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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Mr Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wlldenchal usw. KmtrdlatL Zernsprecher Nr 210. Druck« und Berl«-«: Emil Hinnebohn, veranttvortl. R«dakt«ur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. , LV. IahVGMtH. — ' - — 11V. Dienstag, de» 14. Mai 1V1L Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Seile l2 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seil« 30 Pfennige. ^4444444444444444444444444»444444444444« vquWreis vierteljLhrl.M.1.50 einschltetzl. b«s »Jllustr. Unterhaltungsblatts- und der humoristischen veUage „Seifenblasen- tnd« Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. de in lpachen Haft behalten Deutsche Aplouie«. — Die Weißen in Südafrika ui der Reichstags Beschluß zur Miichehenfrage. Dor Reichstagsbesästuß in der Miichehenfrage ruft in ein bereitgehaltenes Automobil schaffen uno zum Poli zeipräsidium bringen. Bei dem Verhör gab der Ver haftete an, daß er geborener Deutscher sei, aber län gere Zeit in Paris gelebt habe. Mit dem ge richte Apa chen will er nichts zu tun haben. Verdächtig ist, daß der Mann eine geladene Browningpisiple bei s ch trug und dem Apachen Garnier außerordentlich ähnelt. Er wur- Tagesgeschichte. Ve»tschl««M. — BonderRückkehrdesKaisers. Aus An laß der am Freitag erfolgten Ankunft des Kaisers in Genua hat zwischen dem Kaiser und dem König von Italien ein sehr freundlicher Telegramnuvechsel stattge sunden. Sonnabend vormittag nahm der Kaiser bald nach seiner Ankunft in Karlsruhe den Vortrag des Botschafters Freiherrn Marschall v. Bieberstein entgegen. Gegen Abend hörte der Kaiser die Borträge des Reichskanzlers und des Staatssekretärs von Kiderlen-Wächter. — Die „Nordd. Atlg. Zeitung" über die Vorgänge im preußischen Abgeordneten Hause. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Bera tungen über die Heeresverstärkung sind im Reichstag: zu einem hochecfreulichen Ergebnis gelangt. Mit hoher Befriedigung nimmt man überall auf deutschem Boden von den Beschlüssen des Reichstages Kenntnis. Sie be deuten eine nationale Tat, an der erfreulicherweise alle reichstreuen Parteien mitgewirkt haben. — Im Gegen satz zu diesen erhebenden Eindrücken aus dem Reichs tag stehen die Vorgänge im preußischen Abgeordneten hanse. wo es durch die dreisten Herausforderungen der Sozialdemokraten zu einer für sie tief beschämenden Szene gekommen ist. Vergeblich ver acht der „Vor wärts" durch Artikel, die um das We entliche herum gehen, den für die sozialdemokratische Partei peinlichen Eindruck dieser Vorgänge zu verwischen. Auch die Pro- testversammlungen können an dem allgemein fest stehenden Urteil nichts ändern. Es geht dahin, daß die Schuld an dem in unserer parlamentarischen Geschick) te nsuen Vorfall lediglich den sozialdemokra tischen Abgeordneten zuzuwcise» ist, die den Präsidenten durch ihre mit Andauer und Ueberteguug durchgeführte Provokationstaktik zur Anwendung der letzten geschäftsardnungsmäßigc» Mittel gezwungen ha ben — die Aufrechterhaltung der Ordnung und die Anerkennung der präsidiale» Befugnisse ist die selb st ver stündliche Grundlage für jede par lamentarische Verhandlung. Kein Parlament der Welt duldet auf die Dauer Exzesse, wie sie sich hier sozialdemokratische Abgeordnete gestattet haben. Sozialdemokratische Protest-Ver sammlungen. In einer von 6000 Personen besuch ten Versammlung unter freiem Himmel protestierte am Sonnabend in Frankfurt a. M. die Sozialdemokratie gegen die Ausschließung des Abg. Borchardt aus dem Landtag. Nach dieser Versammlung zogen mehrere 100 Personen zum Roßmarkt, wo ein Trupp Polizisten den weiteren Vormarsch aufhielt. Hierbei kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Polizei uno De monstranten. Die Polizisten zogen blank und ver wundeten mehrere Personen. Eine Anzahl Verhaftun gen wurde vorgenommen — Kirschners Abschied. Der Berliner Ma gistrat hat von dem Rücktrittsgesuch des Oberbürgermei sters Kirschner mit Bedauern Kenntnis genommen und beschlossen, das Gesuch zu genehmigen, dem Oberbür germeister das Ehrenbürgerrecht zu verleihe« und als Pension das volle Gehalt zu gewähren. - Verhaftung Garniers in Berlin? Sonnabend nachmittag lief bei der Berliner Kriminal polizei die Nachricht ein, daß sich der bisher vergeblich gesuchte Pariser Apache Garnier in Berlin aufhalte. Alk Wohnung wurde eine vornehme Pension in der Pctsdamerstraße angegeben. Die Kriminalpolizei setzte anfangs Zweifel in die Meldung, entschloß sich aber schließlich doch, der Sache auf die Spur zu gehen. Ge gen 8 Uhr abends tauchte der Gesuchte vor einem Kine- matographentheater auf. Ein Kommissar und vier Kri minalbeamte begaben sich in die Nähe des Einganges und griffen zu, als der Verdächtige ein Billet lösen wollte. Nach anfänglichem Wioerstaud ließ er sich in den Kolonien allgemein lebhaftes Bedauern und Be fürchtungen hervor. In Südafrika herrscht deshalb er hebliche Beunruhigung. Port«gal. — Die portugiesischen Royalisten. Aus Saint Jean de Luz wird vom 12. Mai gemeldet: Ge stern traf hier der Führer oer portugiesischen Monar chisten und Prätendent des portugiesischen Thrones, Don Jaime de Bourbon, ein und hatte kurz darauf eine Zu sammenkunft mit Don Miguel von Braganza. Es heißt, daß die Royalisten beabsichtigen, in den nächsten Tagen die Grenze zu überschreiten und in das Land emzudrm- gen. Exkönig Don Manuel, Don Jainie de Bourbon und Don Miguel sollen sich mit dem Feldzugsplan des Gene ral Conceiro einverstanoen erklärt haben. Türkei. — Vorstellungen des deutschen Ge schäftsträgers bei oer Pforte. Der deutsche Geschäftsträger foroerte am Svunabend auf der Pfor te Aufklärungen über die Motive der Verhaftung italie nischer Lotsen und Schiffer, die in Smyrna kriegsgefan gen erklärt wurden. Die Ausweisung sämtlicher Ita liener aus der Provinz mit Ausnahme der Priester und Witwen, die durch ein Jrade des Sultans angeord- net ist, soll in den nächsten Tagen erfolgen. — Rom türkisch-italienische «Krieg. Die erste Reihe der Seeminen aus den Dardanellen ist nun- mebr beseitigt worden. — Mehrere italienische Kriegs schiffe sind nach in Konstantinopel angelangten Mel dungen vor Samos erschienen, und gaben einige Schüsse ab, jedoch wurden keine Truppen gelandet. Ein tür kischer Segler wurde gekapert. Marokko. — Liautcy iu Marokto. General Usident Li- autey ist an Bord des „Jules Ferry" in Oran eingetrof- sen. Er hatte dann mit dem Regierungsknnmissar in Udschda und den Generalen Drude und Alix, s^wie mit mehreren Eingeborencn-Chefs Besprechungen. — Kampf am Kcrtfluß Am Morgen des 11. Mai überschritt ein starker Trupp Marokkaner den Kert fluß und griff die spanischen Truppen an. Diese erwi derten energisch das Feuer und schlugen! schließlich die Ein geborenen zurück, deren befestigte Positionen erobert wurden. Die flüchtenden Eingeborenen zündete» große Feuer an, um Verstärkungen herbeizurufen. «hiua. — Neue Meutereien in Sicht? Daily Mail meldet aus Tientsin: Der amerikanische Konsul ist von den chinesischen Behörden gewarnt worden, daß noch i» dieser Woche ernste Unruhen erwartet werden. Alle Truppen werden in Bereitschaft gehalten. Auch ans der Umgegend von Tientsin wird gemeldet, daß sich dort neue Meutereien vorbereiteten und man wiederum auf einen gefährlichen Aufstand gefaßt sei» müsse. OerMchc vud sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. Mai. Sanitätsrat Dr. Zschau-Stiftung. — Der Lenz ist da! Jung fräulich steht der Wald im Feierkleide. DeS Frühlings Pracht schmückt sieghaft Flur und Aue. Neues Leben sproßt an allen Enden. Kraftstrotzend recken und dehnen sich Knos pen und Keime. Frohsinn und Wonne schaut überall aus Busch und Baum. Vogelsang und Lerchenschlag tönt ju belnd aus weichen Lüften hernieder. Wem rührte das nicht mächtig das Herz? Wer wollte da Feierabend und Sonn tagsruhe halten im engen, dumpfen Raume? Hinaus drängtS alle in Gotter wunderbare Welt. Die Kleinen tummeln sich jauchzend im Zaubergarten der Natur. Wir Großen streifen beseligt durch Feld und Wald. Mit wohligem Behagen at men wir die köstliche FrühlinaSluft. Ja — wir — die wir uns der vollen Gesundheit erfreuen und mit frischen Sinne» daß Gottesgeschenk „Leben" genießen. Die Kranken aber ? Mit herzlichem Bedauern gedenken wir ihrer. Sie sind gebannt in die engen Pfähl« des freudlosen Kranken stübchen« ; in tiefen Schmerzen winden sie sich auf qualvol lem Krankenlager. — Ach kommt, laßt uns gern ein Opfer bringen: laßt u»S der Aermsten Freund sein: laßt unS ihre Schmerzen und Qualen lindern, ihnen beistehen in erbar mender Liebe! Jeden Tag haben wir Gelegenheit zu dem schönen Werke reinster Menschenliebe. Der Männerchor ruft zu diesem herrlichen Dienste durch ein Konzert, da« nach jeder Beziehung hin ein gute« zu werden ver spricht. — Unsnem Städtchen fehlt immer noch ein Kran kenheim — ein würdige-, neuzeitliches, vollkommene» — rin Haus, das ein Stolz der Stadt und eine wohlige Herberae für Leidende und Unglückliche sein soll, eine Heimstätte für solche unter unsern Brüdern, welchen die liebende Sorgfalt einer treuen Mutter oder die rechte, umsichtige und sachge mäße Pflege daheim fehlt. Wir wünschen darum für die Veranstaltung ein volles Haus. Es erfordert dies nichr nur das Mitgefühl für die Kranken, sondern auch das Wohlwol len gegen den Männerchor und dankbare Hochachtung gegen unsern verehrten Herrn SanitätSrat Dr. Zschau, dessen Na men ja daS künfttge Krankenhaus tragen soll. Kommt, laßt uns Gute- tun, allermeist aber an unseren leidenden Mit bürgern. Und nun schaut Euch, liebe Leser, das Programm einmal an. ES führt hinaus in die wonnige FrühlingSwelt, in des Walde« trauliches Dunkel und geheimnisvolles Ge flüster; es ruft in Euch die Seligkeit der Liebe und herzliche Freude an der gütigen Mutter Natur wach. Schon dieser Genuß allein lockt zum Besuche. Wir wissen aber, daß der Männerchor unter seinem tüchtigen Leiter sein ganzes Kön- nen einsetzen wird, seinen guten Ruf zu mehren. Die Lieder sind sämtlich köstliche Perlen der Tonkunst. Die beiden So listinnen kennen wir schon längst bestens. Besonders wird unsere beliebte Eibenstocker Sopransängerin Fräulein Wally Fiedler durch ihre melodische Stimme wesentlich zur Ver schönerung des Abends beitragen. — Ein Ball schließt sich selbstverständlich an, denn der Frühling ist die schönste Zeit der Reigen. Drum schmücke dich, liebe Jugend, zum frohen Maientanze! — Dresden, 12. Mai. Zur Nichtbestätigung Dr. Roths zum Oberbürgermeister vonZit - t a u meldet daS „Dresdner Journal": „Da die städti schen Kollegien zu Zittau gegenüber der Nichtbestätigung der Wahl des Bürgermeisters Dr. Roth in Burgstädt zum Ober bürgermeister von Zittau die Entscheidung des Ministeriums deS Innern angerufen hatten, sah dieses sich veranlaßt, zu nächst noch weitere Erörterungen anzustellen, die jetzt zum Abschluß gelangt sind. Am 8. d. M. vormittag? ist Dr. Roth auf seinen Wunsch von dem Ergebnisse dieser Erörterungen im Ministerium des Innern in Kenntnis gesetzt worden. Am selben Tage hat er bei dem Ministerium des Innern die hier am S. Mai eingegangene schriftliche Erklärung eingereicht, daß er mit Rücksicht auf die ihm von einer Versammlung in Burg städt entgegengebrachte Vertrauenskundgebung auf die Ober- bürgermeisterstelle in Zitlau verzichte und die dortigen städti schen Kollegien hiervon in Kenntnis gesetzt habe. Der Herr Minister des Innern aber hat heute dem Direktorium der Zweiten Kammer mitgeteilt, daß er nunmehr nach Abschluß der Erörterungen jederzeit bereit sei, die Interpellation Bro- dauf-Schwager zu beantworten, wenn auf deren Verhand lung noch Wert gelegt werde." — Kötzschenbroda, 11. Mai. Der Bezirksaus schuß Dresden Neustadt genehmigte in seiner letzten Sitzung die Erhebung einer Katzen st euer in Nie der-Lößnitz. — Zwickau, ll. Mai. Die leidige Spielerei mit Schußwaffen hat hier heute früh wieder einen schweren Unglückskall verschuldet. In einer hiesigen Fabrik bedrohte der jugendliche Schlosser Lieberknecht den Chauffeur Bertram im Scherz mit einem Messer, worauf dieser einen Revol- ver aus der Tasche zog und seinerseits auf Lieberknecht zielte. Dieser zeigte ihm noch die Stelle auf seiner Brust, wohin Bertram zielen sollte. Beide hatten nicht daran ge dacht, daß die Waffe geladen sein könnte. Plötzlich krachte der Schuß los und Lieberknecht stürzte lautlos ^u Bo den. Als dies Bertram sah, richtete er aus Verzweif lung über seine Tat die Waffe gegen seine eigene Schläfe und gab einen Schuß ab, der sofort tödlich wirkte. Lieberknecht war die Lunge durchschossen worden, doch ist noch Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. — Zwickau, 11. Mai Die Handelskammer Plau en hielt am vergangenen Donnerstag im Hotel zur „Grünen Tanne" eine Sitzung ab. Wie bekannt, sind Bestrebungen im Gange, den Sitz der Haudelskam mer von Plauen nach Z w ickau zu verlegen. Es ist erklärlich, daß sich die Stadt Plauen init allen Kräf teri dagegen stemmt. Nachdem die Stadt Zwickau der Handelskammer für den Bau eines Vcrwaltuugsgebäu des einen von drei verschiedenen Bauplätzen kosteulos zur Verfügung gestellt hat, hat jetzt die Stadt Plauen dos Gleiche getan. Die Kammermitglieder besichtig ten vor der Sitzung die betreffenoen Plätze in Zwickau. In der Sitzung dankte der Vorsitzende, Herr Kam. Rat Roessing, der Stadt Zwickau für ihr Entgegenkommen: die Kammer setzte aber die Entschließung über ihre Ver legung auf seine» Antrag »och solange aus, bis sie auch die Bauplätze in Plauen besichtigt hat. Ferner nahm die Handelskammer in dieser Sitzung zu erner Reihe anderer wichtiger Fragen Stellung. Sie sprach sich gegen 3 Stimmen für die planmäßige Re-