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Wochenblatt Telegramm - Messe kernspeecbei' Wochenblatt Pulsnik. liS. 18. r» für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt 1k Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo H. Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt, kllle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags blatt und landNt. Beilage. Abonnement: Monatl. so H., vierteljährlich 4.25, bei freier Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. 805) 4.H0. -es König!. Nmtsgei»iMs und -es Sta-tnakkes rsu pulsnikrr. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Amtsgerichts pulsnich, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch - Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf - Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Al.-Dittmannsdorf, Druck und Verlag von L. t. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Mr. 26. Sonnabend, den 1. März 1SK2. 54. Jahrgang. Die politische Bedeutung der Reise des Prinzen Heinrich nach den Bereinigten Staaten von Amerika. Glänzend und für da» gesamte deutsche Vaterland hoch erfreulich lauten die täglichen Berichte über die herzlichen Empfänge und Ehrungen, die dem erlauchten Bruder des deutschen Kaisers, dem Prinzen Heinrich, in den beiden Hauptstädten der Vereinigten Staaten, in New-Jork und Philadelphia, von den staatlichen und städtischen Behörden, von der Bevölkerung und von Korporationen und Vereinen zu teil geworden sind, und da der Prinz sich noch im Be ginne seiner großen Rundreise nach den sehenswertesten Städten unv Landschaften der Vereinigten Staaten befindet, so werden diese Berichte noch wochenlang andauern. Aber nicht nur glänzende Empfänge und großartige Gastfreund schaft der Nordamerikaner gegenüber dem Besuche des Prinzen Heinrich gilt «S zu rühmen, sondern es muß auch hervorge hoben werden, daß diese Reise ein Ereignis nicht nur in den Beziehungen zwischen Nordamerika und dem deutschen Reiche, sondern in der politischen Welt überhaupt ist. Noch niemals hat ein fürstlicher Vertreter einer europäischen Großmacht in dieser ursprünglichen Weise der großen transatlantischen Republik einen Besuch abgestattet, und es gebührt unserem Kaiser der Ruhm, daß er al» erster Monarch in Europa durch seinen erlauchten Bruder einen Schritt thun ließ, der für die allgemeine politische und wirtschaftliche Weltlage und für die guten Beziehungen zwischen Europa und Amerika, ganz besonder» aber für da» Verhältnis zwischen den Ver- einigten Staaten und dem deutschen Reiche nur von segens reicher Bedeutung sein kann. Gewiß waren die Beziehungen zwischen Nordamerika und Deutschland nie feindlich, sondern immer freundlich und korrekt, aber wir sagen auch nicht zu viel, wenn wir erwähnen, daß manche Vorurteile zwischen Amerikanern und Deutschen noch bestanden, und mancherlei Mißverständnisse vorgekommen sind, die bei näherer Bekannt schaft wahrscheinlich nicht vorhanden gewesen wären. In dieser Hinsicht wird der Besuch deS Prinzen Heinrich in Nordamerika nun sicherlich viel heilsame Aufklärung und Belehrung schaffen. Kein Staatsmann und kein Politiker von ernstem Urteile wird nun allerdings erwarten, daß eine wachsende politische Freundschaft zwischen zwei Ländern eine vollständige Harmonie der gegenseitigen Interessen herbei- sühren wird, aber das kann erhofft werden, daß ein herz licher Freundschaftsverkehr die Lösung politischer und wirt schaftlicher Streitfragen wesentlich erleichtern wird. Das ist ohne jede einseitige Schwärmerei daS klare, sachliche Ergeb nis, das wir von der amerikanischen Reise de» Prinzen Heinrich erwarten. Indessen haben unseren Kaiser, der da mit überhaupt einen genialen und feinen Schachzug für Deutschlands Weltstellung gethan, sicher auch noch andere Erwägungen geleitet, al» er die Reise de» Prinzen Heinrich nach Amerika anregte. Die Vereinigten Staaten sind seit dem Kriege mit Spanien und seit den Wirren in China in dis große Welt- politik in einer Weise eingetreten, daß bei allen großen künstigen Entscheidungen in der politischen Welt Nordamerika «lS eine Großmacht allerersten Ranges mitsprechen wird, und da liegt e» im gegenseitigen Interesse, die» durch eine mög- lichst intime Gestaltung der Beziehungen zwischen Deutsch land und Nordamerika auch zum Ausdrucke und zur rechten Geltung zu bringen. Auch muß man sagen, daß das Vor handensein von zirka 10 Millionen Deutschen in den Ver einigten Staaten entschieden die besten Beziehungen zwischen diesen und der großen Mutter Germania, die so viele flei ßige und tüchtige Kinder für Amerika erzeugt hat, verlangt So dürfen wir alle» in allem diesen durch die Reise de» Prinzen Heinrich herbeigeführten Schritt der weiteren An näherung zwischen Nordamerika und Deutschland entschieden als «inen neuen Lichtpunkt in der politischen und wirtschaft lichen Lage der Welt erblicken. vertliche im- sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Zeichneten sich schon von jeher die Stif tungsfeste der hiesigen freiwilligen Feuerwehr durch ihr Wohlgelingen aus, so muß das am Donnerstag Abend ab gehaltene 35. Stiftungsfest al» eines der besten genannt werden. In dem auf daS sinnreichste mit Feuerwehr-Enble- wen rc. geschmückten Schützenhaussaale hatten sich zahlreich die Mitglieder mit ihren Angehörigen und zu aller Freude auch «ne größere Anzahl Ehrengäste eingefunden. Di« der Un terhaltung gewidmeten Darbietungen deS Abends brachten außer den lobenswerten Leistungen der Stadtkapelle die zwei Theaterstücke: „DaS vierte Gebot" und „'Nach dem Masken ball". Beide Einakter w.aren mit Fleiß eingeübt und wur den mit gutem Gelingen zur Darstellung gebracht. Den Glanzpunkt dc» Festes bildete die nun folgende Ehrung langgedienter Mitglieder. Nachdem die Wehr im Saale Aufstellung genommen hatte, hiel* Herr Bürgermeister vr. Michael eine längere, höchst sinnige Ansprache, in der er den Segen dc» Feuerlöschwesens und besonders der frei willigen Feuerwehren betonte. Hierauf überreichte er dem SteigerzugsektionSsührer, Herrn Oswald Seipke, welcher dem KorpS 25 Jahre angehört, das von Sr. Majestät König Albert gestiftete Ehrenzeichen. Mit wahrhaft großartiger Beredsam keit entledigte sich der geschätzte Herr Redner dieser Aufgabe und brachte ein Hoch auf den hohen Protektor ver sächsischen Feuerwehren, König Albert, aus. Sodann wurde ebenfalls durch Herrn Bürgermeister vr. Michael dem Pionierzugsührer, Herrn Ernst Fahrlich, für 30jährige treue Dienste das Ge schenk der Stadt Pulsnitz, eine Uhr, unter entsprechenden Worten übermittelt. Beide so Geehrten sprachen den Dank aus. Herr Seipke erhielt außerdem von seinen Kameraden eine wertvolle Uhrkette. Der Hauptmann, Herr Bruno Bors dorf, beglückwünschte. di« Jubilar« und forderte zu einem Feuerwehrmanns-Hurrah auf, welches kräftig ausgebracht wurde Ebenderselbe teilte sodann dem Korps mit, daß ein Gönner der Wehr ein Legat in Höhe von 100 M. ausge setzt habe. Indem er dem edlen Geber den Dank im Namen des KorpS adstattete, ließ er ein dreifaches Hurrah ausbringen DaS KorpS steht bereits zehn Jahre unter der bewährten Führung seines jetzigen Hauptmanns. Aus diesem Anlaß brachte ihm der stellvertretende Hauptmann, Herr Reinhold Gude, die herzlichsten Glückwünsche dar, ein von der Führer schaft gestiftetes wertvolles Geschenk überreichend. Das KorpS ließ hierauf ein dreifaches Hurrah dem Hauptmann erschallen. Sichtlich gerührt über diese Aufmerksamkeit dankte Herr BorSdorf und versicherte, auch ferner dem KorpS seine Dienste zu widmen Mit dem Gedenken der Lehmann'schen Stiftung durch Stillstanv hatte dieser feierlich« Akt sein Ende erreicht und der Ball trat in seine Rechte. Derselbe sand eine der art starke Beteiligung, daß der Saal die Tanzpaare kaum zu fassen vermochte. Um 12 Uhr wurde der Ball durch eine festliche Tafel, an der erfreulicherweise mehrere Ehren gäste, u. a. Herr Bürgermeister I)r. Michael teilnahmen, unterbrochen. — AuS dem ganzen Charakter des Abends ging wiederum hervor, wie sehr man bemüht ist, den Mit gliedern der Wehr auch in geselliger Beziehung das möglichste zu bieten und erst zu vorgerückter Stunde schieden die wacke ren Feuerwehrmänner von der gastlichen Stätte, sicher deS schönen Verlaufes des Festabends noch lange gedenkend. Pulsnitz, 1. März. Mit heute erreichte die dies jährige Musterung der gestellungspflichtigen Mannschaften für Pulsnitz und Umgegend ihr Ende. Von der während der drei Tage herrschenden Rekrutenfreiheit wurde auch diesmal unverminderter Gebrauch gemacht, doch sind AuSschreitunge» nicht vorgekommen, wenn auch manchmal daS Betragen der jungen Männer etwas geräuschvoll war. Die Freude drängt an den Aushebungstagen nach Ausdruck; die Einen freuen sich, daß sie frei kamen und ihnen eine Dienstzeit mit all' ihren Leiden und Freuden erspart blieb, während der Anderen Brust sich hoch schwellte im Vollg fühl de» Stolze», daß es ihnen vergönnt ist, des Königs Rock zu tragen und dem „Volk in Waffen" angehören zu können. So verschieden artig der Grund zur Freude auch ist, die letztere gelangt aber gewöhnlich bei beiden Parteien in gleicher Weise zum Ausdruck: durch Genuß manchen Tropfen Gerstensaftes und durch mehr oder weniger klangschönes Absingen bekannter Volks- und Soldatenlieder. Jeder sucht nach seiner Art die in der Brust sich drängenden Gefühle zum Ausdruck zu bringen — so war eS früher und so wird's auch bleiben. PulSnitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Februar 537 Einzahlungen im Betrage von 46 713 Mark 98 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 253 Rückzahlungen im Betrage von 25132 Mark 43 Pfg. Der Gesamtumsatz betrug 108 635 Mark. PulSnitz. Wir weisen nochmals bestens empfeh lend auf das Gastspiel des Max Weidlich-Ensemble hier am 2. und 3. März im Hotel „Grauer Wols" hin, in- dem wir bemerken, daß der gute Ruf, welcher der Gesell schaft überall vorauSgeht, hoffentlich auch hier seine Wir kung nicht verfehlt, den Saal bis auf den letzten Platz zu füllen. Oberlichtenau. Unser OrtSgeistlicher, Herr Pastor vr. Schwarz, der am 1. April d. I. in den wohlverdienten Ruhestand tritt, ist von Sr. Majestät König Albert durch Verleihung deS Albrechtsordens I. Klaffe ausgezeichnet wor den. Dieser Orden wurde am Donnerstag Nachmittag im Beisein des Kirchenpatrons, HerrnZBaron Grote und der Herren Kirchenvorstände durch Herrn Superintendent Kaiser- Radeberg unter entsprechender Ansprache, in welcher er di« Verdienste des Herrn Pastor vr. Schwarz würdigte, über reicht. — Mit Beginn deS März haben wir dens. hoffnungs reichsten Monat angetreten. Sein Erscheinen begrüßt sicher jeder mit Freude. Bringt er uns doch den ersehnten Früh ling. ES hat zwar schon Jahrgänge gegeben mit kältesten Tagen im März, doch das sind große Ausnahmen. Im allgemeinen ist der März ein freundlicher Gesell, der uns erfreut mit seinem holden Lächeln der FrühlingSsonne nach langer Winterszeit, mit den ersten linden Lüften, die Herz und Lunge bis inS Innerste laben. Er begrüßt die Menschen mit den ersten Blumen, wieder gespendet von Mutter Natur, die ihr SchöpfungSwerk von neuem beginnt. Er führt un» unsern alten geschwätzigen Freund den Star wieder zurück, der uns im Morgensonnenschein durch sein muntere» Pfeifen zu unterhalten sucht, als wollte er von seiner weiten Reise erzählen, der März läßt wieder daS jubelnde Lied der Lerche, den Amselgesang und Finkenschlag hören, und selbst der im Winter schweigsame Sperling wird lebendiger, ja ausgelassen. — Astronomisches vom Monat März. Merkur, im Wassermann, geht anfangs eine Stunde vor der Sonne auf, später unsichtbar. — Venu», im Wassermann, am Morgen himmel eine Stunde vor Sonnenaufgang sichtbar. — Mar», im Wassermann, unsichtbar. — Jupiter, im Schützen, geht zu Anfang eine halbe Stunde, später 1'/, Stunde vor der Sonne im Südwesten auf. — Saturn, im Schützen, zwei Stunden vor Sonnenaufgang tief im Südwesten sichtbar. — Dauer der Dämmerung im März: 28 Minuten. — Die Witterungsaussichten im Monat März sind, dem hundertjährigen Kalender nach, folgende: Vom 1.—5. kalt und rauh, vom 6.-9. Wärme, am 11. regnerisch, vom 12.—16. schön, vom 17.—29. rauh, kalt und frostig, am 30. Kälte und Schnee. Rudolf Falb prophezeit vom 1. —7. R gen und Schnee, vom 8.—15. Trockenheit, vom 16.—31. wieder Regen und später Schnee bei sinkender Temperatur. Den 10. März bezeichnet er als kritischen Termin 1., den 24. als einen solchen 2. Ordnung. — Scharlach ist eine der gefährlicheren epidemischen Krankheiten, dessen Heilung bisher dadurch größere Schwie rigkeiten verursachte, weil ein spezifisches Mittel gegen die Epidemie nicht gefunden werden konnte. Vor einiger Zeit trat der Berliner Geh. Medizinalrat Pros. Leydn, der in kurzem seinen 70. Geburtstag feiert, mit einem Serum gegen Scharlach hervor, das sich inzwischen aufS beste be währt hat und wahrscheinlich gleich dem Diphterie-Serum sehr bald in schweren Fällen zur allgemeinen Anwendung gelangen wird. Die Kranken, denen mit diesem Serum am ersten Tage de»" Auftretens des Ausschlages Injektionen gemacht worden waren, waren bereits am nächstfolgenden Tage fieberfrei. Das Prinzip des Prof. Leydn besteht in der Thatsache, daß Menschen, die einmal Scharlach über standen, davon in der Folge zeitlebens nicht mehr befallen werden, und daß demnach in dem Blute solcher Patienten ein Schutzkörper entstehen müsse, der ihm eine lebensläng liche Immunität gegen diese Krankheit verleibt. Dresden, 27. Februar. Nach seiner Krankheit unternahm Prinz Friedrich August gestern eine zweite Ausfahrt. Der Prinz reist am 7. März zum Kurgedrauch n-ch Wiesbaden, begleitet von seiner Gemahlin. Der Prinz und die Prinzessin Johann Georg sind zum Besuch deS Württemberger HofeS in Stuttgart eingetroffen. — Sensationeller Selbstmord. Eine ungemein auf regende Szene spielte sich vorgestern Abend kurz nach Schluß des Theate » in Dresden in einem größeren Restaurant am Pirnaischen Platze ab. Eine heftige Deto nation und der markerschütternde Ausschrei einer Dame, die in Krämpfe verfiel, zeigten den soeben in größerer An zahl erschienenen Theaterbesuchern an, daß etwas Außer gewöhnliches passirt war. Und eS war auch so. Mit einem wohlgezielten Revolverschuß in die Schläfe hatte ein Soldat eines hiesigen Regiments seinem blühenden Leben ein Ende gemacht. Auf einer Visitenkarte, die auf dem Tische neben dem Unglücklichen lag, hatte dieser in folgenden bewegten Worten von seinen Eltern Abschied genommen: „Jnniggeliebte Eltern ! Ich werde Euch durch meine That großen Kummer bereiten, doch verzeiht mir, ich konnte nicht anders, ich war heute wieder sehr unglück lich! Vergebt Eurem Sohn und lebt wohl auf ewig!"