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Nummer 1K4 Mittwoch, den 17. Juli 1829 81. Jahrgang sdeckung vom n, ist es uns nicht ländischen Rechte »ilden werde. Das russische Doppelultimatum an die Regierungen in Mtikden und Peking hat die Gefahr eines großen Krieges m Fernen Osten hervorgerufen. Allerdings sind von Mos- 'au aus russische Friedenshändler unterwegs, um eine gütige Beilegung des mandschurischen Konflikts herbeizuführen. Es handelt sich natürlich um einen Vorgang, der zeigt, wie die hinesischen Bestrebungen nach Selbständigkeit allmählich auch mf die Interessen der Nachbarvölker einwirken. Die große Ostsibirische Bahn, die Moskau mit Wladi» vostok verbindet, durchschneidet in ihrem letzten Teil einen Zipfel der Mandschurei, R ) i-- md 1924 lag die Verwaltung auf dies« janz in russischen Händen. B' In Pekinger Kreisen glaubt man, daß die Beschlagnahme »er Ost-Eisenbahn durch China den , Auftakt zu einem allgemeinen Feldzug zur Selbst behauptung Chinas und der Aufhebung aller aus- verdenken sein, daß die beteiligten Realkreditinstitute und «Girozentralen schon sehr frühzeitig die notwendige» Vorbereitungen getroffen Haben. Etwa 48 000 Landwirte wurden von dem Abwick- lungsprozeß betroffen, der sich auf einen Gesamtbetrag von 120 Will. Nm. bezog. Da vorauszusehen war, daß nur eine Minderzahl der Landwirte Rückzahlungen in bar würde lei sten können, und da andererseits die Golddiskontbank nicht in der Lage war, von sich aus auch nur Teilbeträge zu stunden, so fiel nahezu die ganze Last der Beschaffung von Ersatz krediten auf die Rentenbank-Kreditanstalt und die Realkredit- Institute. -Eine Reihe von Realkreditinstituten sah sich großen Schwierigkeiten bei der Unterbringung ihrer Pfandbriefe . gegenüber. Hier griff die Rentenbank-Kreditanstalt ein, indem sie aus eigenem Mitteln Pfandbriefe in Gesamthöhe von 8 MLl. Rm. erwarb und den Absatz von weiteren 10 Mill. Nm. Pfandbriefen vermittelte. Schließlich übt« die Gold- diskontbank Entgegenkommen, indem sie schon vor Ablauf der Bückzahlungsfrist jeden zu Tilgungszwecken einlausenden Betrog annahm. So war es möglich, die Rückzahlung auf derart weite Zeiträume zu verteilen, daß sie sich ohne Störung des landwirtschaftlichen Kreditsystems vollzog. tonszahlungen werden der Wirtschaft im größten Umfange gerade die Mittel entzogen, deren sie dringend zur Belebung )er Produktion bedarf. Gleichzeitig kauft das Ausland gerade dank der Einnahmen aus den deutschen Reparationslasten und Anleihezinsen mehr und mehr deutsche Wirtschaftsstätten und deutschen Grundbesitz auf. Keine Woche vergeht, ohne »aß wir von dem Uebergang deutscher Unternehmungen an >as Ausland oder von ausländischen Kapitalbeteiligungen an »eutschen Konzernen hören. Gerade die Ereignisse der letzten Monate haben uns vor Augen geführt, daß wir zur Zeit in nnem Ucberfremdungsprozeß der deutschen Wirtschaft durch las Ausland stehen, der geradezu katastrophale Ausmaße »»nimmt. Nachdem im März dieses Jahres die größte deutsche Autofabrik, die Opel-Werke, größtenteils in amerikanischen Besitz (General Motors) und wenige Wochen später die deut sche Kugellagerindustrie an den schwedischen Kugellager- lonzern S. K. F. in Gotenburg überging, wurde dieser Tage die Beteiligung des größten amerikanischen Elektrizitäts konzerns an der deutschen Glühlampen-Industrie »Osram" bekannt. Zu diesen jüngsten Interessenkäufen der ausländi schen Konlurrenzunternehmungen kommt die riesige Liste der in den letzten Jahren unter ausländischen Einfluß gekomme nen Betriebe. Drei Viertel der deutschen Oelmüh- l e n- und Margarine-Industrie unterstehen heute den holländischen Konzernen (Jürgens, van den Bergh), in einem großen Teil der deutschen Schokvlaben-In- dustrie (speziell Sarotti) hat der Schweizer Nestle-Konzern die Aktienmajorität. Belgische Kreise beherrschen die deutsche Glas-, Spiegelglas- und K o rk i n d u stri e. In amerikanischem Besitz ist die größte Nähmaschinen firma Singer, sind die Unternehmungen, die Rasier- klingen und Rasierapparate Herstellen. Die Vel- bertcr Schloßindustrie steht vollends unter dem Ein fluß des amerikanischen Pale- und Town-Konzerns. Ameri kanisch-italienische Kreise kontrollieren die deutsche Auto industrie. An der deutschen Schallplatten- und Grammophonindustrie sind die einschlägigen eng lisch-amerikanischen Industrien weitestgehend interessiert. Die deutschen Seifenfabriken sind zu 40 Prozent in aus- ländisäfem, namentlich englischem (Sunlight) Besitz. England schwingt sein Zepter über die wichtigsten Betriebe der deut schen Zellstoff - und P a p i eri n d u str ie. In der west deutschen Kabelindustrie machen sich Luxemburgische Einflüsse geltend. Französische Montangruppen sind am west deutschen, amerikanische am oberschlesischen Bergbau grundlegend interessiert. Schweden beherrscht zu mehr als 70 Prozent die deutsche Zündholzfabrikation. Die Tscheche! ist an der deutschen Textilindustrie beteiligt, der tschechische Schuhkonzern Data L Co. kauft immer neue deutsche Schuhbetriebe auf. Selbst die gewaltige deut sche Elektroindustrie sieht, wie eingangs angedeutet, mit Besorgnis das stetige Vordringen des Auslandes auf dem deutschen Markt. Starke ausländische Einflüsse bestehen Ausverkauf; Mit großer Spannung darf man dem in den nächsten Togen zu erwartenden üblichen Haibjahresbericht des Repa rationsogenten Parker Gilbert entgegensetzen. Gerade nach der wenig ehrenvollen Doppelrolle, die Gilbert im letzten Alben Jahre gespielt hat, darf man neugierig sein, in welcher Weise er seinen neuen Bericht färben wirb. Wie erinner lich, war der letzte Ende Dezember veröffentlichte Bericht nichts weiter als eine allen Tatsachen znwiderüaufende Ab- Handlung vom steigenden deutschen Wohlstand, von dem daraus erwachsenden Vertrauen des Auslandes in die deut sche Wirtschaft, wie sie sich in der Anleihegewährung aus- Awicht, und von der beträchtlichen deutschen Spartätigkeit. Wird der neue Bericht in ähnlichem Stil gehalten sein, oder vird er nach der scharfen Kritik, die der Bericht des Winter halbjahres im In- und Auslande hervorgerufen hat, dieses Mal von Pessimismus triefen? Gerade angesichts des kommenden Berichts ist es not- vendig, sich deutscherseits unparteiisch über die Entwicklung klar zu werden, die die deutsche Wirtschaft unter dem Druck »er Reparationslasten in den letzten Jahren durchgemacht hat. Trotz der Modernisierung und Rationalisierung der -ndustriellen und landwirtschaftlichen Betriebe, die vor Rach Verträgen von 1896 st dieser Bahnstrecke fast - Besitzer dieser Strecke oaren je zur Halste China und Rußland. Rußland scheint »ie Absicht gehabt zu haben, seine Anteile an der Bahn an Amerika oder Japan zu verkaufen, da es glaubte, auf die Sauer seine Eigentumsrechte an der Bahn nicht aufrecht er- -alten zu können. Die bolschewistische Propaganda der russi» chcn Eisenbahnbeamten wurde daher von China zum An- aß genommen, die russischen Verwaltungsbeamten zu ver reiben, um zu verhindern, daß das amerikanische oder apamsche Großkapital ein unbequemer Partner auf der man- »schurischen Lisenbahnstrecke werde. ' Rußland hat vorgeschlagen, durch eine diplomatische Konferenz den mandschurischen Eisenbahnkonflikt zu über- PoincarL beendigt seine Dauerrede. PvLngpüanund Frankreichs Schulden. Paris. Knapp 40 Abgeordnete find anwesend, als Ministerpräsident Poincare am Dienstag die Kammertribüne besteigt, um seine Ausführungen über die Ratifizierungsfrage fortzusetzen und — .endlich — zum Schluß zu bringen. Draußen in den Wandelgängen dagegen stehen die Depu tierten, erregt diskutierend, in dichten Gruppen. Der Redner spricht vom Poungplan. Mit überdeutlichem Wink nach London betont er nachdrücklich, daß die Arbeit der Sachverständigen ein »unteilbares und unzerstörbares Gan- zes" sei. Es dürfe nicht übersehen werden, daß binnen zehn Jahren die Sachlieferungen aufhören würden: ein Vor teil fürFrankreich. Durch die Einrichtung einer pri vaten internationalen Zahlungsbank sei den Reparations leistungen ein kommerzieller Charakter verliehen worden. Deutschland werde also mit der Einstellung seiner Zahlungen sofort seinen eigenen Kredit erschüttern. In diesem Augenblick griff Herriot ein, der in den letzten Wochen mehr und mehr neben LLvn Blum der eigentliche Führer der Opposition geworden ist. Gewiß, meinte Herriot, könne die tatsächliche Verknüpfung der Reparationen und der Schulden nicht bestritten werden, aber sei denn diese Ver bindung wirklich vorteilhaft für Frankreich? Wenn aber dis Bereinigten Staaten einen Schuldennachlaß bewilligten, würde Deutschland zu zwei Drittel davon profitieren. Folg, lich könne sich die durch den Poungplan geschaffene Verknüp fung nicht zugunsten Frankreichs auswirkcn, eher zu seinem Ungunsten. Erregt brauste Poincare auf: „Zieht Herr Herriot daraus den Schluß, daß der Poungplan abgelehnt werden muß. Ja oder nein?" Ruhig und sachlich erwiderte Herriot, er habe doch wohl das Recht, darauf hinzuweisen, daß die durch den Youngplan geschaffene Verknüpfung der Schulden und der Reparationen wohl Frankreich, nicht aber Deutschland verpflichte. Der französische Ministerpräsident ist so erregt, daß er das Sachliche der Einwände Herriots gar nicht mehr erkennt. Hochroten Kopfes faucht er den Zwischenrufer an: „Was, ein ehemaliger Regierungschef wagt hier zu sagen, daß Deutsch- land nicht gebunden sein wird, wenn es unterzeichnet hat!" Poincare fuhr fort: Zum ersten Male habe sich Deutschland verpflichtet, Jahr für Jahr die gleichen Summen zu zahlen, die Frankreich an Amerika und England abzuführen habe. Und darum seien alle Schuldner Amerikas daran interessiert, daß ) Deutschland wirklich zahle. 1 Und das sei doch ein entscheidender Vorteil, den bisher nie mand habe erreichen können. Zum Schluß ging Poincare auf die Frage einer etwaigen Revision des Poungplanes ein. Er bestritt jede Revisions- Möglichkeit! Der französische Ministerpräsident faßte dann noch einmal das Wesentliche seiner Ausführungen zusammen und beschwor die Kammer, die Schuldenabmachungen zu ratifizieren, damit der Poungplan nicht ein totge borenes Kind sei. Die Rede des Ministerpräsidenten wurde von der Rechten und den Mittelparteien mit starkem Beifall ausgenommen, während die Linke in eisigem Schweigen verharrte. Erschwerte landwirtschaftliche Kredittage. Das erste Drittel der Golddiskontbankanleihe getilgt. Die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt (Landwirtschaft liche Zentralbank) teilt mit, daß das am 15. Juli 1929 fällig gewordene erste Drittel der von ihr in den Jahren 1926-27 ausgegebenen Hypothekcnschuldscheine, die seinerzeit von der Golddiskontbank übernommen wurden, voll eingelöst worden ist, nachdem ein erheblicher Teil dieser Hypothekarschuldscheine bereits im Laufe des letzten halben Jahres auf Grund vor zeitiger Rückzahlungen getilgt werden konnte. Wenn es also gelungen ist, das erste Drittel der Gold diskontbankanleihe trotz der scharfen Anspannung des Agrar- kredites kurz vor Beginn der Ernte und trotz der äußerst un günstigen Verhältnisse am Kapitalmarkt glatt zur Rückzah- luna au brinaen. io dürste dies in erster Linie dem Umstand Starke Truppeuzusammenziehungen iw -er ruffisch-nran-schurischerr Grenze. T^o k i o. Reisende auf der sibirische» Eisenbahn be lichte» wo» starke« russische» Truppenbewegungen auf der Bahn zwischen Baikal und Mandschurei an der russisch-man- »schurischen Grenze. Ferner meldet der japanische General Nuraoko die Zusammenziehung chinesischer Truppen an »er sibirisch-mandschurischen Grenze. Die Ussuri-Eisenbahn st für dem Privatverkehr gesperrt worden. In Na nk inp hat die chinesische Regierung die Drohung Sowjetrußlands zur Kenntnis ge- rommen. Der Präsident des chinesischen Staatsrats, kschi antz k ai s ch ek, hat bereits einen Bericht an das Hauptquartier der Kuomintang gesandt, worin er mitteilt, «aß die Nanking-Regierung sich bereits Uber ihre endgültige Politik, entschieden habe. Es wird halbamtlich erklärt, daß Lhina seine Kontrolle über die chinesische östliche Eisenbahn >urch Entfernung aller Russen an der Bahn zwischen Char- »in und Changchun zu festigen suchen werde. Man wartet ib, was die Russen nach Ablauf ihres Ultimatums tun Zierde». genommen wurde, um durch entsprechende Produktionssteige- :ung in der deutschen Bedarfsdeckung vom Ä u s l o n - u n a b h ä n g i g e r zu werde: gelungen, die Einfuhr umfang- und wertmäßig gegenüber der Ausfuhr zu vermindern. Die Außenhandelsbilanz ist passiv «blieben. Die deutsche Abhängigkeit vom Ausland ist von Zahr zu Jahr gestiegen. Am erschreckendsten tritt diese Ab- Gängigkeit in den Derschuldungsziffern der deut- chen Wirtschaft und in ihrer zunehmenden Ueber- remdung in Erscheinung. Durch die enormen Repara- M Ski MW-W kill WM« MS? Erschwerte landwirtschaftliche Kreditlage — „Zeppelin"-Amerikafahrt Anfang August — Kriegsstimmung in Moskau Chinas Antwortnote an Moskau Vas Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt -airptblatt und ilteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer «mt-gerichtsbezir«: Pul-nitz, Pulrnitz M. E., S-roßröhr-dorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstein», Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichten»», KriederSborf, Thiemendorf, Mittelbach, «roßnau, rdorf, Lichtenberg, Slein-DittmannSdorf »elchöftSstelle: Pulsnitz, «lbertstraßt Nr. 2 Druck >..nd «erlag von ». L. F »rstrr 4 L, b «n (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M ° hr in ulSnitz Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und VkiD R? HDAuTT Commerz» und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz putsniherDmeblatt Kern precher 18. 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