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Amts- M Ailzckckatt Abonnement virrtelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de« »Illustr. Unterhaltung-bl.' u. der Humor. Beilage .Seifen dlasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Ltlkgr.-Adrrffr: Amtsblatt. für den SM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit ÄuSnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSprei«: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 8IÜ. -Sn»---— 56. Jahrgang. —- LG-L. Donnerstag, den 25. November Der Kamps zwischen Oberhaus und Unterhaus in England gsshöxt zweifellos zu den bemerkenswer testen Vorgängen» die sich, gegenwärtig auf dem euro päischen Theater abspielen. Nach den alten Gewohn heitsrechten, auf denen die englische Verfassung aus schließlich beruht, besitzt das Oberhaus keinen Einfluß in allen Kragen der Geldbeschaffung, für die Staats bedürfnisse. Darin waren die beiden großen Parteien, die ja nach dem Ausfall der Wahlen zum Unterhause die Minister aus ihren Reihen stellen und die Regierung des Landes führen, bisher vollständig einig. Auch jetzt nimmt die große Mehrheit der Lords im Oberhause unter Führung des Lords of Lansdsdowne das Recht der Verwerfung der vom Unterhause angenommenen Mnanzbill nicht unmittelbar in Anspruch. In der Tat würde es ja auch mit dem Rechte des Unterhauses, die Regierung aus seiner Majorität M bilden, im Widerspruch stehen und, wie Lord Salis bury als konservativer Führer gegen em liberales Kabinett im Jahre 1894 ausdrücklich anerkannte, zu un haltbaren Zuständen führen, wenn das Oberhaus eine Finanzbill ablehnen wollte, aber dieselbe Regierung an ihrem Platze lassen müßte. Mas die konservative Mehrheit des Oberhauses jetzt beansprucht, ist dies, daß das Volk erst befragt werden soll, bevor das Ober haus die vom Unterhause beschlossene Finanzbill an- Aunehmen braucht. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Oberhaus damit zwar nicht das Recht der Verwerfung einer Finangbill, aber ganz neue, bisher nur vom König ausgeübte Rechte verlangt, die Auflösung des Unterhauses zu erzwingen. Das Ausland ist nur Zuschauer bei oiesem inne ren Kampfe Englands. Jedem Zuschauer ist es er laubt, seine eigene Meirmng zu haben. Es ist aber un klug, in einer fremden Streitsache blindlings und lei denschaftlich Partei zu ergreifen. In, liberalen deut schen Blättern ist von einem Staatsstreich der Adli gen, von einer Revolution der konservativen Lords die Rede. Das sind tendenziöse Uebertreibungen. Weder besteht die konservative Partei in England vorwiegend aus Adligen, — die Kaufmannschaft in London, große Jndustriebezirke mit Einschluß eines erheblichen Teils der Arbeiter sind konservativ —, noch, kann man von einer Revolution reden» wo es sich- nur um einen heftigen Kampf der beiden großen» sich von alters her in der Leitung der Geschicke des Landes abwechselnden Parteien handelt. Niemand kann garantieren, daß die Konservativen nicht über kurz oder lang wieder ans Ruder kommen. Haben wir auch wirklich keinen Gruno, dies vom Stanopunkte der deutschen Interessen aus zu wünschen, so wird doch eine übereifrige Parteinahme gegen die Konservativen in England diesen nichts scha den, unserm Verhältnis zu England aber für den Fall eines Sieges der Konservativen nur nachteilig sein. Tagesgesrhichte. Deutschland. - Berlin, 23. November. Der frühere Chef des Marinekabinetts, Admirals Freiherr von Sen den-Bi b ran, ist gestorben — Der Entwurf über die Haftung, des Reichs für seine Beamten, der dem Reichstage demnächst zugehen wird, entspricht ganz dem alten Ent wurf, der dem Reichshage bereits vorgelegen hat Da damals Meinungsverschiedenheiten kaum herrschten, hofft man, daß der Reichstag, den Entwurf recht schnell verabschieden wird, damit er schon rm Frühjahr 1910 in Kraft treten kantn, zumal in Preußen ein gleicher Ent Wurf bereits Gesetz ist und die Reichsbeamten nicht schlechter als die preußischen gestellt sein sollen Nach denk Entwurf übernimmt das Reich die Haftpflicht für Amtspflichtverletzungen seiner Beamten auch in Fäl len, in denen Beamte den Schaden in einem die freie Willensbestimnmng ausschließeuden Zustande krankhaf ter Störung der Geistestätigkeit verursachten, hier ie- doch nur, soweit die Billigkeit die Schadloshaltung er fordert. Soldaten stehen den, Reichsheamten gleich, mit Ausnahme der bayerischen MMtärpersonen. Das Reich übernimmt die Haftung für die unmittelbaren und mittelbaren Beamten, bei den letzteren Beamten aber nur, wenn der Beamte in Ausübung der ihm für das Reich übertragenen Gewalt gehandelt hat Die Be amten des Reichslandes Elsaß-Lothrjngen fallen nicht unter das Gesetz, selbstverständlich, auch nicht die bayeri schen und württembergischen Postbeamten, da sie nicht Reichsbeamte im Sinne des 8 1 des Reichsbeamten gesetzes sind,. Das Reich kann von den Beamten Ersatz des Schadens innerhalb dreier Jahre verlangen. Für Schutzgebietsbeamte, soweit sie nicht Eingeborene sind, haftet der Fiskus des Schutzgebietes. Beamte, die vom Reich nur Gebühren für Dienstgeschäfte erhalten, fallen unter das Gesetz ebenfalls nicht. — Reichsunter st ützungfürArbeits nach weise. In dem veröffentlichten, Auszuge über den nächsten Etat für das Reichsamt des Innern findet sich kein Posten zur Unterstützung der Organisation der Ar^ beitsnachweise. Trotzdem aber enthält, wie die „Berl. N. N." erfahren, der neue Etat als erstmalige For derung einen Posten von 30000 Mark zur Unterstützung des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise. Hiermit löst die Reichsregierung eine Zusage ein, die der Reichs kanzler von Bethmann-Hollweg in der vorigen Ta gung des Reichstages als Staatssekretär des Innern auf Anregung von, verschiedenen Parteien gegeben hat te. Schon seit dem Jahre 1902 ist der Verband wie derholt aus Dispositionsfonds durch einmalige Zu wendungen unterstützt worden, die im letzten Jahr be reits die Höhe von 30000 Mark erreichten Der Vers tand bezweckt, unter Verzicht auf eine reichsgesetzliche Regelung Angebot und Nachfrage von Arbeitsgelegen heit dadurch zu regeln, daß er zunächst das ganze Reich mit einem Netz paritätischer Arbeitsnachweise über spannt. Sobald diese Organisation abgeschlossen ist, soll ein Zusammenarbeiten dieser Stellen eingerichtet werden, wodurch jeder Mangel an Arbeitskräften an einer Stelle durch ein Mehrangebot an anderer Stelle sofort ausgeglichen werden kann. Hierbei sollen die Interessen von Industrie und Landwirtschaft in glei cher Weise gewahrt werden. Man darf wohl anneh- men, daß auf diesem nicht bureaukr,atifchen Wege eine Förderung der Arbeitsnachweise schneller und besser herbeigeführt wird, als auf dem Wege der Gesetzge bung. Die neuen 25-Pfennig-Stücke sind am Montag in den öffentlichen Verkehr gebracht worden. Soweit das Geldstück am Montag in Berlin dem Pu blikum vorgelegt wurde, fand es, wie die „Boss. Ztg." mitteilt, nur wenig Beifall. Man befürchtet, daß die Münze bei längerem Gebrauch sich bald abnutzen und dann zur Verwechslung mit dem Markstück Anlaß geben wird. Die Ausweisung Wegelins. Die Aus weisungsfrist für den Schweizer Wegelin war Mon tag abgelaufen. Wegclin hat deshalb, wie gemeldet wich, nachmittags Mülhausen verlassen. Seine Hoff nung, daß der Ausweisungsbefehl aufgehoben oder die Ausweisungsfrist verlängert würde, hat sich nicht er füllt. — Im Kieler Unt e rs ch l ei fe -P r o z e ß blei ben die beschuldigten Beamten dabei, daß sie sich keine Begünstigung von Veruntreuungen haben zu Schul den kommen lvssen. Der angeklagte Rat Heinrich be zeichnete die Aussagen eines Belastungszeugen für un wahr und nur aus Haß und Rache erdacht. Ein an derer Beamter, über dessen elegante Wohnungsein richtung sich die mit der Untersuchung beauftragten Kriminalbeamten gewundert hatten, machte die inte ressante Mitteilung, er sei selbst Tischler und Holzbild Hauer und habe sich die Stücke, die Aufsehen erregt hät ten, selbst angefertigt. Recht interessante Angaben über die im Alleifenhandel üblichen Gepflogenheiten machte wieder einmal'der Angeklagte Frankenthal, von dem man ja schon manche überraschende Mitteilung zu hören bekam Frankenthal sagte, es sei ganz selbst verständlich, daß zwischen gutes Material auch-schlech tes gemischt werden müsse, wo der Händler denn mit dem schlechten hin solle? Das alte Eisen, das er nach Schweden verkaufe, komme als altes schwedisches Stab eisen von dort zurück und werde hoch bezahlt. Der Angeklagte Jacokfohn bekräftigte diese Angaben, und Meinte, wenn Mischungen von gutem und schlechtem Altmaterial strafbar sein sollten, dann müsse man den ganzen Albhandel ins Gefängnis sperren. Rußland. — Petersburg, ,23. November. Die Revision des Senators Garin hat ergeben, daß die Moskauer Intendantur beamten alljährlich 10 Mil lionen, im dem Kriegsjahre 26 Millionen gestohlen haben. Nach der Statistik des Finanzs- Ministeriums, die auch der bekannte Professor Oserow bestätigt, erleidet der Staat durch die Betrügereien im Jntendanturwesen Rußlands alljährlich einen Ver lust von 100 Millionen Rubel. Die Moskauer Inten danten trieben es besonders arg. Von allen geliefer ten Waren beanspruchten sie 10 Prozent, von schlech ten sogar 30 Prozent. Eine reiche Ernte bot der letzte Krieg, wobei massenhaft Quittungen über ungelieferte! Waren vorgelegt und bezahlt wurden. Den Raub teil ten die Jntendanturbeamten und Lieferanten unter einander. Unter den Angeklagten befinden sich die Obersten Poljakow, Koraischa, Giers, Jerassimow, Lwow usw. Bisher sind 66 Personew in den Anklage zustand versetzt worden. Die Gesamtzahl der betrü gerischen Jntendanturbeamten beträgt 130. Dänemark. — Zum Bürgermeister von Kopenhagen wurde der Sozialdemokrat Knudsen gewählt. England. — Die e n g l ifch en Sti m m re cht s w e i b e r ge bärden sich immer verrückter. Der Hungerstreik ist zu einer regelmäßigen Erscheinung erhoben worden; eine jede „selfrefpecting" Suffragette hat bei einem At tentat ihre besondere Leib- und Magenpumpc in der Tasche, wie neulich im Savoy-Theater, wo sie den Pre mierminister anschrien und triumphierend und heraus fordernd Milchflasche und Magenschlauch schwangen. Das Neueste im Gefängnistrick ist aber das Folgende: Zwei solche rabiate Frauenzim,mer in Bristol versuchen das Gefängnis zu einem Paradiese zu machen; denn sie sitzen im Evakostüm in ihrer Zelle, ohne Hut, ohne Kleider, ohne irgend etwas, außer einer gelegentlichen Decke bei besonderen Gelegenheiten. Die Gefängnis beamten sind freilich der Meinung, daß dieser Zustand nichts weniger als paradiesisch sei. Die Regeln ver langen es, daß die Gefangenen Anstaltskleidung tra gen. Die Suffragetten weigerten sich aber, sich aus zuziehen, und als sie dazu gezwungen wurden, weiger ten sie sich, die Gefängniskleider anzulegen. Dazu zwang man sie nicht, und nun sitzen sie da, wie sie der liebe Herrgott erschaffen hat — und frieren. Amerika. Eine weitere Erschwerung der Einwan derung nach den Vereinigten Staaten be deutet eine Vorschrift der Einwanderungsbehörde in Newyork, nach der künftig Einwanderer von der Lan dung mit der Erklärung ausgeschlossen werden können, daß die „Entwicklung der Muskulatur zu wünschen übrig lasse". Mit dieser Begründung kann man schließ lich jeden, der nicht Berufsathlet ist, an der Landung hindern. -Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Das amerikanische Konsulat in Plaueni. V. gibt uns bekannt, daß am Donners tag, den 25. November, wegen des amerikanischen Feier tages (Thanksgiving Day) das Bureau in Plauen ge schlossen bleibt. S ch ö nh e-id e, 22. November. Hier wurde der 24 Jahre alte Richard Th en in Haft genommen und an das Amtsgericht Eibenstock eingeliefert. DH. wur de seit Oktober d. I. von der Staatsanwaltschaft in Duisburg, wo er zuletzt, beschäftigt gewesen ist, wegen Urkundenfälschung und Betrug steckbrieflich verfolgt. - Stützengrün, 22. November. Im Ortsteil Oberstützengrün wütete gestern ein größeres Scha tz enfeuer, dem das Wohnhaus nebst Schuppengebäu de des Herrn Malermeisters Süß zum Opfer fiel. Das Feuer dürfte vermutlich böswillig angelegt worden sein. Biel Mobiliar rc. ist mit verbrannt. Der Kalamitose erleidet, da er nicht versichert hat, großen Schadens — Dresden, 23. November. Eine Deutsche Luft schiffahrts-Gesellschaft, e. G. m. b. H., hat sich, wie bereits kürzlich mitgcteilt, in Dresden gebildet. Das neue Unternehmen scheint jedoch sehr wenig Gegenliebe bei den hiesigen städtischen Behörden gefunden zu haben, denn der Rat zu Dresden hat für eine beabsichtigte Flugwoche für lenkbare Luftschiffe und Flugapparate die erbetene Aus setzung eines Flugpreises abgelehnt und Herrn Oberbürger meister Geh. Rat vr. Beutler ermächtigt, das Gesuch der Gesellschaft auf Eintritt in das Ehrenkomitee abzulehnen. — Dresden, 23. November. Eine Versammlung der Allgemeinen Sächsischen Bürgermeister-Vereini gung tagte am Freitag unter dem Vorsitze des Oberbür germeisters Geh. Rat vr. Beutler im Stadtoerordnetensitz- ungSsaale. Es waren 70 Herren zugegen. — Leipzig, 22. November. Heute tagte im .Künst- lerhauS'zu Leipzig einen stark besuchte Delegiertenoersammlung der deutschen Mittelstand-Vereinigung, in der