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Wochenblatt für für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einu ndvierzigster Jahrgang. Nr. 60. Freitag, den 29. Juli 1881. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff. Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Verpachtung. Mittwoch, den 3 August dieses Jahres, sollen circa 56 Acker zu den vom Bezirksverbande der Königlichen Amtshauptmannschast Dresden erworbenen Gütern koi. 1 und 6 zu Saalhausen bei Potschappel gehörige Feldgrundstücke unter den im Termine noch bekannt zu machenden Bedingungen im Einzelnen auf drei Jahre, oder im Ganzen nach Befinden auf längere Zeit, an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Lici- tanten, verpachtet werden. Pachtlustige werden ersucht, sich am gedachten Tage Vormittags 9 Uhr im Gute kol. 1 zu Saalhausen einzufiuden. Dresden, den 26. Juli 1881. Der Bezirksausschuß ker Königlichen Amtshauptmannschast Dresden-Altstadt. Di. Schmidt, A m t s h a u p t m a n n. Bekanntmachung. In der Zeit vom 1. bis spätestens den 13. August dss. Js. der II. Termin Grundsteuer nach Höhe von zwei Pfennig pro Einheit, der III. Termin städtische Anlage und der II. Termin Hundesteuer bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmerei zu bezahlen. Wilsdruff, am 27. Juli 1881. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. In Schleswig-Holstein werden aus Anlaß der im nächsten September dort bevorstehenden Anwesenheit des Kaisers große Vor bereitungen getroffen. Der Monarch hat bereits die Einladung zu einem am 17. September nach Beendigung der Flvttenparade von dem Provinziallandtage zu gebenden Festmahle angenommen, sich da gegen ein größeres Provinzialfest, zu welchem der Provinziallandtag bereis 60,000 M. bewilligt halte, verbeten. Zum Bundesfchießen in München haben sich 6—7000 Fest gäste aus Deutschland, Oesterreich, Tyrol und der Schweiz eingefun den, alle ehrenvoll und herzlich empfangen und begrüßt mit Festmusik, Festreden und Willkommen-Trunk in Bier und Wein. Die Schützen eines Landes, einer Gegend oder einer Stadt, wie die Wiener, alle in gleicher Tracht, und demselben Schmuck, und weil sie vieler Herren Länder angehören, bieten sie ein gar frisches und buntes Bild im all gemeinen Festjubel und -Trubel, der iu vielen Stücken an vergangene, man möchte sagen, vormärzliche Zeiten erinnert. Die Wiener Schützen sind 800 Mann stark gekommen, „um die Zusammengehörigkeit mit Deutschland zu beweisen", wie ihr Führer Ur. Kopp sagte und hin zufügte, die Deutschen in Oesterreich hofften siegreich aus dem jetzigen schweren Kampf für deutsches Wesen und Gesittung hervorzngeheu. Der Thüringer Präsident des Schützenbundes, Landgerichts-Direktor Sterzing aus Gotha, wurde besonders warm begrüßt; man hielt es für ein gutes Zeichen, daß Bremen, Frankfurt und Gotha vertreten sind, Gotha als Wiege des Bundes, den Bremen nud Frankfurt dann groß gezogen. Die Gäste werden Von Kellnerinnen bedient, die als „Münchener Kindelu" (schwarzgelbe Kutte mit breitem Hute) gekleidet sind. Der Fcstplatz sieht aus wie ein Fahuenwald, die älteste Fahne ist die der Kitzinger Schützen ans dem Jahre 1462, ein Geschenk des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg. Die zweitälteste und denkwürdige Fahne führen die Mindelheimer, sie wurde ihnen 1525 von dem alten tapfer» Ritter von Fraudsberg verliehen, der auf dem Reichstage in Worms dem Ur. Luther auf die Schulter klopfte und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang." In der böhmischen Hauptstadt habe» die aufgeregten Ge- müther sich allmählig wieder beruhigt; auch der Deutschen scheint sich ein Gefühl der Sicherheit bemächtigt zu haben. Das taktvolle und Persönliche Auttretcn des neuen Statthalters von Prag, des General v Kraus, hat zu dieser erfreulichen Wendung namentlich mit beige tragen. Die versöhnlichen Worte, welche General v. Kraus beim Empfange des böhmischen Landes-Ausschusses au denselben richtete, wobei der General betonte, daß er es als die erste und wichtigste Aufgabe in seinem neuen Wirkungskreise betrachte, die aufgeregten Ge- müther zu beruhigen und das einträchtige Zusammenleben beider Nationalitäten des herrlichen Landes anzustrebeu und zu erzielen, sind von bester Wirkung nn Lande gewesen. Nur ist es fraglich, ob es noch Zeit ist, die tiefe Kluft, welche zwischen Deutschen und Czechen gähnt, auszufülleu oder wenigstens zu überbrücken. Die Verhältnisse in Algerien werfen immer kläglichere Streif lichter auf die große Republik Frankreich. Die armselige Wirthschaft des Gouverneurs Albert Grevh, der gar nicht wußte, was in der Kolonie vorging, trotzdem cs schon seit 2 Jahren unter den Arabern wieder rumort hatte, der Mangel an Schlagfertigkeit des französischen Kriegsministers Farre, die Unordnung in der Militärverwaltung, das Alles deutet darauf hin, daß es in Frankreich nicht besser aussieht wie vor 1870. Man spricht von einer Armee von 120,000 Mann die gegen die Aufständischen ins Feld geführt werden soll. In Bu- Amema scheint ein zweiter Abdel Kader amgestanden zu sein. Dazu haben die Aufständischen noch bis zum Herbst freie Hand, da bei jetziger Jahreszeit keine europäische Armee in Algerien operiren kann, ohne ins Verderben zu rennen. Kann dies Alles nun auch für uns Deutsche als Beruhigung dienen, so ist auf der andereu Seite wieder die Aussicht auf lohnende Handelswege nach dem Innern von Afrika für lange Zeit vernichtet. Die entsetzliche Nachricht, daß unter der Ladung zweier aus New- Aork in Liverpool gelandeten Dampfer Höllenmaschinen entdeckt worden wären, ist im englischen Unterhause von dem Staatssekretär des Innern offiziell bestätigt worden. Der Minister sprach die Ver- muthung aus, daß das Verbrechen von irischen Feniern verübt wor den fei, um die Schandthaten auszuführen, mit denen die Presse der selben erst kürzlich offen gedroht hatte. Die englische Regierung war, wie die „Trib." ferner von dem Minister erfährt, schon vor drei Wo chen von dem Komplott in Keuutniß gesetzt worden und daher sei die Entdeckung gleich bei der Ankunft in Liverpool gelungen; die Regie rung hoffe, mit Unterstützung der amerikanischen Behörden anch auf die Spuren der Uebelthäter zu kommen. Erweist sich die Vermuthung des englischen Ministers als begründet, so hat man es nicht mit der internationalen Revolution zu thun, sondern mit einer bösen Gat tung spezifisch irisch Revolutionäre, die ihre Heimath mit dem tief sten Hasse gegen England verlassen haben und, ohnmächtig, das Mutter land von der englischen Herrschaft losznreißen, Verbrechen nach dem Muster der Nihilisten ersonnen haben und anszuführen im Begriffe standen. Der Bund der Fenier, der sich die Aufgabe gestellt, Irland mit Waffengewalt von der englischen Krone loszureißen, ist umnittel bar nach dem Tode O'Cvnnell's, 1847, entstanden und hat seine Ver breitung vorzugsweise unter den Ire» in Nordamerika gefunden. Die maßlose Sprache der fenischen Presse iu Amerika hielt man für eitel Prahlerei. Die Ankunft der Höllenmaschinen in Liverpool, vorausge setzt, daß sie wirklich von den Feniern abgeschickt worden sind, beweist jedoch, baß den Worten entsetzlicher Ernst zu Grunde liegt. Es un terliegt keinem Zweifel, daß die amerikanische Regierung gegen diese Sorte von Menschen nunmehr wie gegen die schlimmsten Verbrecher einschrciten wird. Ueber den vom 14. bis 19. Juli in London stattgefuudenen sozial-revolutionären Kongreß erstattet ein in London erschei nendes soziales Blatt folgenden vorläufigen Bericht: „Anwesend waren 45 Delegirte mit 80 Mandaten; dieselben vertraten 59 Föde rationen, 320 Sektionen. Folgende Länder waren vertreten: Deutich- land, Oesterreich-Ungarn, Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien, Italien, Rußland, England, Serbien, Türkei, Aegypten, Mexiko und Amerika. Als Programm wurde die soziale Revolution aufgestellt. Man einigte sich auf den Namen Internationale Arbeiter- Assoziation. Alle Anträge über Prinzipienfragcn wurden nur diskntirt, gelangten indeß nicht zur Abstimmung. Sämmtliche Vorschläge zur Förderung der Revolution wurden einstimmig angenommen. Der Kongreß gestaltete sich in jeder Beziehung zu einen, bedeutenden För- dernngsmittel für die sozial-revolutionäre Bewegung. Viele Klagen gingen über die Gefängnisse ein und über die Lage der zahlreichen nach Sibirien verbannten Personen. Nament-