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für Pulsnitz, Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend«. Abonnementspreis: jei»schließlich des jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden SomNagSblattes) Vierteljährlich I Mk. 2S Pfg- Inserate werden mit LO Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags S Uhr hier aufzugeben. R'mücnlfl.itt KHnigsbrülk, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegcnd. Geschäftsstellen Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Mutsnitz und Königsbrück. b« Henn Kausm M Tschersich. Dresden: Mernnddreitzigster Jahrgang. ^g7^ u°A?>nden?»ük" - Leipzig: Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Rudolph Mosse. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. kXpkMiON ÜK8 ^Mt8dIaUk8. 3. 11. Januar 1882. Mittwoch. Bckanntma ch u n g. Die Schulvorstände, in deren Schulen sich Ostern dieses Jahres die Anstellung eines Hilfslehrers, bez. WikarS nötig macht, werden ersucht, mir dies unter Angabe des zu zahlenden Gehaltes bis L Februar zu melden. Kamenz, am 4. Januar 1882. Der Königliche .Bezirks-Schulinspektor. Schütze. Zeitereignisse. Pulsnitz. sVolksbibliothek.) In der im Jahre 1881 an 45. Sonntagen geöffnet gewesenen Volksbibliothek wurden 995mal Bücher ausgeliehen und dafür 28 21 vereinnahmt, während im Jahre 1880 nur 449mal Bücher ausgeliehen waren und dasür 14 52 eingenommen wurden. Die Benutzung dieser bereits so manches treffliche Werk enthaltenden Bibliothek ist dem nach eine erfreulichere gewesen und wäre sehr zu wün schen, daß dieselbe noch fleißiger in Anspruch genommen würde. Neuangeschafft sind folgende Bücher: Lebens bilder aus der christlichen Kirche von Prof. Piper, 17 Bde., O von Horn: „Aus der Maje" — Erzählungen, Bd. 5 u. 6 — Spinnstube 1880, 1881, 1882 (3 Bde.) — ein Ostindienfahrer — Aus den Silberminen der Cordilleren — Kaiser Otto II. — Otto UI. — Heinrich I. — Rudolf von Habsburg — der Strandläufer — der Gemsjäger — Eroberung von Mexiko — der alte Fritz — Franz Drake — Theodor Körner Schupp: der Reichsfreiherr von Stein — Vater Arndt, der deutsche Mann — Louise, Königin von Preußen, Ortel: Hans Sachs, Buchner: Georg Friedrich Händel — Alexander von Humboldt — Dork von Wartenburg — Deutsche Jugend (Zeitschrift) 7 Bde. — In der nach der letzten Volkszählung 8358 Seelen zählenden Parochie Pulsnitz wurden im Jahre 1881 geboren: 317 Kinder, 166 Knaben, 151 Mädchm. In der Stadt wurden geboren 104 Kinder, 49 Knaben, 55 Mädchen — in den eingepsarrten Ortschaften 213 Kinder, 117 Knaben, 96 Mädchen. Unter diesen 317 Kindern waren 284 eheliche, 33 außereheliche, 11 todt- geborene und 5 Zwillingspaare. Im Vergleiche zu 1880 sind 4 Kinder mehr, im Vergleiche zu 1781 sind 194 Kinder mehr geboren worden. Confirmirt wurden 175 Kinder, 95 Knaben und 80 Mädchen. Von diesen waren 61 aus der Stadt und 114 aus den eingepsarrten Ortschaften. Im Jahre 1881 wurden 4 Kinder weniger confirmirt, als 1880. Aufgeboten wurden 17 Paare, getraut in hiesiger Kirche 65 Paare. Es wurde I Paar weniger aufgeboten und 3 Paare wurden weniger getraut, als 1880. Im Jahre 1781 wurden 43 Paare aufgeboten und 28 Paare hier getraut. Eommuni- canten waren im Ganzen 3005. Von diesen empfingen das heilige Abendmahl 2952 in der Kirche und 53 im Hause. Im Vergleiche zu 1880 waren 73 Communi- canten, im Vergleiche zu 1781 waren 2481 Communi- canten weniger, da vor hundert Jahren die Gesammt- zahl derselben 5486 betrug. Gestorben sind 185 Personen, 12 mehr, als 1880. In der Stadt starben 56 (3 weniger, als 1880), in den eingepsarrten Ort- schacken 129 (15 mehr, als 1880). Unter den Verstorbenen waren: L9 Ehemänner, 23 Ehefrauen, 10 Wittwer, 18 Wittwen, 4 männliche und 10 weibliche ledige Personen und mit Ausschluß der 11 Todtgeborenen 80 Kinder. Im Alter von 10 bis 20 Jahren starben 3, von 20—30 I. 8, von 30—40 I. 15, von 40—50 I. 11, von 50 —60 I. 16, von 60—70 I. 21, Von 70—80 I. 15, von 80—90 6. — Das höchste Alter, welches er reicht wurde, betrug 88 I. 11 M. 18 T. Vor hundert Jahren starben 69 Personen, also 116 weniger, als 1881. Es übersteigt nach alledem im Jahre 1881 die Zahl der Geborenen die Zahl der Gestorbenen (nach Abrech nung der Todtgeborenen) um 132. — Die „Allgem. Schulz." bringt sehr beachtens- werthe Beobachtungsergebnisse der beiden französischen Aerzle Dally und Cassague über die Körperentwickelung und Zunahme der Kräfte turnender Personen. Die langjährigen zahlreichen Beobachtungen sind nicht nur für Turnfreunde, sondern namentlich für Kinderfreunde, Schulmännner und Eltern sehr wichtig. Deshalb und weil jetzt wieder Gegenströmungen gegen das Schulturnen erregt werden, theilen wir die genannten Ergebnisse mit. „In 5 Monaten hat der Umfang des Brustkastens bei 76 von 100 Turnern um 2,5 em. zugenommen. Bei 82 von 100 Turnern hat (immer in 5 Monaten) der Umfang des Oberarmes (also Muskelentwickelung) um 1,28 om. zugenommen, derjenige des Vorderarmes bei 62 von 100 um 0,57 om." Der Schenkelumfang nahm bei 63 von 100 um 1,38 om., der Wadenumfang bei 36 von 100 um 0,83 om. zu. Die Kräftezunahme ist durch die Zahlen einleuchtend bewiesen. „Die allge meine Hebkraft vermehrte sich bei 86 von 100 Turnern um 28 Kilogramm, die Greiskraft der Hände bei 81 von 100 mn 9,75 Kilogramm." Mit der Zunahme der Muskelkraft und Arbeitskraft nahm das Fett und Ge- sammtgewicht des Körpers ab, so „in 5 Monaten bei 63 von 100 nm 7,35 Dieser Verlust wäre durch Vermehrte Nahrungsaufnahme zu vermeiden gewesen. „Diese Beobachtungen beweisen, wie nützlich das Turnen den Individuen und folglich der Gesammtheit eines Volkes ist. Wie schon gesagt, kann auch die Art und Menge der durch das Turnen auf die Organe erzeugten Einwirkungen gemessen werden; ungeachtet dessen herrscht doch in gewissen Familien noch ein starkes Vorurtheil gegen das Turnen; es ist die Ursache die vermeinte Ge fahr. Die Gegner der Turnkunst wollen aber nicht be achten, daß gegebenen Falls für die des Turnens un kundigen Menschen eine viel größere Gefahr darin be steht, daß sie sich ihrer Glieder nicht zu bedienen wissen und sich aus einer gefährlichen Lage nicht zu erretten verstehen. Wollte doch endlich jeder Billigdenkende seine Augen diesen That achen gegenüber nicht verschließen! Die Zeit, welche auf das Turnen verwendet wird, ge winnt der Turner mehr als einmal durch erhöhte Ar beitsfähigkeit. 2 Königsbrück. Bei der hiesigen Bezirksgabenstelle sind im verflossenen Jahre Geschenke an 2432 arme Reisende verabreicht worden. Kamenz, 6. Januar. Ein bedauerlicher Unglücks fall ereignete sich am Dienstag infolge Durchgehens der Pferde des herrschaftlichen Geschirres von Straßgräb chen vom hiesigen Bahnhofe aus, die Oststraße entlang. Der Kutscher Koark blieb im Schoßleder mit einem Fuße hängen und wurde eine Strecke lang mit dem Kopfe auf der Straße geschleift. Schwer verletzt aufgehoben, ist der Verunglückte gestern Abend im Barmherzigkeits- Stifte gestorben. — In der Nacht zum 2. Januar entstand im Nie derdorfe von Burkau bei Bischofswerda in dem Hause der Wittwe Hoche Feuer und wurde dasselbe total einge äschert. Wie behauptet wird, hat dasselbe der 24 Jahre alte Sohn der Wittwe Hoche aus Rache in Brand ge steckt. Der vermuthliche Thäter hat alsdann versucht, Hand an sich selbst zu legen, indem er sich am Halse einen tiefen Schnitt beigebracht hat. Der junge Mann lebt noch, es wird jedoch an seinem Aufkommen ge zweifelt. — Die „Dr. N." schreiben: Es verlautet, daß der Gesundheitszustand Ihrer Majestät der Königin in nicht zu ferner Zeit die Uebersiedelung nach dem Süden ge statten wird. Man nennt als Ort für die Reconvalescenz das herrlich am Golfe von San Juan in Süv-Frank- reich gelegene Cannes — den von fürstlichen Personen bevorzugte Luftkurort. Der König!. Leibarzt Geh. Rath Dr. Fiedler dürfte die hohe Frau persönlich an Ort und Stelle geleiten. — Aus Unachtsamkeit und mangelnder Kenntniß der gesetzlichen Bestimmungen ziehen sich noch immer viele Leute empfindliche Nachtheile und Bestrafungen zu. Tagtäglich ereignet es sich, daß Angeklagte und Zeugen ohne jegliche Entschuldigung in den angesetzten Ver handlungsterminen nicht erscheinen. Bei Manchem ist dies nur Unachtsamkeit. Die Vorladung, die Wochen, oft Monate lang vor dem Termine ankommt, wird ober flächlich durchgelesen, in die Ecke gelegt und dann ebenso wie der Termin vergessen. Andere wegen geringfügiger Dinge Angeklagte, welche Einwendungen gegen die An klage nicht vorzubringen haben, bilden sich ein, wenn sie nicht erscheinen, würde in ihrer Abwesenheit verhandelt werden, während doch, abgesehen von denjenigen Fällen, wo in der Ladung nicht darauf verwiesen ist, daß auch trotz des Außenbleibens verhandelt werde, das neue Strafverfahren eine Contumacial - Verurtheilung nicht kennt. Ebenso bilden sich geladene Zeugen nur zu oft ein, es werde auch schon ohne sie gehen, oder der Um stand, daß sie in ihrem Geschäft schlecht abkömmlich seien, werde sie entschuldigen. Dem gegenüber kann nicht genug darauf hingewiesen werden, daß alle solche Aus reden vor Gericht absolut unnütz sind. Der gericht lichen Vorladung muß unbedingt und unter allen Um« ständen Folge geleistet werden, wenn nicht ganz zwing ende Gründe entgegenstehen, wie Krankheit, welche dem Patienten das Erscheinen an Gerichtsstelle unmöglich macht. Der Angeklagte, welcher ohne Entschuldigung ausbleibt, muß gewärtig sein, zum nächsten Verhand lungstermine zwangsweise sistirt oder gar verhaftet und in Untersuchungsarrest abgesührt zu werden. Der Zeuge oder Sachverständige, der ohne genügende Gründe nicht erscheint, kann in eine Geldstrafe bis m 300 ^ ge nommen werden, an deren Stelle im Unvermögensfalle eine Haftstrafe bis zu 6 Wochen tritt. Außerdem können ihm, falls durch sein Nichterscheinen die Verhandlung vereitelt worden ist, die gejammten Kosten des Termins zur Last gelegt werden, welche unter Umständen sehr be deutend sein können. Die Geldstrafe kann unabhängig hiervon auch dann verhängt werden, wenn sein Er scheinen in Wirklichkeit überflüssig war und trotz seines Außenbleibens die Sache zu Ende geführt werden konnte. Es empfiehlt sich also stets, gerichtliche Vorladungen genau anzusehen, den Termin zu notiren und chn streng einzuhalten, wenn man sich nicht ganz unnützer Weise großen Unannehmlichkeiten aussetzen will. Erst vor Kurzem wurden in einer Berufungsverhandlung 3 aus gebliebene Zeugen mit Strafe belegt, und zwar Einer mit 20 die Andern je mit 10 Nur zu häufig tritt aber auch der Fall ein, daß namentlich Leute aus niederem Stande, bez. Lanbleute, em oder mehrere Tage vor bezw. nach dem Termine erscheinen und sich damit entschuldigen, daß sie geglaubt, der Datum sei an diesem Tage. Es könnte dieser häufigen Verwechselung sehr leicht dadurch vorgebeugt werden, wenn dem Datum der betr. Tag beigefügt würde, >aß die Ladung dann z. B. lautete: Mittwoch, den 4. Januar, es ist dies leicht so einzuführen, daß wir eine solche Anordnung bald er hoffen. (Dr. Gerichtsztg.) Berlin, 5. Januar. Nachrichten aus Petersburg bestätigen, daß der Kaiser von Rußland Willens ist, die Fahnen und den Paukenwagen der preußischen Ar-