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von f rten Mittwoch. 19. September 1990. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Mu- uuu M».u A^iundMnhigstev Sahrgang Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes AbonnementS-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Al« Beiblätter: 1 JlluitrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moste und G. L. Daube L Comp. chchenL/»,, Söuigsbiück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Rmgcgcud. find b'S Dienstag und Freitag Vorm, v Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. zu Uulsnih Prinz Albert, Herzog zu Sachsens den Abonnements-Einladung beginnende IV. Quartal ^rßt. neu sechsspännigen königlichen Leichenwagen im der Zinzendorsstraße in Dresden ein und Zimmer der verewigten Prinzessin Georg Prinz Georg verlegte bis zur Beisetzung auf einem Palais auf wurde im aufgebahrt. Er nur des Prinzen Albert sein Hoflager von Hosterwitz in das Palais auf der Zinzendorsstraße. am fe, ten. Hin- Pferden gegen einen Baum geschleudert wurde, die Zügel loslasten und nun schaffen die Pferde, mit Sr. König lichen Hoheit im Wagen, die Straße hinunter. Kurz vor dem am Anfänge des Dorfes gelegenen Bretschnei- dcr'schen Gute macht die Straße einen Bogen. In der Dunkelheit rasten aber die Pferde geradeaus. Der Wagen prallte gegen einen Baum und Seine Königliche Hoheit Prinz Albert wurde herausgeschleudert. Der Wagen des Prinzen Albert erlitt eine starke Beschädi gung, die freigewordenen Pferde aber jagten durch das Dorf weiter. Von dem indeß nachgekommenen Leib jäger und dem Kutscher, sowie inzwischen herbeigeeilten Offizieren wurde der bewußtlose Prinz nach dem Bret- schneider'schcn Gute, vor welchem sich auch das Unglück ereignet hatte, gebracht. Nachdem der Besitzer geweckt worden war, wurde Se. Königliche Hoheit rasch nach dem im ersten Stock gelegenen Schlafzimmer der Bret- schneider'schen Eheleute getragen. Bald nach dem Un glücksfall traf Herr Oberarzt l)r. Hein und dann auch Herr Ober-Stabsarzt Vr. Schaffcat ein. Ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, verschied Sc. König liche Hoheit Prinz Albert 11 Uhr 20 Minuten an dem bei dem Sturz erlittenen Schädelbruche. Die Leiche des Prinzen traf am Montag Abend '/,7 Uhr mit sechsmonatigem Urlaub nach Europa gehe, um daselbst persönlich eine Intervention zu Gunsten Transvaals zu be treiben, daß Schalk Burger zum stellvertretenden Präsidenten ernannt worden sei, u. s. w., so hat man es hierin wohl nur mit einer Verbräunung der kaum mehr zu bezweifelnden Thatsache zu thun, daß sich das bisherige Staatsoberhaupt der südafrikanischen Republik außer Landes begeben hat, weil dieselbe dem englischen Anstürme fast vollständig erlegen ist. Auf englischer Seite fühlt man sich denn auch nament lich im Hinblick auf das Entweichen des Präsidenten Krüger nach Louren^o Marquez ganz und gar als Sieger, wie die vom Feldmarschall Roberts an die Boern gerichtete Prokla mation beweist. Man muß zugeben, daß denselben von dem englischen Generalissimus die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage klar vor Augen geführt wird, indem er auf die Nutzlosigkeit eines weiteren Kampfes, selbst nur des jetzigen Guerillakrieges, für die Boern hinweist und dabei hervorhebt, daß ihnen von keiner Seite her fremde Hilfe winkt. Die Robert'sche Proklamation klingt dann mit der Drohung aus, er werde noch strenger und rücksichtsloser im Lande auftreten, falls die Boern ihren Widerstand noch weiter fortsetzen sollten. Ob der englische Heerführer mit dieser Drohung, die er zweifelhaft ernst meint, den gewünschten Eindruck auf das übrig gebliebene Häuflein der Streiter für die Unabhängigkeit der Boernrepubliken erzielen wird, das mag dahingestellt bleiben, darin aber hat Roberts Recht, daß an keine fremde Intervention zu Gunsten der Boernsache mehr zu denken ist, und daß auch die Fortführung des begonnenen Guerilla krieges den Boern nichts mehr nützt. So ist denn nun dies seltsame vielmonatige Ringen eines einfachen Bauern- und Hirtenvölkleins gegen die er drückende Uebermacht des britischen Weltreiches im Großen und Ganzen zu seinem Ende gekommen, mit dem Ergebniß, daß die südafrikanischen Republiken aus der Reihe der selbst ständigen Staaten verschwinden und in dem riesigen Colo- nialbesitz Englands untergehen. Ein solcher Ausgang des Boernkriegcs stand bei dem Mißverhältniß der beiderseitigen Streitkräfte allerdings eigentlich schon bei Beginn des süd« Indem wir unsere werthen Abonnenten höflichst ersuchen, die Erneuerung des Abonnements für das mit dem I. Oktober DaS sächsische Königshaus ist, wie wir bereits durch Sonderausgabe bekannt gaben, von einem er schütternden Unfall betroffen worden. Se. Königliche Hoheit Prinz Albert starb infolge eine« Unglücksfalles, der dem hohen Herrn auf dem Wege nach seinem Manöoerquartier zustieß. Prinz Albert nahm am Sonn tag Abend an der Familientasel im Schloff« zu Pillnitz theil und fuhr abends 8 Uhr per Bahn b s Nossen, von dort auS per Geschirr nach Pinnewitz zu weiter. Bei Wölkau gingen die Pferde des prinzlichen Wagens durch und Se. Königliche Hoheit wurde aus dem Wagen geschleudert und tödtlich verletzt. Der Tov trat bereits 10 Minuten nach dem Unfall ein. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde begab sich sofort Montag Morgen mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 5 Uhr 20 Minuten zunächst nach Chemnitz, um von dort mit dem prinzlichen Vater an das Totenbett des geliebten Bruders und Sohnes zu eilen. Auch Prinz Friedrich August eilte dahin. Der König uno die Königin wurden durch die Nachricht von dem Tode deS Prinzen Albert, die ihnen in schonendster Weise mit gelheilt wurde, tief erschüttert. Die Bevölkerung ganz Sachsens wird von der schmerzlichen Kunde tief er schüttert sein und mit dem geliebten Königshaus und der betrübten prinzlichen Familie trauern. Der hohe Verewigte ist der jüngste Sohn Sr. Königlichen Hoheit deS Prinzen Georg von Sachsen und Ihrer Königlichen Hoheit der hochseligen Prinzessin Maria Anna, wurde am 25. Februar 1875 geboren, hat also ein Alter von 25'/, Jahren erreicht. Ueber den Hergang des Unglücksfalles, durch man unwillkürlich an denjenigen erinnert wird, der einst bei Brennbichel in Tirol das Sachsenland eines gelieb ten Fürsten beraubt, verlautet noch folgendes Nähere: Se. Kön gl. Hoheit Prinz Albert, welcher zur Zeit Ritt meister der 4. Eskadron deS 1. Ulanen - Regiments Nr. 17 in Oschatz ist, nahm gegenwärtig als Eskadrons chef an dem zwischen Nossen—Wilsdruff-Meißen— Lommatzsch stattfindenden Divisionsmanöoer theil. Am gestrigen Sonntag war nun Se. König!. Hoheit nach Dresden, bezw. Hosterwitz gefahren zum Besuch seines Vaters, des Prinzen Georg. Mit dem beschleunigten Personenzug 9 Uhr 5 Minuten abends traf Prinz Albert auf dem Bahnhof zu Nossen wieder ein, um mit seinem daselbst wartenden eigenen Geschirr nach Pinnewitz, wo Ss. Königliche Hoheit zur Zeit im Quartier lag, zu fahren, und zwar den Weg über Wclkau nehmend. Kurz vor diesem Ort ereignete sich der Unglückssall. Auf der nach dem Dorfe zu führenden abschüssigrn Straße langsamer fahrend, wurde das Ge fährt des Prinzen von einem im Galopp daherkommen den Wagen, dem des Prinzen von Braganza, überholt. Infolge deS zu raschen Fahrens letztgenannten Wagens wurden die Pferde des prinzlichen Gefährts scheu und gingen durch. Der Kutscher, die Zügel der Pferde noch fest in der Hand haltend, sowie der neben ihm sitzende Leibjäger wurden vom Bock geschleudert, der Prinz da gegen blieb im Wagen sitzen. Trotz des Sturzes hielt der Kutscher die Zügel noch, mußte aber, da er von den Am Ausgange des Boernkrieges. Der Verzweiflungskamps des tapferen Boernvölkleins gegen die erdrückende britische Uebermacht muß nunmehr als im Wesentlichen beendigt betrachtet werden. Mit trotziger Entschlossenheit haben die Neste der boerischen Hauptstreit macht unter LouiS Botha in den letzten Wochen und Tagen sich zwar nochmals gegen die sie von allen Seiten bedrän genden Colonnen der Robert'schen Armee gewehrt, dort, in den wilden Felsenschiuchten und auf den zerklüfteten Berges höhen des nordöstlichsten Transvaals. Aber all ihr todcs- muthiger Heroismus nutzte der kleinen Schaar nichts mehr, selbst aus den festesten Stellungen bei Belfast, Lydenburg u. s. w. wurden Botha mit seinen Boern von den vielfach überlegenen Streitkräften der Engländer verdrängt, und wenn nun auch die Transvaalhelden dem siegreichen Gegner noch einmal Stand halten wollen, zu Barberton vielleicht oder sonst einem befestigten Punkte, so könnte hierdurch der für sie längst aussichtslos gewordene Kampf doch keinerlei günstige Wendung mehr erhalten. Ebensowenig vermögen die kühnen Streifzüge und Vorstöße einzelner Boernabtheilungen unter Dcwet und anderen unternehmenden Führern bis selbst nach dem Süden des Oranjefreistaates und nach dem fernsten Westen Transvaals noch etwas Wesentliches an dec verzweifelt gewordenen Lage der Boern zu ändern, der südafrikanische Feldzug muß darum jetzt nach elfmonatiger Dauer als in der Hauptsache abgeschlossen gelten. Offenbar ist in diesem Sinne auch die Ankunft des Präsidenten Krüger in Lourenyo Marquez, also auf portugiesischem Boden, zu deuten, denn der greise Chef deS transvaalischen Staatswesens würde sein Land und die letzten Neste der wackeren Vertheidiger desselben gewiß nicht verlassen haben, wenn er nicht zu der Ueber- zeugung gelangt wäre, daß die Boern von einem ferneren Kampfe nichts mehr zu erhoffen hätten; sich jedoch den Eng ländern zu ergeben und von ihnen im Triumph nach St. Helena oder nach Ceylon geschleppt zu werben, dazu bezeugte der achtzigjährige Krüger augenscheinlich nicht die mindeste Lust. WaS im Uebrigen die Meldungen anbelangt, daß Krüger iier Be- n. agen des Nuls«ihtr Wochenblattes (Amtsblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Pulsnitz) rechtzeitig zu erledigen, bemerken wir, daß jeder eingetragene Abonnent unseres Klattes Anfang Dezember einen iUnstrirte», 64 Seiten umfassenden Kaus-Kalender für Pulsnitz und Ilmgegend gratis erhält. Wir werden nach wie vor bemüht bleiben, unser „Wochenblatt" durch reichhaltigen wie interessanten Text auf seiner Höhe zu erhalten, sodaß wir hoffen, ihm zu den zahl reichen alten noch recht viele neue Freunde zu erwerben. Bestellungen nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, sowie unsere Stadt- und Landzeitungsboten be reitwilligst entgegen. Hochachtungsvoll Expedition des Pulsnitzer Amts und Wochenblattes. G. K. Försters Crben.