Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prsenttiasranäo. JlWM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- nnd Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. »8. Donnerstag, dm IS. August 188«. 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. In Verbindung mit Oesterreich hat die Neichs- regierung jetzt in Vorschlag gebracht, daß, falls die Pforte einwillige, den Berliner Vertrag und die Beschlüsse der Berliner Conferenz aus zuführen, ihr der Besitz des ihr dann noch verbleibenden Gebiets von den Großmächten garantirt werden solle. Die übrigen Garantiemächte scheinen geneigt, diesem Vorschläge zuzustimmen. — Wie aus Kissingen mitgetheilt wird, ist der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Maybach, am Freitag dort angekommen und hat sofort dem Reichs kanzler' auf der Saline einen Besuch abgestattet. Daß bei dieser Ge legenheit auch von der eventuellen Neubesetzung des Reichsamts des Innern und des preußischen Handelsministeriums die Rede gewesen ist, darf man als sicher annehmen. Uebrigens verlautet jetzt, daß Herr Hofmann selbst sich um die neue Stelle bei dem Statthalter von Manteuffel beworben habe. Selbstverständlich konnte er das erst, als die Deinission Herzogs vollendete Thatsache war, also vor wenigen Wochen. Die College» Hofmann's im preußischen Ministe rium sollen von seiner Versetzung nach Straßburg erst durch die „Elsaß-Lothringische Ztg." erfahren haben. — Der Präsident der deutschen Reichsbank, v. Dechend, läßt gegenwärtig eine Denkschrift ausarbeiten über die Nachtheile, die nach feinen Amtserfahrungen die reine Goldwährung für Deutschland im Gefolge gehabt habe. — Die Spaltung der nationalliberalen Partei muß jetzt als vollzogene Thatsache angesehen werden. Der etwa 30 Mann starke linke Flügel wird sich als besondere Partei konstitniren. — Der Kölner Dom ist vollendet! Am Sonnabend wurde die Kreuzblume auf den südlichen Thurm gesetzt. Genau 632 Jahre hat die Bauzeit gedauert; am 14. August 1248 wurde der Grundstein zu dem vollkommensten und großartigsten Baudenkmal der deutschen Gothik gelegt. Der freundliche, überaus reiche Fahnenschmuck Kölns, der ani 15. August dem vollendeten Dome die Grüße und die herz lichsten Segenswünsche der Bürgerschaft entbot, fand auf den Schiffen und Rheinbrücken seine Fortsetzung und zugleich seine Ueberleitung nach Deutz hin. Auch hier gab wehende Fahncnzier auf den öffent lichen wie an Privatgebäuden von der Freude Kunde, welche die Vollendung des herrlichen Gotteshauses in vielen Herzen wach ge rufen hatte. Oesterreich. Am Montag wurde in Wien der 8. internatio nale Saatenmarkt eröffnet. Die Aufgabe desselben ist, alljährlich den Stand der Ernten in den verschiedenen Ländern festzustellen; aus schlaggebend sind dabei natürlich immer die „Kornkammern" Süd rußland, Ungarn, Rumänien und Nordamerika. Die diesjährigen Berichte sind günstige. — In Ungarn trägt die Negierung sich mit dem Plane, das Institut der Einjährig-Freiwilligen aufzuheben. England. Immer düsterer wird die öffentliche Meinung in Betreff der Lage der Dinge in Afghanistan. Nach einer Meldung aus Kandahar hat der Feind mit der Errichtung von Belagerungs werken begonnen. Ein oder zwei englische Offiziere sollen sich, wie es heißt, als Gefangene in der Gewalt von Ajub Khan befinden. Die „Times" veröffentlicht aus Quetta Mittheilungen von Einge borenen, denen zufolge Ajub Khan beabsichtigt, Kandahar anzugreifen, sobald seine Vorbereitungen vollendet sind. Die Stammesgenossen strömen in großer Anzahl unter Ajub's Fahne. — Ein Berichterstatter der „Daily News" meldet: „Ich habe gewichtigen Grund zur An nahme, daß Ajub Khan im Einverständniß mit Abdurraham gehan delt hat und von demselben unterstützt worden ist und daß die schlimmsten Voraussetzungen nicht ohne einige Begründungen sind. Ich würde sicherlich solche verwirrende Nachricht nicht ohne die ernst- lichsten Gründe abschicken." Sollte sich die Nachricht von dem Ein- verständniß der beiden afghanischen Führer bestätigen, so wäre die Lage der Engländer in Afghanistan eine verzweifelte. Belgien. Die großen Nationalfeste zur 50jährigen Jubel feier der Unabhängigkeit Belgiens haben begonnen. Der Senat ge- nehmigte den von der zweiten Kammer bereits gutgeheißenen Amnestie- Entwurf für die Deserteure der Armee. Der Senator Anethan gah im Namen der Rechten die Erklärung ab, daß seine Partei an der politischen Jubelfeier theilnehmen werde. — In der Repräsentanten kammer wurde von dem Deputirten Malon die nämliche Erklärung abgegeben. Der Minister des Auswärtigen, Frore-Orban, nahm von diesen Erklärungen Akt und beglückwünschte die Rechte zu ihrem Patriotismus. Italien. Die Aufregung der italienischen Arbeiterbevölkerung und die republikanischen Agitationen in der Emilia drohen, einen Sturm zu entfachen, dessen Wellen über dem Haupte Depretis', des Minister des Innern, zusammenschlagen könnten. Hierzu kommt, daß die agrarischen Zustände recht traurige sind und in manchen Theilen des Landes sich auch das Landvolk zu regen beginnt. Depretis und sein Unterstaatssecretär haben deshalb ihren Urlaub unterbrechen und nach Rom zurttckkehren müssen, wo sie nun an einem Cirkular arbeiten, in welchem den Präfekten genaue Verhaltungsmaßregeln gegenüber den etwaigen Ausschreiten der Massen gegeben werden sollen. Das Cirkular wird ein Nachtrag zu den vom Justizminister an die Staats anwälte und Prätorien über die unmittelbare Vorladung in Preß- sachen entlassenen Instructionen sein. Die Einsicht des Herrn Dep retis kommt vielleicht schon zu spät, um dem Uebel zu begegnen. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. (Schluß.) Freilich fehlt es auch hier nicht an hart gesottenen Sündern, denen Ehre und sonstige ideale Güter des menschlichen Lebens nichts mehr gelten; aber diesen wird wenigstens im Kreise der Mitglieder ihr verderbliches Handwerk gelegt. Man schuf „Vertrauliche Mittheilungen," in welchen die Namen Derjenigen Aufnahme finden, die trotz aller Mahnungen sich nicht herbeilaffen, ihren Verpflichtungen in irgend welcher Weise gerecht zu werden. Und indem man so die Namen dieser fruchtlos Gemahnten allen Mitgliedern zur Kenntniß bringt, wird dadurch vor dem betreffenden Individuum gewarnt und es jedem Mitglieds anheim gegeben, sich auf geeignete Weise vor Uebervortheilung und Betrug feiten solcher Leute von vornherein sicher zu stellen. — Man begnüge, sich aber auch damit noch nicht, sondern ging einen Schritt weiter und errichtete aller Orten, in welchen Schutzgemeinschaften bestehen „Auskunfts stellen," durch welche jedem Mitglieds der Vortheil geboten wird, sich für billige Entschädigung der Mühewaltung Auskunft über die Creditfähigkeit irgend welcher Person oder Firma, die einen Credit beansprucht, zu verschaffen. — Die außerordentlichen Vortheile, welche die Schutzgemeinschaften ihren Mitgliedern auf so einfache und billige Weise bieten (denn für die wenigen Groschen Beiträge werden um fängliche Druckschriften, als Vereinsberichte, Mitglieder-und Schuldner listen rc. geliefert), bewirken immer neuen Zufluß an Mitgliedern und die Entstehung neuer Zweigvereine, und die Schutzgemeinschaften wären dazu angethan, ein wirklicher Segen für die deutsche Geschäfts welt zu werden, wenn man deren Werth allenthalben genügend er kennen wollte und zu würdigen wüßte. Wie ja Jeder in seinem Leben und Wirken Erfahrungen macht, die zu größerer Vorsicht und Weisheit führen, so konnte es auch auf dem so heiklen Gebiete, auf welchem sich die Schutzgemeinschaften bewegen, nicht ausbleiben, daß jede Gemeinschaft in ihrem Kreise ihre Erfahrungen sammelte, die zur besseren Erkenntniß der Dinge und Menschen führte. Und um nun auch diese Erfahrungen gegen seitig auszutauschen und sie dem Ganzen behufs ergiebigster Aus nützung der gesetzlich zulässigen Selbsthilfe dienstbar zu machen, sowie behufs Weiterversolgung des Zweckes der Herbeiführung einer ge sunden Geschäftsbasis einen gegenseitigen Meinungsaustausch zu er möglichen, wurden „Verbanostage" eingeführt, zu welchen jeder