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Amts- md Änzeigeblatt sür den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung trel-Kdr.: 6m1«blatt. Dmcker und Verleger -EmUHannebohn, verantwortl. Redakteur :ErnstLindemann, beide Eibenstock. M Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schön^eiderhammer,Sosa,UntersMtzengrün,wildenthal usw. Bezugspreis r>iertcljährl.M. 1.50 einschließl. des „IUustt. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. ^7 L. «0. Jahrgang. Mittwoch, deu 1. Jamiar Hoch aus der Glockenstube dunkler Nacht Schwingt sich ein Ton mit klingendem Gefieder: Das alte Jahr hat seinen Lauf vollbracht, Ein neues Jahr erstand der Erde wieder! Ein Jahr versank, und über seiner Gruft Erhebt sich mit verheißender Gebärde, Mit Hellem Glanz und kräft'gem Lebensdust Ein junges, neues Jahr am Tor der Erde. Meujahr! Ein neues Jahr! Da sprüht es allerwärts Von tausend Funken, die verborgen glühten, Und um manch stilles, zages Menschenherz Rankt wiederum die Hoffnung neue Blüten, Da wird es wieder hell im engsten Raum, Mit neuem Leben, frohen Lebensfesten Schmückt sich auf's Neue mancher stille Traum In nied'ren Hütten und in Prachtpalästen. So webt die Hoffnung in der Neujahrsuacht Viel tausend bunte, farbenfrohe Träume Und stickt dem neuen Jahr in selt'ner Pracht Um das Gewand duftzarte Rosensäume; Mit frischen Blüten überstreut sie reich sein Haar, Und wo der Ruf der Hoffnung ward vernommen, Dort jauchzt es wieder: Liebes, neues Jahr Sei uns gegrüßt, sei herzlich nns willkommen! So woll'n auch wir hintreten zum Altar Des neuen Jahres mit geweihten Kerzen: Vergessen sei, was im Vergang'nen war, Vergessen aller Gram und alle Schmerzen: Mit neuem Mut.'wie's selber vor uns steht, Geh'» wir entgegen ihm zum Tor der Erde lind schließen alle Hoffnung ins Gebet, Daß uns das neue Jahr e i n Segen werde! Versteigerung. Donnerstag, den 2. Januar 1913 nachmittags 2 Mr sollen in Eibenstock L vohtuchen Spulmaschinen (System Henry Levy) an den Meist bietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Bielerversammlung im Hotel R-tch-h-f. Eibenstock, 31. Dezember 191?. Der Gerichtsvollzieher det Königlichen Amtsgericht-. Neujahrsgedanleu. Den Geist zu sammeln, eignet sich keine Zeit mehr als die Jahreswende. In dem Augenblicke, wo ein Jahr mit seinem ganzen Inhalt an Freuden unh Leiden, an Mühen und Sorgen, an Errungenschaften und Fehlschlägen im Strome der Ewigkeit versinkt und ein neues Jahr, noch in dichtem Nebel verhüllt, an der Zukunft Schwelle sich emporhebt, schaut der Geist, zur Sammlung gestimmt, auf das versinkende Jahr, zurück, um daraus das als Ergebnis zusammenzufas sen, was er in das neue Jahr hinübernehmen will, um es als gesammelte Kraft für die Aufgaben und Arbeiten der kommenden Zeit wirken zu lassen. Reich an Kämpfen war das alte Jahr. Es be gann mit den Reichstagswahlkämpfen, mit dein Bal kankriege endete es. Anfang und Ende bieten Leh ren, die Beherzigung für dys neue Jahr und vorüber hinaus beanspruchen. Die Notwendigkeit der Samm lung der nationalen Kräfte zur Abwehr der inneven wie der äußeren Feinde lehren die Wahlkämpfe des vergangenen Jahres und der Krieg, der Europa in den letzten Monaten erschüttert hat. Daß 110 Sozi aldemokraten in den Reichstag ziehen konnten, daß seitdem die rote Flut höher schwillt und kraft ihres Wahlsieges die Sozialdemokratie sich wie eine Groß macht gebärdet und aufspielt, als ob sie über dir künftige Gestaltung der Bölkergeschicke das entscheiden de Wort zu sprechen habe, ist die Wirkung der Unei nigkeit des deutschen Bürgertums. Weil sich die nati onalen Kräfte zur einheitlichen Bekämpfung der Sozi aldemokratie nicht zu sammeln vermochten, sind die Feinde im Innern stärker denn je geworden. Auch die von den äußeren Feinden drohende Ge fahr würde gewachsen und vielleicht zum Kriege ge führt haben, wenn ebenso ihnen gegenüber das Gebot der Sammlung der nationalen Kräfte nicht befolgt wor den wäre. Toch möge an dieser Stelle einmal die Politik schweigen und einige Worte der inneren Einkehr ge widmet sein. Mit welcher Wehmut und schmerzlicher Trauer schauen wir wohl beim Jahreswechsel auch ein- mal zurück, auf die stillen Gräber, die sich über lieben Familiengliedern oder guten treuen Freunden seit den verflossenen Monden im Jahre. 1912 geschlossen haben. Die stille Wehmut, welche sich in diese Gedanken ein- schleicht, verscheuen indessen bald die gehegten neu en Erwartungen, die hoffnungsgrün der Neujahrstag darbietet. Man stählt sich aufs Neue zu starker Ar beit, damit man im kommenden Jahre einen guten Sch-itt seinen Zielen, Sehnest und Wünschen näher kommt. TaS ist das Wesen der Germanen, und der deutschen Germanen besonders, daß ein zähes Stre ben bei jedem Wendepunkt ihn anfaßt und dadurch hat der Deutsche sich seine gegenwärtige wirtschaftli che und politische Macht geschaffen. Aber auch festlich will der Deutsche einen, aller dings ja scheinbaren, nur einen auf mathematisch astrologischer Grundlage beruhenden Wendepunkt, nach altväterlicher Weise begehen. Goethe, einer der be sten Kenner des Volksgemütes regt deshalb ja auch zu solchen Gelegenheiten zum Feiern an, mit den Wor ten Lage» Arbeit, abend- Gäste Gaärre Wochen, frohe Feste- Darum möge man nach alter Sitte sein Sylvester und Zum Tode von Kiderlen-Wächters. Im gesamten Reiche wie im Auslanve Hal das plötzliche Ableben des verdienstvollen Staatssekretärs rege Teilnahme ausgelöst. Der „Staatsanzeiger" wid met dem verstorbenen Staatssekretär von Kider- len-Wächter einen längeren Nachruf, in dem es heißt, daß die bestürzende Trauerkunde im ganzen Deutschen Reiche großes Bedauern Hervorrufen werde. Mit ihm verliere Württemberg einen Sohn, auf den es stolz sein könne, verliere Kaiser und Reich einen Mann von ganz hervorragenden Eigenschaften, der sich während seiner diplomatischen Laufbahn und zuletzt als Leiter des Auswärtigen Amtes bewährt habe und in dessen fester und sicherer Hand die ihm nächst oem Reichskanzler anvertraute Leitung oer auswärtigen Angelegenheiten des Reiches wohl geborgen gewe sen wäre. Nach einer längeren Darstellung der Lauf bahn des Staatssekretärs kommt der Staatsanzeiger auf die vom Staatssekretär mit viel Geschick und Tat kraft erfolgreich zu Ende geführte marokkanische Ak tion zu sprechen und sagt dann weiter, sein Atame wer de dauernd verbunden bleiben mit dieser seit Jahren bedeutendsten diplomatischen Aktion in der auswärti gen Politik des Deutschen Reiches und mit den Ent schädigungserwerbungen in Aequatorialafrika, die der deutschen Kolonie Kamerun eine bedeutende Vergrößer ung und eine hoffnungsvolle, in der Zukunft vielleicht noch 'weiter wirkende Entwickelung gebracht haben. Im Trauerhause sind am Montag in den ersten Nachmittagsstunden bereits zahlreiche Beileidstelegram me von Fürstlichkeiten und Regierungen eingetroffen Das Telegramm oes Kaisers an die Schwe ster des Staatssekretärs, Krau von Gemmingen, hat folgenden Wortlaut: „Die Nachricht vou dem raschen und unerwarteten Hinscheiden Ihres Bruders erfüllt mich mit tiefer Trauer und trifft mich schwer. Ich be klage den Tod eines der bedeutendsten Männer, von dessen Diensten für das Reich so viel noch zu hoffen blieb. Gott tröste Sie über den Verlust Ihres aelieb ten Bruders. Wilhelm. I. R." Alfred von Kiderlen-Wächter stammt aus einer bürgerlichen württcmbergischen Familie und ist am 10. Juli 1852 geboren. Sein Vater war Hofkammerrat und Hofbankdirektrr in Stuttgart, seine Mutter eine Kretin von Wächter. Im Jahre 1858 wuroe dieser geadelt. An dem Feldzüge 1870/71 nahm er als Frei williger teil, von 1872-76 studierte er die Rechte an den Universitäten Tübingen, Leipzig und Straßburg. 1879 trat er in das Auswärtige Amt ein. 1881 84 war er Sekretär an der Petersburger Botschaft, 1884 bis 1886 in gleicher Stellung in Paris und darauf Bot schaftsrat in Konstantinopel, 1888 begleitete er Kaiser Wilhelm II. nach Petersburg, Stockholm und Kopen hagen. 1888 bis 1894 wirkte er als Vortragender Rat wieder im Auswärtigen Amt, dann wurde er hinter Neujahr in festfroher Weise begehen. Was das neue Jahr bringen mag, können wir nicht wissen, doch mit Furcht und Zagen möge es keiner antreten. Nun mit frischem Mitte hinein in das kommende Jahr 1913. Beginnt man mit vollgeschwellten Segeln, bescheide nem Hoffen, aber kraftvollem Streben das neue Jahr dann wird das kaum ausbleiben können, was wir unseren treuen Lesern als Neujahrswunsch darbieten möchten: Ein gesegnetes neues Jachr! einander Gesandter in Hamburg, Kopenhagen und Bukarest. In letzterer Stellung wurde er 1904 zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt. Seine Amtstätigkeit in Bukarest wurde wie derhott unterbrochen durch Vertretungen des deutschen Botschafters am Goldenen Horn, namentlich im Jah re 1907, als Freiherr von Marschall als Führer der deutschen Vertretung auf der Haager Konferenz meh rere Monate von seinem Wirkungskreise in Konstan tinopel ferngehalten wurde. Im November 1909 wur de von Mderlen-Wächter nach Berlin berufen und vor übergehend mit der Vertretung des erkrankten Staats sekretärs des Auswärtigen betraut. Seine Ernennung zum Nachfolger des Herrn von Schön erfolgte un Jah re 1910. Die gefährdeten Friedcnsverhandlungen. Nach den neuesten vorliegenden Berichten ist die Friedenskonferenz auf einen sehr gefährlichen Stand- Wnkt angekommen. Die Türkei will scheinbar nicht nachgeben und der Balkanbund findet die Vorschläge der Pforte als frech, als vollständig undiskutabel und als Ergebnis auswärtiger Ermutigungen. Die ein gelaufenen Depeschen lauten daher sämtlich pessimi stisch : London, 30. Dezember. Heute ist die siebente Sitzung der Friedenskonferenz zusammengetreten. In Kreisen, die mit den Verbündeten Fühlung haben, fürchtet man fast, daß es die letzte sein wird In einer Besprechung der Delegierten der Verbündeten, die gestern abend im Ritzhotel statt- sand, kam die Ueberzeugung zum Ausdruck, daß es das beste sei, ein Ultimatum an die Türkei zu rich ten, um zu sondern, ob es der Pforte in der Tat ernst mit den Friedensverhandlungen ist, oder ob sie nur Zeit gewinnen will. Zugleich wurde die Meinung geäußert, daß die Botschafter ablehnen würden, als Schiedsrichter zwischen den Verbündeten und der Türkei aufzutreten. Konstantinopel, 30. Dezember. Offiziös ver lautet, daß die Pforte in den neuen Instruktionen bei all ihren friedlichen Dispositionen und dem Wunsche, daß die Friedensverhandlungen zu einem glücklichen Ende gelangen mögen, den Standpunkt sesthält, daß sie auf keinen Fall in die AbtretungAd- rianopels ein willigen werde. Wie es heißt, hat der türkische Generalstab das Gutachten abgege ben, daß das türkische Heer kriegsbereit sei. Die Ver nnlwortung für die Fortsetzung des Krieges möge je doch der Regierung überlassen bleiben. Rumänien sucht jetzt auch mit aller Energie sei ne Forderungen durchzusetzen, indem es mit den Groß möchten Fühlung nimmt, um über die Kompensations- angclegenheit zu verhandeln. Scheinbar Hal Rumä nien Glück damit: Wien, 30. Dezember. Wie die „Neue Freie Preise" erfährt, hat sich der rumänische Gesandte in London, Misu, gestern in Wien aufgehalten und ein« Unterredung mit dem Grafen Berchtold gehabt. Misu, welcher sich auf dem Wege von London nach Bukarest befand, um neue Instruktionen von seiner Regierung einzuholen, erhielt hier von der rumänische» Regier ung den Auftrag, sofort nach London zurückzukehren. Bukarest, 30. Dezemder. In einem einer hie sigen Zeitung erteilten Interview erkennt Graf