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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal OienStag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 1L Uhr. ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunund-reißigster Jahrgang. Nr. 74. Freitag, dcu 19. September 1^79. Zufolge anher erstatteter Anzeige sind in der Nacht zum 4. dieses Monats aus zwei Parterrestuben in Helbigsdorf auf ausge zeichnete Weise folgende Gegenstände als: ein ziemlich neues, grau-und schwarzgemustertes Sommerstofijaquet, ein getragenes schwarzes Winterstoffjaquet, 1 Topf mit 2V§ Kanne Butter, ein Einlagebuch des Spar- und Vorfchußvereins zu Mohorn über 150 Mark Einlage, ein's dergleichen des Vorschußvereins zn Wilsdruff über 75 Mark Einlage, ein's dergl. des landwirthschaftlichen Creditvereins zu Dresden über 15 Mark Einlage, sämmtlich auf den Namen des Mühlenbcsitzer Carl Gottlieb Böhme in Helbigsdorf lautend, 1 Paar langschäftige, ziemlich neue rindlederne Stiefeln mit Doppelsohlen und Eisen sowie 2 Rasirmesser mit schwarzen Hornschaalen, spurlos entwendet worden, was behufs Ermittelung des Thaters und Wiedererlangung des Gestohlenen hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 17. September 1879. vr. Gangloff. In der Nacht zum 28. vorigen Monats sind aus einer Gutswohnung zu Blankenstein mittels Eindrückens einer Fensterscheibe und Einstcigens eine ziemlich große messingene Plättglvcke mit Stahl, circa 12 Psd. Speck, ein irdener Topf, ein eiserner Topf mit Kartoffeln so wie ein Säckchen mit Quark gestohlen worden, was behufs Ermittelung des Thüters und Wiedererlangung des Gestohlenen hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 16. September 1879. vr. Gangloff. Bekanntmachung. Das 11. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1879 enthält: No. 78. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 11. Mürz 1879, das Vorzugsrecht der Ehefrau nn Koncurse zum Vermögen des Ehemannes betreffend; vom 9. August 1879. No. 79. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Ueberführung des sogenannten Zell'schen Weges über den Güterbahnhof in Dresden betreffend; vom 31. Juli 1879. No. 80. Verordnung, die Bestellung von Commissaren für die Landtags-Ergänzungswahlen zur II. Kammer betr.; vom 15. August 1879. No. 81. Nachtrag zum Königlichen Hausgesetz; vom 20. August 1879. No. 82. Bekanntmachung, die Eröffnung des Güterverkehrs auf der Gaschwitz-Plagwitzer Staatseisenbahn betr.; vom 28. August 1879. No. 83. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Erweiterung des Sichtbarkeits-Bereichs eines in Röderauer Flur befind lichen Eisenbahn-Sperrsignales betreffend; vom 28. August 1879. No. 84. Bekanntmachung, einige Abänderungen der Postordnung vom 8. März 1879 betreffend; vom 3. September 1879. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt in hiesiger Rathsexpedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 17. September 1879. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin. Die Wahlbewegung hat jetzt ein etwas lebhafteres Tempo angenommen. Hier eingelangte Meldungen besagen, daß in vielen Wahlkreisen, so namentlich bei der nationalliberalen Partei, ein Mangel an Kandidaten herrsche. Viele früheren Abgeordneten richterlicher Kreise können in Folge der neuen Justizorganisativn kein Mandat annehmen; außerdem giebt es nicht wenig Mißmüthige, die mit den politischen und parlamentarischen Zuständen unzufrieden, nicht mehr praktisch Politik treiben wollen. Wiewohl die Regierungsbehörden dieses Mal, einer dringenden Aufforderung des Ministers des Innern gemäß, nicht direkten Antheil an der Wahlpropaganda zu nehmen, ist doch überall, vornehmlich in den östlichen Provinzen, eine lebhafte Agitation für die konservativen Kandidaten bemerkbar. Der Reichskanzler hat beim Bundesrath beantragt, das für Rech nung des Reichs von den 20-Pfennigstücken 5 Mill. Mark einge zogen und je zur Hälfte in 1- und 2-Markstücke umgeprägt werden. Aus Straßburg verlautet große Regsamkeit bei den Vorberei tungen zum bevorstehenden würdigen Empfang des Kaisers Wilhelm und seines Gefolges. Im Allgemeinen scheint dieses Mal der mili tärische Charakter des Besuches in den Vordergrund zu treten. Eine größere Reihe von Ovationen aus den Civil - Kreisen hat der Kaiser srenndlichst dankend abgelehnt. Ein großartiges militärisches Schau spiel verspricht die Kaiser-Parade am 19. Septbr. 1879 zu werden. An ihr werden theilnehmen: im 1. Treffen: 10 Infanterie-Regimenter und 1 Jäger-Bataillon, darunter 2 bayersche, 1 Kgl. Sächsisches, 1 Kgl. Württembergisches und 1 Braunschweiger Regiment, ferner 1 Fuß-Artillerie-Regiment und 1 Pionier-Bataillon; im 2. Treffen 5 Dragoner-, 3 Ulanen-Regimenter, (darunter 1 Bayersches) 2 Feld-Ar tillerie-Regimenter, darunter 1 Badisches, und Kgl. Bayersche Artillerie- abtheilungen. Die Truppen rücken in voller Stärke aus. Während des Manövers wird daher die Festung Metz von der in Trier liegen den gesammten Division besetzt, während in Straßburg zur Besorgung des Garnisondienstes 2 Badische Infanterie-Regimenter und Badische Kavallerie eingerückt sind. Außerdem werden sich die meisten Krieger- Vereine aus Elsaß-Lothringen und der Pfalz an der Parade betheili- ligen. Die Suite des Kaisers dürfte 180—200 Köpfe betragen. Im Gefolge erscheinen u. a. 6 japanesische Offiziere, 1 chinesischer Major, englische, russische, schweiz. und österr. Militärs. Französische Offiziere werden sich nicht einfinden, eine Maßnahme, welche sowohl nn eigenen Interesse der Herren, als zur Vermeidung von Störungen nur zu billigen ist. Der Kaiser steigt in der Präfectur ab. Die ihn beglei tenden Fürstlichkeiten und deutschen Osfiziere werden bei den Familien der Civilbeamten und Offiziere Aufnahme finden. Für die fremdlän dischen Gäste sind die Gasthöfe reservirt. Zur Verfügung der fremden Offiziere treffen in den nächsten Tagen 150 Reitpferde ein, welche von den Kavallerie-Regimentern der Rheinischen und Badischen Garnisonen gestellt werden. Aus dem Kaiser!. Marstalle werden 115—130 Pferde erwartet. Die Dienerschaft, welche der Kaiser mitbringt, ist 143 Köpfe stark. Nach den neuesten Nachrichten werden auch die Kaiserin und die Großherzogin von Baden zwei Tage in Straßburg verweilen und der am 20. Septbr. stattfindeiiden Soiree des kommandirenden General von Fransecky — der einzigen Einladung, welche der Kaiser ange nommen hat — beiwohnen. Am 23. Septbr. erfolgt die Weiterreise nach Metz, woselbst der Kaiser die Parade über die Division aus Trier abnehmen und die denkwürdigen Schlachtfelder bei Gravelotte u. s. w. besuchen wird. Aus Elsaß-Lothringen, 11. September. Ein lehrreiches Bei spiel, wie man in Frankreich Geschichte macht und was noch schlimmer ist, auch in den Schulen lehrt, liefert die „Histvire de France von V. Duruy". In Bezug auf den letzten Krieg heißt es z. B., den deutschen Heeren seien Männer anvertraut gewesen, die den Satz aufstellten, daß Gewalt vor Recht gehe und die sich überhaupt aus Gerechtigkeit und Ehre nichts machten. Frankreich sei zum Kriege gezwungen und von dem drei bis vier Mal stärkeren Feinde überwältigt worden, der trotz dem sich nur aus der Ferne oder im Gebüsch versteckt zu schlagen wagte. In Bezug auf Straßburg ist gesagt, daß es 1681 ebenso wie Metz 1552 freiwillig von Deutschland an Frankreich abgetreten worden sei; das historische Recht sei also auf französischer Seite. Außer den 5 Milliarden seien noch Hunderte von Millionen in Folge von Re quisitionen und Diebstählen an Möbeln, Silbergeschirr, Büchern und Kunstgegeuständen über den Rhein gegangen. Ein Seitenstück zu diesem Geschichtswerk bilden die ebenfalls in vielen französischen Schulen ver breiteten, in den letzten Jahren erschienenen Landkarten, in welchen El saß-Lothringen immer noch zu Frankreich gerechnet ist. London, 16. Sept. Ein Telegramm der „Times" aus Kandahar vom 15. d. meldet, ein afghanischer Edelmann, welcher aus der Um gegend von Kabul kam, habe die Nachricht übermittelt, daß der Emir Truppen aus Herat und Balti rcquirirt und die Ghilgaistämme nach Kabul berufen habe, um den heiligen Krieg gegen England zu proklamiren. Der lang anhaltende Nothstand unter der arbeitenden Klasse in Glaskow führte am 10. d zu einem Brvtkrawall. Die Leute drangen gewaltsam in zwei Bäckerläden ein und nahmen dort Brot und An deres. Zunächst wurden einige Brotwagen auf der Straße angegriffen und ihres Inhaltes beraubt. Einer der Kutscher, der Widerstand leistete, wurde arg gemißhandelt. Mehrere der Anführer wurden verhaftetet. Aus Kiew wird dem „Odeßkij Wjestnik" vom 9. d. beschrieben, daß dort am 3. d. eine schreckliche Feuersbrunst stattgefunden habe. Um 3 Uhr Nachmittags brach das Feuer an sieben verschiedenen Stellen der Stadt bei furchtbarem Sturmwinde los. Es brannten zu gleicher Zeit das Gebäude der städtischen Feuerwehr, das Polizeihaus, eine Schießpulverhandlung und vier Petroleummagazine. Im Nu war die Stadt von einem schwarzen dicken Rauche umhüllt und bald folgten furchtbare Detonationen und Explosionen. Taufende Menschen, die