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Pulsnitzer Wochenblatt lelegr.-^Lr.: Wochenblatt Pulsnitz Mit «Illustr. Sonntagsblatt' des l^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabeilarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben Tag sind bis vormittags IO Uhr aukzugeben. Oie klink mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins IZaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. —- ^»sprechen Nr. 18. Vszlrks-Nnzsigsr und Zeitung blatt Erscheint: vienstag.vonnerstag u.Sonnabsnd. . 6a'ndvvirts6)akt. iicher IZeilags" und „§ür Saus und löerd". KWV K Nbonnsmsnt: Monatlich 45 pk., vierteljährlich umkassend die Ortschaktsn: Pulsnitz, Pulsnitz M.S., Vollung, Srotzröhrsdork, IZrstnig, Sauswalde, Ohorn, Obsrstsina, Oiedsr- kkUUPUtUa t UI UoU ItllUpgEt ich tSOLZIrtt PUtSIUg) steina, Weißbach, Ober- u. Oisderlichtenau, §risdersdork-Thiemendork, Mittelbach, Orotznaundork, Lichtenberg, Klein-Oittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. Förster' s Erben (Inh.: I. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, vismarckplatz Or. 265. Verantwortlicher Nedaktsur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Uc. 139 Sonnaöend, den 20. November 1909. 61. Jahrgang. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Steinbruchpachters Wildslm 'Lbsodor Zscdksdricd in Hauswalde wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Erhebung von EinM-r^ungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin aus Osn 11. Oszsmbsr 1909, vormittags 10 Ubr bestimmt. Die Gebühr des Konkur^Ewalters ist auf 400 Mk., feine Auslagen sind auf 118 Mk , 50 Pfg. festgesetzt worden. Pulsnitz, mn^Novemcer 1909. KöNlgttckSS 6mtSgericdt. Tolensell. - Ich suche gern die heil'ge Stätte, wo das verblüte Leben liegt, wo still ins enge Ruhebette Die kühnen Kämpfer sich geschmiegt. Hier wachsen meiner Seele Flügel. Sie schwingt sich auf zum Himmelszelt, Sind doch die nied'ren Gräberhügel Die Spitzen einer höh'ren Welt. Und wenn die Lebenden mich kränken, Dann geh' ich zu den Toten hin, Die Frieden mir in's Herze senken, Daß bald ich wieder fröhlich bin Und die da schlafen in den Grüften, Die wecken mich zum hsil'gen Streit: Auf, gürte wacker deine Hüften Und kämpf' um eine Ewigkeit! Aus dunklen Gräbern sprießt das Leben, Da duften Rosen weiß und rot: Du sollst dich nicht dem Schmerz ergeben, Denn deine Toten sind nicht tot! An einem Grabs sink' ich nieder, Ls liegt von mir ein Stück darin, Sch weiß es wohl, wir seh'n uns wieder, Denn Sterben ist für uns Gewinn. Sch bringe meine heißen Tränen An diesem Grab als Opfer dar, Das für mein Flehen und mein Sehnen Geworden ist ein Betaltar. Müller p. e. Das Wichtigste. Der Seniorenkonvent der zweiten Ständekammer setzt sich aus 12 Mitgliedern zusammen. Die Aufhebung der Ersten Kammer wünscht ein der Zweiten Kammer zugegangner sozialdemokratischer Antrag. Der Präsident des Sächsischen Landeskonsistoriums vr. v. Zahn wird Ende März 1910 in den Ruhe stand treten. Zu seinem Nachfolger ist Geheim rat vr. Böhme aus dem Kultusministerium aus ersehen. Der Reichshaushaltsetat für 1910 schließt mit insge samt rund zwei Milliarden und 850 Millionen ab. Das Defizit beträgt 152Vi Millionen. Der österreichische Thronfolger hat vor seiner Abreise nach Berlin seine Zustimmung zu jenen militäri- schenZugeständnissen gegeben, durch die die ungarische Krisis beigelegt werden wird. Die Verlobung des Königs Manuel von Portugal mit einer englischen Prinzessin steht unmittelbar bevor. Auf Einladung der Londoner Handelskammer soll im Juni 1910 in London der erste internationale Kongreß der Handelskammern tagen. Eine andere Verteilung der englischen Flotte und eine Aenderung ihrer Stützpunkte mit Erneuerung der alten Kanalflotte soll Anfang des nächsten Jahres in Geltung treten. Nach einer amtlichen Meldung aus Garachieo bei Teneriffa (Kanarische Inseln) hat sich im Las- flores-Gebirge ein Krater geöffnet, der glühende Lava auswirft. — Vie Rists in Englund. — - In England hat sich der Streit um die Budgetvor lage zu einem Kampfe zwischen dem Oberhause und Un terhause in einer Weife entwickelt, daß, wenn nicht im letzten Augenblicke die Lords die Budgetvorlage noch an nehmen, das englische Volk vor einem der größten poli tischen Kämpfe steht, die es jemals durchzufechten hat. Offenbar gehen die Führer der englischen Konservativen, welche die Mehrheit im Oberhause besitzen, auch mit dem Plane um, der liberalen Mehrheit des Unterhauses be züglich der Auflösung beS Parlamentes zuvorzukommen, denn der Führer der englischen Lords im Oberhause, Lord Lansdowne, hat den Antrag eingebracht, daß das Oberhaus nicht berechtigt sei, seine Zustimmung zu der Budgetvorlage zu geben, bevor man das Urteil des Lan des über diese Vorlage gehört habe. Der Sinn dieses Antrages kann doch nur der sein, daß die Lords durch eine Auflösung des Parlamentes ihre Haltung vor dem englischen Volke rechtfertigen und möglicherweise dadurch einen Sieg der konservativen Partei uvd damit eine Ab lehnung der Budgetvorlage herbeiführen wollen. Die liberalen Blätter Englands erblicken natürlich in diesem Anträge des Lords Lansdowne eine Ablehnung der Bud getvorlage durch das Oberhaus und eine Kriegserklärung an die liberale Regierung, und ep finden täglich die schärf sten Angriffe gegen die Politik der Lords statt, welche nicht nur die hundertjährige parlamentarische Tradition in England durchbrechen wollen, nach welcher in Finanz- und Steuerfragen das Unterhaus die maßgebende Ent scheidung zu fällen hat, sondern es wird den Lords auch vsrgeworfen, daß sie in selbstsüchtiger Weise die Vorrechte des Grundbesitzes und die Interessen der Alkoholsabrikan- ten verteidigten. Politisch liegen also in England die Verhältnisse jetzt so, daß die auf die liberale Mehrheit des Unterhauses gestützte englische Regierung sich im schärf sten Konflikte mit dem Oberhause befindet. Eine Auf lösung des englischen Parlamentes ist daher wohl unver meidlich geworden, aber man kann deshalb noch nicht sagen, daß die Auflösung des Unterhauses und die Neu wahlen die Krisis vollständig beseitigen werden. Glatt wäre dies nur möglich, wenn die Liberalen bei den Wah len geschlagen würden und die Konservativen auch im Unterhause die Mehrheit erlangten. Der Sieg der kon servativen Partei ist aber in England nicht gerade wahr scheinlich, da die neuen von der Regierung gewünschten Steuern, die auch den englischen Großgrundbesitz treffen sollen, im englischen Volke ziemlich günstig ausgenommen worden sind. Der Wahlkampf in England würde sich auch um die alte Streitfrage drehen, ob in England künftig Freihandelspolitik oder Schutzzollpolitik herrschen soll. Die Vorliebe für die Schutzzollpolitik ist aber fchon die Ursache gewesen, daß das vorige konservatioe Mini sterium in England zurücktreten mußte, es ist daher auch nicht wahrscheinlich, daß die Schutzzollparole im englischen Volke bei den Wahlen einen großen Eindruck machen wird, da Englands Handel und Industrie auf den Frei handel angewiesen ist, und die englische Landwirtschaft schon seit fünfzig Jahren nicht entfernt den Bedarf des englischen Volkes an Getreide und Vieh mehr decken kann, also England eine billige Einfuhr von Lebensmitteln und Rohprodukten unbedingt zur Erhaltung seiner Nolkswohl- fahrt braucht. Ein Teil der englischen Liberalen verlangt auch, daß der König ermächtigt werden solle, eine große Anzahl liberaler Lords zu neuen Mitgliedern des Ober hauses zu ernennen, um dadurch der Opposition der Lords ein Ende zu machen. Da aber das Oberhaus etwa 600 Mitglieder besitzt, von denen nur der zehnte Teil der li beralen Partei angehört, so müßte der König ja 500 neue und liberale Lords zu Mitgliedern des Oberhauses er nennen, und es kann schon jetzt bezweifelt werden, ob eine solche Maßregel überhaupt durchführbar sein und sich in der Praxis bewähren würde. Es dürfte wohl schließlich die schon erwähnte parlamentarische Praxis in England die Entscheidung in der großen Krisis herbei- sühren, daß nach alter Tradition das Oberhaus nicht mehr Opposition machen darf, wenn durch eine Neuwahl des Parlamentes die alte Parlamentsmehrheit wieder ge bildet wird und aufs neue die Annahme des von den Lords verworfenen Gesetzes verlangt. OsrtNcdss unv Säcdslscbes. 82K. Pulsnitz. (Zum Totensonntag.) Wie ver schieden ist doch der Klang der Glocken! Als ob ihre Stimme einer mitfühlenden Brust entspringe, jubeln und klagen sie. Wie haben sie an deinem Hochzeitstage deine Freude über die Stadt hin verkündet, und als dein Vater begraben wurde, war ihr Ton so ernst und dumpf, fo schmerzlich wehmutsvoll. Das verstanden aber nur die, welche mit dir trauerten und weinten. Am Totensonn tage aber verstehen es wohl alle, warum die Glocken so herzerschütternd klingen. Ein Tag, da alle ihrer Toten gedenken, da das ganze Volk eine große Trauergemeinde bildet. Wahrlich, des Todes Majestät könnte man nie mandem gewaltiger zeigen, als am Totenfeste, wo jeder, auch der leichtsinnigste Genußmensch, sich vor ihm beugt. Wer wäre denn so glücklich und wüßte von keinem Grab hügel zu erzählen, an dem er nicht schon Tränen ver gossen hätte! Wer hätte noch nicht für dieses Leben Ab schied nehn en müssen von einem, mit dem er gern noch ein gut Stück Weges gewandert wäre. Alle trifft glei ches Leid, und darum tun sich alle zusammen zur selben Klage und im selben Suchen nach Trost. Schon einmal im Jahre waren alle vereint im treuen Gedenken an die Vorangegangenen. Am Johannestage stand die Natur auf ihrer Höhe, aber es ging ein leises Ahnen von Ver wehen und Vergehen durch ihre Blütenpracht. Auch der Mensch ist wie des Grases Blume. Und jetzt ist es drau ßen öde und leer, die Natur bietet das Bild einer trau ernden Witwe. Und die schönen Blumen sind verwelkt, die letzten vom Frosthauch getötet. Auch wir müssen von dannen. Michael Franck singt: Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Schöne! Wie ein Blümlein bald vergehet, wenn ein rauhes Lüftchen wehet, so ist unsre Schöne, sehet! — Wie die andern in den Tod gegangen sind, so müssen auch wir dahin. Was dann? Wie gut wäre es, wenn der Totensonntag nicht nur für kurze Stunden, sondern aus die Dauer einen tiefen Ernst in unser Volk hineintrüge, daß es sich sagte: Geld und Kost barkeiten, Vergnügungen und Freuden, gestillter Ehrgeiz und was sonst die Erde bietet, alles das kann uns keine friedliche Todesstunde geben und bietet keine Gewähr für das, was dann kommt. Zurück zu Gott, zurück zu Jesu, zurück zur Kirche! Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibet in Ewigkeit. X. — 8fiK. Die kirchliche Versorgung der evan gelischen Deutschen im Ausland, für die am Toten sonntag in allen Kirchen unseres Landes eine Kollekte ge sammelt wird, ist das jüngste unter den kirchlichen Liebes- werken. Ls hat lange gedauert, bis die heimische Kirche sich auf ihre in alle Teils der Lrde zerstreuten Kinder besann. Die an den wichtigsten Knotenpunkten des Weltverkehrs sitzen den deutschen Kaufleute, Techniker und Handwerker sowie die in den Kolonisationsgebieten von Brasilien, Thile und anderen Teilen Südamerikas ansässig gewordenen deutschen Auswanderer entbehren vielfach noch heute eines Kirchen- und Schulwesens, das sie und ihr Nachwuchs dem evange lischen Glauben und gleichzeitig dem Deutschtum erhalten würde. An manchen Orten haben unsere Landsleute unter Führung zielbewußter Männer und mit großen persönlichen Opfern selbst Kirchspiele gegründet und Geistliche berufen, die neben dem Kirchendienst gleichzeitig das Schulamt be kleiden. Seitdem der deutsche evangelische Kirchenausschuß die pflege dieser Auslandsdiaspora zu einer seiner Haupt, aufgaben gemacht hat, ist das verlangen nach besserer kirch licher Versorgung in Uebersee vielorts stärker hervorgetreten. Gleichzeitig suchten die schwachen Gemeindeverbände An schluß an eine der Deutschen Landeskirchen. Besonders zahlreich sind derartige Pflegetöchter der preußischen Landes, kirche, aber auch die sächsische besitzt überseeische verbindun- gen. Zur Zeit stehen drei deutsche Gemeinden in Thile (Valdivia, Victoria, Temuco) in einem näheren Verhältnis zu ihr. Sie holen sich regelmäßig ihre Geistlichen in Sach> sen, benutzen auch unser Gesangbuch und die Agende. Val divia, die älteste und am weitesten entwickelte Kirchgemeinde, erhielt auch die in ihrer Gemeindspflege tätigen Schwestern von hier. Und schon strecken sich wieder von den Urwald lichtungen der Frontera bittende Hände nach Dresden ans,