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Nr. 87 88. Jahrgang Dienstag, den 14. April 1936 Da- zur V-röfieEchimg der amtlichen Bekanntmachungen der Amkhanp'mannschast und des Finanzamtes M Kamen» des Stadlrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlab hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'- Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungstetl. Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. III.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr.2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernrui 518 u 550. Diete Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf-, bei Lieferung frei Haus Rpi. Postbezug monatlich 2.30 RN!. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher, keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlabsätze bei Wieder- twlungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Sanktionen wirkungslos? Die englische Presse berichtet übereinstimmend, daß der britische Außenminister nach Lonodn gekommen sei, um neue Anweisungen für Genf zu erhalten, wohin er am Donnerstag zurückkehren wird. Am Dienstag wird Eden dem englischen Premierminister und einigen anderen Kabi nettsmitgliedern über die Bemühungen des Völkerbundes berichten, den abessinischen Streit zu beenden- . Wie der politische korespondent des „Daily Telegraph" erklärt, wird sich die Kabinettsaussprache am Dienstag haupt sächlich mit den Ariedensverhandlungen zwischen Italien und Abessinien befassen. „Daily Telegraph" glaubt, die bri tische Regierung sei jetzt davon überzeugt, daß wirtschaft liche Sanktionen keine Wirkung hätten. Die Minister seien zu dem Schluß gekommen, daß kollektive Sicherheit nur wirkungsvoll sein könne, wenn die Völkerbundsmitglieder bereit seien, wenn notwendig, auch militärische Sanktionen anzuwenden. Im Hinblick auf die bevorstehende Fortsetzung der Genfer Besprechungen schlägt die römische Presse am Ostermontag einen bemerkenswert scharfen Ton an. Ueber einstimmend wird erklärt, daß die ganze Entwicklung in Abessinien wie in Europa nach einer Klärung dränge. Das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" führt dazu aus, daß diese Kläruna sich in manchen Punkten bereits oeias. An erster Nach dem neuesten italienischen Heeresbericht sind an der abessinischen Nordfront die jüngsten Erfolge der Trup pen des Marschalls Badoglio schnell nutzbringend ausgewer tet worden. Der Heeresbericht besagt darüber: „Der siegreiche Vormarsch unserer Truppen an den ver schiedenen Abschnitten der Rordfront wird fortgesetzt. Eine unserer Abteilungen, die von Gondar aus vorgerückt war, besetzte am 12. April die Halbinsel Gorgora im Tana-See und hißte dort die Trikolore. Unsere Truppen wurden von der Bevölkerung freudig begrüßt. Der Tana-See wurde mit Gondar durch eine Kraftwagenstraße verbunden, die gleich während des Vormarsches unserer Truppen gebaut wurde." Eine andere Abteilung, die sich aus motorisierten Trup pen, Kamelreitern und schnellen Kampfwagen zusammen- setzte, besetzte den abessinischen Zollposten vor Galla bat seiner Grenzstadt im englisch-ägyptischen Sudan. — Die Schriftltg.) westlich von Gondar. Feind liche Armeegruppen ergriffen vor unserem Vormarsch die Flucht. An der Südfront stieß eine kleine Abteilung der Aosta- Lanzenreiter bei einem Erkundungsritt in der Nähe von Wadara auf überlegene feindliche Streitkräfte. Sie griff den Feind tapfer an und zwang ibn nach erbittertem Kampf zum Rückzug. Auf unserer Seite waren 46 Tote und Ver wundete zu beklagen. Der Gegner hatte erhebliche Ver luste." Wieder Bomber über Addis Abeba Die abessinische Hauptstadt wurde am Ostermontag er- aeut von italienischen Flugzeugen überflogen. Gegen 9.30 Ahr erschienen neun Flugzeuge, umkreisten die Stadt und fiogen in südlicher Richtung ab. Um 10.30 Uhr wurde eia Laproni-Bombenflugzeug über Addis Abeba gesichtet. Am Ostersonntag belegten drei italienische Bomben- pugzeuge die Stadt Worra Nu, die auf der Straße von Dessie nach Addis Abeba liegt, mit zahlreichen Bomben. Der Luftangriff auf die Stadt, die nach abessinischen Anga ben unbefestigt ist, forderte drei Todesopfer und fünf Ver wundete. Rach einem Bericht des Generals Ras Rassibu sollen Ninf italienische Bombenflugzeuge am 16. April nochmals Bomben mit Stickgas aus Sassabaneh abgeworfen haben. Eden wieder in London Stelle sei' d'er Zerfall' der Sanktionsfront" zu verzeichnen. Klargestellt sei nun auch die wahre Tragweite des Konflik tes; es sei kein Konflikt zwischen Italien und dem Völker bund sondern zwischen Italien und England. Nunmehr könne sich Italien nur noch fragen: Was führt Eden eigent lich gegen Italien im Schilde, welches neue Abenteuer will er Europa bereiten? Italien habe nicht die Absicht, irgend jemand zu bedrohen, sondern vielmehr die legitimen engli schen Interessen zu achten. Es sei aber entschlossen, der Anmaßung Widerstand zu leisten, und dies nicht nur, um seine eigenen Rechte und seine anerkannten Interessen zu wahren sondern ebensosehr im Hinblick auf eine Klärung auch in Europa. „Tribuna" schreibt, es sei jetzt Sache des Völkerbundes, seine agressive Prozedur der durch Italien geschasfenen Lage in Abessinien anzupassen. Der Völkerbund und seine Mit gliedsstaaten müßten aber auch die tatsächliche Lage in Eu ropa in Rechnung stellen. Es handle sich darum, zu wissen, ob Europa angesichts eines verschwindenden Abessinien die Gefahr einer englischen Flottenmobil machung im Mittelmeer und einer Mittelmeerkoalition ge gen Italien auf sich nehmen solle. England trage die Ver antwortung für die Gefahr eines gewollten Mittelmeerkon fliktes. Die anderen Staaten und besonders Frankreich seien jedoch mitschuldig. Calles über seine Ausweisung Die Hintergründe seiner Verbannung. Der ehemalige mexikanische Staatspräsident Calles, der am Freitag mit drei früheren Kabinettsmitgliedern, Moroses, Leon und Ortega, verhaftet worden war, ist unter Bedeckung von sieben Offizieren im Flugzeug zur amerikanischen Grenze gebracht und in der Nähe der Stadt Brownsville abgesetzt worden. Er wird seinen vorläufigen Wohnsitz wieder in Los Angeles nehmen, wo er auch bis zu seiner Rückkehr nach Mexiko im Dezember des vorigen Jahres sich aufhielt. Calles gab, nachdem sich die mexikanischen Begleitoffi ziere zurückgezogen hatten, eine Erklärung ab, in der er auf die Hintergründe seiner Ausweisung einging. Er erklärte . u. a., der wahre Grund für seine Verbannung sei der anar- - chische Zustand, in dem sich Mexiko gegenwärtig befinde. Die ) Regierung versuche, den Kommunismus einzuführen. Sie sei bestrebt, den Erzeugungsapparat zu sozialisieren und in der Landwirtschaft ein Kollektivsystem einzurichten, wie es in Sowjetrußland bestehe. Das mexikanische Volk, so schloß Calles, lehne jedoch den Kommunismus ab und betrachte ihn als ein System, das für Mexiko völlig ungeeignet sei. Starker Andrang zu den Moskauer Kirchen Auch in diesem Jahr drängten sich am Sonnabend abend große Massen der Moskauer Bevölkerung zum Oster gottesdienst in die wenigen noch geöffneten Kirchen. Wäh rend man in Moskau vor der Revolution über achthundert Kirchen zählte, sind heute ungefähr zwei Drittel davon ver schwunden und von den übriggebliebenen sind auch nur noch sechsunddreißig den Gläubigen zugänglich. Schon von 21 Uhr ab war in allen noch geöffneten Gotteshäusern das Gedränge fast lebensgefährlich; nur ganz wenig Gläubige konnten bis zum Altar und zu den Heiligenbildern vor dringen. Gegen Mitternacht, wenn nach orthodoxem Glau ben die Auferstehung Christi gefeiert wird, schwollen die Menschenmassen vor den Gotteshäusern immer mehr an. Hunderte standen vor den Kirchen auf der Straße, da der Zugang gänzlich unmöglich geworden war. Nach übereinstimmenden Beobachtungen war der An drang der Gläubigen zum Ostergottesdienst diesmal noch stärker als in den vorhergehenden Jahren; vor allem fiel die große Zahl von Männern und Jugendlichen beim Kirch gang auf. Trauer um Botschafter von Hoesch Ehrende Rachrufe der englischen Presse. Der Tod des deutschen Botschafter von Hoesch wird von sämtlichen Londoner Blättern in großer Aufmachung gemel det. Die Blätter enthalten ohne Ausnahme freundliche und in herzlichen Worten gehaltene Nachrufe auf ihren Haupt seiten und geben ihrer Sympathie für den verstorbenen deut schen Botschafter Ausdruck. In ihrem Nachruf weist die „Times" darauf hin, daß der Verstorbene viel für die Förderung engerer Beziehungen zwischen Deutschland, Eng land und Frankreich getan habe. Durch seine Aufrichtigkeit und seinen persönlichen Charme habe sich Herr von Hoesch viele Freunde in England erworben. „Daily Tele graph" schreibt, Herr von Hoesch sei ein Diplomat mit ei nem besonderen Pflichtgefühl gewesen und habe nie ver säumt, auf den deutschen Friedenswillen hinzuweisen. Er sei ein aufrichtiger Freund Englands gewesen und habe für die deutsch-englische Freundschaft gearbeitet. In ähnlichem Sinne äußern sich auch die übrigen Blätter. Das plötzliche Ableben von Hoeschs, der acht Jahre lang das Deutsche Reich in Paris vertreten hatte, findet auch in der französischen Presse Anteilnahme. Die Zeitungen berichten über den Eindruck, den der Verlust in Berlin ge macht habe und erwähnen, daß Herr von Hoesch in London mit Erfolg für die deutsch-englische Annäherung gearbeitet habe, so wie er in Paris früher für die deutsch-französische Verständigung gewirkt hatte. Weltbild (M). Botschafter von Hoesch gestorben. Die Trauerfeierlichkeilen für den verstorbenen Botschafter v. Hoesch Die Trauerfelierlichkeiten für den verstorbenen Botschaft«» v. Hoesch stehen nunmehr fest. Danach wird am Dienstag nsstchmiittag sine Trauerfeier der deutschen Ko-» l o Mi e in der Botschaft statt finden- Am Mittwoch folgt dann idle feierliche Ueberführung deis Sanges nach dem Vic» toriia-Bähijhof, von wo er in einem Sonsdeyzug nach Dovers gebracht lwerden wind. Von hier ans bringt der britische gÄ> rächt werden wind. Von hier ans bringt der britlifche Zerstörer ,,S cou t" die sterblichen Ueberreite direkt nach Wilhelmshaven, wo fi« im aLnfe des Donnerstags qinäreffen, um in einem Son Verzug nach Dresden gebracht zu werben. Dort Wird sodann am Sonnabend Italien beherrscht den Tana-See Neue Erfolge Badoglios an der Nordfront