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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend Blatt Amts und -es Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts U^csnrtz KescHäfls stellen: Buchdruckereien von A. Pabst' Königsbrück, C. S. Krausch«, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mofse und. G. L. Daube L Comp Abonnements - Preis Viertel! chrl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunscb unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter - 1 . Jllustrirtes Sonntagsblatl (Wöchentlich); 2 kandwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheml Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freital! Vorm.s 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. sch en L/, für Pulsnitz, Druck und Verlag von E. L. Für st er's Erben in Pulsnitz. NounuudvikrVNgÄsrr IahVgaug. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Nr. 13. 13. Februar 18S7. Sonnabend. Bekanntmachung. Der mit Decret ses Königlichen Ministeriums des Innern versehene dritte Nachtrag zu dem Ortsstatut für die Stadt Pulsttttz vom December ^^6, ingleichen der mit Decret der Königlichen Kreishauptmannschast Bautzen versehene erste und zweite Nachtrag zu de n Ortsgesetz für die Stadt Pulsttttz, die Leistungen für die bewaffnete Macht im Kriegs- und Friedenszustanv betreffend vom 19./22. December 1896 liegt zum Zwecke der Bekanntmachung an Rathsexpedttionsstelle zu Jedermanns Einsicht aus. Pulsnitz, am 10. Februar 1897. DerStadtrath. Schubert, Brgrmstr. Sonnabend, den 13. Februar 1807, Abends ^28 Uhr öffentliche Stadtverordnetenflhung im Sitzungssaal. — Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. — Pulsnitz, am 10. Februar 1897. Der Stadtverordnete N-Vorsteher. Or. weck. Sauer. Im nächsten Sommer sollen bei den Postagenturen in Lichtenberg bei Palsnitz und in Crostwitz Telegraphenanstalten im Anschluß an die Telegraphen-Anstalten zu Pulsnitz und Kamenz eingerichtet werden. Die Vorstände der an der Strecke Pulsnitz-Lichtenberg und Kamenz-Crostwitz betheiligten Gemeinden werden hiervon mit der Anweisung in Kenntniß gesetzt, den mit der Auskundung der neuen Linien beauftragten Postinspector, welcher die örtlichen Feststellungen noch im laufenden Monat vornehmen wird, th-nlichst zu unterstützen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 8. Februar 1897. von Erdmannsdorff. Streit und Streik. Im Osten befindet sich Kreta erneut in Hellem Auf ruhr. König Georg von Griechenland kann nur mühsam seine Palikaren davon zurückhalten, daß sie politische Thor- heiten begehen. Mit genauer Noth wurde ein Antrag, den die Opposition einbrachle und der dahin lautete, daß Griechenland die Union mit Kreta proklamieren, d. h. mit anderen Worten: den Krieg im Orient entfesseln solle, im griechischen Parlament zurückgennesen. Das hindert natürlich nicht, daß die Griechen ihre aufständischen Volksgenossen auf Kreta, wie und wo es nur angängig, unterstützen, weshalb ihnen kein Vorwurf zu machen ist, denn es sind eben ihre Volksgenossen, die unter dem erneut entfachten Fanatismus der Türken leiden. Buchstäblich haben die Mächte resp. ihre Botschafter bei der Pforte jetzt alle Hände voll zu thun; der holde Friede sitzt eben wieder mal auf dem Pulverfaß. Daß die in die kretischen Gewässer entsandten Schiffe der Mächte nölhigen- falls mit ihren Kanonen eine deutliche Sprache zu reden in der Lage und wohl auch beauftragt sind, erhöht auch nicht gerade das Vertrauen darauf, daß alles glatt abgehl. Deutschland hat nur ein Schiff zu seiner Repräsentation zu entsenden und das konnte wegen des Eises in der Wilhelmshavener Bucht auch nicht sofort in See stechen. Es dürfte an seinem Bestimmungsort ankommen, wenn auf Kreta schon alles wieder vorüber ist. Die erneute Auf rollung der kretischen Frage hat uns somit wenigstens ein Gutes gebracht, nämlich wieder einmal den Beweis, daß unsere Flottenmacht keine hinlänglich große ist, daßwir Deutsche an eine Verstärkung unserer Flotte unter allen Umständen herantreten müssen, wenn wir unsere Prestige wahren wollen. Von Wilhelmshaven noch Hamburg ist nicht weit. Dort zeigen sich jetzt „die Folgen des Ausstandes", dort herrschte ein „Krieg im Kleinen", aber der häßlichste aller Kämpfe, der Straßenkampf. Die gährende Wuth der Streikenden, daß sie unterlegen sind, hat sich natürlich nicht gegen die Verführer zum Streik, gegen die sozialdemokratischen Führer gerichtet, — wann wäre bei der Masse je Vernunft I — nein, die Wut gilt den Kameraden, die den Streik nicht länger mehr mitmachen, die den Schimpfnamen „Streik- brecher" empfangen haben, und heimlich, ganz heimlich den Arbeitgebern. So sind die jetzt in Hamburg vorgekommenen Revolten zu erklären. Es ist gut, wenn solches einer möglichst breiten Oeffent- lichkeit mitgelheilt wird, damit es festgenagelt bleibt, wie die Sozialdemokratie allenthalben gleich schädlich für die Arbeiterschaft nicht nur, sondern für den gejammten Staat Wirkt. Sie braucht die Streiks. Sie vertheidigt dieselben, auch wenn sie noch so frivol vom Zaune gebrochen waren, ja sie zettelt dieselben an, um im Falle des Gelingens triumphierend auf die Macht der Arbeiterorganisationen hin- weisen und sich als den Heiland preisen zu können, um im Falle des Mißlingens dem Haß und dem Groll der Arbeiter neue Nahrung zuzusühren und auf dem schlimm präparirten Boden neues Unkraut emporfprießen zu sehen Die Sozialdemokratie und nur sie allein ist verantwortlich für das tausendfache Unheil, daß in Hamburg entstan den ist. Der Streik begann bekanntlich mit dem Vorgehen der Schauerleute, die plötzlich eine Zulage von 80 Psg. oder 20 Proc. ihres bisherigen Lohnes forderten. Denen, die zum Ausstande hetzten, war es ja gleichqiltig, ob die Ar beitgeber unter solchen Verhältnissen bestehen konnten, ob sie nicht gezwungen waren, ihren Betrieb einfach einzustellen. Auch das war ihnen gleichgiltig, daß die genannte Klasse von Aröeiiein schon einen recht auskömmlichen Lohn, in Höhe von 4,20 M. bezogen, daß aber eine Erhöhung des Lohnes kaum möglich war. Trotzdem bewilligten die Ar beitgeber sofort einen Zuschlag von 30 Pfg., also 7 Proc. pro Kopf und Tag, indem sie zugleich erklärten, daß dies die denkbar äußerste Grenze sei. In der „Post" wurde neulich eine überzeugende Rechnung aufgemacht: „Man mhme den günstigsten Fall, daß ein Unternehmer mit 500 000 Mark arbeite, und daß diese Summe sein Eigen thum sei, daß er also nicht seinerseits Zinsen abzuliefern habe. Der Reinertrag am Gewinn Hal sich im Durch schnitt aus 4 Proc. gestellt, sein Einkommen beläuft sich also auf 20000 M. Nehmen wir an, er beschäftigt 100 Arbeiter, so hat er, bei einer Lohnerhöhung von 80 Pfen nigen, wie sie gefordet wurde, einen Mehraufwand von 24000 Mark zu bestreiten, ec wäre also in der angenehmen Lage, für das Vergnügen, Arbeitgeber zu sein, sein Kapital mit steigender Geschwindigkeit zu verpulvern, ohne auch nur einen Pfennig für sein R siko und für seine eigene Arbeit zu empfangen." Und trotzdem dieser Haß gegen daß Unternehmerthum! Nach dem Gesetz, daß die Wahrheit sich nur langsam Bahn bricht, wird das in Arbeiterkreisen natürlich spät, vielleicht, ja sicher zu spät erkannt und ge würdigt werden. Vielleicht wird man aber doch einmal prüfend sich die Frage vorlegen, ob denn die Brandreden der Tom Mann und seiner Genossen ihre Bestätigung sanden, ob die internationale Solidarität die Hoffnungen erfüllt, ob vor allem die englischen Arbeiter, die ja eine reiche Ernte hielten, das ihrige thaten, um den Hamburgern zu Helsen. Und da wird man finden, daß die englüchen Hafenarbeiter — sprich und schreibe — dreitausend Mark eingesandt, aber tausend Meetings abgehalten haben, ob wohl allein die Londoner Verbände der Seeleute und Dock arbeiter 50 000 Mitglieder zählen. Jeder von ihnen hat also in den 11 Wochen des Ausstandes genau — sechs Pfennig vom Munde abgedarbt für die deutschen Brüder! Das ist bezeichnender, schreiben die „Leipz. N. N.", als alles Bramarbasiren des „Vorwärts" und seiner Gesinnungs verwandten. Und ebenso bezeichnend ist es, daß die gesamte Arbeiterschaft von England genau 32 000 M. nach Ham burg entsandte, eine Summe, die, auf den Einzelnen be- rechnet, nur den winzigen Bruchtheil eines Pfennig ergiebt. Der Hamburger Ausstand wurde ohne jeden zureichen den G und in Scene gesetzt, lediglich um den sozialistischen Machlkitzel, den Arbeitgebern und damit der bürgerlichen Gesellschaft den Fuß auf den Nacken zu setzen, zu fröhnen. Jetzt, wo das frivole Vorhaben gescheitert ist, zieht sich die Sozialdemokratie zurück und überläßt es der bürgerlichen Gesellschaft, Noth und Elend zu lindern, von denen die Arbeiterbevölkerung betroffen worden ist, weil sie den sozia listischen Einflüsterungen Gehör geschenkt hat. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nach der Predigt am Sonntag vor der Melanchthon-Feier, 5. Sonntag nach Epiph-, den 7. Fe bruar 1897, wurde nachstehende Abkündigung in den evan gelischen Kirchen Sachsens verlesen: „Am 16. Februar d. I. vollenden sich 400 Jahre, seit Philipp Melanchthon ge boren worden ist. Die evangelische Kirche ehrt in ihm den treuesten Freund und bewährtesten Gehilfen Luthers, das nächst ihm gesegnetste Werkzeug der Reformation. Er hat an den wichtigsten Ereigniffen der Reformation den hervorragendsten Antheil gehabt, er hat das vornehmste Bekenntnitz unserer Kirche, die Augsburgische Confesston und ihre Vertheidigungsschrift, die Apologie, verfaßt, er ist, wie bei vielen anderen reformatorischen Werken Luthers, sein treuester Gehilfe gewesen bei der Verdeutschung der heiligen Schrift, er hat sich um die Begründung der evan gelischen Schrift in besonderem Maße verdient gemacht und hat der kirchlichen Wissenschaft in der Vereinigung glau benswarmer Frömm gkeit und erleuchteter Forschung die rechten Wege gewiesen. Darum bereitet sich die evange lische Kirche innerhalb und außerhalb Deutschlands, den 400jährigen Geburtstag Melanchthons würdig zur Ehre Gottes zu feiern, der den theuern Gottesmann unserer Kirche und unserem Volke geschenkt hat, getreu der Mah nung der heiligen Scyrist, der Lehrer und Väter im Glau ben mit dankbarem Herzen zu gedenken. Zu diesem Zwecke soll auch tn unserer Landeskirche der wichtige Gedenktag an dem ihm vorhergehenden Sonntag LoxtuasosiinLS, den 14. Februar, mit einer kirchlichen Feier begangen und in dem Haupt- wie in dem Nebengottesdienste des Refor mators im evangelischen Sinne und Geiste gebührend ge dacht und die Gemeinde zu seiner Nachfolge im Glauben, wie zu evangelischer Treue gegen die hohen Güter der Resormaiion ernnckt werden. Die Gemeinde wird demnach im He^rn ermahnt, der bevorstehenden Feier ihre Theil- nähme zu schenken und den Gottesdiensten zahlreich und andächtig beizuwohnen. Der treue Gott und Herr aber, der in den gesegneten Tagen der Reformation sich über sein Volk erbarmt und das Licht aus der Finsterniß hat aufgehen lassen, Helse in Gnaden, .daß diese Feier an allem evangelischen Volk in unserem Lande gesegnet sei zur Stär kung und Befestigung im evangelischen Glauben und Be- kenntniß und zur Erweckung evangelischen Geistes, des Geistes der ersten Zeugen unserer Kirche. Das wolle er thun um Jesu Christi, seines Sohnes, unseres Herrn willen. Amen." Auch für unsere Kirchgemeinde ist durch Herrn Oberpsarrer Prof. Kanig Veranstaltung getroffen zu einer Gedenkfeier der 400. Wiederkehr von Melanchthons Ge burtstag. Diese wird, wie durch Inserat in diesem Blatte ange zeigt, nächsten Dienstag abend von '/^ Uhr an im Schützen haussaale stattfinden und bestehen in Festvortrag des Herrn Oberpf. Prof. Kanig, Ansprache des Herrn Pastor Schrei-