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m Gast« c. Wege« : bekannt hierdurch cstand. ch. kwoh«' erth ein« - zu olgenden l erlaube md hier« nache ich L a r g chzeitiger tiguug. !"on rr Ter ttleber« «, sowie fleisch, Vis 'eNdiail für Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSprcis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannal'me Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gcrichtsamt nnd den Stadtrath zu Wi!sdrnff. WeununddreiHigster Aahvgsng. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag). Nbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet^ Pf. für LMU- Wilsdruff, Thuruudt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 87. Freitag, den 9. Mai 1879. Anetion. Vom unterzeichneten Königlichen Gerichts-Amte soll Dienstag, den 13. Mai ds. Zs., WormittagS N Uhr, aus einem überschuldeten Nachlaß eine Quantität Schnitt-vasre« und 1 MobeltransHortwagen an hiesiger Amtsstelle gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. 'Wilsdruff, am 19. April 1879. Das Königliche Gerichts-Amt. Vi. Gangloff. De» -ie-iahrige WilS-ruffer Frübjahrsmarkt wird Donnerstag, den 13. und Freitag, den 16. Mai, ^gehalten. Wilsdruff, am 5. Mai 1879. Der Stadtgemeinderath. FiBer, Brgmstr. :s Herrn r. ause, de« eiche Bc« )«tz. Ivr. :r, der vs' Tagesgeschichte. Im Reichstage wurde am 2. Mai in erster Lesung über den Zolltarif (Generaldebatte) verhandelt. Der Erste, der das Wort ergriff, ivar Fürst Bismarck. Er entwickelte seine Ansichten dahin: Das Be- diirsmß einer Aenderung der Zölle und Steuern ist seit 1848 hervor- Mrtcu und wir müssen jetzt so schnell wie möglich eine Reform herbei- sühren, um das Reich finauzicll unabhängig zu machen von den Einzel staaten und von den ungleichen und ungerechten Matrikular-Beiträgen. Äir wollen überhaupt keine höheren Einnahmen erzielen, als für die Deckung der Reichsausgabcn erforderlich sind, wünschen aber, daß das Bvthwcndige in der Form aufgebracht werde, in welcher die Lasten am leichtesten zu tragen sind, und glauben, daß dies am besten auf dem Wege der indirekten Steuern geschehen kann, so daß dadurch auf der' anderen Seite Erleichterungen geschaffen werden können. Ich »Echte für meine Ansicht auch auf das Beispiel Rußlauds Hinweisen, Eo man dauernd bemüht ist, die indirekten Steuern an die Stelle der direkten treten zu lassen. Man sollte nur das fundirte Einkommen ^steuern, das nicht fundirte jedenfalls nur gering besteuern. Unlogisch P ferner, daß ein Staatsbeamter die staatliche Einkommensteuer be- Wen muß; man macht damit Abzüge von seinem Gehalt. Was die Staaten mit den disponibel werdenden Geldern machen wollen, welche »ach Abschaffung der Matrikulardciträge sich ergeben, ist ihre Sache. Das bewegliche und unbewegliche Eigenthnm war bei uns zu ungleich scheuert, der städtische und der ländliche Grundbesitz sind zu unter schiedlich gestellt, hierin liegt ein Grund zum Rückgang der Landwirth- schast; die Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes im nordöstlichen Deutschland hat lediglich ihren Grund in diesen Ucbelständen, unter Men die Landwirthschaft seit Anfang des Jahrhunderts leidet. Der Getreidebau ist schwer besteuert gegenüber der Einfuhr von außen. Kein Gewerbe ist so schwer besteuert wie das laudwirthschaftliche. Von A00O Rittergutsbesitzern Preußens sind kaum 4000 wohlhabende Mte, und im Reiche sind diese Zustände nicht anders. Ein weiterer Borwurf, der die jetzigen Zustände trifft, ist der mangelnde Schutz der Pldustrie gegenüber dem Auslände. Wir bedürfen eines mäßigen Schutzzolls, wir hatten ihn ja auch bisher, einen absolulten Freihandel Muen wir ja auch überhaupt nicht. Ein mäßiger Schutzzoll ist es »uch nur, den wir von Ihnen verlangen. Wir müssen erkennen, daß Eir die Ablagerungsstätte der Ueberproduktiou anderer Länder sind, ^»d daß es geboten ist, unsere Thore einigermaßen zu schließen. Die stdee eines großen Exporthandels ist immer prekär. Mit den Handels verträgen ist es auch eine eigene Sache; es kommt dabei immer auf Frage an: wer übervortheilt den andern? Eine Erkenntniß, zu welcher man immer erst nach einer Reihe von Jahren kommt. Ob Eir von den bisherigen Verträgen Vortheil hatten, kann Jeder sich selbst ^gen. Wenn aber der Schutzzoll ruiniren soll, dann müßte Frankreich angst ruinirt sein. Wir sehen Rußland bei seinem Schutzzollsystem ewPeriren, während Länder, die offen sind, zurückgehen. Ich nehme Mon England nicht aus, welches auch zum Schutzzoll kommt. Seit- Ml wir den Tarif so weit herabgesetzt haben, sind wir in einem Ver- Mtungsproceß begriffen. Für die Äbhülfe können wir uns nicht auf Dheorien, sondern müssen wir uns auf die praktische Erfahrung stützen, ps handelt sich hier nicht um politische, sondern um rein wirthschaft- He Fragen. Von Partei- und Fractionsempfindungen bitte ich diese Jnteressen-Frage getrennt zu halten. Ich glaube, daß die Ueber- Agung in den Verhandlungen vorherrschen sollte, daß vor allen Dingen das deutsche Volk Gewißheit über seine wirthschaftliche Zukunft »erlangt, und dag eine schnelle Ablehnung -immer noch günstiger ist M ein Hinziehen der Ungewißheit, in welcher Niemand weiß, wie die Ankunft sich gestalten soll. — (Unter „fundirtem" Einkommen ist das »us Grundeigenthum, zinstragenden Papieren rc., also zu vererbende, zu verstehen, unter „nichtfundirtem" das Einkommen aus schwankendem Arbeitsverdienst.) — Fürst Bismarck sprach zehnmal gemäßigter als seine Parteigänger in der Presse und unmittelbar nach ihm Delbrück. Er sprach aber, als hätte Bismarck gar nicht gesprochen, mit keinem Worte auf ihn Rücksicht nehmend. Die beiden Redner, im gegnerischen Lager stehend, wollen offenbar im Kamps nicht auf einander stoßen. Delbrück ging den Bismarck'fchen Zolltarif fast Puuct für Punkt durch und wies die Schädigungen nach, welche viele Zweige der Industrie durch die unveränderte Annahme des neuen Tarifs erleiden würden. — Peter Reichensperger spricht im Namen des Centrums im Wesentlichen seine Zustimmung für Bismarcks Zoll- und Steuersystem aus und verlangt Garantie für die Wahrung des verfassungsmäßigen Einnahmebewilligungsrechtes, ohne welches das Ausgabebewllligungsrecht ohne Bedeutung sei. — In mehr als Mündiger Rede spricht sich Bamberger sehr scharf gegen den Zolltarif und das Steuersystem aus. Er sieht in den vielen Versprechungen Bismarcks sogar etwas Socialistisches, weil sie schwerlich in Erfüllung gehen würden und könnten. Bismarck sage: wir müssen den armen Mann reicher machen, aber er wolle ihm nicht weniger abnehmen, sondern nur so, daß er es weniger spürt (indirekt); so vielen Schichten des Volkes sollen Vorthcile zugewendet werden, daß mau sich fragen muß: wer bleibt denn übrig, um das alles zu bezahlen? etwa nur die, die über 6000 Mk. fundirtes Einkommen haben? — Von der Industrie behauptet er, sie sei immer mit dem Jahrhundert marschirt und erstarkt, die Cultur von Grund und Boden dagegen hinter dem Jahrhundert zurückgeblieben und schwächer geworden; die Arbeit der Tarif-Commission sei ohne einen Schatten von genügender Vorbereitung und Kenntniß der Verhältnisse, es werde eine gewaltige Reform, die alle Gebiete aufs Tiefste durchdringe, über stürzt. (Große Aufregung, Zustimmung nnd Zischen; lange Unruhe.) Finauzmmister Hobrecht weist die Angriffe Bambergers zurück, ohne allen Berechnungen und Versprechungen Bismarcks zustimmen zu wollen. Die bedeutfamste aller bisherigen Kundgebungen gegen den neuen Zolltarif ist die am Souutag in Elberfeld stattgehabte, aus etwa 6000 Industriellen und Kaufleuten Rheinlands und Westfalens zusam mengesetzte Versammlung gewesen. Dieselbe beschloß einstimmig eine Resolution, in welcher der Reichstag anfgesordert wird, an der bis herigen bewährten Handelspolitik festzuhalten und die vorgelegteu Schutzzollprojecw zu verwerfen. Gleichzeitig wurde beschlossen, den Vorkämpfern dieser Politik im Reichstag volle Zustimmung und Dank auszusprechen. Daß der offiziöse Telegraph diesen Vorgang nicht der Meldung werth gefunden hat, kann seine Bedeutung nur erhöhen. Berlin. Die Festlichkeiten aus Anlaß der am 11. Juni bevor stehenden goldenen Hochzeit des Kaiserpaares werden nach der K.Z. zwei Tage umfassen. Am 11. Juni soll im königlichen Schlosse der Empfang sämmtlicher Deputationen und darauf die Einsegnung des kaiserlichen Jubelpaares durch den Hofprediger l)r. Kögel in der Schloß kapelle stattfinden. Für den Abend dieses Erinnerungstages, eines Mittwochs, ist eine Galavorstellung im Opernhause in Aussicht ge nommen. Die Zahl der verschiedenen Deputationen bildenden Mit glieder aus den an jenem Tage zur Vertretung gelangenden Staats behörden und Gemeinde- oder sonstigen Verwaltungen wird auf an nähernd 1600 geschützt. Die Zahl der zu den Festlichkeiten hier ein- treffenden fürstlichen Gäste, welche anfangs auf etwa fünfzig festgesetzt war, wird sich eher noch um einige vermehren als vermindern. Für den 12. Juni Vormittags ist eine große Parade auf dem Tempelhofer Felde iu Aussicht genommen. Am Nachmittage des 12. Juni soll ein Galamahl im weißen Saale des königlichen Schlosses und am Abend eine größere Soiree im königlichen Palais stattfinden. Der Kaiser nnd die Kaiserin werden voraussichtlich schon am 13. Juni Berlin verlassen nnd dec Kaiser wahrscheinlich sich nach Bad Ems, die Kaiserin sich nach Koblenz begeben.