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AueNhlll -Ikltung. Lokal-latt für Aue, Auerhammer, IeÜe Klöfterleiu, Rieder- u. Oberpfannettfiiel, Lauter, BdckM Bern-bach, Beyerfeld, «achsenfeld, Zschorlau und die umliegenden Ortschaften. Erscheint «MW-««, Sr«i,ag» u. «ounta»». Uboun«m«ut»pret» incl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljlihrlich mit Bringerlohn 1 Mk. LV Ps. durch die Post 1 M. LS Pf. Mit S iffustrirten AeiSkättern: Deutsches AamilienSlatt, Kute Krister, der Jeitspieget. Verantwortlicher Redalteur: »mtl itzr-emkbst«- in » u e (Erzgebirge). Redaktion u. Erpodition: Ui»«, Marktstraß«. Inserat« die einspaltige CorpuSzeile 1v Pf., . die volle Seit- 30, -/, S. 20, >/« St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabat. Alle Postanstaltrn und Landbrieftrliger nehmen Bestellungen an. ' - "'«c. No. 134. Freitag, den 11. November 1892. 5. Jahrgang, Bestellungen Ä aus die WG^Ausrtyal-Ieitung'WW (No. 665 der Zeitungöpreiöliste) für November und Dee«mber wrrdrn in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Lcndbriesträtzern jederzeit gern angenommen. Krpedition der „ Auerthal-Zeitung," Lmlt Ile^viuvlstvr. Die Anschallungen der Regierung he^ das „Militär-Wochenblatt" dar. Es schreibt: „ . . . Italien besitzt sehr ausgedehnte Küsten. Eine Menge großer Städte iiegl'^dicht an dem Meere, so daß sie leich* durch eine feindliche Flotte bombardiert werden linster Nun ist die italienische Flotte allein der franzö- .fischen Mittelmeerflolte nicht gewachsen. ES ist also so leicht möglich, daß Zlalien beim Beginne eines großen Kriege» gezwungen sein tönnke, starke Truppenmassen zum Schutze seiner großen Seestädte zurückzuhalten. Indessen wir «ollen uns in den Gedankengang unserer Optimisten versetzen. Nehmen wir also an, daß Italien schon bei der Mobilmachung seine gesamte Feldarmee im Norden des Landes versammeln könnte. Auf welche Weise soll dann dies italienische Heer in den Kamps eingreifen? Ein direktes Vorgehen der Italiener über die Alpen gegen Sübsrankreich würve die Franzosen zu einer Teilung ihrer Strytkräste zwingen und uns Deutschen von hohem Nu tzen sein. Allein die Alpen sind nicht so leicht zu über schreiten; wenn dies überhaupt gelingen sollte, so würde rS sehr lange dauern und viel Zeit verloren gehen. Der kriegSgefchjchtlich gebiidete Offiziere weiß aber, welche un geheuren Schwierigkeiten der Forcierung eines Gebirges von der Höhe und dem Umfang der Alpen entgegenstehen. Eine vorsichtige Heeresleitung würde vielleicht ein derar tige- Unternehmen nur dann wagen, wenn sie aus eine unbestrittene Uebermacht zur See und demgemäß auf ein Eingreifen, der Kriegeflvtte mit Sicherheit, rechnen'dürfte. Bei der unseren Betrachtungen zu Grunde gelegten Grup ¬ pierung der Großmächte ist aber an eine Ueberlegenheit der italienische» Kriegsflotte gar nicht zu denken. Eine wirksame Unterstützung der deutschen Westfront durch Un ternehmungen der Italiener gegen Südsranlreich wird al so dadurch nicht wahrscheinlich gemacht. Daß die Zialie- ner den Anschluß an die deutschen Westarmeen aus vem Wege über die Schweiz such«n würden, wird niemand glauben. Die Schweiz ist neutral und sichert ihre Neu tralität durch ein sehr kräftige- und starkes HeereSausge- bot. ES bliebe also zur Unterstützung der deutschen West front nur ein Eisenbahntransport der italienischen Armee üher Tirol und München übrig, d. h. im Wesentlichen auf einer einzigen Eisenbahnlinie, deren Leistungsfähigkeit noch dazu keineswegs besonders hoch zu veranschlagen ist. Selbst aus diesem Wege würde also ein« wirksame Unter stützung der deutschen Westfront durch die Italiener erst eintreten können, wenn die ersten entscheidenden Schläge längst gefallen sind. Nun haben wir gesehen, daß Deutsch land selbst dann nicht auf eine Ueberlegenheit gegenüber den Franzosen rechnen darf, wenn es seine gesamten Streitkräfte auf seiner Westfront versammeln könnte. Zn dem von uns angenommenen Falle eine» Doppelkrieges kann davon aber gar nicht die Rede sein. Die russische Armee ist der Armee Oeslreich-UngarnS derartig überletzen, daß Deutschland einen Teil seiner Streitkräfte auf seiner Ostsront verwenden müßte. Dann hätten wir av«r auch^ nicht unsere ganzen Streitkräfte für unsere Westfront üb rig und würden Frankreich immer an Zahl bedeutend un terlegen sein, selbst wenn die Franzosen V« ihrer Streit kräfte an den Alpen zurücklassen würden. Nehmen wir selbst an, daß sich wiederum, wie 1870, eine sofortige Ueberlegenheit der deutschen HeereSführung Herausstellen soll« und daß es uns gelänge, trotz unserer Minderzahl, aus der Westfront gleich ansang» einige große Siege zu erfechten. Was würde dann geschehen? Die Franzosen würden einfach hinter ihre Sperrforts und ihre großen Lagerseslungen zurückgehen und dort Verstärkungen durch Truppen zweiter Ordnung abwarten. Wollten wir dann unseren Angriff fortsetzen, so müßten wir zunächst eine Anzahl dieser SperrsortS und mindejtenü eine große La- gerfestung erobern, um uns auch Nur in den Besitz einer einzigen großen Eifenbahnline zu bringen. Daß wir aber ohne den Besitz einer durchgehenden Eisenbahnver bindung nicht ernsthaft daran denken können, in Frank reich vvrzudringen, steht süßer jedem Zweifel. Dtt Nach schub an Munition, Leben-Mitteln, Ersatz für Vie Verküsk ist bei unseren heutigen Massenheercn ausschließlich clst die Eisenbahnen gebunden. Würde nun irgend jeMilstb wohl annehmen wollen, daß uns die Franzosen Zett ltzs- sen würden, um die notwendigen Belagerungen in aller Ruhe zu vollbringen? Selbst in deut von UNS asttztz- nommenen, denkbar günstigsten Falle ist also gar nicht daran zu senke», daß Deutschlanv auf seiner Westfront binnen kurzer Zeit eine so ausgesprochene. Uebeyegenhest über die Franzosen erlangen könnte, um daß Wegziehesr starker deutscher HeereSmassen, nach der Ostfront zu recht fertigen. Nun kann man vielleicht einwenden: Mittler weile kommt die italienische Armee heran und dann kann Deutschland ruhig einen großen Teil seiner bisher sieg reichen Streitkräfte der Westfront entziehen und sie nach der Ostsront werfen. Dem entgegne» wir, daß die GrunlH bedingung dafür doch immer nur fortdauernder Sieg un serer Waffen sein könnte. Nun werden wir »her in ei nem zukünftige» Kriege ebensowenig die Franzose» von 1870 wiederfinden, wie Friedrich der Große beim Beginn; de» siebenjährigen Krieges die alten Oestreich« wiedersand. Der Besiegte lernt erfahrungsmäßig immer Mehr als t^ir Sie ger: dies liegt in der Natur aller menschlichen DinA H^ gründet. Es würde also ein schwerer Fehler sein, wiM wir annehmen wollten, die Franzosen hätten seit 187Ü wenig od« gar nichts gelernt. Eine Unterschätzung de» Gegners hat sich noch jederzeit gerächt." Politische Rachrichten Deutschland. , Berlin, den S. November. — Zn Deutschland, außer Sachsen, hat jeder Arbeit geb« die Karten der Alters- und Znvalidenkasse selbst M Marke.» zu bekleben. Das Ergebnis ist so, wie es «wW tel werden konnte — unzuverlässige Wirtschaft ÄÜS Nürnberg wird berichtet: Eine Ende August begotlstW Kontrolle der Qinttungskarten der Invalidität^»«-" Ak- lerSversicherung ist nunmehr beendigt worden. ES"wür^ de» im Ganzen in 2563 Häuser» 12868 Karten geMst (Nachdruck verbot«».) Aeuilleton. Die Armen der Millionenstadt. Ein Berliner Roma» aus der Gegenwart von M. Palfy. (Fortsetzung.) Wie der Blitz huschte sie dann hinter dem Wagen vor über, in dem sie stiegen, und ihrem unruhig spähenden Auge entging kein einziges Angesicht. Mit unheimlichem Znstincte umkreiste sie seit'einigen Abenden, ein großes Haus am Nordende der WilhelMstraße, indem sie sich scheu in Nebenhöfen und Hausfluren verbarg. Diese» einzelne Haus, dicht bei den Linden, mit seiner fürstlichen Pracht und geradezu steinern hochmüthigen Ab geschlossenheit hatte es ihr angethan. Warum ging da Niemand ein und au»? Wb war die Hikktst? Warum war sie niemals zu «spähen? Da gab ihr eines Abends die Köchin, die eben aus den Markthallen kam und sie erst hochmüthig «egscheüchtr, dann «der sich besinnend, mit in die Küche nahm und ihr ihren Knochenvvrralh verkaufte, eine Auskunft, die sie von Neuem aufregte und verwirrte. Der Graf, so hörte sie, sei seit längerer Zeit in dipld- matiicher Sendung auf Reisen; gerade, al» er znrückerwarttt würde, sei die gnädige F»au ganz Plötzlich, mitten in der Nücht, mit' ihrem kleinen kranken Kinde, nur von der alten Sascha begleitet, ihm entgegengereist. Verreist also! Tage lang keine Gelegenheit, sie auSzu- spührnl vbllte sie unthätig warten, bi» sie zurückkam? leiden? Die Uhr schlug Mitternacht, als jie in der Kaifer-Mil- helmstraße ankam. Da es demnach zu spät war, not M dem Produktenhändl« abzurechnen, so ließ sie ihre« Stick uneröffnet und stieg mit zaghaftem Tappest die wAngyi ausgetretenen Stufen nach dem großen Lagerkeller "histiE Ein dicker, häßticher Dunst, gemischt au» menschliches Ausdünstungen, Knochen- und Lumpengeruch ustd Ktller- feuchtigkeit schlug ihr entgegen. Sie fand zwar alle Ecken schon besetzt, ab« sie kasti nicht unerwartet. Zn dem sonderbaren Schlafquartier war augenscheinlich etwas in« Wirke. In der Mitte, auf dem ebenen Boden, sorgfäM M' den aus Lumpen und Papier bestehenden Vorräth-haUfe«' entfernt, brannte trübe ein Laterncheu, darum skandendir Reste einer Orgie der Schüaler, im Müll gefundM Ehst«' servebüchsen, die nach Schnaps dufteten. Offenbar wät der Verdienst heute groß gewesen. „Schaalmarte?" klang -s ihr wohlwollend entgÄtli: „Na, wie steht der Verdienst?" „Laßt ihr jehen," wehrte der „Obetst" ab, „sie vMHt' et noch nich so recht mit'» Jeschäst. Da iS der „Mine Rodert" een andrer Kerl. Der hat hellt spendiert." „Die „Pöbelrieke" huschte aus ihrer Ecke »eben ste hist' und hielt ihr «ine schmutzige Blechbüchse voll BierstH-E mit einem gewissen Stblz vor'« Gesicht. - „Da," flüsterte sie mit ihrer rauhen, häßlichen SiiiÜme, in di« sie aber jetzt die grSßle Milde zu legest bMhk'ivE „Trink, 't iS Bier, ick hab't Dir ufsjehoben. SchstäH' willst« ja nich." Ein schwach«- Lächeln irrt« um Marien« bW« ME Aber die so schmerzlich Gesuchte weilte vielleicht in einer, Das war nun Alle» vorbei I Und warum? von grüne» Gärten umbuschten Blllä von Berlin ^V.,! WaS hatte er begangen, was hatte sie gethan, um sb zn mit seinen baumbepflanzten Boulevards, oder im Thier- gartenviertel, wo rothe und blaue Frühlingsblumen vor den weißen Terrassen blühten. Frau Marie schwankte. Sollte sie warten, sollte sie weiter forschen? Wahrschein licher war es, daß die lange gesuchte Spur hiet endlich gesund«» war, denst" jenes Gesicht, das soviel aussprach, es konstte keiner Frau aNgehvcrn; die in idyllischer Ruhe, entrückt den Wogenschlägt» des großstädtischen AlltagS- ledettS, ihre Tage verträumte. Die glühenden Augen, deren Blitzstrahl die arme Mutt« getroste» hatten, gehörten sicher' einem Wesen an, das Lebest um sich brauchte, Bewegüng und Leidenschaft. ! Mit einem müde» SeUszet verließ" endlich grau Marke das Haus und die Gegend. Die Nacht btach herein und sie hatte noch eisten weiten Weg zü gehen, kraftlos mit schmerzenden Füßen. ' Ach) beim Forschen und Spähen hatte sie wieder nicht auf den Verdienst geachtet. Wenn sie dem Besitzer des LumptUkellerS im«« fo wenig überbrachte, wie bisher, dann würde sie bald genöthigt sein, auf dieses kümmerlich;, aber fest« Schlasquartier im Lumpenkeller, daß er ihr al- ständigt" Kundin zur Mitbenutzung übtrließ, zu verzichten. Sie Mußt« dann, wie die anderst armen Schaaler, ihrs Nachtruhe in Rohbauten, in unverschlossenen Kellerräumen, unterdrücken od« in Müllgruben, im Sommer aber bei Mütter Gtüst" sitchkn. Marie schäudkrte bei dem Gedänke» daran. Zhre fein- sühlige S^tur bebte zurück vor diesem allmählichen Versinken Ach, wie anders hatte ihr Leben sich damals aufgethan, al» sie, nach einer in Fleiß und Arbeit verlebten glücklichen Zügen- ihren Karl geheirathel hatte I