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WecheMM für für für die König!. Amtshanplmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Wilsdruff. Einu ndvierzigster Jahrgang. Erschc nt wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementspreiS vierteljährlich l M ark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich S Mal Dienstag und Freitag) Abonnement-preis vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. EL- Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbcnlchu und die Umgegenden Nr. 46 Freitag, deu 10. Juni 1881. Tagesgeschichte. Der Reichskanzler hat unterm 31. v. M. an den Bundesrath den Antrag gelangen lassen, daß der durch die Beschlüsse vom Mai 1879 und vom 14. April 1880 für den Umlauf der Reichskassenscheine in Abschnitten zu 20 Mark und 5 Mark bestimmte Beitrag von je 40,000,000 M. auf je 10,000,000 M. herabzusetzen und die Reduktion theils durch Umtausch gegen 50-Markscheine neuer Ausgabe, theils im Wege der alljährlich stattfindenden Einziehung von 3,659,320 M. in Reichskassenscheinen zu bewerkstelligen sei. Begründet wird der Antrag durch den Hinweis auf die geringe Beliebtheit der zu reduzirenden Markscheine, die in der Regel alsbald nach der Verausgabung wieder zu den Kassen zurückznströmen Pflegen. Die dagegen auszugebenden Reichskassenscheine von 50 M. würden im Gegemheil beim Publikum um so willkommenere Aufnahme finden, als das künftig für diese Scheine zur Anwendung kommende Pflanzenfaserpapier einen wirksamen Schutz gegen Fälschungen bietet. Die Vorarbeiten für die Herstellung der Scheine aus solchem Papier sind so weit vorgeschritten, daß demnächst mit der Ausfertigung solcher Scheine und zwar zunächst zu 50 M. begonnen werden kann. Berlin. Das entsetzliche Unglück, welches in Graudenz durch das Platzen einer Granate angerichtet worden, hat hier in vielen Fa- milien, deren Angehörige als Mitglieder der Arlilleriepiüfungskom- mission ein Opfer des Unsalls wurden, große Trauer bereitet. All gemeine Thciluahme findet der dabei erfolgte Tod des Artilleriehanpt- inanns Paul von Bröcker, eines jungen, überaus hoffnungsvollen Offiziers, dessen große Begabung ihm eine glänzende Zukunft in Aus sicht stellte. Der früh Verstorbene besaß u. A. auch eine bedeutende schriftstellerische Fähigkeit und gab davon, freilich nicht unter eigenem Namen schreibend, glänzende Beweise. Er war eine in weiten Kreisen beliebte und geschätzte Persönlichkeit. Mit seiner jungen Gattin und seinen Kindern betrauert ihn sein greiser Vater, der General z. D. v. Bröcker. Uebrigens hat Oberst Salbach, Präses der Artillerieprü- fungskommission, welcher inzwischen aus Graudenz hierher zurückgc- kehrt ist, erhebliche Verwundungen erlitten, welche aber glücklicherweise nicht lebensgefährlich fein follen. Flensburg, 7 Juni. Auf der Flensburger Förde kenterte gestern ein Boot. Von den darauf befindlichen 16 Personen, fast sänimmch Familienväter, wurde keine gerettet. In Wien hat sich der Artillerie-General Uchatius, der Erfinder der nach ihm genannten Kanonen, erschossen. Da der Krieg gegen Tunesien für beendet gilt, so wird ein großer Theil des Expeditionskorps in diesen Tagen nach Frankreich zu rückkehren. In Tunesien werden vorderhand 10,OM Mann gelassen. Ein geplantes Attentat auf den Zaren. Die Wiener „Presse" erhält aus Petersburg, 1. Juni, folgende Mittheilung: In der vorigen Woche wurde auf dem Sabalkanski-Prospekt ein Kon spirationslokal in einem Chambre Garni ansgehoben nnd zugleich 21 Personen verhaftet. Die Polizei hat von d r Existenz dieses Kou- spirationslokales nnd von einer bevorstehenden Versammlung von Ver schwörern durch einen Tischler Kunde erhalten, welcher das nebenan liegende Quartier bewohnt und hören konnte, was seine Nachbarn sprachen, wenn laut geredet wurde. General Baranoff ließ die Ouar- tierswirthin zu sich kommen und erklärte ihr, sie habe einen von ihm gewählten höheren Polizeiosfizier, den Oberstlieutenant . . . im be treffenden Quartier so zu verstecken, daß er Alles mit auhören konnte, was gesprochen würde, widrigenfalls würde sie selbst zur Verant wortung gezogen werden. In Folge getroffener Verabredung ver steckte sich derObcrstlieulenant während der Abwesenheit der Bewohner des Zimmers unter dem Bette; Polizei war in der Nähe versteckt, um sofort dem Offizier zu Hülfe zu eilen; das Signal war ein Revolver schuß. Der Pla» gelang. Der Oberstlieutenant mußte freilich sechs ganze Stunden unter dem Bette aushalten, hörte dafür aber auch eine sehr wichtige Berathung mit an. Es handelte sich um nichts weniger als um einen neuen Anschlag auf das Leben des Kaisers, und zwar sollte dieses Mal geschossen werden. Zu Vollziehern des Anschlages meldeten sich fünf den anwesenden Verschwörern. Eben sollte eine cndgiltige Wahl getroffen werden, da fuhr mit einem Male der Oberstlieutenant unter dem Bette hervor, schoß rasch einen Revolverschuß in die Luft und erklärte der verplüfften, aus 21 Per sonen bestehenden Gesellschaft, daß der Erste, der eine Bewegung mache, von ihm niedergeschossen würde. Ehe die Ueberraschten zur Besinnung gelangten, war die in der Nähe befindliche Polizeimannschaft zur Hand und arretirte die ganze Gesellschaft. Es waren beinahe nnr sehr junge Leute, darunter auch Zöglinge von Gymnasien. Kiew, 7. Juni. Das Kriegsgericht verurtheilte die Hauptanstifter der letzten Judenhetze, und zwar einen zu 20, einen zu 15, einen zu 10, einen zu 6 Jahren Zwangsarbeit, 2 zur Verbannung nach Sibirien und 3 erhielten Gefänguiß mit Milderungsgründen. Das Urtheil wurde dem Geucralgvuvcrneur Drentelen zugestellt. Vaterländisches. — Dresden. Bereits vom Sonnabend Mittag ab konnte man beobachten, in welchen Massen der Zuzug von Frem deu zu dem diesjährigen Pfingstfeste nach der Residenz erfolgte. Die Hauptstraßen waren, besonders in den späteren Nachmittags und in den Abend stunden dicht gefüllt von einer sich langsam hin- und herbewegenden Menschenmenge, aus der man die große Zahl von Fremden heraus zusuchen vermochte. Der Hauptzuzug erfolgte jedoch am Sonntag früh mit den ersten fahrplanmäßig eintreffenden Personenzügen, sowie den verschiedenen Extrazügen, welche sämnulich bis auf den letzten Platz besetzt auf den hiesigen Bahnhöfen ankamcn. Gegen halb acht Uhr traf anf dem Leipziger Bahnhof ein Extrazug von Leipzig ein, Welcker ca. 1300 Personen nach hier brachte. Auf dem Böhmischen Bahnhof langten früh gegen 5 Uhr 2 Extrazüge von Chemnitz mit ca. 1700 Personen, 1 solcher von Zwickau mit ca. 1100 Personen und ein solcher von Plauen i. V. mit ebensoviel Personen an. Ein Extrazug von Berlin über Zossen brachte 240 Personen, wovon ein Theil sofort weiter nach der Sächsiichen Schweiz fuhr. Ein früh 6 Uhr nach Berlin über Röderau abgelassener Extrazug führte 7 voll besetzte Wagen nach der Reichshauptstadt. Am Sonnabend verkehrten auf dem Böhmischen Bahnhof neben 95 fahrplanmäßigen Zügen 15 Extrazüge und zwar 8 nach und von Chemnitz, 2 nach und von Freiberg, 2 nach Tharandt, 1 von Tharandt, sowie je ein Extrazug von und nach Berlin über Zossen. Ein Extrazng von Berlin brachte 650 Passagiere, wovon gegen 200 weiter nach Schandau fuhren. Ein Extrazug von Berlin brachte 860 Personen dort an. Die Gesammt- sr.quenz der Züge auf dem Böhmischen Bahnhöfe dürfte nahezu 28,OM Personen betragen haben. Auf dem Leipziger Bahnhofe ver kehrten nm Sonnabend anher den stark belasteten fahrplanmäßigen Personenzügen 4 Extraznge und zwar je 2 nach und von Leipzig. Die Gesammtfrcquenz wird mit 22,OM Personen beziffert. Auf dem Schlesischen Bahnhöfe verkehrten am Sonnabend 6 Extraznge, und zwar 4 nach und 2 von Görlitz nnd wurden in diesen sowie in den fahrplanmäßigen Personenzügen gegen 10,000 Personen befördert. — Ueber einen Waldbrand, der am 1. Pfingstfeiertag Nachmittags in der Abtheilung 69 unterhalb des sogen. Moritzburger Weges auf Fischhäuser Revier etwa 7 Hektar oder ca. 15 Acker 21- bis 29jährigen Kiesernbestand mit Birkeneinrahmung vernichtete, berichten diesige Blätter folgendes: Der Brand würde bei der seit mehreren Tagen herrschenden Trockenheit unbedingt noch viel bedeutendere Dimensionen angenommen haben, wenn derselbe nicht durch eine gegen 1 Uhr zu fällig nach dem Fischhause gehende Frau entdeckt und sofort dem Oberförster Zacharias gemeldet worden wäre, welch letzterer nicht nur rasch entschlossen mit allen für den Augenblick zn Gebote stehenden Arbeitskräften zum Feuerhcerd eilte, sondern auch ohne Säumen Eil boten mit der Bitte um schleunige Hülfeleisrung nach dem Militär» etablissement, nach Lvschwitz und nach dem Wasserwerke anssandte. So waren denn auch sehr bald nicht nur:mehrere hundert Grenadiere vom Leibregiment, sowie ansehnliche Abthcilnngen vom Schützenregi ment No. 108 und vom Pivnttierbataillon, mit Hacken und Schaufeln bewaffnet, zur Stelle, sondern es kamen auch die Loschwitzer und Striesner Löschmannschaften, sogar der Branddirektor Nitz mit einer Anzahl Fenerwehrleute. Die so rasch herzugekommenen und ansehn lichen Rettungsmannschaften hackten sofort in energischer Weise die zunächst vom Feuer bedrohten Bäume ab, warfen Sand auf das Feuer oder peitschten letzteres mit Zweigen ans. Während dessen schlossen eine Anzahl Grenadiere, die mtt Gewehr kommandirt waren, den Feuer- heerd ringsum ab, damit nicht die massenhaft herzudrängcnden Neu gierigen die Löscharbeiten stören konnten. Kurz nach 3 Uhr schon ivar man des Feuers vollständig Herr und der nachfolgende Regen löschte vollends den glimmenden Waldbodcn. Man vermuthet Brand stiftung aus Fahrlässigkeit. — In der Ansprache, mit welcher Herr Kammerherr v. Zehnten die letzte Sitzung der evangelisch-lutherischen Landessynode schloß, wurde besonders betont, daß namentlich die Förderung der Vollendung des Landesaesangbnchcs große Befriedigung in den Kirchen gemeinden des Landes erregen würde. Müssen wir — so heißt eS dabei — auch immer bekennen, daß in unseren kirchlichen Zuständen noch überall Mängel zu Tage treten, — so können wir doch auch mit Freude constatiren, daß sich mehr und mehr wieder kirchlicher Sinn regt, wie namentlich die bedeutende Steigerung der Zahl Derer erweist, die wieder das Abendmahl gesucht haben, — sowie die überall sich zeigende regere Theilnahme an christlichen Liebeswerken. Der Präsident richtete hierauf noch Worte des Dankes an die Vertreter des Kirchen regiments sür ihre Mitwirkung, an den Vice-Präsidenten und die Sekretäre für ihre Thätigkeit nnd Unterstützung, worauf der Vice- Präsident dem Präsidenten die Anerkennung der Synode für seine treue und gediegene Geschäftsleitung aussprach. — Kötzschenbroda. Zur Erdbeerzeit wird hier eine Art Messe oder Börse abgehalten, bei welcher cinestheils Lieferanten, an- derntheils fremde, meist Berliner Händler und Exporteure gegenseitige Geschäfte abschließen. Die ersten Erdbeeren der Niederlößnitz ge langten am 29 Mai zum Verkauf von einem Grundstücke, das seiner günstigen Lage und der sorgfältigen Abwartnng der Pflanzen wegen bekannt ist. Anderen Tages fand die Eröffnung der Erdbeerbörse statt; es wurden für die wenigen von zwei Lieferanten gebrachten Beeren pro Liter 6 M. bezahlt. Am 2. Juni galt der Liter 2,75 M. und gegenwärtig 1,50 M. Obschon die meisten der Lößnitzer Erdbeeren nach Berlin, Magdeburg, Leipzig u. a. O. verfrachtet wer den, so entziehen sich doch ganz bedeutende Posten der Ecdbeermesse; beispielsweise bezog allein ein Dresdner Geschäft dieser Tage 56 Liter