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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!.lN.1.üO elnschließ! des „Illustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Drucker st" Eibenstock, Larlsseld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhamrner,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Soim- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Zernsprecher Nr. 210. und Verlegen Emil Hannebohu, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock LS« LdL» 80« Jahrgang. ———— Mittwoch, de» 9. Juli Die öffentliche Borbildcrsammlnng mit Bibliothek Eibenstock tleibt von Sonnabend, den 12 d. M, bis mit Dienstag, de» 5. August geschlossen. Plauen, den 8. Juli 1913. L-vnnvr, Vorstand des Vogtl. Erzgeb. Jndustritvereins Der Balkanhexenkessel nor der Cxplosion. Wer kennt nicht das Märchen von dem Hansel, der das Gruseln kennen lernen wollte? Heute brauch te dieses besagte Hansel nur Zeituugsrebakteur zu werden, und die Aufgabe zuerteilt zu bekommen, dir einlaufenden Kriegs- und Siegesdepeschen vom Bal kan bearbeiten zu müssen und er hätte das erwünsch te Gefühl. Heute vornehmlich wieder sind die Mel dungen vom Balkan derart widerspruchsvoll, daß es unmöglich ist, die Wahrheit von der Aufschneiderei zu scheiden. Nur das eine scheint festzustehen, daß nun mehr sämtliche Balkanvölker in den Krieg eingreifen werden. Rumänien hofft spätestens am Freitag mit seiner Mobilisation fertig zu sein und wird daun ohne Verhandlung, ohne Intervention sofort in bul garisches Gebiet einrücken. Auch die Türkei scheint nunmehr fest entschlossen zu sein, die Notlage Bul gariens auszubeuten. Da ständen wir denn aiw an der Schwelle des Zeitpunktes, da der ganze Balkan brennen wird. Neber Rumäniens Absichten läßt sich folgendes Telegramm aus: Wien, 7. Juli. Wie aus SiplomaNschen Kreisen mitgeteilt wird, dürfte Donnerstag oder Freitag die rumänische Mobilisierung vollendet sein Dann erst wird sich die Haltung der rumänischen Regierung entscheiden. Man erwartet, daß dann , sofort mit dem Uebergang über die Donau begonnen werden wiro. Ru mänienhat jede Verhandlung abgelehnt und infolgedessen auch jede Intervention. Rumä nien fürchtet, durch Verhandlungen hingezogen zu werden. Es will daher Bulgarien vor ein iait aeeompli stellen, um es zu zwin gen, endlich ausdrücklich die rumänischen Forder ungen zu erfüllen. Sehr anschaulich verbreitet sich die „Kölnische Zei tung" über die Lage auf dem Ballan, die zugleich Ge rüchte über eine Intervention des deutschen Kaisers zurückweist: Köln, 7. Juli. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Berlin telegraphiert: Wie in den kritischen Ta gen der ersten Epochen des Balkankrieges, so häufen sich jetzt wieder die Meldungen über blutige Gefechte und Siege auf beiden Seiten und diejenigen über Richtigstellungen der gegnerischen Angaben. Ebenso häufen sich aber auch die Gerüchte Won Aerständig- ungs- und Vermittlungsversuchen. Daß dabet die jour nalistische Spannung kennzeichnende Phantasremel- dungen nicht fehlen, ist selbstverständlich. Dazu ge hört auch die aus Sofia verbreitete Nachricht, der deut sche Kaiser habe seine Vermittlung zwischen Bulgsri- en und Rumänien angeboten. , Diese Meldung ver dient nur als Zeichen dafür bemerkt zu werden, wel che mannigfachen Gerüchte durch die unentschiedene La ge an die Oberfläche gebracht werden. Selbstverständ lich ist lein derartiges Angebot erfolgt. Die Nachrich ten dagegen, die andeuten, daß sich in Ver Tür kei der Wunsch erhält, die Lage schleu nigst auszubeuten, beruhen aus Richtig keit Es bestätigt sich, vaß die Pfvrte eine Note an Bulgarien gerichtet hat, worin schleunigeRäumungvon R o d o sto und der Marmara-Meer-Küste verlangt wird. Falls Bulgarien den Abzug seiner Truppen nicht frei willig veranlassen sollte, so würden die dort be findlichen Streitkräfte der bulgarischen Armee durch die türkischen Truppen ge waltsam vertrieben werden. Die Behaup tung, daß die Pf arte sich bei diesem Vorgehen Muf eine Verständigung mit Rumänien stütze, scheint bis her nicht begründet. Die Pforte wird vielmehr ge drängt durch die Stimmung im Heer und in ver Be völkerung, die es ihr nicht verzeihen würden, wenn sie die anscheinend günstigen Aussichten für das Ein greifen der Türkei unbenutzt lasten würde. Die Mor te mag wohl auch in dem Gefühl handeln, daß sie für ihr Vorgehen in Athen unk Belgrad Verständnis fin den werde. Um eine kleine Probe davon zu geben, 'M wel chem Gegensätze die serbischen und bulgarischen Kriegs- Berichte stehen, genügen schon nachstehende Meldunge": Belgrad, 7. Juli. Das serbische Prefseoureau meldet: Unsere Truppen besetzten soeben die Stadt Kotschana und das ganze Gebiet bis zum Bregalnitzafluß, wo sie einen Kampf zu cestehm hatten mit den Resten des rechten bulgari schen Flügels, der sich auf eine stark befestig te Stellung vor der Stadt zurückzog, und die Reste der vorher geschlagenen 7. und 4. Divisi on deckte. Unter Zurücklassung zahlreicher Gewehre und Munition wurde der Feind nach erbitter tem Kampfe geschlagen. Er floh in der Rich tung auf Zarwe-Selo. Sofia, 7. Juli. Im Kriegsministerium ist die Nachricht eingclanfen, daß es den Bulgaren ge lungen ist, den scharfen serbischen An griff auf Kotschana abzuwehren. Starke serbische Truppen griffen makedonische Freiwillige un ter Befehl bulgarischer Offiziere au. Die» bulgarischen Truppen waren zunächst genötigt, sich vor der großen serbischen Nebermacht zurückzuziehen und es war Ge fahr vorhanden, daß Kotschana in die Hände ver Ser ben falle. Im kritischen Augenblick kam den Bulga ren eine Infanteriedivision zu Hilfe, und es gelang ihnen, die Serben in einem mjehrstün- digen Gefecht auf der ganzen Liniezu rück z u s chl a g e n. Die bereits in die Nähe von Kot schana gekommenen serbischen Truppen ge rieten in bulgarische Gefawgen!scha!ft. Wien, 7. Juli. Kaum daß die serbische Ti mo kdivision vernichtet ist, wird gemeldet, daß die zwischen Egri Palanka, Kratowo, Kumanowa ope rierende Morawadivifidn durch einen genialen Angriff des Generals Toschew umzingelt und dezimiert wurde. Die bulgarische Armee beherrscht gegen die Griechen Nigrita, Lagadiua, Aivat- lieb en, Am a rblöi. Dort soll General Iwanow, der Sieger von Adrianopel, mit einer einzigen Brigade die gesamte, 80000 Mann zählende, vom Aönig Kon stantin kommandierte griechische Armee zersprengt ha ben. Als diese Nachricht bei General Dimitrieff eintraf, rief dieser aus: „Was Iwanow tat, steht einzig in der Weltgeschichte da." König Ferdinand soll vor Freude geweint haben, zumal Iwanow telegravhierte, er brauche gegen das gesamte griechische Heer keine zweite Brigade. Wien, 7. Juli. Die serbische Gesandtschrft er hielt ein von Pasitsch persönlich unterzeichnetes Te legramm, wonach die über di!e Timo kdi vision verbreiteten Gerüchte unbegrün det seien. Die Division befindet sich koch auf dem linken Wardarfluhufer. Des weiteren wird noch gemeldet: Belgrad, 7. Juli. Nach offiziellen Meldun gen ist Krivolac von den Serben zurück erobert worden. Sofia, 7. Juli. Eine Abteilung serbischer Truppen ha'tte bei Paleritza die bul garische Grenze überschritten, um sich der Eisenbahn nach Sofia zu bemächtigen. Die Serben wur den aber mit großen Verlusten von den Bulgare" zu- rückgefchlagen. Die Serben ließen mehrere hundert Tote zurück. Die Bulgaren machten eine große Zahl von Gefangenen und reiche Beute an Kriegsmaterial. Wien, 7. Juli. Wie die „Militärische Rund schau" meldet, soll es einer ca. 14 000 Mann star ken aus auserlesenen bulgarischen Truppen be stehenden Kolonne, die von Egri Palankck kam, gelun gen sein, bis Vranja vorzudringen. Athen, 7. Juli. Nach der Schlacht, bei Kilkitsch hat die Division des äußersten rechten Flügels der Griechen die Bulgaren nach einem lebhaf ten Kampfe zurückgeworfen; diese zogen sich über die Struma zurück. Die Divisionen des lin ken Flügels griffen den Feind, der die Höhen sllvlich von dem Doiran-See besetzt hielt, an, warfen ihn und verfolgten ihn bis an die Strumitza. Die Griechin, ha ben zwölf Kanonen und viele Waffen'erobert: die Ver luste der Bulgaren sind sehr groß. Der Gesamtverlust der Griechen seit Beginn des Krieges beträgt 10 000 Mann an Toten und Verwundete». Dagesgeschichte. Deutschland. Der neue preußische Kriegsmluk- stc r Generalmajor von Faikenhavu, Ehef des Ge neralstabes des vierten Armeekorps in Magdeburg, wurde unter Beförderung zum GLneralleutnaur ohne Patent zum Kriegsminister ernannt. Der neue Kriegs minister entstammt der Linien-Jnsanten.', besuchte die Kriegsakademie und gehörte vornehmlich dem Genc- ralstabe an. Als Kompaguir-Ehes staub er in Thorn, als Bataillonskommandeur in Braunschweiz. Vorüber gehend war er auch Militär-Instrukteur in Ehina. Als guter Kenner der ostasiatischen Verhältnisse nahm erlm Stabe des Grasen Waldersec am Ehinafeldznge teil und verblieb auch nach dem Friedensschluß im G.ue- ralstab der Besatzungsbrigade. In den letzten Jah ren versah er die Geschäfte des Generulstavschess beim 16. Armeekorps in Metz und feit i9!2 beim vierten Ar meekorps in Magdeburg. 1861 geboren, kommt' er et wa im gleichen Lebens- und Dienstalter wie seiner zeit der Kriegsminister von Einem in feine jetzige Stel lung. Dem Kriegsministerium hat er allerdings bis her nicht angehört, doch hatte er iich bei seinem jah relangen Aufenthalt in Ostasien vielfach mit schwieri gen Verwaltungsangelegenheilen zu beschäftigen. Auch lagen ihm dort diplomatische Missionen gegenüber den fremdländischen TruppenlommandoS ob, wobei ihm besonderes Geschick nachgerühmt wurde. Seine Ver wendung als Gcneralstabschef zweier verschiedener Ar meekorps haben ihm jedenfalls hinreichend Gelegen heit geboten, Ueberblick und Ersuhrungen auf militäri schem Gebiet zu gewinnen. Er wird daher die Hee- resbcdürfnifse aus der Praxis gründlich kennen. Als zukunftsvolle Persönlichkeit ist Generalleutnant von Falkenhayn stets angesehen. In der Armee gilt er als hochgebildeter, äußerst befähigter Offizier vru uner müdlicher Arbeitskraft, den bei festem Willm und sach licher Bestimmtheit verbindliches, weltmännisch gewand tes Wesen auszeichnet. Es ist nicht daran zu zwei feln, daß mit seiner Wahl für oas schwere und wich tige Amt des Kriegsministers der geeignete Mann gesunden sein wird. — Vecheicacet ist General leutnant von Falkenhayn mit einer Tochter des jüngst verstorbenen Wirklichen Geheimen Rats Seltmann, der früher als Staatsrat in großherzoglich oldenburgischen Diensten stand. — Die Amnestie aus Anlaß des Re gi e r u n g sjub i lä nm s. Aus Anlaß des Negwr- ungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Kö nigs sollen zufolge Allerhöchsten Erlasses auch bei Zuwiderhandlungen gegen die Zvllgesetze und die son stigen Vorschriften über indirekte Reichs- und Landes abgaben erwirkte Strafen niedergeschlagen oder gemil dert werden, wenn die Personen durch Not, Leichtsinn, Unbesonnenheit, Unerfahrenheit oder Verführung zu ihren Straftaten veranlaßt worden sind, und für eine" Gnadenerweis würdig erscheinen. Die königlichen Ober zolldirektionen sind angewiesen worden, die Straffälle von Amts wegen nachzuprüfen und Vorschlagslisten in den Finanzmknister einzureichen. > . — Emden und der überseeische Ver kehr. Auf Grund des mit der preußischen Regierung abgeschlossenen Vertrages wegen Einbeziehung Emdens in den überseeischen Verkehr wird der Nordvcutsche Lloyd vom 2. Oktober ab einen regelmäßigen Dienst zwischen Emden und den bekannten Häfen Australiens' mit dem Dampfer „Schlesien" eröffnen. Der Dienst wird ein vierwöchentlicher sein Der Norddeutsche Lloyd errich tet in Emden eine eigene Agentur. Bis diese eröffnxt ist, erfolgt die Erledigung aller auf den Emdener Ver kehr des Norddeutschen Lloyd bezüglichen Angelegenhei ten von Bremen aus. England. — Ein unverschämtes Ans innen. Nach Blättermeldungen aus London haben einzelne führen de Stimmrechtlerinnen den französischen Stiegern be deutende Summen angeboten, damit sie bei einem Flug über London mit Sprengstoff gefüllte Röhren auf die