Volltext Seite (XML)
Erscheint »ichentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einrelne Nummer lastet 10 Pf. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannahme ? U" Jnseratenannabme «»nta-S u. Donnerstags U 8 LA SH HU ÄW H ZU ZU ZA UH U Montags u. Donnerstags di. Mittags Uhr. bis Mittag 12 Mr. Nossen, Sieüenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmonnschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Einunrvierzigfter Jahrgang. 188!. Freitag, dm 4. November Bekanntmachung. Bei der heute in Plauen bei Dresden erfolgten Ermittelung des Ergebnisses der am 27. dss. Ms. im Vl. Königlich Sächsischen Wahlkreise stattgefundenen Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage ist festgestellt worden, daß in diesem Wahlkreise Herr FinattZprocurütor Hofrath Ackermann in Dresden >mt 7307 Stimmen von 12953 abgegebenen gültigen Stimmen zum Abgeordneten für den Deutschen Reichstag gewählt worden ist. Dresden, am 31. Oetober 1881. Der für die Ncichstngswahl im VI. Wahlkreise ernannte Königliche Commissar: vr. Schmidt, — Amtshauptmann. Bon dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den lL. November IlWl das zum Concurse des Schankwirths Carl August Mrtzoltz in Neutanneberg gehörige Hausgrundstück Nr. 27 des Katasters, Nr. 22 des Grund- und Hypothekenbnches für Alttaunebcrg, welches Grundstück am 27. September 1881 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf Isern Mgxk -- gewürdert worden ist, nothweudiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängeuden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 12. Oetober 1881. Königliches Amtsgericht daselbst. Dl. Gangloff. Friedrich. TagtSgeschichte. Moltkc's Taktik: getrennt marschiren, vereint schlagen — wurde am Tage der Wahlschlacht nur im ersten Theil, aber da in ausge dehntester Weise befolgt. Getrennt zersplittert ging das „einige" Deutschland auf den Kampfplatz an die Urne; aber auch da blieben die Parteiführer noch eigensinnig, und unter diesem Zeichen wird nicht gesiegl! Bis zur letzten Stunde zeigte das Wahlfeld ein Chaos. Nirgends Ordnung und überall betäubender Lärm, nichts fertig. So mußte cs kommen, daß der neue Reichstag am 27. Oktb. nicht voll zählig gewählt wurde; zur Hälfte werden Stich- resp. Nachwahlen erforderlich sein. Die staatserhaltenden, die Ordnungsparteicn sind weit weniger einig gegenüber den Sozialdemokraten. Zum großen Gaudium der Sozialdemokratie. Der großen Mehrzahl der Wahlkreise präseutirtc« sich 3—4 Bewerber; in einigen trieb man die Buntscheckig- keit fogar aus 5—6. Die gehäuften Kandidaturen erzeugten schädliche Verbitterung. — Doch in einer Sache ist das Volk der Deutschen einig: die zahlreichen Parteien bekämpfen nicht die äußere Politik; auch kein einziges Wahlprogramm enthielt einen schelen Blick über die Reichsgrenzen hinaus. Die Reichsregicrung wird in diesem beredten Schweigen eine Zustimmungs-Adresse zu ihrer dem Frieden gewidmeten Haltung in der außwärtigen Politik finden. Unter diesem Zeichen siegen wir. — Der Wahlkampf ist vorüber, wenigstens für den größten Theil der Wahlkreise; nur wo relative Sieger sich dem Kreuzfeuer einer Stichwahl zu unterwerfen haben, ist noch ein zweiter Kampf »on Nöthen. Sieg und Niederlage! Mögen die Gegner nicht als Feinde ihre Leidenschaften in die alltäglichen Berufskrcise hinübertragen. Auch in Berlin ging «s am Abend und in der Nacht nach der Wahl nicht ohne Ruhestörung ab. Auf den Straßen, in und vor dem Central-Hotel, dem Kaffee Bauer u. a. gabs viel Lärmen, Rem peleien und auch Prügel, so daß zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden. Die Sieger an der Urne ließen Löwe, Virchow re. hoch leben, die Besiegten Stöcker, Bismarck u. f. w. Die Rnfe „Hepp Hepp" und Juden raus! „Haudschuhausziehen, es geht los!" — „Haut sic nieder!" u. s. w. wurden vielfach laut. Die „Post" und andere Zei tungen schildern bedenklich lebengig diese Vorfälle. Die Antifortschrittspar'tci iuBerlin ist, wie versichert wird, fest entschlossen, bei dcn bevorstehenden Stichwahlen für die sozial demokratischen Kandidaten zu stimmen, um die Wahlen der liberalen Kandidaten Klotz und Träger zu Fall zu bringen. Geschieht dies, so werden Hasenclever und Bebel mit erheblicher Majorität gewählt. Ueber die Wahlen in Elsaß-Lothringen schreibt das „Elsässer Journal", das anerkannte Organ der reichsläudischen Antonomisten, in einem Leitartikel d. d. Straßburg, den 29. Oktober: „Im Ganzen tritt die aus 15 Reichstagsabg. bestehende elsaß-lothr. Deputation als eine festgeschlossene Gruppe in den Reichstag, deren sämmtliche Mit glieder katholisch sind oder doch unter dem Patronate „der Union" (dem accreditirten Moniteur der Uttramontancn) gewählt wurden und von denen bloß zwei nicht der reinen Protestpartei angehören." Damit ist der deutschfeindliche Charakter der neuesten Wahlen ebenso ge nügend, wie richtig gekennzeichnet. Alle anftrctenden Kandidaten der Versöhnung sind theilweise mit sehr beträchtlichen Minoritäten un terlegen. Die Autonomisten haben sich gänzlich vom politischen Schau platze zurückgezogen, weil sie sich gegenüber der kath. Partei als an die Wand gedrückt ansehcn. Ein großer Theil der eingebornen Pro testanten fühlt sich wegen Maßregeln verletzt, die, wohl nicht mit Recht, als Eingriffe in die Interna der evangelischen Kirche betrachtet werden. Allgemein betrübt hat es, daß der deutschfreundlichste Kreis im ganzen Reichslande, Zabern, dessen Bevölkerung evangelisch ist, mit überwäl tigender Mehrheit den Fabrikanten Geldenbag wählte, der in diesem Winter ostentativ und mit wehendcu Fahnen vom Autononismus in das Protestlager zurückgekehrt ist und herausfordernde Wahlaufrufe veröffentlicht hatte, Wie wenig Liebe für das Tabaksmonopol unter den elsässischen Tabakspstauzern, welche die Segnungen des französiichen Monopols kennen gelernt haben, vorhanden ist, beweist eine Korrespondenz in der „Union", in welcher sich „Ein Tabakspflanzer im Namen Vieler" da rüber beschwert, daß einige elsässische Reichstagskandidaten sich für das Monopol aussprechcn, ohne zuvor sich bei den Pflanzern erkundigt zu haben, ob diese überhaupt das Monopol wünschten. „Ist es denn nicht schon genug," fragt cr, „daß man uns vorschreibt, wie viele Blätter wir unter Vermeidung einer Strafe zu liefern haben? Ist es noch nicht genug, wenn der Tabakspflanzcr, der jahrein und jahraus mit diesem Gewächs die größten Mühen hat, sich nicht einmal von seinem eignen Gewächs gemüthlich und ruhig ein Pfeifchen anbrennen darf, ohne vorher die paar Blätter zur Verwiegnngstelle gebracht zu haben, um dafür Steuern zu emrichtcn? Wünschen' diese Herren für ihre Wähler die schönen Zeiten herbei, wo dieselben der Willkür mancher Beamten preisgegcben waren und wo fast die ganze Ernte eines Pflanzers den Weg zum Düngerhaufen antreten würde, ohne daß demselben die kleinste Entschädigung znkäme? — Seit der Ab schaffung des Monopols verkaufen wir unsere Waare, wann und an wen wir wollen, und waren die seither erzielten Preise immer befrie digend, ja meist gut. Wir wünschen deshalb keineswegs das Monopol. Wir wollen bei dem nun einmal Emgefühncn bleiben und hoffen, daß der erwählte Kandidat unseres Kreises mit aller Energie gegen dessen Einführung kämpfen wird. — Lassen wir einmal dem neuen Gesetz wenigstens einige Jahre das Leben, um seine Lebenskraft zu erproben, lassen wir zunächst die volle Besteuerung eintreten, um dann zu sehen, wie sich die Sache gestaltet." Berlin. Wie es heißt, gedenkt der Reichskanzler Fürst Bismarck im Laufe dieser Woche von Varzin hierher zurückzukehren und die Geschäfte wieder zu übernehmen. Es handelt sich darum, den Termin für die Einberufung des Reichstages fcstzustellen, Anordnungen wegen Vor nahme der Stichwahlen zu treffen und das Pensum für den Reichs tag zu bestimmen. Die Wahlen baden die Situation nicht unwesent lich verändert; will die Reichsregicrung mit dem neuen Reichstage sich verständigen, so müssen die Vorbedingungen hierzu geschaffen werden, und das Alles macht die Anwesenheit des ersten Reichsbeamten nöthig. Es heißt, daß der Reichstag zum 21. November ciuberufen werden wird. Demselben wird außer dem Reichshnushaltsetat pro 1882/83 die bereits seit längerer Zeit vom Bundesrath genehmigte Vorlage wegen des Reichszuschusses zu den Kosten für den Hamburger Zollanschluß zur Genehmigung unterbreitet werden. Wir leben in einer Zeit der Ueberraschungen. Vor wenigen Wochen erst klagte Papst Lev XI1I. das Haus Savoyen des Raubes an, begangen am Papstthume, und heute erhalten wir die Nachricht, daß trotz alledem in Wien zwischen dem Kaiser Franz Josef und dem König Humbert von Italien Fragen erörtert worden sind, welche der päpstlichen Kurie sehr nahe gehen. Es wird uns versichert, daß in dieser Beziehung die Dinge sehr weit gefördert worden sind, und daß es gar nicht mehr zu den Unmöglichkeiten ge hören könnte, wenn in kurzer Zeit zwischen Italien und dem Papst thume ein mackem vivancki zu Staude käme. Nicht ganz unbetheiligt bei dieser Asfaire erscheint die — deutsche Regierung. Grandenz, 1. November. Heute früh 7 Uhr fand zwischen Czerwinsk und Warlubien ein Zusammenstoß des von Dirschau kom menden Personenzuges mit einem von Bromberg kommenden Güterznge statt. Dem einen der Lokomotivführer wurden die Beine zerschmettert, ein Schaffner wurde getödtet, mehrere Personen verwundet. Die Strecke ist gesperrt. Washington, 31. Oktober. Gestern erschien ein offenbar geistes gestörter Mensch, der einen Revolver mit 7 Schüssen bei sich führte, vor dem Weißen Hanse und verlangte Einlaß in dasselbe; es ge lang erst nach heftigem Kampfe, sich desselben zu bemächtigen