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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m l k l a t t für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dafetb^. Freitag, den 2. Lctober W 40. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: A. Lorenz. Bon Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bterteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal voiauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, «ach Befinden honorirt. Die ar..»..,;.., Umschau. Allem Anscheine nach wird der Fürstencongreß in Frankfurt, statt die gehoffte Einigung herbeizu- führen, den Riß zwischen den Einzelstaaten nur erweitern. Preußen hat jede Mitwirkung versagt, wenn nickt das Reformproject in drei Punkten av- geändert würde. 1) verlangt es vollkommene Gleichstellung mit Oestreich, welches bekanntlich den Vorsitz in An spruch nimmt; 2) soll den beiden Großstaaten das Recht ver bleiben, gegen einen etwaigen Bundeskricg zu pro- testiren; 3) statt der aus den Einzellandtagen gewählten Abgeordneten verlangt Preußen ein direkt gewähl tes Parlament. Der letzte Punkt klingt im Munde des Herrn v. Bismark wahrhaft komisch. Während er in Preußen die klarsten Vorschriften der Verfassung verletzt, und ohne Budget regiert, will er Abge ordnete nach Frankfurt berufen, um mit ihnen die Neugestaltung Deutschlands zu berathen. Wird er sich an ihre Beschlüsse kehren? Niemand glaubt das und deshalb sagt man, die ganze preußische Denkschrift habe nur den Zweck, Alles beim Alten zu lassen, — Der Bundestag hat am I. October zu be schließen, was mit Dänemark geschehen soll. Der Ausschuß schlägt Execution vor, die so lange dauert, bis Dänemark seine bundeswidrigen Verordnungen zurückgcnommen haben wird. Sachsen und Han nover sollen die Besatzungstruppen (gegen 6000) stellen, Oestreich und Preußen eine Reservearmee bereit halten. Aus Polen kommen immer traurigere Nachrich ten. Die Nationalregierung hat alle russischen Polizei beamten für vogelfrei erklärt, und einige sind schon als Opfer gefallen. — Die Bewohner des Hauses, von welchem das Attentat auf den Statthalter aus gegangen war, sitzen noch sämmtlich in der Cita- delle, und General Berg soll erklärt haben, wenn er den Schuldigen nicht herausfinden könne, sie Alle als Schuldige zu behandeln. Das Haus ist fast ganz demolirt; bei der Plünderung des Wein- und Rumlagers brach Feuer aus. Die Feuerwehr rückte an, wurde aber von den Russen wieder ver trieben. Nach und nach besetzen die Russen alle Klöster und sollen da schon hübsche Entdeckungen gemacht haben. Mehrere Druckereien sind in den Grabgewölben aufgefünden worden. — Der Kaiser von Rußland hat kürzlich mit sei nem ganzen Hofe Finnland besucht. Die vorneh men Russen, welche ihren Kaiser begleitet haben, wollen sich über die patriarchalischen Zustände dort todtlachen. Der Polizeiminister Prinz Dolgorucki besuchte den Erzbischof von Helsingfors. Alster die Klingel zog, nahm die Magd daö einzige Licht vom Tische des Erzbischofs, um ihm zu öffnen und der geistliche Herr saß so lange im Dunkeln; beim Abschied geleitete der Erzbischof seinen Gast bis an die Thüre mit demselben Licht. — Fürst Gortscha- koff machte dem Gouverneur einen Besuch, kam aber nur bis in den Hausflur; den Schlüssel zum Zimmer hatte die Hausmagd mitgenommen. Ma chen Sie's wie ich, jagte der Gouverneur durch's Fenster zu seinem Gaste; ich bin eben heimgekom men und durch's Fenster gestiegen. Der Fürst lachte und kletterte hinein. In Mecklenburg wettete kürzlich Rittmeister Ju lius v. Wickede, der bekannte Schriftsteller, mit einem General um 100 Napoleonsd'or, daß er den