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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Kmtsgerichtsvezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährbM. 1.50 einschlteßl. : des „Ällustr. Unterhaltungsblatts" und der ' humoristiichen veilage „Seifenblasen" in der > - Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen : Ueichspostanstalten. Neld-Kdr.: Amtsblatt. Drucker für Eibenstock, Larlsfeld, kjundshübel, t^UgbvAUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhommer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthaIusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. und Verleger: Emil Hannebohn, veramwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. ISIS —S9. Jahrgang. — Mittwoch, dm 6. März Holzvcrsteigerllng. Staalsforstrevier Sosa. Montag, den 11. März 1912, von vormittags ,9 Uhr an (die Armnhiiher nicht vor ',1l Ahr) Gasthaus „Zum Muldental" in Aue 7d3 st. Stämme 11—15 cm 616 „ „ 23—36 „ 480 „ Stötze 16-22 „ 2U „ Verbstange« 10-12 „ 88 i m w Areunscheite, >7 in Abt. 11, 1S und 34 (Kahlschläge). Stärke, I6ul n. Stämme 16 22 ein Stärke, „ 841 „ .Ktötze 7-15 . 472 „ „ 23—45 . 2d,> i m si. Auhknüppek, im w. Arennknüppek, 14,^ in» w. Aelle Kgl. ^orstrevierverwaltung Tosa. Kgl. Aorstrcntamt Eibenstock. (kill Bußtagswort. An die Geistlichen und Kirchenvorsteher unserer Landeskirche hat das ev.-luth. Laudeskonsistorium ei nen Hirtenbrief gerichtet, welcher allgemeine Beachtung verdient als ein rechtes Wort zur rechten Zeit. Er lau tet folgendermaßen: In einer Zeit, in ver die Fälle freventlichen Selbst mordes in erschreckender Weise fick- mehren, in der schon Jünglinge und Kinder, mit dem Leben spielend, aus klein lichen Ursachen Hand an sich legen, und in der das Bs wußtsein immer mehr verloren zu gehen droht, daß der allmächtige Gott uns das Leben nicht geschenkt, fon dern nur geliehen hat, um es zu seiner Zeitüns wieder zu nehmen, und sich von denen nicht spotte» lassen wird, die ihm an sein Kronrecht greisen, erscheint es als Pflichr der Kirche, vor dieser schweren Sünde in außer ordentlicher Weise zu warnen. Es ist ein solcher Appell an alle Glieder unser?«.' Landeskirche für den ersten Bußtag dieses Jahres in Aussicht genommen, die Predigttexte sind dementspre chend ausgewählt, und es ergeht hiermit an alle Geist lichen und Kirchcnvorsteher unserer Landeskirche die dringende Bitte, durch örtliche Veranstaltungen dafür besorgt zu sein, daß die Warnung vor der schwere» Sun de des Selbstmordes möglichst weiten Kreisen eindring lich werde. In unserm sächsischen Vaterland ist die Zahi der von den evangelisch-lutherischen Pfarrämtern gemelde len Selbstmorde in den letzten Jahren von 1222, 1325, 1397 auf 1458 gestiegen Das Verhältnis zur Seelen zahl der Bevölterung beträgt bei uns 31,6 auf 100 000, während die entsprechenden Zahlen in Preußen 2',2, in Bayern 15,4, in Württemberg 17,9 betragen, und Sachsen, abgesehen von den Hansastädteu, nur von ei nigen thüringischen Staaten in dieser traurigen Skala übertroffen wird. Gewiß wollen mir herzliches Mitleid haben, wenn Menschen in schwerster Krankheit, in Umnachtung des Geistes, ihrem Erdenleben ein Ziel setzen: wir wollen durchaus nicht über den Einzelnen urteilen, der in Ver zweiflung sein Leben als eine drückende Last von sich wirft, vielmehr mit der Fürbitte seiner gedenken, daß Gott ihm ein gnädiger Richter sei. Aber je mehr die sittliche Schlaffheit zunimmt, mit der man den Selbst mord überhaupt beurteilt, je häufiger man als eine Tat des Mutes preist, was doch vielmehr der Feigheit ähnlich sieht; und je gefährlicher eine nur zu oft sen timentale Berichterstattung über derartige traurige Fäl le auf die öffentliche Meinung wirken kann dcstr lau ter muß die Kirche ihre warnende Stimme erheben. Es kann sich nicht darum handeln, schwierige Eiu- zelfragen, für die sich hier ein besonders reiches Feld eröffnet, zur Erörterung herbeizuzichcn: es gilt viel mehr nur, ein Zeugnis dafür abzulegen, daß es nach christlicher Ueberzeugung eine schwere Versündigung ist, wenn ein Mensch eigenwillig sich von allen Pflichten losreißt, den Gehorsam gegen Gott aufkündigt, die Gna denfrist seines Lebens eigenmächtig abkürzt und un gerufen vor den Richlerstuhl Gottes sich wagt. Daß für die hohe Selbstmordziffer in unserm Lan de äußere Umstände mitwirken, ist ohne weiteres ein zuräumen; aber dessen ungeachtet wird man nicht leug nen können, daß die Abnahme christlichen Glaubens und die Zunahme unchristlicher Denkweise den Hauptgrund für das tiefbeklagenswerte Uebel bildet, das schwer auf unserm Volksleben lastet. Wir haben die Hoffnung, daß mit einer Wieder belebung christlicher Lebensauffassung in allen Krei sen unseres Volkes der Mut und die Krast im Einzel nen wachsen werden, auch in schweren Stunden des Lebens auszuhalten, und die schwächliche Neigung schwinden werde, sich den Widerwärtigkeiten des Lebens, wohl auch verdienter Strafe durch eine unsittliche Flucht aus dem Leben zu entziehen Möchten darum Geistliche und Kirchcnvorsteher an ihrem Teile dazu mithelfen, nicht nur durch Predigt und durch Belehrung im Konfirmandenunterricht, viel leicht auch durch Borträge vor größerem Kreise auch in diesem Punkt dem unchristlichen Wesen zu steuern, die Gottesfurcht zu mehren und speziell die sechste Va terunserbitte: „Führe uns nicht in Versuchung!" un serm Volke wieder ernster einzuschärsen. Gott aber wirke in Gnaden das Wollen und das Vollbringen »ach seinem Wohlgefallen. Der Brand in Nord-China. Ein Deutscher erschossen. In ganz Pordchiua flackert die Flamme der Meu terei auf; mit oen plündernden Soldaten verbreitet sich das Feuer über die größeren Provinzstädte. In bedenklicher Weise wendet sich der Aufstand ancb ge gen die Fremoen, und ein Deutscher ist bereits der neuen Revolution zum Opfer gefallen. ES wird ge meldet: Tientsin, 4. März. Hier ist der deutsche Arzt Dr. Schreyer, als er sich zur Rettung der Familie eines deutschen Ingenieurs in das Chinesen viertel Hopeh begab, von chi.nesischen Soldaten durch Schüsse in den Kops und Unterleib getötet worden. Die Täter wurden ergriffen und sofort erschossen. Juanschikai Hai sein Bedauern über den Tod Dr. Schreyers ausgesprochen. Der deutscbe Ingenieur Rademacher wurde durch einen Hieb über die Hand leicht verletzt Die Konsuln sind davon verständigt worden, daß die Agfständi scheu die Absicht haben, eine» Angriff auf die ausländischen Besitzungen zu unternehmen. Sic haben von dem Kommandanten der Truppen ver langt, die notwendigen Maßregeln zu treffen, um die Ordnung aufrechtzuerhaltcn. Unter diesen Umständen ist es nicht anders zu er warten, daß die Soldaten der fremden Mächte zum Schutze der Fremden herbeigezogcn werden, zumal In anschikai sich selbst nicht mehr sicher fühlt. Ueber die Gegenmaßnahmen der fremden Truppen berichtet fol gendes Telegramm: Schanghai, 4. März. Alle f r e m den Kon tingente und Freiwilligenkorps in Tientsin sind heute mobilisiert und die deutschen Trug pen von der Bahn Sch an Haiku an-Peking zurückgezogen worden. Alle Konsuln verlangen von ihren Regierungen Verstärkungen. Die Japa ner besetzten heute morgen die Chinesenstadt von Tientsin. Ueber die weiteren Maßnahmen Deutschlands in dieser Angelegenheit informiert uns nachstehende De pesche: Berlin, 4. März. Die in deutschen Küstenstädlen heute umlaufenden Gerüchte, daß größere Truppensen düngen nach China abgehen sollten, eilen de» Tat fachen voraus. In hiesigen maßgebenden Stel len wird zwar dieLagein Chinaalsübcraus ernst betrachtet, und es wird auch erwogen, ob man nicht zum Schutze der in China lebenden Deutschen umfassendere Maßnahmen treffen soll Ein Beschluß hierüber ist jedoch uoch nicht gefaßt worden. Tagesgeschichte. Deutschland. DieMittelmeerreise des Kaisers Der Kaiser wird jetzt nach den endgültig festgesetzten Dis positionen Berlin gm 23. März abends verlassen, um nach Wien zu reisen, wo die Ankunft am anderenMcrge» erfolgt. Nach dem Besuch beim Kaiser Franz Josef wird die Weiterreise nach Pola am Abend angetreten wer den Ein Besuch des Königs Viktor Emanuel in Ve nedig ist nicht vorgesehen Sollte eine Zusammenkunft der beiden Herrscher stattfinden, dann dürfte eine an dere Zeit und ein anderer Ort gewählt werden. — Das Kronprinzen paar in Danzig. Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron Prinzessin sind Montag früh mit den Prinzensölmen in Danzig eingetrofsen Die Lage im deutschen Bergbau. Auw im deutschen Bergbau ist es infolge des Grubenarboiter streiks in England bereits zu vereinzelten Arbeitsein stellungen gekommen, die allerdings von oen Verbanys leitungen nicht gebilligt werden. Von der aus 95o Mann bestehenden Frühschicht der dem Eisen und Stahlwerk Hoesch gehörenden Zeche Kaiserstuhl 2 bei Dortmund sind nur 222 Mann angesahren Die Gesamtbelegschaft beträgt 3500 Auf der dem Harpener Bergbcmvere'in gehörenden Zeche Scharnhorst streikt die Hälft? der Frühschicht. Der S ch w arzb u r g r udol st ädtis ch e Landtag aufgelöst. Der Landtag des Fürsten tums Schwarzburg-Rudolstadt, in dem bekanntlich die Sozialdemokraten die Mehrheit haben, lehnte am Mvn tag den Regierungsantrag betreffend die Abänderung deS Wahlgesetzes ab, worauf der Staatsminister oen Landtag für aufgelöst erklärte. O^sterreich'Nngaan. Khuen Hcde'rvary amtsmüde In Wie ner gut unterrichteten politischen Kreisen wird die par lamentarische Lage in Ungarn als sehr ernst beurteilt. Ministerpräsident Graf Khuen Hedervary Hal dem Kai ser Franz Joses seine Entlassung angeboten. England. Der Streik in England Im Militärlager von Aldershot sind alle Vorkehrungen für den Notfall getroffen. Die Eisenbahnerkompagnien in Longmoire sind bereit, den Betrieb der Strecken zu übernehmen, übec weiche eventuell Truppen befördert werden müssen Bis jetzt sind keine Zwischenfälle von Bedeutung bekannt geworden Die Zahl der Arbeiter in anderen Belrie den, welche schon jetzt infolge des Kohlenarbeiterstreiks beschäftigungslos geworden sind, wird ans mehr als 100 000 angegeben. Im Unterhauje gab Premier Minister Asquith über den Streit in der Kohlenindn strie eine lange Erklärung ab, in welcher er den ganzen Verlaus der Verhandlungen schilderte und schließlich die Schlußfolgerungen darlegte, zu denen die Regierung gelangt ist. A ufna ch Kreta! Der englische Kreuzer „Bar- Ham" hat Befehl erhalten, sogleich nach Kreta in Se? zu gehen. N ene „Heldentate n" der Suffraget les Montag morgen warfen die Susfragettes den vornehmsten Konfektionsgeschäften im Westend wieder die Schaufenster ein. Ueber 30 wurden verhaftet. Afrika. Admiral Aubry gestorben. Admiral Au bry, der Oberbefehlshaber der vereinigten italienischen Seestreit- kräste, ist Montag nachmittag an Bord des Admiral schiffes „Viktor Emanuel" einem jähen KrankheitsanfaU erlegen. ' Amerika. Präsident Taft über das Ein greisen in Mexiko. Präsident Taft hat nach Beratung mit dem Kabinett eine Proklamation erlassen, in der di? Amerikaner aufgefordert werden, sich in allem, was Mexiko angeht, streng an die Vorschriften der Neutra lität zu halten. Dies wird als eine Aufforderung an die Amerikaner ausgelegt, sich gegenwärtig von Mexiko scrnzuhalten. ES sind kürzlich Drohungen vernommen worden, daß die Amerikaner in Mexiko ermordet wür den, falls Schritte zur Herbeiführung der amerikanischen Intervention gemacht würden. In der Proklamation werden auch die Behörden darauf hingewiesen, mit äu ßerster Sorgfalt darüber zu wachen, daß Verletzungen der Neutralität Mexikos durch Amerikaner verhindert werden, und falls dieses doch geschehen sollte, die Be treffenden zur Verantwortung zu ziehen. Eine Neu tralitätsverletzung durch irgendwen würde in keiner Weise von der amerikanischen Regierung geduldet wer den