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Wochenblatt pernspnecken No. 18. 4 N. und Umgegend Amts-Blatt ! für Pulsnitz Inserate für denselben Tag sind bis vormittags io Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo H. Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Blle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Telegramm-g-nesse: ivoclienbla^rikM. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Dllnstr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50§., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ms Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8SO2 i.qo. -es Kömgl. klmlsgerlckts und -es Sta-tratkes xu pulsniks. Amtsblatt für den Bezirk des Asnigl. Amtsgerichts Pulsnits, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Ak. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichteuau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Ditttnannsdorf Druck und Verlag von L. k. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, BismarckxlaA Nr. 2LS. - Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Ur. 113. Dienstag, den 22. September 1S03 55. Jahrgang. Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1) jede Beteiligung an Vereinigungen, Versammlungen, Festlichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubnis erteilt ist, 2) jede andern erkennbar gemachte Betätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kund« gedungen, 3) das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen oder sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntnis gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Die Verbote und Befehle gelten auch für die zu Übungen eingezogenen und für die zu Kontrollversammlungen einberufenen Personen des Beurlaubtenstandes, welche gemäß 8 6 des Militärstrafgesetzbuches und 8 38 L. 1. des Reichs-Militärstrafgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlassung bezw. Kontrollversammlung den Vorschriften deS Militär-Strafgesetzbuches unterstehen. DreSden, den 19. September 1903. Kviegsmirristevium. Freiherr do« Hause«. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Zivilpersonen mit dem Vertrieb von Druckwerken und Waren innerhalb von Truppenteilen oder Behörden — seien dies nun ihre eigenen oder fremde — zu befassen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Zivilperson an sie ergehenden Aufforderung zum Vertrieb von Druckwerken oder Waren ihrer Vorgesetzten Meldung zu machen. Dresden, den 19. September 1903. Kviegsrninistevium. Freiherr von Hause«. Der Maschinenfabrikant Emil Gucutz in DHoro beabsichtigt in dem unter Nr. 234 Ns Brandversicherungskatasters für Ohorn gelegenen Grundstück eine SauggaSavlagt zu errichten. Nach § 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Pri vatrechtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 18. September 1900. von Erdmannsdorff. Neueste Greignisse. Die Kaisertage in Wien sind beendet: Kaiser Wilhelm hat am Sonntag abend Wien ver lassen, um sich nach Danzig zu begeben. Der sozialdemokratische Parteitag nahm die Reso lution Bebel-Kautsky-Singer mit 288 gegen elf Stimmen an. Minister Chamberlains „zeitweiliger" Rück tritt und die Vertagung der englischen Schutzzollpolitik. Da der Minister Chamberlain im englischen Unterhaus« zur Zeit keine Mehrheit für seine Schutzzollpläne, mit denen er England wirtschaftlich näher mit seinen Kolonien zu ver binden, und der englischen Industrie einen Schutzdamm auf zurichten gedachte, finden kann, so hat er, um sich keinem öffentlichen Fiasko auSzusetzen, mit den Ministern Ritchie und Hamilton, die seine Handelspolitik am meisten gestützt hatten, seine Entlassung eingereicht und auch vom Könige erhalten. Chamberlain» Rücktritt hat indessen unter so eigenartigen Umständen stattgesunden, daß man Ursache hat, denselben nur al» einen .zeitweiligen" zu bezeichnen, wenn die öffent liche Meinung Englands und die nächsten Parlamentswahlen nicht etwa den tollkühnen Ex Minister Chamberlain mundtot machen. Chamberlain ist nämlich keineswegs im Zwiespalt« mit dem englischen Ministerpräsidenten Balfour, au» dem Kabinet geschieden, e» besteht vielmehr zwischen Chamberlain und Balfour ein gewisse» Einverständnis sowohl in Bezug auf die Umgestaltung der englischen Handelspolitik al» auch hinsichtlich der künftig einzuschlagenden Taktik, um diese Po litik durchzusitzen. Chamberlain hatte sich mit dem Schotz- kanzler Ritchie und dem Minister für Indien, Lord Hamilton in der Schutzzollfrage auf der Ministerbank nur zu sehr ex- ponirt, da» heißt, außerhalb der Reih« grsetzt und da» war dem Parlament sehr gefährlich. Dazu kommt, da« tatsächlich Herr Chamberlain, obwohl er nur Kolonialminister war, in allen großen Fragen der englischen Politik da» treibende Ele ment war, und da wollte er sich einem Sturze durch daS Parlament und herbeigesührt durch seinen Uebereiser nicht auSsetzen, denn ein solcher hätte gefährlich für seine ganze staatsmännische Zukunft und für seine Pläne werden können. ^Erlich ist durch Chamberlain» Rücktritt die englische Schutz zollpolitik vertagt, aber die Briese die Lord Balfour und Herr Chamberlain miteinander gewechelt, besagen, daß sie nun in ander«« Weife für die Reform der englischen Handelspolitik arbeiten wollen. Chamberlain tritt al» Parteiführer nun in die öffentliche Agitation für seinen Schutzzollplan ein, und man wird sich nun auf sehr kühne Angriffe auf den Frei handel Englands und den geistigen Förderer desselben, dem Cobden-Club, gefaßt machen müssen. Chamberlain hat sich offenbar im EinverständnS mit dem Ministerpräsidenten Bal four anheischig gemacht, die öffentliche Meinung in Bezug auf die Beurteilung von Freihandel und Schutzzoll gehörig umzukrempeln. Der alte Hexenmeister und Ränkeschmied wird also den Engländern beweisen müssen, daß ihnen die Zölle Vorteile bringen. Hinsichtlich der Zölle aus Lebens mittel und Rohprodukte wird ja dies ein schwierige» Stückchen Ar beit werden. Doch was ist einem Chamberlain und seinen Hintermännern in den letzten vier Jahren nicht alle» mög lich gewesen, in Afrika haben sie daS Recht zum Unrecht und da« Unrecht zum Recht gemacht, warum sollen sie denn da nicht den alten Freihandel zum Missetäter und den Schutz zoll zum Wohltäter stempeln können. Freilich in England sollen darüber erst noch die neuen Parlamentswahlen ent scheiden, ob daS Volk Herrn Chamberlain Recht giebt, und da könnte er sich gewaltig verrechnen, denn in der öffent lichen Meinung Englands sähe man schon einen größeren Schutz der einheimischen Jndustne gern, aber von Zöllen auf Le bensmittel und Rohprodukte will die große Volksmehrheit und die ganze Kaufmannschaft in England nicht» wissen, und dies find doch gegenüber Chamberlains Schutzzollplänen un vereinbare Widersprüche. vertliche und sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Am verflossenen Sonntag Abend hielt Herr Alono Gaßner, der hier in PulSnitz kein Fremder mehr war, im Saale deS Hotels zum Grauen Wolf eine Loirss w^stsrisuss ab. Interessant und spannend zu lesen war des Programme- lange Reihe der VortragS- nummern, von denen der Hexenmeister oder besser gesagt Ge- schwindigkeitSkünstler einige Nummern (eS waren wohl zwölf) auSwähUe. Mit einfacheren und leichteren Manipulationen be gann er seinen Vortragsabend, um jenen bald schwierigere, fast an'S Unmögliche grenzende folgen zu lassen. Wenn wir nun auch sagen müssen, daß unS von den Zauberkunstftückchen die meisten, um nicht zu sagen alle schon in früheren Zei ten wiederholt vorgeführt worden sind, so müssen wir doch Herrn Gaßner lobend nachrühmen, daß er «S durch seinen äußerst angenehmen, oft humorvollen Vortrag sowohl, als auch besonders durch seine außerordentlich geschickten Hände verstanden hat, daS schaulustige Publikum teils zu amüsie ren, teil» in Staunen zu versetzen. Dafür wurde ihm auch von dem zahlreich erschienenen Publikum ungeteilter Beifall. PulSnitz. Der freche Dieb, welcher am Dienstag voriger Woche dem Former Weißbrodt, hier eine Uhr ent wendete, wurde in der Person deS Schlosser- Bretschneider au» Königsbrück in Radeburg aufgegriffen und verhaftet. Die Uhr hatte Bretschneider schon veräußert. PulSnitz. Für Mittwoch den 23. September steht unS ein ganz besonderer Kunstgenuß bevor, indem eS dem rührigen Wirt deS „Hotel» zum grauen Wolf" gelungen ist, die berühmten und einzig dastehenden „Viktoria- Sänger" zu gewinnen. Acht Herren davon sind die früheren Mitglieder der „Tymian-Sänger", welche nur in den größten WeltetablissementS auftraten, so u. A. b Monate im „Viktoria-Salon" zu Dresden. Jeder, der gern einmal ein paar recht vergnügte Stunden verleben will, möge sich diese wirklich günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen und sich bei Zeiten mit einem Platze sichern. Alle- Nähere ist aus dem Inserat zu ersehen. PulSnitz. Gestern Nachmittag V,6 Uhr wurde am hiesigen Bahnhof von Herrn Wachtmeister Streubel ein 13- jähriger Knabe, namen« Max Eisold au« Fischbach aufgegriffen. Derselbe hatte sich morgen» 7 Uhr selbigen Tage« von seinem Vater entfernt. Heute Morgen ist der etwa« geistig schwache Knabe von dessen Vater zurückgeholt worden. PulSnitz. „Achte für einen Groschen!" Der Tag steht wieder vor der Tür, an welchem dieser Ruf durch die Straßen hallt, welcher sich den Kehlen der Pscfferkuchenver« käufer entringt. Früher hieß e» nur: Stück für Stück 'nen Groschen!" aber diese Lockung will heute nicht mehr recht ziehen. Heutzutage muß Alles in« Troße gehen. Da« Hauptvergnügen sucht und findet auf den Märkten noch un sere liebe Jugend, wir Großen dagegen begnügen unS mit einem Rundgang durch die mit Menschen oft vollgepfropften Budenreihen und sind schließlich froh, wenn wir »ach Ent gegennahme zahlloser Püffe glücklich dem Gedränge und Ge schiebe wieder entronnen sind, um in eine jener Hallen zu flüchten, wo Scherz und Humor daS Scepter schwingen. Di« Hausfrau sucht dem Jahrmarkt mehr die praktische Seite ab« zugcwinnen, indem sie hier ihre Bedürfnisse für den Haus rat deckt. Di« baulichen Vorbereitungen sind schon im Gange; der Maiktplatz wie auch die Hauptstraßen zeigen daS übliche Bild, da» sich stündlich noch vervollständigt. Auch in den Gastwirtschaften trifft man umfassende Vorbe reitungen. Eine besondere Sorfalt wendet man der Aus wahl guter und schneidiger Sängergescllschasten zu, die auf alle Jahrmarktsbesucher immer eine wesentliche Anziehungs kraft ausüben. Al» guter Wegweiser für AmüffementS dient der heutige Inseratenteil. Da ist zunächst im „Grauen Wolf" Clemens Großers Erste« Dresdner Konzert-Varistv« und Poffen-Ensemble, die mit einem guten Programm auf-