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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt von jden verankwvnlichen Redacteuren E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. Verlag von E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radebergs AA, Freitag, den SS. December, 18Ä3« Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. — — Bestell ¬ ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile n'iit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in PulSnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. Zeitereignisse. Dresden, 19. December. Den aus Wien eingegangenen Nachrichten zufolge gedachten Ce. Mas. der Kaiser die zum Weihnachtsfeste (gleichzeitig dem Geburtsfeste Ihrer königl. Ho heit der Prinzessin Elisabeth von Bayern) beabsichtigte Reise nach München, infolge der starken Verschneiung der Straßen, zu Eisenbahn über Prag, Dresden, Leipzig und Hof heute anzutreten Dem Verlangen Sr. Majestät gemäß, Allerhöchstwelche das strengste Incognito zu beobachten und die Hinreise nach München ohne allen Aufenthalt zurückzulegen wünschen, unterbleiben alle und jede Empfangsfeierlichkeiten. — 18. December. Heute Nachmittag fand die Christ- beschecrung auf dem Gewandhaussaale statt, welche die Ar- menversvrgungsbehörte in Verbindung mit der Schuldeputation für Kmder aus den hiesigen evangelischen Armenschulen, die sich durch Fleiß, sittliches Wohlvcrhalten und regelmäßigen Schulbe such dieser Auszeichnung würdig gemacht, mit Hilfe menschen freundlicher Unterstützung schon seit einer Reihe von Jahren zu veranstalten pflegt. Diesmal waren cs 325 Kinder, die unter den Klangen eines vollständig besetzten Orchesters, geleitet von ihren Lehrern und Lehrerinnen, um 5 Uhr in den festlich ge schmückten Saal cinzogen und an den zwei langen Reihen bilden den Tischen Platz nahmen, auf welchen die zweckmäßig ausge wählten Geschenke unter kerzenhellen Tannenbäumen vor ihnen auSgebreitet lagen. Nachdem drei Strophen der hierzu beson ders verlheilten Texte gesungen worden waren, betrat Herr Pa stor G. Böttger die Rednerbühne, schilderte mit großer Gefühls wärme die Bedeutung der festlichen Stunde und wies die Be schenkten auf ihre Verpflichtungen, namentlich auf die Dankbar keit hin, die sie am besten dadurch zeigen könnten, daß sie als Gottes Kinder wandelten. Welche Eigenschaften e/n „Kind Gottes" zieren, wurde ebenso faßlich als eindringlich dargclegt, während der Schluß des Vortragö im Nayicn der Kinder den Dank gegen die edlen Wohlthater enthielt. Obgleich der Saal mehr als 1600 Personen faßt, waren doch alle Raume mit Zu schauern besetzt, und die Festfreude wurde noch ganz besonders dadurch erhöht, daß sowohl Ihre Mas. die Königin als auch Ihre Königliche Hoheit Prirzessin Albert diesem Kinderfeste ihre Thcilnahme schenkten. Nachdem der Schlußgesang vorüber unterhielten sich die allerhöchsten Herrschaften in gemahnter Huld mit mehreren Anwesenden, so namentlich mit den Herren Ober bürgermeister Pfotenhauer, Stadtrath Hempel und Gehe, Pastor Böttger, Generalmajor Aster und andern Behördegliedern, nah men auch die Geschenke der armen Kinder in Augenschein und sprachen zu einzelnen Lehrern und Kindern. Unter Marschmusik traten hierauf die Kinder mit den erhaltenen Geschenken ihren Rückweg an und zogen an den allerhöchsten Herrschaften vorüber. Als die hohen Frauen den Saal verließen, brachte der Chef der Armenversorgungsbehördc, Herr Stadtrath Hempel ein dreima liges Lebehoch aus in welches die ganze Versammlung aus vol lem Herzen cinstimmte. Schließlich sei noch bemerkt, daß von denselben Geldmitteln, zu denen jedesmal auch unser allvcrchrtcS Königshaus einen sehr bedeutenden Beitrag gicbt, in den nächsten Tagen 77 vorzüglichen Schülern und Schülerinnen des Ehrlich- sehen SchnlgcstiftS (2. Armenschule) eine ähnliche Festfreude be reitet werden wird. Pulsnitz, im December. In der gegenwärtigen, für die Armen so schweren Zeit zeigt sich die hiesige Spinnschule (welche sich zugleich auf Böhmisch-Vollung und Pulsnitz Meißner Scits erstreckt) von besonderem Segen. Sie zählt 96 Kinder, nämlich 56 Knaben und 40 Mädchen, darunter 65 notorisch arme. An jedem Tage in der Woche, außer an dem zur Flachsbereitung be stimmten Sonnabend, spinnen die Kinder je in der, von der öffent lichen Schule freien Zeit. Es ist ein herzerhcbender Anblick, so viele frohe Kinder vom 7. bis zum 14. Lebensalter rüstig und unverdrossen unter der Leitung eines liebevollen und umsichtigen LehrerS jpinnen und arbeiten zu sehen. Schon früh wird ihnen die Arbeit lieb; bewahrt vor den Gefahren des Müßiggangs, ja wohl ost auch des elterlichen Hauses, kehren sic froh im Herzen heim, und selbst dem rohesten Vater müßte daö Herz in Liebe