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Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhr 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 O/; amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — L ei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Lonkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung- Bis '/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Taxe Aufnahme viüsmherIa-eblait LÄÄLL BszirkrssmzeisA! Wochenblatt WL-L° HLSL 'ALLLBsr - - rj riut an jede« Mrrdtag - - - Hm Kalle h^.nrr Gm alt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung -e- Brtrted-s der Z t ung' oder der KefSrderungsrinrichtunj-tn, hat der Ar-Leher krtnen Ank euch «m Lieferung oder ^achlietrrung der Zeitung oder aus Stuck, zahtung d«5 -teruzspeeiscS. — Wöchentlich 0.65 RM be! sreier Zustellung j bet Wh-lung wöch-n-lich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 ÄM freibleibend Dvs Pulsnitzer Tageblatt ist das Zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemetnderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt tz«uptblatt und ilteste Zeitung in Len Ortschaften de« Pul-nitzer AmtSaerichtSbezir«: Pulsnitz, Pulsnitz N. S., Großröhrsdorf, Bretnig, H-uSwalde, Ohorn, Oberstein-, Niedersteina, Weißbach, Ober, und Nt-derlichten-u, Ariedtrsdorf, Lhlemendsrs, Mttelbach, Nroßnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdors GelchSstrstelle: Pulsnitz, «lbertstreßr Rr. 2 Druck und »erlag von S. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Namm« 252 Montag, den 28» Oktober 1SLS 81. Jahrgang m wir vor Trüm- iroterwerb, das Vor ¬ lagen, wo es auf den Menschen und ihn allein ankommt, wo es sich zeigt, was einer ist und ob er die Anfangs- buchstaben des Lebens-Abc buchstabieren kann. „Ehe geht vor der Zeitung" — sagt Hermann Oeser. Und Hesselbacher ruft jedem Elternpaar zu: „Habt Zeit für eure Kinder! werdet mit ihnen zum Kind! Dann habt ihr sie gewonnen für alle Erdentage, die sie mit euch leben." — Ist nicht die Krisis der Ehe und der Familie, die unsere Gespräche füllt, zu einem Teil auch in diesen Dingen begründet? Wir wollen damit nicht die Idylle Leberecht Hühnchens als das Vorbildliche hinstellen. Diese Zeit ist vorbei, die Lebensformen sind heute unendlich viel komplizierter, die Menschen verschiedenartiger geworden. Wir können uns überhaupt nicht anheischig machen, in einer Epoche des Uebergangs irgend ein leicht zu handhabendes Rezept an zugeben. Nur das sollte gesagt werden: Wenn die Familie nicht wieder eingeistiges Kraftzentrum wird und ihren Gliedern aus der inneren Zugehörigkeit eine Prägung gibt, die über die rein blutsmäßigen Bin dungen hlnausführt, dann bleiben die Notruft „Rettet die Familie!" und auch alle äußeren Erleichterungen Und Hilfen, die man dem sinkenden Schiff gewährt, Schall und Rauch. Man muß das Leben des Hauses erst einmal wieder ganz ernst nehmen, die Familie aus ihrer Aschenbrödelstellung befreien Familie haben, heißt eine Aufgabe baden! Diese Aufgabe beginnt, wenn das Tagewerk des Berufes getan ist Ld mna alle viere von sich strecken möchte. Gerade dann gilts: lebendige Herzen und wache Sinne! Dazu kommt ein Zweites. Diese herbstlichen Tage er- Innern uns, daß das stolze Wort, unser Volk müsse an geistigen Werten wieder gewinnen, was es an materiellen verloren hat, bis heute Botschaft ohne Erfüllung geblieben ist. Die Schichten, die früher das kulturelle Leben trugen, sind abgesunken, andere nicht an ihre Stelle getreten. Die Fron der Arbeit, die ganze Ratlosigkeit unserer Zeit haben das geistige Leben ausgehöhlt. Einige Jahre, vielleicht auch e'n Jahrzehnt, mag der einzelne noch zehren an dem geistigen Erbgut von Generationen, von einem gefüllten Schulsack und einer guten Kinderstube. Aber unaufhaltsam freitet doch der geistige Verarmungsprozeß Fähigkeit zur Konzentration, die Ueberschau Uber die Dinge, die Kraft unmittelbaren starken Erlebens geht verloren. Und schließlich ist man am Ende. Die langer werdenden Abenve, die „stille Klause" rufen uns auf, mit Entschlossenheit eine neue geistige Welt in uns auszubauen und wieder einzutreten in die Reihe derer, die am geistigen Schaffen der Nation Anteil haben. Ein Volk einmal nicht allein von dem atem- und befinnunas- losen Rhythmus der Arbeit, auch nicht von einem oberfläch lichen Vergnugungsbetrieb, sondern von den friscken Quellen, aus denen seine schöpferischen Kräfte Aber auch im deutschen Hause stehe: moherne Berufsleben, der Bro^^^, -v»«.- in unserem verarmten Lande nehmen Zeit > s ml der Menschen in einem Maß in Anspruch, für die Pflege des Persönlichen, für das schlicht Mensch liche kaum etwas übrig bleibt. Das ist zunächst eine Angelegen- heit der Nervenkraft. Wieviel Städter — für sie gilt das in erster Linie — sind, wenn sie nach langem Arbeitstage in ihr Heim zurückkehren, einfach nicht mehr imstande, für eme kurze Abendstunde der Kinder frisches Leben wirklich mitzuleben, häusliche Sorgen leichter zu machen, Dinge, die über den Alltag hinausführen, wirklich mit dem Nächsten zu teilen! Die Wurzel des Uebels liegt in der Ent wertung des Persönlichen zugunsten einer harten Sachlichkeit. Traute Zwiesprache mit lieben Menschen über Kleines und Großes, Spiel mit den Kindern — heute viel- fach leider unrationell, unproduktiv, verlorene Zeit! Wie hätte die gleiche Zeit zur Unterhaltung — sagen die einen —, zum oöoldverdiencn und Vorwärtskonnnen — die andern — genützt werden können! Und nicht selten wird in der Tat das Berufsschicksal solchen Erwägungen teilweise recht geben. Aber der anderen Fälle sind auch nicht wenige, wo das „Keine Zeit haben" ganz einfach Flucht ist: Flucht vor Opfern an Bequemlichkeit, Flucht vor allem vor Lebens Rettet die Familie« Mit dem Eintritt der herbstlichen Jahreszeit - nach selten l°« und SommerwoL - macht nun wieder das häusliche Leben seine Rechte geltend. Lärm und Scharfen d p lchen Auseinandersetzung in allen Lagern, ? m , ichkeit beherrschen, Enthüllungen Geik?er wo Sehnsucht nach einer Heimstatt reinere Luft weht, wo Vertrauen und Herzlichkeit denjenigen umgibt, der seine Schritte dorthin Bor einer Umbildung des Reichskabinetts Unbestrittene Meldungen eines englischen Blattes — Fürst Bülow P Daladier zur Kabinettsbildung bereit Während in Berlin erklärt wird, daß keinerlei Verände rungen in der jetzigen Koalition und zunächst auch keine Veränderungen im Kabinett vorgenommeu werden sollen, be- bk ausländische Presse sehr lebhaft mit der Möglichkeit einer Kabinettsumbildung in Deutschland. Den äußeren Anlaß dazu hat eine Unterredung des Reichspräsi denten mit dem stellvertretenden Außenminister l)r. Cur tius und dem deutschen Gesandten in Warschau, Rau scher, gegeben. An diese Unterredung knüpft der „Daily Telegraph" die Folgerungen, daß der stellvertretende Außen minister Or. Curtius den Wunsch ausgesprochen habe, endgültig Außenminister zu werden, und daß der Gesandte Rauscher in diesem Falle zum Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes ernannt werden solle. Der jetzige Siaats- sekretär im Auswärtigen Amt, v. Schubert, solle daun als deutscher Botschafter nach London gehen. Das Reichs wirtschaftsministerium soll an den jetzigen Reichsverkehrs minister Stegerwald fallen. Reichsverkehrsminister fall der jetzige Iustizminister von Gusrard werden, während der Deutschen Volkspartei das Justizministerium überlassen werden soll. Diese Ausführungen des „Daily Telegraph" werden von amtlicher Seite nur dementiert, soweit tue Unterredung des Reichspräsidenten mit Or. Curtius und dem Gesandten Rauscher in Bettacht kommt. Im übrigen geben die Mit- teilurvgen des „Daily Telegraph" so ungefähr den tatsäch lichen Stand der unverbindlichen Besprechungen wieder, die , die jetzigen Regierungsparteien über die Umbildung des Kabinetts abgehalten haben. Daladier zur Kabinettsbildung bereit. Paris. Der Vorsitzende der Radikalen Partei, Dala dier, erklärte: Ich habe dem Präsidenten der Republik mitgeteilt, daß ich bereit bin, zu versuchen, das Kabinett zu bilden. Ich werde mich jetzt zum Senatspräsidenten und zum Kammerpräsidenten begeben. Außerdem werde ich weiter mit meinen politischen Freunden Fühlung nehmen. Entsprechend den vom Radikalen Parteitag angenommenen Entschließungen werde ich an die sozialistische Kammcrfrak- tion ein Schreiben richten, in dem ich ihr das Angebot un terbreite, in Form einer Mitarbeit innerhalb der Regierung teilzunehmen. Das Attentat aus den Reichstag. Berlin. Die Kommunistische Partei führt einen Kampf gegen den Berliner Polizeipräsidenten Zörgiebel, und zwar wegen der Behauptung, daß die Polizei Uber das Bombenattentat am Reichstag rechtzeitig unterrichtet gewesen sei und dieses Attentat absichtlich nicht verhindert habe. An geblich soll die Polizei die Absicht gehabt haben, mit diesem ihr bekannten Attentat eine Aktion gegen die Kommunistische Partei einzuleiten. Der Berliner Polizeipräsident hat die Behauptungen der kommunistischen Presse scharf dementiert. Die kommunistische Presse bringt aber die Mitteilung, daß am 22. Juli von den Kriminalasststenten Rühl und Acker- m a n n die Anzeige eines Nationalsozialisten entgcgcngenom- men sei, der ganz eingehende Angaben Uber den geplan» ten Bombenanschlag am Reichstag gemacht habe. Man habe uwtzdem die Spur nicht verfolgt. Engültige Zeichnung des deutsch-schwedischen Zündholzvertrages. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist der Vertrag zwischen dem Reiche und dem schwedischen gündholzkonzern am 26. Oktober im Reichsfinanzministerium endgültig ge zeichnet worden. Die Preise der gündwaren werden grundsätzlich >.m Gesetz festgelegt. Der Kleinverkaufspreis beträgt 0,30 M. für das Paket mit 10 Schachteln. Das Monopol wird als» eine Erhöhung des bisherigen Preises der Zündhölzer brin» gen. Wird das Zündholzmonopol vom Reichstag beschlossen, so ist der schwedische Konzern verpflichtet, eine Anleihe de« Reiches in Höhe von 125 Millionen nordamerikanischen Dollar zu übernehmen, die in zwei Teilbeträgen ausgezahtt werden soll, und zwar der erste sieben Monate und der zweite 16 Monate nach der Verkündung des Monopolgesetzes. Der Auszahlungskursus beträgt 93 v. H. und die Verzinsung jährlich 6 v. H. Die Anleihe soll 50 Jahre laufen, nach zehn Jahren konvertierbar sein und vom gleichen Zeitpunkt amortisiert werden. Diese Anleihebedingungen sind k von abhängig gemacht worden, daß der Schwedenkonzern an den Gewinnen der Monopolgesellschaft beteiligt wird. Es ist geplant, den vorbehaltlich der Zustimmung des Reichstages nunmehr unterzeichneten Vertrag und die Vor schläge für das Monopolgesetz selbst alsbald zunächst dem Reichswirtschaftsrat zuzuleiten. Das Gesetz wird sodann im Rahmen der gesamten zur Neichsfinanzreform gehörenden Gesetzentwürfe dem Rcichsrat und dem Reichstag vorgelegt werden, sobald die Entscheidung über den Poung-PIan her- beigeführt werden kann. Reue Sitf-anträge -er „Grünen Front". Die Deutsche Bauernpartei, die Lhristlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei und die Deuischnationale Volkspartei haben im Reichstag vier neue Anträge zur Landwirtschaftshilfe eingebracht. — Im ersten Antrag werden zurFörderungdesErports, zur Verbilligung und Aufspeicherung des für Futter- und Brennzwecke bestimmten in- ländischen Roggens für die Getreideernte 1929 20 Millionen und in den folgenden 4 Jahren für den gleichen Zweck je 20 Millionen gefordert. Die im Gesetz für das Rechnungsjahr 1929 zur Forderung der Bewegung der Getreide- ernte für ine erste Hälfte des Erntejahres 1929/30 vor- gesehene Summe von 3 750 000 Mark soll in vollem Um- fange sofort zur Verfügung gestellt werden. Die Zinsen des der Deutschen Getreide-Handelsgesellschaft vom Reiche zur Verfügung gestellten Kapitalkredits sollen erlassen werden. Weiter werden zur Förderung des Kar- toffelabsatzes für dieses und die folgenden 4 Etats- jähre )e 7 Millionen Mark gefordert. — Schließlich soll der Zoll aufMalz, mit Ausnahme des gebrannten und ge- mahlenen, auf 15 Mark für den Doppelzentner festgesetzt werden. Diese vier Anträge sind einzeln ausführlich begründet. immer von neuem gespeist werden. Und ein gut Teil dieser Quellen sprudelt im Hause. ?I. MW md sächWt Ängtltgtnhiiltn Dienstag letzter Eintragungs-Tag zum Volksbegehren (Schluß abend« 8 Uhr) Der Landesausschuß Sachsen für das Deutsche Volks begehren bittet uns um Aufnahme folgender Notiz: Wer die Verantwortung für Deutschlands Versklavung bis 1988 nicht auf sich nehmen will, trage sich noch ein zum Kamps gegen Joungplau und Kriegsschuldlüge. Der Aoung- plan ist ausdrücklich als endgültig und unabänderlich bezeich net. Seine Verpflichtungen sind Privatschulden, die spätere Geschlechter bis zum letzten Heller tragen müssen. Hier Hilst des Transferschutzes. Die Annahme des Planes muß also eine neue Inflation bringen. Bei Nichterfüllung hat der Feind das ausdrückliche Recht zu Sanktionen und neuer Be setzung. Jeder weiß aber, daß wir das Geforderte nie er füllen können. Es gilt nun das Schicksal jedes Einzelnen, seiner Kinder und Enkel. Wer die Verantwortung für unser und unserer Kinder Tributversklavung nicht tragen will, zeichne sich heute und morgen noch ein. Pulsnitz. (Vesper in der Kirche.) In der ersten Vesper am Freitag steht im Mittelpunkt aller Darbietungen der evangelische Choral, der in der protestan tischen Kirchenmusik als Gemeinde- und Chorgesang sowie als Choralvorspiele für Orgel eine gehobene Stellung ein nimmt. Der Choral ist eine Schöpfung des Protestantismus, er ist der Grund aller evangelischen Kirchenmusik. Zur Resormationszeit war er das von der Kirche übernommene