich. Er hatte Gele genheit, »nit allen maßgebenden Personen Fühlung -zu nehmen und ihre Ansichten über den Frieden zu hören. Noch bevor er nach England geht verkündet er in einer Botschaft dein Weißen Hause, daß die Alliierten, mit denen Amerika verbunden sei, »energisch alle Vorschläge aufrecht erhalten, die auf einen gerech ten und dauerhaften Frieden, sowie auf die enge Zusammenarbeit der Völker der Welt abzielen." Demnach scheint es Wilson gelungen zu sein, die Franzosen und vielleicht auch die Englän der bereits von ihren Welteroberungspläncn und der Absicht Deutschland zu knebeln, obzubringen. Anders kann man diese Botschaft nicht auslcgen. Ei« wird nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo man (was endlich eingestanden werden kann) hinter den idealistischen Zielen Wilsons steht, sondern auch in Deutschland mit Freuden begrüßt werden. Wir dürfen heute wieder die Hoffnung hegen, daß Wilson uns ein gerechter Helfer ein will. Freilich werden wir uns mit bedeutenden Konzessionen abfind«« muffen. Wilson wird seine „Assoziierten" nicht ganz ohne Lohn lassen, aber er wird doch alles darauf anlegen, die Welt im Völkerbund zusammen zu bring«». Ein Völkerbund i» Wilsonschen Sinne kann aber nur dann befruch-end und befreiend werde«, wenn er Deutschland als Mitglied mit gleichen Rechten und nicht als Geknechteten in sich schließt. Nur eine Dpsürchtung müssen wir haben: Sollte sich die radikalst« Rich tung in Deutschland durchsetzen, der Bolschewismus ans Ruder kommen, dann wird auch Wilson über Deutschland seine schützende Hand nicht mehr halten können, sondern damit einverstanden sein, daß der Krieg gegen den Bolschewismus aus deutschem Boden geführt wird. Dabei ist aber selbstverständlich, daß eine Forisrtzung des Krieges den Franzose» und Engländern nur Gewinne und größere Vorteile schaffen kann. Und es wäre nicht überraschend, wenn von den Alliierten alle Bestrebungen, Deutschland und Preußen zu zerstückeln unterstütz! würden. Halten wir nicht durch, halten wir nicht Ordnung und Ruhe unter der fetzigen Regierung bis zum Frieden-Kongreß, dann wird Wilsons Weihnachtsbotschast für uns keine gute Debeuiung haben können. Zürich, 27. Dezember. (Die Ablieferung des Eisenbahnmatrrials.) Die „Neue Züricher Zeitung" meldet aus Genf: In Nordsrankreich treffen fortgesetzt aus allen Richtungen Deutschlands Eisenbahnwagen ein, hauptsächlich aus Altona, Breslau, Danzig, Crefeld. Genf, 27. Dez. „Journal des Debüts" meldet: Präsi dent Wilson hat den amerikanischen Gesandten in der Schweiz »m einen eingehenden Bericht über die Vorgänge in Berlin aufgefordert, denen der Präsident größte Bedeutung für die ganze Friedensfrage beilegt. Bestätigt es sich, daß die deutsche Regierung offiziell eine Matrosen-Nebemegieruug in Berlin an erkennt, so muß die Verhandlungsfähigkeii derjenige« Faktoren in Berlin, die sich für die deuische Regierung ausgeben, nach« gepriist werden. Rotterdam, 27- Dez. Die „Morning Post" meldet: Balsour sprach am 25. Dezember in der Konferenz der Vertre ter der Dominions, England kann nicht demobilisieren, es muß seine Streitkräfte intakt halten wegen der Schwierigkeiten, die in Deutschland unzweifelhaft auf den Krieg folgen werde« und deren Vorzeichen sich jetzt schon bedrohlich geltend machen. Die Auslassungen Balfours find ein neuer Beweis dafür, daß die schwächliche Haltung der Regierung nur dazu dient, den Frieden zu verzögern und uns die Einmischung der Entenie auf den Hals zu ziehen. Paris, 27. Dez. In der Kammer gab der Unierstaatr« sekreiär Abrami im Laufe der Besprechung des Gesetzes über di« Pensionen folgendes Bild der französischen Verluste bis zum 3. November 1918. Gesamiziffer der Gefallenen, Gefan genen und Vermißten: 42600 Offiziere und 3768 0 0 Mann schaften. Gefallen find: 31 300 Offiziere und 3048 000 Mann schaften ; vermißt sind: 3000 Offiziere und 344 OM Mann. Die Zahl der lebenden Grsangenen beträgt 8 30» Osfizicre und 438 000 Mann. Oertliche »ad sächsische Nachrichten. Pulsnitz. (Eisrnbahn.) Die Zugseinschrän- kung »om 24.-27. Dezember 1918 bleibt bis auf weiterrs bestehen. — (Einspruch des Evangelisch-luthe rischen Landerkonsiftoriuris.) Gegen die Verordnung des Ministeriums des Kultus und öf- -fentlichen Unterrichts vom 2. Dezember über dis Ve« schiänkung des Unterrichtes in der biblischen Geschichte auf die Unterstufe der Volksschulen auf 2 Stunden und die gänzliche Einstellung des Katechismus-Unter richtes hat das eoangel.-luth. Landeskonsistorium zu Dresden zur Wahrung der Rechte der Landeskirche gegenüber dem Staate Einspruch erhoben. Die Ver ordnung widerspricht sowohl der Bestimmung des Volksschulgesetzes, dotz bei Entschließungen über alle Angelegenheiten bezüglich des Religionsunterrichtes dis oberste Schulbehörde mit der kirchlichen Ober^ behörds sich in Vernehmung zu setzen habe, wie auch dem ftaate gesetzlichen Recht des Lande-konsistorium?,