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Fernsprecher 18. Postjcheck-Konto Dresden PulsmherFayeblatt X I 26üÄEIIÜIn11 Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz UN , Dresden 2138. Biro-Konto 14S Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle PuISn Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 ww breite Zeile (Mosie'S Zeilenmeffer 14) der AmtShauptmannschast Kamenz 8 ^; amtlich 1 ww 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/. Aufschlag — Bei zwangswetser ElnziehunA. der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfallen volle Rechnungsbetrag unter Weg-all von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober, und Riederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Lerlag von S. L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin PuISnitz N«wMsr 17 Montag, den 21. Januar 1SSS 81. Jahrgang »WM WMWk WWW « »U» Parker Gilbert gegen ei» Ansteigen der dentfche» Löhne Hugenberg über das Neparationsproblem — Der Wortlaut des Volksbegehrens des Stahlhelms Zusammenbruch der Revolution in Guatemala StMicht M sSHWe Aligeltgtllhetteu — (Arbeitsämter und Presse.) Wie aus Dresden gemeldet wird, hat der Geschäftsführende Ausschuß des Landesarbeitsamtes anläßlich einer Beschwerde folgende Entschließung getroffen: Die politische Haltung einer Zeitung darf für die Frage, ob ihr Inserate der Arbeitsämter auf zugeben seien, keine Rolle spielen. Die Herabsetzung der haushaltplanmäßig verfügbaren Mittel kann für sich allein keinen ausreichenden Grund dafür geben, eine bestimmte Zei tung von der Aufgabe von Inseraten auszuschließen. Die verfügbaren Mittel sind jeweilig so zu verwenden, daß mit den Inseraten der größtmögliche Erfolg erreicht wird. Das Arbeitsamt hat lediglich die Frage unparteiisch zu prüfen, in welchem Umfange die . betreffende Zeitung bei Beobachtung der vorstehenden Grundsätze mit Inseraten zu bedenken ist. — (Der Fahrplan unserer heimkehrendcn Zugvögel.) Nach langjährigen Beobachtungen sind fol gende Daten im Durchschnitt als Vie normale Zeit des Ein treffens zu betrachten: Die Lerche kommt am 11. Februar zu uns, der Star trifft am 14. Februar ein, die Bachstelze am 4. März, die wilde Taube am 19. März, das Rotschwänz chen am 26. März, die Schwalbe am 14. April, der Kuckuck am 26. April, der Pirol am 7. Mai. — (Verkürzung der Redezeit im Landtag?) Wie die Sächsisch-Böhmische Korrffpondenz erfährt, beabsich tigt der Aeltestenausschuß des Landtags, die Frage einer Verkürzung der Redezeit in seiner nächsten Sitzung zu prüfen. Den Anlaß dazu hat die Spaltung der kommunistischen Landtagsfraktion gegeben, deren Folge Dauerreden beider Parteien gegeneinander sind. Dadurch wird die Arbeit des Landtags außerordentlich aufgehalten. Irgendein positives Ergebnis ist bei diesen Agit'ationsreden nicht zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, zu welchem Beschluß der Aeltesten- ausschuß kommen wird. — (Was wird mit der sächsischen Schlacht- steuer?) Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, ist die sächsische Schlachtsteuer im neuen Staatshaushaltplan 1929 mit derselben Summe wie im Vorjahre, nämlich mit 10500000 RM. eingestellt worden. Die vom Finanzmini ster ausgearbeitete Vorlage über den allmählichen Abbau der Steuer liegt noch im Kabinett und dürfte erst erledigt wer den, wenn der Landtag über einen entsprechenden wirtschafts parteilichen Antrag auf Beseitigung der Steuer entschieden haben wird. — (Arbeitsämter und Angestelltenver mittlung.) Um der ungünstigen Arbeitsmarktlage der kaufmännischen Berufe entgegenzuwirken, wird gegenwärtig in Sachsen dem Ausbau der Angestclltenversicherung größte Beachtung geschenkt. Der Bezirk des Landesarbeitsamts Sachsen gliedert sich für die Angestelltenvermittlung in die Angestelltenabteilungen: Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen, Zittau und Zwickau. Die Tätigkeit dieser Abteilungen hat sich von jetzt ab auf die eingegliederten Arbeitsämter ohne Angestelltenabteilungen zu erstrecken. — Eingestelltes Gerichtsverfahren.) Es dürfte noch bekannt sein, daß bei der Staatsanwaltschaft zu Bautzen ein Strafverfahren gegen Herrn Hauptmann a. D. von Tschammer und Osten in Kleindehsa bei Löbau anhän gig gemacht worden war. Die Staatsanwaltschaft hatte dieses Verfahren zu einem kleinen Teile eingestellt, im übrigen aber Anklage erhoben. Wie uns nunmehr die Pressestelle des Landgerichts zu Bautzen mitteilt, hat das Amtsgericht zu Bautzen die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt; die von der Staatsanwaltschaft dagegen eingelegte Beschwerde ist vom Landgericht zu Bautzen zurückgewiesen worden. Da mit ist dieses Verfahren endgültig zu Gunsten des Herrn von Tschammer erledigt. Ohorn. (Die Altenvereinigung) fürdieWald- und Röderhäuser findet Freitag, den 25. Januar nachmittags 3 Nh* bei Frau Helene Schöne, Waldhänser, statt Putzka». (Ungetreue Beamte.) Größeren Unregelmäßigkeiten ist man in der Geschäftsführung des Spar- Kredit- und Bezugsvereins Putzkau auf die Spur ge kommen. Eine Nachprüfung ergab einen Fehlbetrag von rund 12 000 Mark. Der Geschäftsführer, ein junger ver heirateter Beamter gestand zu, daß er sich gegen 7000 Mark angecignet habe, die verspekuliert worden seien, während er Die amerikanischen Wirtschaftskreise beachten nach Meldungen aus New York nach wie vor stark den Bericht des amerikanischen Handelsministeriums über die europäische Wirtschaftslage, nach dem Deutsch- ands Wirtschaftslage wenig befriedigend sei, während Frankreichs Lage sich stark gebessert hätte. Zwar hätten be- timmte deutsche Industrien mit Hilfe von Exportaufträgen hre Produktion gebessert, aber zahlreichen anderen Industrien ei es zum Jahresende wesentlich schlechter gegangen. Man weist auf das Anwachsen der Arbeitslosen- ziffer hin, die Deutschlands schlechter gewordene Wirt schaftslage beweise. Die amerikanischen Zeitungen beachten gleichzeitig stark die Ausführungen des deutschen Neichs- finanzministers, Or. Hilferding, über die schlechte Finanzlage des Deutschen Reiches, die nur durch gewaltiges Anziehen der Steuerschraube deckbar sei. Gilberts Bericht sei ein amerikanischer Versuchsballon gewesen, die Sachverständigen für eine Emission der Reparationsbonds zu ködern, um Frankreichs Geld gier zu befriedigen. Gilberts Bericht habe nur erwähnt, daß Deutschland prompt bezahle, habe aber unterlassen, darauf hinzuweisen, daß Deutschland lediglich dadurch zahlen konnte, daß es Ausländsanleihen aufnahm. Der ameriknaische Journalist Brailsford, ein be deutender Wirtschaftspolitiker, gibt ein grauenvolles Bild von der Zerstörung der deutschen Wirtschaft infolge des Weltkrieges. Die Rationalisierung habe nicht den Wohlstand Deutschlands, sondern nur seine Erzeugungsfähigkeit wieder hergestellt. Wenn die Franzosen nicht ganz gewaltig ihre Ansprüche hin unter sch rauben würden, würde Deutschland wahrscheinlich zu einem ebenso un gesunden Finanzsystem greifen müssen wie das zaristische Rußland. In dem Gilbert-Bericht sei herzlich wenig vom Locarno-Geist zu verspüren gewesen. England und Frank reich hätten sich vereinigt, um Deutschland jahrzehntelang auszuprcssen, und Frankreich unterstütze den alliierten Erpressungsversnch durch die Bajonette seiner Armee am Rhein. Bei einer weiteren Finanzierung der deutschen Industrie durch Amerika würde sich zwischen Deutschland und Amerika ein Verhältnis herausbilden, wie zwischen einem Staat und seiner Kolonie. Alle politischen und sentimentalen Freund schaftsbeteuerungen wären dann zwecklos. Das Auslands kapital, das den deutschen Besitz allmählich an sich reiße, sei vorwiegend amerikanisches Kapital. So werde Amerika später gezwungen sein, aus seiner Isolierung herauszutreten, um ein politisches Mißgeschick von einem Lande abzuwenden, das ihm so gut wie gehören werde. Die Rolle Deutsch lands sei die eines Produktionsathleten, der exportieren und wieder exportieren müsse, ohne Früchte aus dieser Fronarbeit zu erhalten. Die ganzen Reparationslasten fielen auf die deutschen Arbeiter und Angestellten, deren Lebensführung ohnehin schon allerniedrigst bemessen sei. Parker Gilbert hätte wiederholt darauf gedrungen, daß ein Steigen derLöhneinDeutschland verhindert werden müsse. „Die erstklassige Hypothek auf alle deutschen Güter." Paris. Die halbamtliche französische Zeitung „Excelfior* schreibt, es sei doch klar, daß die französische Regierung keiner Lösung der Reparationsfrage zustimmen könnte, die nicht zur Wirkung hätte, die auf Grund der Verträge in Händen befindlichen Pfänder und durch den Dawesplan gebotenen Sicherheiten durch entsprechende Sicherheiten und Pfänder zu ersetzen. Die deutsch« Schuld sei die Gegenleistring für die tatsächlich von den Alliierten erlittenen Schäden. Für diese Schuld sehe der Versailler Vertrag eine erstklassige Hypothek aufalledeutschenGüter vor. Hugenberg über das Reparationsproblem. Dresden. Auf dem Landesparteitag der Deutschnatio nalen Volkspartei Ostsachsens in Dresden hielt der Par teivorsitzende Geh. Rat Hugenberg eine Rede über das Reparationsproblem. Nach einer Darstellung des Inhalts und der Entwicklung des Dawesplanes sprach Geheimrat Hugenberg dann über die Rückwirkung der Reparatationspolitik auf der ganzen Welt. Was den Friedensverträgen und der Politik der letzten zehn Jahre zugrundeliege, sei der unsinnige' Gedanke, einen Pestherd neben sich jcyassenn zu wolle, selbst aber von Ansteckung frei zu bleiben. Darüber lache der böse Geist der Menschheit, der sich heute m den Bolschewismus verkleidet habe. Die „Welt beurteile ihn falsch, wenn sie ihn als örtliche Krankheitserschemung an- sähe. Er sei eine Krisis des Industrialismus der Welt, viel- liecht eine Krisis unserer Kultur. Der gesunde, starke Sinn des deutschen Volkes sträube sich gegen ein Zuendedenken dieser Krankheit. Der Dawesplan soll ja angeblich ein Werkzeug zur wirtschaftlichen Wiedergesundung Deutschlands sein Wenn das die Meinung aller Mitwirkenden gewejen wäre, hätte man ihn ganz anders gemacht. Heute sieht der Dawesplan so aus, daß er zwei Wege laufe n k a n n. Er kann einen Weg laufen, der beim Sturz des Friedens von Versailles und der Ret tung der Welt endet. Der Dawesplan kann auch einen andern Weg laufenn, nämlich den der Besiege lung der Bolschewesierung Deutschlands. Der Weichensteller in diesem kritischen Augenblick der Weltgeschichte ist Amerika. Amerikas augenMcklicher Ver treter ist Parker Gilbert. Soll es in Zukunft in der Welt geschichte heißen: 1929 versuchte Amerika, in Europa die Sklaverei endgültig einzuführen? Das wäre auf die Dauer trotz aller möglichen Wirtschaftssachverständigen der Welt ein vergebliches Unterfangen. Ls gibt solche Methoden nur für Neger und Indianer. Als Angehöriger des sogenannten deut schen Bürgertums muß ich aber hinzufügen: Ich fürchte: Das deutsche Volk wird bei. der Befreiung in der einen oder an deren Form als den „Schuldigen" die widerstrebenden Ange- hörigen dieses Bürgertums aburtcilen, das allzu sehr berech nend die großen Augenblicke seiner Geschichte nie verstanden hat. Das deutsche Bürgertum muß für die Freiheit des Vol kes und für die Rettung der Zukunft und der eigenen Kinder und Kindeskinder alle Kräfte einig und stark zusammenfassen." Bundesführer Seldte verkündet den Wortlaut des Volksbegehrens. Magdeburg. Auf dem Stahlhelmführer-Appell, der am Sonntag rund 5000 Stahlhelmführer in der Magdeburger Stadthalle versammelte, hielt der Stahlhelmführer Seldte zwei Ansprachen. Unter stärkstem Beifall brachte er eine Entschließung zu dem Verrat der Groener-Denk- schrift ein. In der Entschließung heißt es u. a.: „Verrat ist das gemeinste Verbrechen. Die offene Verhöhnung des deutschen Volkes durch die Nutznießer des letzten Verrates muß die Reichsregicrung zwingen, die Verschärfung der Strafbestimmungen gegen Landesverrat durchzuführen." Seldte verlas dann den Wortlaut des Volksbegehrens, in dem es u. a. heißt: „Die Führer des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten, bitten die Bundesführung, ein Volks begehren auf Aenderung der Verfassung des Deutschen Reiches bei der Reichsregierung zu bean tragen. Wir fordern Beseitigung der Allein- Herrschaft des Parlaments, Aufrichtung einer starken Regierungsgewalt, die unabhängig von Interessen einflüssen ist und die Verantwortung für das Schicksal und die Ehre des deutschen Volkes auf eigenen Schultern trägt." Sämtliche fünftausend Stahlhelmer unter zeichneten sofort diesenAntrag und stellten sich damit hinter das Volksbegehren. An erster Stell« trug sich der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha ein, an zweiter Prinz August Wilhelm von Preußen. Der Antrag auf das Volks begehren wird noch in diesem Frühjahr, spätestens im Mai/ gestellt werden. Zusammenbruch der Revolution in Guatemala London, 21. Januar. Die Revolution in Guate mala ist bereits wieder zusammengebrochen. Die Regierungs truppen haben Sonntag mittag die Stadt Mazaltenango besetzt, nachdem die weiße Flagge gehißt war. Dem Fall von Mazaltenango ging ein schwerer Angriff der Regierungs- truppcn im Laufe des Vormittags voraus, der mit der Ein nahme der vorgeschobenen Posten der Aufrührer endete. Die Lage im ganzen Lande hat sich zugunsten der Regierung ge wendet. Von allen Seiten wird berichtet, daß die Revolu tionäre fliehen und die Verbände sich auflösen.