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Amts- un- Änzeigeblatt Wr den Amtsgerichtshezirk Eibenstock AMd dessen Umgebung Kernsprecher Nr. 11V. -7 - 81. Jahrgang. —-— Freitag, des 23. Oktober > GnSMä täglich abends mit Ausnahme der Soma» und Zetertage für den folgenden Tag. : Anzeigenpreis: die kleinspattiae Zeile 12 2 Pfennige. 3m amtlichen Teile die gespaltene i Seile 30 Pfennige. Hel^Kdru Amtsblatt. Drucker und »«legni «mit Hannedoha, verimtworU. Redakteur: Trust Lindemann, beide «denstock. ^Ugevmu Neuhe.de, VberMtzmgrün. Schönheide, Reichspostanftaltem öchönheiöL§tzammer»§osa,Unterstutzengrün,Wllöe^Lhal usm Der Kamps M die Küste. Zeppelmvesuch m England ? Die Entscheidung iu Galizien wird erwartet. Die schwerste Sorge unserer Feinde, vocnchmlich aber der Briten besteht darin, saß sie Deutschen sich an der Nordwestküste Europas festsetzen und somit auf dem „Sprungbrett nach England" stehen. Heiße er bitterte Kämpfe toben darum seit den letzten Tagen längs der Küste von Ostende bis Dünkirchen, die wahr scheinlich nach der Entscheidung die Aufrollung der ganzen langen feindlichen Front in Frankreich zur Folge haben werden. Wie selbst aus dem amtlichen französischen Bericht, der nachstehend folgt, hervor geht, haben die Deutschen auf der ganzen langgestreck ten Linie den Vormarsch begonnen; ein Zeichen, daß man die feindlichen Reihen jetzt zu durchbrechen ver suchen will. Der französische Bericht lauter: Paris, 21. Oktober. Gestern abend II Uhr wurde folgendes Bulletin veröffentlicht: Der Tag war charakterisiert durch ein Vorgehen der Deutschen aus allen Teilen der Front. Im äußersten Norden, wo die belgische Armee bemerkenswerten Widerstand leistet, bei Labassee, wo die Deutschen eine besonders heftige Aktion unternahmen, nördlich von Arras, bei Mametz, zwischen Peronne und Albert, bei Vouquois, östlich des Argonnenwaldes und östlich von den Maashöhen, in der Gegend von Champion. Ueberall wurden die Angriffe der Deutschen zurückgewiesen. An den Schlußsatz der französischen Meldung sto ßen wir utis natürlich nicht mehr. Joffre konnte doch nicht gut melden, daß bei Lille 200n Engländer gefan gen genommen seien. Was hätte das für einen schlechten Eindruck in Frankreich, England u,w. gemacht. Wie viel schöner klingt da der Satz, daß die deutschen An griffe überall zurückgewiejen sind, und mehr Tele grammspesen, wie die Meldung der Wahrheit, kostet cs ja auch nicht. Anders als Joffre denkt man über den Ausgang der Schlacht sowohl in den unparteiischen Lagern wie in Frankreich selbst. Die nachstehenden Mel dungen legen Zeugnis davon ab: Genf, 21. Oktober. Die Fortsetzung des Wider standes der belgischen Truppen, die seit Sonnabend an der Ase schwere Verluste erleiden, gilt ais fraglich. Von einer englischen Unterstützung zur See bei Nien- port ist in den heutigen französischen Meldungen kerne Meldung mehr. Aus amtlichen wie privaten Depeschen geht hervor, daß die deutsche Offensive längs der ganzen Front mit gleicher Energie sortgeführt wird, die den Franzosen die alleräußersten Anstrengungen auferlcgt. Zürich, 21. Oktober. Der militärische Mitar beiter des „Secolo" meint: Dem Kampfe im Westen käme eine größere Bedeutung zu, als dem im Osten. Da der nördliche Flügel beider Heere sich bis zum Meere ausdehnt, seien künftig Umgehungsversuche un möglich. Für Deutschland habe die Eroberung Bel giens insofern eine große Bedeutung, als dadurch möglich wurde, die flämische Küste zu besetzen und England zu bedrohen. Wenn einmal d-e wichtigsten englischen Kriegshäfen und Festungswerke in den Wir kungsbereich deutscher Unterseeboote und Luftschiffe ge zogen werden können, wenn die Schiffahrt längs der französischen und englischen Küste durch Minen fast unmöglich sein wird, und wenn London wie Parts von deutschen Bomben bedroht ist, dann wird Eng lands Macht eine starke Einbuße erleiden, ganz ab gesehen von dem dem Handel zugefügten Schaden. Daher ist es möglich, daß sich um den Küstenbesitz heftige Kämpfe entspinnen werden, während unter dessen aus der übrigen Front Untätigkeit herrschen wird. Die nächsten großen Ereignisse seien wohl in Norden Frankreichs und in Belgien zu erwarten. Basel, 21. Oktober. In einem Pariser Brief der „Natwnalztq." heißt es: Der Befehl de« Kriegsminister», betreffend Schutz vor deutschen Flug,rügen, beruhigt die Bevölkerung nicht mehr al« die fortwährenden amtlichen Siegt«nachüchten, wrlche durch die Erzählungen der Ver wundeten und durch di« Briefe der im Feld« stehenden Soldaten beträchtlich abgeschwicht werden. Daher sei e« kein Wunder, wenn an die Stell» der Augustbegeisterung Enttäuschung und Mißmut getreten sei. Bei den Parisern kommen Nahrung«sorgen hinzu. Die Arbeittlostgkeit sei ungeheuer. Die LebenSmittelpreise seien stark in die Höhe Akaanaen. Rom, 21. Oktober. In Pari» herrscht, nach einem Bericht der .Tribuns", die Befürchtung, daß die Kämpfe um Arra« keinen glücklichen Ausgang für die Verbündeten neh men werden. Vermehrt werden diese Besorgnisse noch durch den Fall Antwerpens. Die Bevölkerung bringt den amtlichen Berichten Mißtrauen entgegen, und alle Beruhigungsversuche bleiben erfolglos. Die englische Unterstützung hält man für unzureichend. Besonder? niedergeschlagen ist man über die Einnahme von Lille, die nicht bekannt gegeben wurde. Nach der letzten Meldung bringt also die Bevöl kerung von Paris selbst den amtl. französischen Berich ten Mißtrauen entgegen. Wieviel mehr Urjachc haben wir nun dazu, die wir besser wissen, wie die Verhält nisse liegen. Des weiteren beschwert man ftch in der Meldung über die mangelhafte englische Unterstützung. Vielleicht hören diese Klagen bald auf; denn nach der „Voss. Ztg." sollen gewaltige Transportflotten an Zweihunderttaujend britische Soldaten in Frankreich landen. Wir glauben an die Mitteilung zwar noch nicht ganz, weil England soviel ausgebildete Leute jetzt gar noch nicht zur Verfügung haben kann und unaus gebildete nicht anders, als Kanonenfutter angejprochen werden könnten. In Belgien ist es den Unsrigen ge lungen, noch einen Teil des zersprengten belgischen Heeres gefangen zu nehme», wovon nachstehendes Telegramm spricht: Amsterdam, 20. Oktober. „Nieuws van den Dag" meldet aus Gent vom 19. o. Mts.: In Blanken berghe befanden sich 3000 belgische Soldaten und 2000 Mann Bürgerwehr. Als die Deutschen eintrafen, wurden sie völlig überrascht, bevor sie flüchten konnten. Eine heillose Angst haben bekanntlich die Eng länder vor einem deutschen Angriff auf ihr Jnselland, und wahrscheinlich weil man die Briten ihrer Gespen sterschreierei wegen schon genügend aufgezogen, haben sie dies Geschäft jetzt den Norwegern übertragen: Kopenhagen, 20. Oktober. Die hiesigen Blät ter geben eine Meldung der Londoner „Daily Mail" wieder, wonach ein norwegischer Kapitän, der am Frei tag in Stavanger eintraf, berichtete, daß er und seine Mannschaften gelegentlich einer in einer Barke unter nommenen Nordseefahrt an einem frühen Morgen eine Flotte bemerkte, die aus ungefähr zwanzig Kreuzern und einigen Transportschiffen bestand. Obgleich die Entfernung beträchtlich war, konnten Kapitän und Mannschaft mit Hilfe ausgezeichneter Feldstecher das Schaujpiei beobachten. Sie waren vollkommen davon überzeugt, daß die Kreuzer Handelsschiffe deckten, die anscheinend eine Versuchsfahrt unternahmen. Die Flotte schien sich langsam in südlicher Richtung zu be wegen. Die Nachricht ist tatsächlich zu schön, um wahr zu sein. Die deutsche Flotte, das sollte England wissen, weiß auch ohne Versuchsfahrten, was sie will und schreitet nur zu Taten. Die Meldung mutet übrigens bald so an, als ob der norwegische Kavitän mit dem Feuilletonredakteur der „Daily Mail" identisch sei. - Nach einem Telegramm des Hirschbureau soll allerdings zu Lust dem Briten bereits ein Besuch avgestarter sei», was, wenn es sich bestätigen würde, in Deutschland frohe Genugtuung Hervorrufen würde. Aus Holland liegt folgende etwas unbestimmt klingende Meldung vor: Rotterdam, 21. Oktober. Nach einer Meldung des Londoner „Daily Telegraph" soll ein Zeppelin über die Nordsee geflogen sein, wo -er von britischen Torpedobooten verfolgt wurde. Die Bemannung d:S Dampfers „Jochaster", der, von Rotterdam kommend, in Harwich eintraf, hatte die Nachricht überbracht. Der Torpedojäger soll auf das Luftschiff geschoss-m haben, das sich 25 Meilen von Harwich entfernt be fand. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht kehlt noch, womit aber nicht gesagt sein muß, daß sie unzu treffend ist. Ueber Zeppelinfahrten ist amtlich über haupt noch sehr wenig berichtet worden, und auch über die Tätigkeit von Zeppelinluftschiffen über Lüttich u. Antwerpen lagen damals nur Meldungen in- und aus ländischer Blätter vor. Wir haben daher die vor stehende Meldung, da sie ja immerhin größeres In teresse beansprucht, registriert. Gleichzeitig ging noch eine Meldung, auch aus holländischer Quelle ein, daß auf der Marinewerft von Sheerneß, etwa 50 Kilometer westlich von London, vor der Themsemündunq, ein Feuer ausgebrochen sei: Rotterdam, 21. Oktober. Aus London wird dem „Rotterdamschen Nieuwe Bladet" gemeldet: Die Marinewerft in Sheerneß steht in Brand. Eine andere später eingetroffene Meldung be sagt allerdings nur: London, 21. Oktober. In Sheerneß brach vor gestern Feuer aus, das eine Anzahl Gebäude, darunter die Heiianstalt für Seeleute, vernichtete. Es läßt sich natürlich zurzeit noch nicht kon trollieren, ob zwischen der angeblichen Lichtung eines Zeppelins in der Nähe der englischen Küste und dem Brand in Sheerneß ein Zusammenhang besteht. Wenn das vielleicht auch zunächst noch nicht wahrscheinlich ist, jo liegt es doch keineswegs außerhalb des Bereichs der Möglichkeit. Von einem schönen Fang, der uns den Führer des englischen Fliegerkorps in die Hände spielte, berichtet dann noch nachstehende Depesche: München, 21. Oktober. Vom ersten bayerischen Armeekorps wird bekanntgegeben, daß ein englisches Flugzeug erbeutet worden sei, das zunächst der Flie ger Erjatzabteilung von Oberschleißheim in München überwiesen wurde. Mit dem Flugzeug geriet auch der englische Oberst Breeve, der Führer des englischen Fliegerkorps, und ein Unteroffizier in Gefangenschaft. Vom Kriegsschauplatz im Osten schweigt sich heute die Berichterstattung fast völlig ans. Nur ein kurzer Bericht, der davon spricht, daß die Ent scheidung in Galizien bald bevorsteht, ist elngegangen: Graz, 21. Oktober. Die „Grazer Tagespost" meldet: Die Vorteile, die wir bisher auf der Südfron! bei Stryj er rungen haben, sind wesentlich, und die Entscheidung wird bald fallen. Die Kämme dürften befriedigend für die Lage auf dem galizischen O verationSplatz werden. Die strategische Gesamtlage ist den Rusten nicht günstig. Sie sind mit starken Kräften an der Weichsel gebunden, während ihre galizische Armer von unseren Truppen erfolgreich ange griffen wird. Wir dürfen daher mi! emer entscheidenden Wendung zu unseren Gunsten rechnen. * » * Eiuc mysteriöse Geschichte, die lebhaft an die sei nerzeitige Beschießung einer Fischerflottille durch Rosjeswensty erinnert, wird schließlich noch aus Dänemark gemeldet: Kopenhagen, 21. Oktober. Gestern nachmit tag feuerte in den internationalen Gewässern zwischen Nakkehowed und Kullen-Leuchtfeuer ein vorher nicbr bemerktes Unterseeboot zwei Torpedos gegen bas dänische Unterseeboot „Havmanden", das mit fünf Knoten Geschwindigkeit über Wasser fuhr. Kein Schuß traf. Das Unterseeboot führte die Nationalflagge. Ein Unterseeboot unbekannter Nationalität wurde am Nachmittag von Nakkehowed Leuchtfeuer aus beobachtet. Heute früh trieb am Borstrande von Nakkehowed ein Torpedo an, der dort explodierte. Den in Frage kom mc-nden kriegführenden Mächten ist dieser Vorfall zur Kenntnis gebracht worden mit dem Ersuchen, in Zu kunft größere Aufmerksamkeit zu üben. Zu dem Vorfall meldet „Nationaltidende": Das Unterseeboot befand sich ein gutes Stück außerhalb des dänischen Hoheitsgebietes, als der Kommandant Plötz lich einen weißen Streifen im Wasser erblickte. Er war sich sofort darüber klar, daß dieser oon einem Tor pedo hcrrührte, dessen Kurs denjenigen des Untersee bootes kreuzte. Das Boot, das nur mit fünf Seemeilen Geschwindigkeit lief, konnte seinen Kurs nicht so schnell ändern, und die Besatzung war auf das schlimmste ge faßt. Glücklicherweise ging der Torpedo unter dem Kielboden hindurch, ohne Schaden anzurichüm. Wenige Minuten später sah der Kommandant wieder einen ver dächtigen Schaumstreifen auf dem Wasser, aber diesmal befand man sich nicht in der Kurslinie des Torpedos. Das Unterseeboot begab sich sofort auf dänisches Ho heitsgebiet zurück und hielt scharf Ausguck, jedoch war nichts von einem fremden Unterseeboot zu entdecken Zu derselben Zeit, als die Torpedoschüsse abgefenert wurden, wurde ein Unterseeboot, dessen Nationalität nicht erkennbar war, bei Nakkehowed Leuchtfeuer be merkt Notiz des D. T. B: Wie wir vo» amtlicher Seite erfahren, sind die beiden Schüsse nicht non einem deut scheu Fahrzeug abgefeuert worden