Volltext Seite (XML)
für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: ririttwock« und «onnavend« früh 8 Uhr. AbonnementSpreiS: Vierteljährlich Mark. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Roum einer gespaltenen EorpuS- ZeUc berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittag- v Uhr hier auf,ugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Dreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von «»»M Ludwig Förster in PulSnttz. Verantwortliche Redaktion, Druck und »erlag von Paul Weder in PulSnitz. Geschäft-steNen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, In« valtdendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Tentralannoncenburea« für s ämmtliche deutsche Zeitungen. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Prämknerando-Zahlung durch Briefmarken LtUVUMLNUL oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ÄIxpoÄ ck«8 ^r»t8l»t«ttv8. 91 13. November 1878 Mittwoch. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den RL Januar 18SS das dem Bäckermeister Carl Hermann Wagner in Pulsnitz zugehörige Hausgrundstück Nr. 354 des Katasters, Nr. 75 des Flurbuchs und Fol. 93 des Grund- und Hypothekenbuchs für Pulsnitz, welches Grundstück am 28. October 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 6050 Mark — Pfg. gewürdert worden ist, nothwcndiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Pulsnitz, am 4. November 1878. DaS Königliche Gerichtsamt daselbst. Jahn. Grlaß, Einquartierungsregulative betreffend. In der bei weiten größten Anzahl der Ortschaften des Bezirks ist die Aufstellung eines Ortsstatuts über die Grundsätze, nach welchen die Vertheilung der Quar tierleistungen innerhalb des Gemeindebezirks erfolgen foll, noch nicht geschehen. Die betreffenden Gemeinden werden daher hierdurch angewiesen, in Gemäßheit der Vorschrift in ß 7 Abs. 3 des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1868 und § 9 der dazu ertheilten Instruction vom 31. December 1868 (Bundesgesetzblatt 1tzH9 Seite 2 flg.) mit Ausstellung des gedachten Regulativs vorzugehen und solches bis spä testens zum Jahresschluffe anher einzureichen. Eine Wiederholung gesetzlicher Vorschriften in dem Regulative ist thunlichst zu vermeiden, dagegen wird namentlich die örtliche Behörde, welcher die Vertheilung der Einquartierung obliegt, zu bezeichnen, die den Quartiergebern etwa aus Gemeindcmitteln zu gewährende Entschädigung sestzustelleu und wegen Aufbringung des durch die Einquartierung für die Gemeinde enistehendes Aufwandes Sorge zu treffen sein. Der Entwurf eines bezüglichen Regulativs kann gegen Abentrichtung der Schreibgebühr an Kanzleistelle der Königlichen Amtshauptmannschaft in Empfang ge nommen werden. Kamenz, am 7. November 187§. Königliche Amtshauptmannschaft. Schäffer. Zeitereignisse. Dresden, 10. Novbr. Die sächsischen Tuchsabri- kanten exportiren jährlich für 3 — 4 Millionen Mark verschiedener Tuchgattungen nach Italien. Von Neujahr ab will Italien einen neuen Zolltarif einführen, der im schutzzöllnerischen Sinne mehrfache Erhöhungen der fremden Einfuhr enthält. So sollen Tuche, die bisher 10«/, Ein gangszoll zahlten, künftig 16«/, zahlen. Man sieht, wie überall das Ausland sich gegen die Einfuhr deutscher Waaren schützt. Nun läuft mit Neujahr der deulfch- italienische Zoll- und Handelsvertrag ab, ohne daß man von Verhandlungen über Verlängerung hörte. Die Leip ziger Handelskammer ersucht nun das Reichskanzleramt, doch schleunigst in Verhandlungen mit Italien zu treten und da die deutschen Interessen zu wahren. — Zweiundvierzig socialdemokratische Agitatoren (darunter die Rrichslagsabgeordneten Liebknecht und Vahlteich) befinden sich gegenwärtig im Gefängnisse. Dresden, 12. November. Der „Bohemia" meldet man von hier: „In der Zeil, in welcher die socialdemo kratische Partei noch ungestraft ihren agitatorischen Be strebungen nachgehen konnte, machte sich bekanntlich auch unter einzelnen Studirenden der Leipziger Hochschule eine sehr ausgeprägte socialistische Propaganda bemerkbar. Wie jetzt aus Leipzig von unterrichteter Seite mitgetheilt wird, ist hierin in den letzten Monaten, insbesondere seit der Zeit, wo es seststand, daß der Staat die Unterwühl- ung durch die Socialisten nicht länger mehr dulden werde, ein vollständiger Rückschlag eingetreten. Von jener Be wegung unter einem Theile der Studirenden ist absolut nichts mehr zu bemerken, und wenn es, was ja wohl unzweifelhaft ist, immerhin noch socialdcmokratisch denkende Studenten giebt, so hüten sie sich, dieser ihrer Gesinnung einen äußeren Ausdruck zu geben." — Der Stadtrath zu Pegau erläßt eine Bekannt machung an die Bewohner der Stadt, worin er sie auf fordert, fclbst mit thatig Hand an zu legen zur Unter drückung der überhandnehmenden Rohheiten der Heran wachsenden Jugend und auf diese Weise die Gemeinde behörde in ihrem schweren Amte zu unterstützen. Leider könne man, so sagt der Stadtrath, häufig beobachten, daß rohe Ausschreitungen, die seitens der Jugend aus offener Straße begangen würden, vrm Publikum, welches diese Rohheiten mit ansieht, entweder stillschweigend ge duldet oder, was noch schlimmer, mit Wohlgefallen be trachtet werden. Anstatt nun immer gleich nach der Polizei zu rufen, die doch unmöglich überall sein könne, möchten daher Eltern, Pflegeeltern, Vormünder, Lehr herren und Arbeitgeber bez. alle Mitbürger, denen das Wohl der Jugend am Herzen liege, selbstthätig mit da für sorgen, daß die Verwilderung der Jugend verhin dert werde und Schuldige die nöthige Züchtigung er halten. Leipzig, 8. November. Die heute hier stattgefundene außerordentliche Generalversammlung der Actionäre der Chemnitz-Wirschnitzer Eisenbahn-Gesellschaft, in welcher 2618 Aktien mit 187 Stimmen vertreten waren, genehm igte das mit dem königl. sächsischen Finanzministerium getroffene Uebereinkommen wegen Ueberlaffung des Be triebs an die königl. sächsische Staatseisenbahn-Verwalt ung und gab ferner ihre Zustimmung zu dem event. Ver kauf der Bahn an den sächsischen Staatsfiskus für einen Kaufpreis von 600 Mark nom. in 3procent. Rente. Berlin. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 1. d. M. hinsichtlich der Zollbehandlung der Schach teln zu schwedischen Zündhölzern beschlossen, daß der Schlußsatz des Absatz 3 in Z 4 der Bestimmungen über die Tara folgende Fassung erhalten soll: „Doch sind rohe ungefärbte, mit Papier beklebte und mit Reibsub stanz versehene Schachteln aus Holzspahn, in welchen als der gewöhnlichen Fabrikverpackung Zündhölzer eingeführt werden, Flaschen von gefärbtem, ungeschliffenen Glas, in welchen äthersche Oele oder Medicamente eingehen, und Umhüllungen von Staniol um Parfümerien und feine Seifen auf die Tarifirung von keinem Einfluß." Berlin. In Ergänzung zu den Mittheilungen über die Eventualität eines Nachköngrcsscs hört man jetzt, daß es sich weniger um einen förmlichen Nachkongreß handeln dürfte, als vielmehr um die Einsetzung einer weiteren europäischen Kommission, welche die sactische Ausführung des Berliner Friedens überwachen soll. Angesichts der Resultate, welche das ganze Heer der bisherigen euro päischen Kommissionen erzielt hat, darf man sich wohl einige Zweifel an dem practischen Werth einer derartigen Einrichtung erlauben. Dieses Auskunftsmittel dürfte just so viel helfen, wie simples Heftpflaster bei einem schweren Schenkelbruch. Berlin, 9. November. Von einem Parteimangel war bisher in Deutschland nichts zu bemerken. Jetzt debütirt zum Ueberfluß auch noch eine deutsche Hand werker- und Gewerbe-Partei mit ihrem Programm. Früher gab es in Deutschland einen „Verein selbstständ iger Handwerker rind Fabrikanten" der alljährlich zur Frühlingszeit eine Reihe schöner Beschlüsse faßte, um das kranke deutsche Reich zu retten. Sonst hörte man nicht viel von den Leistungen dieser Gesellschaft, die sich schließ lich in Wohlwollen ausgelöst zu haben scheint, denn es wäre sonst unerklärlich, wovon das Bedürfniß nach Bild ung dieser neuen Partei, der deutschen Handwerker- und Gewerbe-Partei", hätte kommen sollen. Was diese Partei will, ist nichts Neues, wird vielmehr bei jeder Reichs tagswahl aus den Kreisen der Gewerbetreibenden wieder holt und hat zum Theil auch einen leidlich gesunden Kern. Dies gilt z. B. von der Idee der „Schaffung all gemein verbreiteter fachgewerblicher Corporationen." Auch darüber, daß dieselben eventuell „mit der nöthigen ge setzlichen Autorität ausgerüstet würden, ließe sich reden. Nur die zwangsweise Decretirung dieser Schöpfungen von oben herab würden wir nicht befürworten mögen. In gleicher Weise verhält es sich mit dem Project der „Ge werbe- und Handwerkerkammern," welches das Programm- offenbar im Auge hat, wenn es „solche Einrichtungen her beigeführt zu sehen" wünscht, „welche geeignet sind, das Kleingewerbe ebenso, wie den Handel und die Großin dustrie mit der erforderlichen Sorgfalt zu pflegen." Wie aber steht die Partei zu dem öffentlichen Leben überhaupt? „Die Partei" — — so heißt es da — „wird zu den politischen Tagessragen je nach Umständen Stellung nehmen." Also die absolute Opportunitätspolitik! Naiver ist die Fahne der politischen Characterlosigkeit noch nie mals enthüllt worden. Der moderne Staat beruht auf dem Grundsätze, daß die Gesetzgebung ausschließlich ge regelt werde durch die Erfordernisse des Gesammtwohls. Diese Erfordernisse richtig zu erkennen und sie zweckmäßig zu befriedigen, ist der Inhalt der Politik. Allein unter diesem politischen Gesichtspunkte kann und darf die Staats- gesetzgebung gehandhabt werden. Die Apostel der In teressenvertretung stellen das Verhältniß frischweg auf den Kopf. Die politischen Gesichtspunkte sind ihnen gleich gültig; Hauptsache ist ihnen für die Gesetzgebung das ganz spezielle Interesse dieses oder jenes Bruchtheils der Gesammtheit. Wenn derartige Chimären, wie es fast den Anschein hat, bei uns epidemisch werden, so können sie in der That eine politische Verirrung und Verwilder ung verursachen, die für unsere Zukunft eine schlimmere Gefahr noch als die Sozialdemokratie sein würde. (Berl. Tgbl.) — Die Veränderungen im deutschen Gesandtschafts dienst sind jetzt, wie wir hören, definitiv beschlossen. Da nach geht der jetzige Gesandte in Dresden, Graf Solms, nach Madrid, der erste Rath bei der deutschen Gesandt schaft in Wien, Graf Dönhof, als Gesandter nach Dres den. Der letztere gilt für einen der befähigtsten jüngeren Diplomaten; er sei ein Sohn des verstorbenen Oberhof meisters der verewigten Königin Elisabeth. Die jetzigen Gesandten in Stuttgart und Kopenhagen, von Magnus und von Heydebrandt und der Lasa, werden ihre Posten tauschen. — Weder Pfeifen noch Singen hilft wider das