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MMeMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: SUittwoL« und Sonnabend« früh 8 Uhr. Abonnementspreis: Vierteljährlich Mark. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Kaum einer gespaltenen CorpuS- Zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstag« und Freitags Vormittags v Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Dreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ludwig Körper in Pulsnitz. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Paul Weber in PulSnitz. GeschäftSfkeUen für UönigSbrück: bei Herrn Kaufmann R. Tschersich. Dresden: Annoncen» Bureau'» Haasenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Bögler. Berlin: Tentralannoncenbureau für s Smmtliche deutsche Zeitungen. » von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken <oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Sonnabend. 94. 23. November 1878. Der Stadtrat h. A. Peter, Brgrmstr. Bekanntmachung. Die Einkommensteuer auf das Jahr 1879 betreffend Wegen Aufstellung des Einkommenstcucrcatasters auf das Jahr 1879 hat jeder Hausbesitzer oder dessen Stellvertreter ddr unterzeichneten Behörde auf einem ihm zu behändigenden Formulare binnen achttägiger Frist die in dem betreffenden Hause wohnenden Personen, welche ein ei«ne» Einkommen haben, sowie die in demselben ein Gewerbe betreibenden und anderwärts wohnenden Personen, ingleichen Beitragspflichtige der in ß 4 des Einkommenjikeuergesetzes vom 2. Juli 1878 bezeichneten Arten (Gemeinden, juristische Personen des öffentlichen Rechts, Acticngesellschaftcn, Erwerbsgenossenschasten, Stiftungen rc.) welche in dem Grundstücke ein Geschäftslocal haben, anzugeben. Diese Formulare — Hauslisten — werden in der nächsten Zeit in jedes bewohnte Hausgrundstück gebracht werden, sind nach den auf denselben abgedruckten Bestimmungen von den Hausbesitzern sorgfältig auszufüllen und binnen längstens 10 Tagen, von deren Zustellung an gerechnet, an uns abzugeben. Die Versäum- niß dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 nach sich. Die Besitzer der betreffenden Hausgrundstücke hasten für die Stcuerbeträge, die in Folge von unrichtigen und unvollständigen Angaben dem Staate entgehen. Ebenso ist jedes Familienoberhaupt für die richtige Angabe aller zu feinem Hausstande gehörenden Personen, welche ein eigenes Einkommen haben, (incl. der Astermiether, Schlasstellenmiether rc.) verantwortlich. ES wird Solches hiermit zur genauen Nachachtung bekannt gemacht. Königsbrück, den 19. November 1878. Die Mranntweinpest. Eine ebenso traurige wie zweifellose Thatsache ist die Zunahme des Branntweingenusses unter den Arbei tern, die auch durch die rapid steigende Zahl der Schank stätten bestätigt wird. In Zeiten guten Verdienstes pflegen die Arbeiter zwar mehr auf geistige Getränke zu wenden, körperlich sich aber bester dabei zu stehen, weil das Bier am Verbrauch den größeren Antheil hat. In den letzten Jahren des Niederganges der Löhne hat sich jedoch dieses Verhältniß in der beklagenswerthesten Weise umgekehrt und der Consum eine erschreckende Höhe er reicht. Gestehen wir es nur ein: der Antriebe zum Brannt weingenuß gerade bei armen Leuten sind so viele und mächtige, daß uns der Muth fehlt, einen Vorwurf zu er heben gegen jeden, der wiederholt zur Schnapsflasche greift. Bei unkräftiger Nahrung liegt es ja nahe, dem dadurch verursachten Schwächezustand mit Reizmitteln abhelfen zu wollen. Im Winter kommt noch ein durch mangelhafte Kleidung und Heizung bewirktes peinliches Kältegefühl hinzu. Die vollkommenen sestgestellten Er fahrungen, daß in beiden Fällen die Wirkung eine nur scheinbar günstige, thatsächlich die entgegengesetzte ist, findet aber beim Laien schwer Eingang und wird vom eigentlichen Trinker als Bürgerweisheit verlacht. Der im wissenschaftlichen Beobachten und Denken Ungeübte verläßt sich auf das, was er „vor Augen hat". Er weiß nicht und will nicht glauben, daß Spirituosen kei neswegs den ganzen Körper erwärmen, sondern nur die Vertheilung des Blutes und der Wärme derart ändern, daß die Hauttemperatur sich erhöht und mit ihr das Gefühl der Wärme, diese selbst aber um so rascher nach außen abfließt, je kälter die umgebende Luftschicht ist. Wie sehr aber das Gefühl trügen kann, erhellt z. B. aus der Frostempfindung im Fieber, bei welchem die Blut wärme doch sehr gesteigert ist. Aehnlich verhält es sich mit der künstlichen, zeitweiligen Kräftigung durch starke Getränke, einem Vorschuß, der mit Wucherzinsen von der Natur zurückgefordert wird. Weder befähigt der Alkohol zum Widerstand gegen Erkältungen, noch stärkt er den Magen und „Hilst ver dauen", noch erhöht er nachhaltig die Körperkräfte oder die Gemüthsstimmung, noch verlangsamt er den Nahr ungsgebrauch. Alles das sind Nachschwätzereien, die von Trunksüchtigen, Schankwirthen und Gedankenlosen col- portirt werden. Die Wahrheit ist, das gewohnheits mäßiger Branntweingenuß der Ernährung des Körpers, sowie seiner Leistungsfähigkeit und Ausdauer schweren Abbruch thut, daß Trinker allen Krankheiten und Ver letzungen leichter erliegen (aus ihrer Zahl sterben bei Epidemien durchschnittlich mehr als von Mäßigen) und daß er sehr viele Krankheiten verursacht (Entartung des Herzens, der Leber rc.) Der Kampf gegen den Erbfeind aller nordischen Völler muß von allen Kulturmächten nachdrücklich ge führt werden, wenn nicht in den ärmeren Klassen das Elend mehr und mehr wachsen, ihre verbitterte Stimm ung sich immer weiter ausbreiten soll. Erschöpfende Auskunft über alles Einschlägige giebt ein soeben in Ber lin bei Hirschwald erschienenes ungemein reichhaltiges Werk von vr. A. Baer, Oberarzt am Strafgefängniß Plötzensee: „Der Alkoholismus, seine Verbreitung und seine Wirkung auf den individuellen und socialen Organis mus, sowie die Mittel, ihn zu bekämpfen." Werthvolle Winke über den Gegenstand liefern auch die Schriften von Edw. Smith, I. Ranke, Erismann und Oesterlen. Schließlich sei noch bemerkt, daß von einer „allmäh lichen Verdrängung des Schnapses durch das Bier" neuerdings nur in wenigen Gegenden die Rede sein kann. U. A. zeigt der „Generalbericht über die bair. Sanitäts verwaltung", daß sogar in manchen Theilen Baierns, des klassischen Bierlandes, das Gegentheil zu Tage tritt. Einigen Trost gewährt die Aussicht, daß der Reichstag, wie es scheint, demnächst Maßregeln beschließen wird gegen das Ueberhandnehmen der Schankstätten, auch wohl bald eine höhere Steuer den Branntwein treffen dürste. Zeitereignisse. Dresden. Für den 27. d. M. hat Ihre Majestät die Königin die Veranstaltung eines großen Concertes zum Besten des Albert-Vereins angeregt welches hier- selbst der Leivziger Universitäts-Gesangverein „Paulus" und nahmhaste Künstler abhalten werden. Die Stu denten finden während ihres zweitägigen hiesigen Auf enthalts Quartiere bei den Familien des Albertvereins. Nach dem Concert findet im Gewerbehause ein Ball statt, der bei Bctheiligung des Hofes eia glänzender zu werden verspricht. Dresden, 20. Nov. Das „Dr. I." veröffentlicht eine Bekanntmachung der König!. Polizcidirektion, welche Vas Einsammelu von Beiträgen zur Förderungsocialistischer Bestrebungen verbietet. — Die sächsische Negierung wendet bekanntlich sehr große Summen auf die Regulirung des Elbestromes von der österreichischen bis zur preußischen Grenze. Die wesentlichen Vortheile, welche sie hierdurch erzielt, geben sich wieder in dem Umstande, daß sich trotz der schlechten Fahrlöhne die Zahl der Elbfahrzeuge nach den Zusammen stellungen der Stromämter auch dies Jahr vermehrt hat. Diese Zahl beträgt jetzt 381 Fracht- und Segelfahrzeuge, 21 Dampfschiffe, 8 Raddampfer für Schleppdienst und 13 Kettenschleppschiffe. Dresden, 19. November. Das Brigadestabsquar tier der 2. Infanterie-Brigade Nr. 46 befand sich bis zu Anfang dieses Monats in der Stadt Bautzen, ist aber seitdem hierher nach Dresden verlegt worden, wo sich das Divisionsstabsquartier der 1. Infanterie - Division Nr. 22 befindet, zu welcher gedachte Brigade gehört. Während früher in Sachsen die Brigadestäbe in einer der Garnisonstädte lagen, in welchen die zu den betreffen den tactischen Verbände gehörigen Regimenter und Stand quartiere waren, hat dies in Folge der von Reichswegen angeordneten Schaffung größerer Garnisonen aufgehört. Gegenwärtig befinden sich die Brigadestäbe insgesammt da, wo der betreffende Divisionsstab liegt. Die Einzieh ung des Brigadestabsquartiers Bautzen und dessen Ver legung nach Dresden war der letzte Schritt zu Vollend ung dieser neuen Maßregel. Nunmehr sind nur in den beiden Städten Dresden und Leipzig in Sachsen noch Standorte der Divisions- und Brigadestäbe, und zwar befinden sich in Dresden: der Stab der 1. Infanterie- Division Nr. 23, der 1. Infanterie-Brigade Nr. 45, der 2. Infanterie-Brigade Nr. 46, der 2. Cavalerie-Brigade Nr. 24 und der Artillerie-Brigade Nr. 12; in Leipzig: der Stab der 2. Infanterie-Division Nr. 24, der 3 In fanterie-Brigade Nr. 47 und der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48. — Ein Gauner hat in der Elb- und Elstergegend einen großartigen Schwindel dadurch verübt, daß er sich als Ankäufer von Kartoffeln gerirte, und sehr hohe Preise bot, bedeutende Abschlüffe für den Export machte, bei den Leuten flott lebte, die mit Kartoffeln beladenen Fuhr werke nach dem Bahnhofe bestellte, dieselben dann aber im Stiche ließ, so daß die Geprellten mit ihrer Waare heimfahren mußten. — Eine wichtige Entscheidung hat das Kreisgericht in Schleiz abgegeben, indem es in Bezug auf ein „tri chinenhaltiges Schwein" den Rechtsgrundsatz aufstellte, daß der Verkäufer 4 Wochen lang für innere Krankheit des Viehes dem Käufer gegenüber verantwortlich sei. In Folge dessen mußte in dem betr. Falle der Verkäufer den betr. Schaden tragen. Die Gerichtskosten wurden com- pensirä. Die Entscheidung beruht auf einem Gesetz, das für Reuß j. L. schon vor 100 Jahren gegeben worden ist. Der Verkäufer kann sich also nur durch ausdrückliche Be dingungen oder durch Versicherung des Schweines vor derartigen Schaden sicher stellen. Der Zorn der Schweine züchter wendet sich freilich gegen den „Erfinder der Tri chinen." Viele Landsleute glauben heute noch nicht, daß es mit diesen unsichtbaren'Würmlein „richtig zugehe." Berlin. In Tempelhof bei Berlin war neulich eine Bau ernhochzeit. Es hätte es aber Niemand erkannt, der's nicht vorher getvußt. Die Braut war die Tochter eines Bauern, der in Grundstück-Speculationen eine Million erworben hat, der Bräutigam ein lateinischer Architekt und Berliner Maurermeister. Der Hochzeitszug marschirte durch ein Spalier von neugierigen Berlinern, die Braut in einer Schleppe, die von vier weißgekleideten Jungsrauen getragen wurde, und die Brautjungfern trugen blaue Atlaskleider. Bei Tafel gings höher her als in einem Hotel unter den Linden. — Eine Depesche meldet, daß die aus Amerika zurück gekehrte Tabaks-Kommission sich gegen die Einführbar keit einer Fabrikatsteuer für Tabak in Deutschland aus gesprochen haben soll. — Der römische Correspondent des „Standard" meldet: Man versichert mich, daß der Vatican Deutsch»