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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Freitag, den 1. August 1941 93. Jahrgang Liese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme Ler gesetzliche» Sonu- und Feiertag«. Bezugspreis: Bet Abholung 14 tägig 1.— RM., frei Hau» 1.10 RM. etuschl U Le». 1» Pf. Trägerlohu. Postbezug monatl. 2.80 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt Letuen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreise». ZetMngSauHgabe für Abholer Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtliche« Bekauutmachunge« des Laudrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz «ud Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bulsnitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz täglich 8—0 Uhr nachmittag». Preise und NachlaMtze bet Wiederholungen »ach Preisliste Nr. S — Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und a» bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungrtagen bi» vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur RN. Nr. 178 Europas Einheit wird Tatsache Erklärungen des spanischen Außenministers Der spanische Außenminister Serano Sun er Hai in einem dem Vertreter des „Mcssaggero" gewährten Interview einige Erklärungen zur Lage und zur Haltung Spaniens abgegeben. Auf die Frage, wie sich Spanien gegenüber der Verwirk lichung des Planes einer englisch-nordamerikanischen Besetzung der Azoren und Kapverdischen Inseln verhalten würde, antwortete der spanische Außenminister, daß Spa nien einer Aggression gegen, die portugiesischen Besitzungen nicht teilnahmslos zuschen könnte. Aus eine weitere Frage, ob er denke, daß die Haltung Washingtons zu einem offenen Konflikt zwischen der Achse und der USA. führen könnte, erklärte Serano Suner, es wäre absurd, dies zu glauben, denn ein derartiger inter kontinentaler Krieg wäre der Ruin Amerikas und der Welt. Nach dem Niedcrbruch des Bolschewismus werde Europa sich selbst genügen. Die amerikanischen Völker müßten sich dann überlegen, was sie mit ihren Rohstoffen anfangen wollten, denn die Verwirklichung der europäischen Autarkie würde zweifellos einen Zusammenbruch ihrer Wirtschaft zur Folge haben. Auf die Frage, ob er glaube, daß eine Intervention der USA, die im Kampf gegen den Bolschewismus zutage getretene europäische Einheit festigen und das gemein same Vorgehen aller Völker Europas zur Folge haben würde, erklärte Serano Suner schließlich, er sei davon überzeugt, Ir land, Portugal und Frankreich müßten gegen die aus einem anderen Kontinent kommenden Angreifer das Feuer eröffnen und aus Gründen, die mit den Ursachen des gegenwärtigen Konfliktes nichts zu tun haben, am Krieg gegen England und seine Verbündeten teilnchmen. In den besetzten Gebieten fielen die Schuppen von den Augen vieler, und cs sei viel Feind- schäft, Mißtrauen und Bitterkeit verschwunden. Die euro- päische Einheit werde zur Tatsache weiden Endlich vertrat der spanische Anßcnminister die Ansicht, daß das englisch-sowjetische Bündnis sür das englische Volk noch schlimmere Folgen haben werde als die endliche Niederlage. iSeyeimmatertal aus Sowjetstüven Rasches Zuschlägen der deutschen Wehrmacht vereitelte die Angriffsvorbereitungen der Sowjetarmee Unter dem weiteren Geheimmaterial, das in den ehemali- zfen Stabsquartieren verschiedener sowjetischer Verbände in Luck aufgefunden und inzwischen gesichtet wurde, befand sich auch ein Plan über die „Organisation der rückwärtigen Dienste" und ein Plan für die „materielle Versorgung bei be vorstehenden Operationen" der 15. Sowjetarmee. Beide Doku mente sind vor Beginn der Kampfhandlungen im Osten aus- gefertigt. Der Organisationsplan sür die rückwärtigen Dienste ent hält als Punkt la: „Bis zum Beginn der Operationen /25. 7. 41) ist der Bestand an Material usw. auf das Soll »ufzufüllen." Punkt 1 b: lautet: „Bis zum 30. Juli 1941 sDurchbruch der Linie des Flusses Wieprz) muffen Muni- iionsbestände in den Batteriestellungen und in den Munt- iionslagern auf das Soll vervollständigt sein." Unter Punkt 2 heißt es: ,,a) Befehlsstation bis zur Er reichung des Abschnittes Ljubartow—Lublin ist Bahnhof Sarny. Nach der Erreichung dieses Abschnittes (zum 4.8.41) der Bahnhof Kowel. b) Versorgungsbahnhöfe: Für XIII. Schützenkorps, 20., 21. und 22. Schützendivision ab 17. 7. Bahnhof Krymno, späterhin wird beabsichtigt, den Versor- gungsMtzpunkt ab 2. 8. nach Bahnhof Cholm zu verlegen. Für x Schützenkorps, 5., o. und 7. Schützendivision, 103. Hau- bitz-Artillerie-Regiment und 15. motorisierte Brigade, ab 18.7. Bahnhof Powursk, vom 25. bis 28. 7. Bahnhof Kowel, ab L8. 7. Bahnhof Lublin." Für alle anderen Verbände dieser Sowjetarmee werden bis Mitte Juli bestimmte Bahnhöfe angeführt. Von diesem Zeitpunkt an treten an ihre Stelle wie bereits oben Namen weiter westlich gelegener Bahnhöfe im Generalgouvernement. Unter Punkt 5 wird die Einrichtung von drei Sammel- sagern des Volkskommissariats des Innern sür Kriegsgefan gene bekanntgegeben. Es handelt sich um Nr. 23 in Krhmno, Nr. 28 in Kowel und Nr. 29 in Turijsk. Am Schluß dieser Ausführungen befindet sich der Vermerk: Diese. Gefangenen ¬ lager können täglich 4000 vis ooov Mann durcysryleusen. Durch den raschen Zugriff der deutschen Trnppen gelang :S den Bolschewisten nicht, ihre wohlvorbcreiteten Absichten durchzuführcn. Weder die an der Grenze bezeichneten Ver sorgungsbahnhöfe konnten zu dem festgesetzten Zeitpunkt in Betrieb genommen noch eines der angeführten Gefangenen lager benutzt werden. Daß es nicht dazu kam, ist einzig und allein dem raschen Zuschlägen und dem Erfolg der deutschen Waffen zu danken. Wichtig erscheinende Ziele rot umrandet Bei der Eroberung von Zclwa im Raum zwischen Bia lystot uns Baranowilsch wurde von deutschen Truppen am Rand des Städtchens eine krisch ausgehobcne Grube entdeckt, die noch nicht vollständig ,»geworfen mar. Eine sofortige Untersuchung der Stelle ergab, daß die flie henden Sowjets hier in Eile wichtiges Dokumenten- und Kar- tenmaterial eingegraben hauen. Neben interessanten Beiehlen, Anordnungen und Dienstanweisungen sowieiiicker Verbände Wurden eine große Menge von Karlen deutscher Städte auj- gefunven. Diese Karren stammen von einem in der Nähe gele genen bolschewistischen Fluavlau. Sie sind im Frübiabr 1940 ln der Moskauer Staatsdruckerei hergestellt und stellen ausge sprochene Zielunrerlagen sür Bombenangriffe auf weit im In- uern des Reiches liegende Städte dar. Den Karlen sind geographische, wirtschaftliche und me teorologische Angaben, Bilder und Formblätter zum Einträgen von Erkundungsergcbnissen von Agenten beigesügi. Die den Sowjets wichtig erscheinenden Ziele sind rot umrandet. Auf der Karte von Magdeburg, die die Geheimnummer 155 trägt, sind bezeichnenderweise auch die Kirche« und sozialen Institute rot umrandet. Mit diesen Kartcnfundcn wird das umfangreiche bisher si chergestellte Beweismalerial sür die Angriüsabsichien der Bol schewisten gegen Deutschland um weitere wertvolle Unterlagen vervollständigt. Das Regime der.Schulschlipse" Vernichlende Anklage des englischen Regierungssystems „Das englische Volk wird von Schulschlipsen regiert!" er klärte in einer der letzten Unterhaussitzungeu der konservative Abgeordnete Captain Cunningham-Reid. Englands Regierung liege in den Händen der ehemaligen Zöglinge der alten Schulen von Eton, Harrow oder Winchester, und die Träger der traditionellen Schlipssarben dieser Schulen hätten das Land völlig in ihrer Hand. „Die Herrschaft der Schulschlipse in der Politik ist die größte Gefahr, die England heute droht", sagte der Abgeordnete. „Dieses System hat der jetzige Kriegsmini- sier und ehemalige Einpeitscher der Konservativen, Captain Margesson, zu einer wahren Kunst herausgebildet. Kein Unterhausmitglied kann auf eine sichere Laufbahn hoffen, wenn «s nicht diesem System entspricht. Kandidaten sür höhere .Posten können zwar fähig sein, aber die Hauptsache ist, daß sie der sogenannten erblichen herrschenden Klasse angehören und daß sie brave Mitglieder der Konser- vativen Partei sind, die niemals unbequeme Fragen stellen oder allzu große persönliche Entschlußkraft zeigen. Sind sie außerdem noch gute Jagdreiter, so ist ihre Laufbahn gesichert. , Keinerlei Aussichten vorwärtsrukommen baben Abgeordnete, wenn sie diesen Maßstäben nicht entsprechen'oder keine persönliche Freunde in hohen Stellen haben Mehr als 60 v. H. aller ausschlaggebenden und entscheidenden Stellungen befinden sich in den Händen der alten Schulschlipse, und der größte Teil des Ministeriums Churchill wird von ihnen gestellt." Der „Daily Erpreß" fügt dem Bericht über die Rede Cunningham-Neids folgenden höhnischen Satz bei: „Während der Rede war kaum irgendeiner der Abgeordneten im Unter haus anwesend und niemand antwortete auch nur mit einem Wort." Die Abgeordneten des englischen Unterhauses haben also vorgezogen, vor den sür sie sehr peinlichen Enthüllungen ihres Kollegen rechtzeitig die Flucht zu ergreifen. Anglikanische Kirche immer „zeilgemäb- Gerade zu Beginn des Bündnisses zwischen der Kirche und dem Bolschewismus erscheint, wie die Londoner „News Chro- nicle" berichtet, eine neue „zeitgemäße" Fassung der Bibel, die ausdrücklich für den „Gebrauch des kleinen Man nes" bestimmt ist. Nach dem Bericht des Blattes enthält diese neue Bibelausgabe zahlreiche Bilder von Tanks, Moto rik irrten Kolonnen und Fluareuaen. Me Unternehmerin Die Frauenarbeit stellt horte einen ganz bedeutenden Beitrao zur kriegswirtschaftlichen Bereitschaft dar. Schon seit langen- rst d ie Tätigkeit der Frau nicht mehr auf den alten „Domänen" der Frauenarbeit, in der Textilindustrie und der Bekleidungsin dustrie, beschränkt vielmehr erfolgte ihr Einsatz in zunehmendem Maße auch in den „männlichen" Industriezweigen. Hier sind e? vor allem die Elektroindustrie, die feinmechanische und optisch? Industrie, in denen die Frauen aus angeborener Eignung für Geschicklichkeitsarbeiten, die Arbeitsplätze von Männern besetz ten. Die außerordentlich« Vereinfachung der Produktionsmelhoden in arbeitstechnischer Hinsicht haben es nun auch ermöglicht, der Frau auch solche Arbeiten zu übertragen, dis bisher als aurt. Vielzahl von Frauen an den Werkzeugmaschine beschäftigt. Si« gesprochene Mänuerarbeitrn galten. So finden wir heute ein- „stehen ihren Mann" ebenso an der Fräs- wie an der Schleif maschine oder der Bohrmaschine. An diesen Einsatz der Frauen- orbert denkt man in erster Linie, wenn von loder Frau in der Kriegswirtschaft die Rede ist. Es gibt aber noch einen anderen Bezirk, in dem dis Fra* eine Arbeit leistet, die nicht weniger wichtig ist. wenn sie auch niNt birtekt mit ^«r Rüstungsarbcit zusammenhängt. Es ist jener Wirkungskreis, in dem di« Frau nicht als Angestellte oder Arbeiterin, sondern als selbständiger UntaruehnlLr tätig ist. In vielen Zweigen des Handels, des Handwerks, des Klein gewerbes und der Kleinindustrie hat heute die Frau die Führung übernommen. 2m Kontor und im Betrieb erfüllt sie die Funk tionen ihres Mannes, der zum Heeresdienst eingezogen ist. Sie rechnet disponiert, verhandelt und erledigt den Ein- und Verkaip und all das unter den erschwerenden Umständen der kriegswirt schaftlichen Bedingungen. Natürlich findet sich di« Frau al? Unternehmer vorwiegend im Kleinbetrieb, aber diese Tatsache ist kein Einwand gegen ihr« Leistung in der Betriebs- und Ge schäftsführung. Die kriegswirtschaftlichen Kontrollmaßnahmen steU len heute auch an die Leitung eines Kleinbetriebes besondere An forderungen. Man denke nur an die Rohstoffbeschaffung, an die Verhandlungen mit den Behörden und an dis Beachtung der Pvcisvorschviften, die im Zuge der kriegswirtschaftlichen Lenkuyf nicht gerade einfacher und übersichtlicher geworden sind. Gerade auf dem Gebiete der Preisüberwachung werden von einer verant- w u licvtn Vetriebsführung weittragende Entscheidungen verlangt. Schließlich is. es auch nicht immer ganz einfach, unter den Wün- sdgcn der Kundschaft einen möglichst gerechte« Ausgleich zu schaffen. Das erfordert viel Geschick und Dispositionsfähigkeit "wischen der Leitung eines Großbetriebes und der eines Kleinbetriebes bestehen natürlich erhebliche Unterschiede. Sic sind aber doch mehr gradueller Art und weniger im Wesen be gründet. Gewisse grundlegende Unternebmsrfunktionen sind auch mit deö Fübruu eines Kleinbetriebes verbunden. Indem die Frau heut« in zahlreichen Fällen diese Funktionen wahrnimmt, erfüllt sie üt.r die zeitlich begrenzt« kriegswirtschaftliche Aufgabe hinrus auch eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe. Unter Verzicht der öffentlichen Hilfe für sie und ihre Familie sorgt sie für die Wetterführung des Geschäftes. Damit wird der Betrieb erhalten und steht sofort nach Beendigung des Krieges für größere Auf gaben bereit. Der Mann braucht nach seiner Rückkehr nicht erst neu anzufangcn. Die geschäftlichen Beziehungen sind nicht abge rissen und der Betrieb kann ohne besondere Anlaufarbeit au/ dis friedeuMoirtschaftlichen Anforderungen umgestellt werden. Der deutschen Volkswirtschaft stehen auf diese Weise zahlreich« Kleinbetriebe, deren Existenz für die Versorgung von größter Be deutung ist, zu sofortigem Einsatz zur Verfügung. Gerade dieser volkswritschaftliche Gesichtspunkt ist es, der dieser Art der Frau enarbeit ihr« besonders Note verleiht. Di« Tüchtigkeit, Umsicht und persönliche Einsatzbereitschaft, mit der die Frauen in Ab wesenheit ihrer zum Heeresdicust eingezogenen Männer den Be trieb zum allgemeinen Nutzen weiterführen, verdienen mit Recht ein Lob, um diesen Anteil der Frauenarbeit nicht der Vergessen heit anheimfallen zu lassen. Die „News Chroniclc" kann man da nur fragen, ob dies« neue Bibelausgabe nicht vielleicht auch den Text der Inter nationale, einen Bericht über die Verdienste der Sowjets um die Entwicklung der Kirche und ein Vorwort Stalins enthält. Die englische Kirche kann jedenfalls mit Recht behaupten, daß sie immer „zeitgemäß" ist. Anschlag Englands gegen Japans Schiffsverkehr. England hat sich zu einem neuen Vorgehen gegen Japan entschlossen, das deutlich die Verärgerung über das Scheitern des geplanten englisch-nordamerikanischen Anschlags auf Indo china widerspiegelt. Es hat jetzt über Japan jene Maßnahmen verhängt, mit denen es den Seeverkehr anderer Nationen schon stets unterbinden zu können glaubte. Japanische Schisse dür- fen sich britischer Kohlen st ationen nicht mehr bedienen und dürfen auch keine Güter zwischen Häfen des Empire befördern.