Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 8V 88. Jahrgang Freitag, den 3 April 1936 Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kame«t des Stadlrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und ZwangSoergletch wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfäLtW Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. -- Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und S. L. Förster'» GrSo» Verantwortlich für Oertlicher u. Sächsisches, Unterhaltüngstetl. Sport u. AnzetgrnteN Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSat^ D.A.II.: 2250. GeschättSstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. Diete Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn« und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf-, bei Lieferung frei HauS 5V Npi. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung deS Bezugspreise». — Anzeigenpreise und Nachlatzsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. S (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Die Prüfung beginnt Ribbentrop erneut bei Eden — Ministerrat in Paris Die konstruktiven Ariedensvorschläge der deutschen Reichsregierung unterliegen bereits einer eingehenden Prü fung der europäischen Kabinette. Das englische Kabinett beschäftigte sich in einer vierstündigen Sitzung mit den Ein zelheiten des deutschen Ariedensplanes. Im Anschluß daran hatte Außenminister Eden abermals eine Besprechung mit dem Aührer der deutschen Abordnung, Botschafter von Rib bentrop. InParis sind Ministerpräsident Sarraut, Außen minister Fl and in und Staatsminister Paul-Bon- cour mit der Prüfung der deutschen Vorschläge beschäftigt. Eine offizielle Stellungnahme der französischen Regierung zur deutschen Antwort liegt noch nicht vor. In politischen Kreisen Frankreichs will man wissen, daß wahrscheinlich am heutigen Freitag ein außerordentlicher Ministerrat ab gehalten werden soll, um sich über die deutsche Note auszu sprechen. Außerdem sind dis französischen Botschafter in London, Berlin, Rom und Brüssel nach Paris berufen wor den. Die Aussprache mit den Botschaftern soll dazu dienen, den Außenminister über die öffentliche Meinung in den be- rreffenden Ländern genau zu unterrichten. Allgemein rech net man in Paris damit, daß die französische Regierung auf einer baldmöglichst einzuberufenden Konferenz der Vertre ter der Locarno-Mächte bestehen werde. Die Pariser Presse drängt außerdem auf sofortige Verhandlungen der General stäbe. E-en-Erklärung zum Aiedensylan London, 3. April. Baldwin im Unterhaus mitkeilte, Außenminister Eden, am heutigen Areikag eine Er- können^ "b" deutschen Ariedensplan abgeben zu Loturno-Berhaildlmlie» am Mittwoch In der Unterredung zwischen dem Außenminister Alan- din und dem englischen Botschafter am Donnerstagnachmit tag ist grundsätzlich ins Auge gefaßt worden, daß die Ver treter der vier Locarnomächte am Mittwoch, S. April, in Paris oder Brüssel zusammentreten. Die englische Regierung wird ihre Meinung umgehend bekanntgeben. Der Wortlaut des Garantieschreibens und des Briefes über die Eröffnung von Generalstabsverhand lungen, die am Donnerstag dem französischen Botschafter in London von der englischen Regierung übergeben worden sind, wird am Freitag veröffenllicht werden. Ministerpräsident Sarraut wird den Besprechungen des Außenministers Flandin mit den französischen Bot schaftern in Berlin, Rom und London beiwohnen. Die Wett z«m Friedensplan London: Ein neuer Anfang Der Friedensplan der deutschen Regierung hat auf die englische Oeffentlichkeit außerordentlich starken Eindruck gemacht. Je nach der Richtung des Blattes werden die Vor schläge für die Uebergangszeit oder der große Friedensplan des Führers in den Vordergrund gestellt. Allgemein kommt in der Stellungnahme der Blätter ein ausgesprochen freund licher und versöhnlicher Ton zum Ausdruck. Am meisten zeigt sich die „Times" für die deutschen Vorschläge eingenommen. Das Blatt hebt hervor, daß in der Tat nur wenige englische Leser sich weigern würden, anzu erkennen, daß das deutsche Schriftstück als Ariedensplan be zeichnet werden könne. Niemals zuvor sei Europa eine Ge legenheit von diesem Ausmaß angebolen worden, den näch sten Krieg durch ein Uebereinkommen zu verhindern. Aller dings könne der Bruch des Locarno-Vertrages nicht einfach ignoriert werden. Alle Engländer nähmen, so schreibt das Blatt weiter, Hitlers Versicherung als aufrichtig an, daß Deutschland nicht die Absicht habe, Frankreich und Belgien jemals wieder an zugreifen. Hitlers konstruktive Vorschläge seien von einer großzügigen Auffassung getragen und seien im allgemeinen willkommen zu heißen. Der Vorschlag einer internationalen Kommission ersetze und verbessere den toten Gedanken der Einquartierung einer fremden Streitmacht im Rheinland. Nichts in seinen weitreichenden Ariedensvorschlägen sei undurchführbar. Nichts in der Antwort Hitlers versperre Verhandlungen. Alles in seinem Plan lade dazu ein. Die „Daily'Mail" schreibt, daß das britische Volk die Schwierigkeiten Frankreichs verstehe. Es sei jedoch wün schenswert, daß Frankreich in seinem eigenen Interesse die Vorschläge Hitlers sorgfältig erwäge. Sie seien versöhnlich im Ton. Wenn sie die Hoffnungen verwirklichen würden, würden sie den europäischen Frieden auf einer sicheren Grundlage errichten. „Daily Herold" erklärt, überall in -er Welt und mcht zum mindesten in Arankreich sehe da» Volk ohne Be- «luern, -aß die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten des »ersailler Vertrages verschwänden. Ls wünsche, daß ein »euerAnfang gemacht werde. Paris: Frankreich kann nicht „Aein" sagen Die Pariser Rechtsblätter geben bei der Besprechung des deutschen Friedensplanes zwar vereinzelt zu, daß der eine oder andere dieser Vorschläge interessieren könnte, lehnen aber den Plan in seiner Gesamtheit dennoch ab, weil er nicht der französischen Auffassung vom Frieden entspreche. Ver schiedene linksgerichtete Blätter fordern die Regierung auf, Gegenvorschläge zu unterbreiten und die Brücken nicht abzu brechen. Der „Jour" schreibt, man müsse zugeben, daß der deutsche Plan sehr geschickt abgefaßt sei und sicherlich in der englischen Oeffentlichkeit eine günstige Aufnahme finden werde. Gewisse Vorschläge könnten sogar eine Verhandlungs grundlage abgeben. Das „Journal" begründet seinen ablehnenden Standpunkt mit der Behauptung, Hitler schlage weiter nichts vor, als den Versailler Vertrag in den Papierkorb zu werfen. Das „Petit Journal" erklärt, die deutschen Vorschläge seien vielleicht für Deutschland und auch für gewisse Englän der vollkommen. Für Frankreich seien sie jedoch ungenügend. Es sei notwendig, daß man nunmehr sofort verhandele, aber im Schoß des Völkerbundes. Das „Oeuvr e" ist eines der wenigen Blätter, die sich der glatten Ablehnung der deutschen Vorschläge und dem Ab bruch der bisherigen diplomatischen Besprechungen wider setzen. Es sei sicher, daß das deutsche Schriftstück nicht in allen Punkten den französischen Wünschen entspreche. Die Hauptsache, die Hitler vorschlage, bestehe jedoch in der Ein berufung einer Konferenz für die Rüstungsbeschränkungen. Diese Tatsache werde man auch englischerseits nicht übersehen. Man müsse die deutschen Vorschläge entweder für ernst nehmen oder zum mindesten so tun, als ob man sie für ernst ansehe. Es gehe aber nicht an, sie en bloc abzu lehnen. Das Blatt fordert ferner die französische Regierung auf, die guten internationalen Absichten Deutschlands auf die Probe zu stellen und ihrerseits genau umrissene Gegenvorschläge zu unterbreiten. Die „Republiqu e", das Organ Daladiers und des linken Flügels der raditalsozialisttschen Partei, erklärt, so- (Fortsetzun-g auf Seite 2) Paris -al da« Wort Ein französischer Staatsmann hat noch vor wenigen Ta gen geglaubt, das deutsche Friedensangebot vom 7. März mit der wenig freundlichen Bemerkung „unbestimmte Redens- arten" abtun zu können. Vielleicht hat man auch in gewissen ausländischen Kreisen die stille Hoffnung auf eine „Unzu länglichkeit" der neuen deutschen Antwort gehegt, um auf diese Weise wieder Bewegungsfreiheit zur Verfolgung der eigenen egoistischen Ziele zu erhalten. Das Friedensdokument vom 31. März hat diese Erwartungen gründlich enttäuscht. In gradliniger Fortsetzung des ersten Angebots vom 7. März und gestützt auf das ungeheure Vertrauensvotum des deut schen Volkes vom 29. März hat der Führer der Welt einen Friedens plan unterbreitet, der in seiner Großzügigkeit und in seinem klaren, schöpferischen Aufbau in der Geschichte kein Gegenstück findet. Unter völliger Abkehr von den ver hängnisvollen „Friedensmethoden" der Nachkriegszeit ist hier eine Grundlage für eine wahrhafte un- dauernde Versöhnung und Befriedung Europas geschaffen. Wie Adolf Hitler sein eigenes Volk aus schwerster innerer Zerrissenheit befreit und zu einer stol zen, freien und selbstbewußten Gemeinschaft zusammenge- schlossen hat, so bietet er auch der großen Völkerfamilie die Möglichkeit zu einer friedlichen Neuordnung ihrer gegensei tigen Beziehungen und zu einer durch keinerlei Konflikte er schütterten friedlichen Zukunft. Ausgangspunkt des deutschen Friedensplanes ist — wie nach den Erklärungen des Führers gar nicht anders zu er warten war — der unbedingte Grundsatz un einge schränkt erSouveränität, gleicherEhre und gleichen Rechts für jede Nation. Freiheit, Ehre und Gleichberechtigung sind für uns Deutsche eine unabänderliche Forderung: denn nur auf diesem Fundament kann ein wah res Friedenswerk aufgebaut werden. Was wir aber für uns als selbstverständlich betrachten, billigen wir auch den an deren ohne Einschränkung zu. So enthält der deutsche Frie densplan, im Gegensatz zu dem Londoner Memorandum der Rest-Locarno-Mächte, keine mit der Ehre irgendeines Landes unvereinbaren Zumutungen. Die deutschen Vorschläge haben weder ultimativen Charakter noch sind sie mit Bedingungen oder Drohungen verknüpft. Es handelt sich eben um eine Verhandlungsgrundlage, über deren Einzelheiten wir mit den Völkern gern reden wollen. Wenn auf allen Seiten guter Wille vorhanden ist, muß es möglich sein, in der vorgeschlagenen Zeit von vier Monaten zum Abschluß eines Sicherheitswerkes zu kommen, das an die Stelle des alten Locarnovertrages treten soll und den Abschluß von Nichtangriffsverträgen und eines Luftpaktes in sich schließen könnte. Für diesen ersten Verhandlungsabschnitt ist ein auf Gegenseitigkeit beruhendes militärisches Stillhalten vorge schlagen, dessen gewissenhafte Durchführung von einer zeit weiligen internationalen Kommission gewährleistet werden soll. Der zweite Teil des deutschen Friedensplanes enthält Anregungen darüber, wie die schwierigen Fragen der wirtschaftlichen Neuordnung und der militä rischen Abrüstung einer Lösung entgegengeführt wer den können. Deutschland macht auch hier ein genau umrisse» nes Angebot. Darüber hinaus zeigt es den Weg fjir eine geistige Entspannung der Völker und eine moralische Ab rüstung, die in den Schulen schon beginnen soll. Alles in allem ein erschöpfendes und klares Programm, das in einem erfreulichen Gegensatz steht zu den üblichen Konferenzvor schlägen und Methoden der verflossenen Zeit. Mrd dieser aufrichtige Beweis des deutschen Friedens willens in der Welt die Aufnahme finden, die er billigerweise erwarten darf? Werden die Völker die große Chance be nutzen, die ihnen hier das deutsche Volk durch das Angebot seines Führers bietet? Das deutsche Dokument ift zunächst im Zuge des Geschäftsweges an die englische Regierung ge richtet, die es nach Paris weitergeleitet hat. Die eigentliche Amtlicher Teil Seite 5