Volltext Seite (XML)
Amts- lliiö Mzeigebllltt für den «b-nn-m-nt . . - Erscheint Abonntmoitt oiertelj. 1 M. 50 Pf. «tnschließl. des „Illustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage „Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adresse: Amtsblatt. öcjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. LSI Dienstag, den 9. November Die Ratserpedtttone« bleiben vorzunehmender Reinigung halber Irettag, den 12. und Sonnabend, den 13. Wovemöer 1909 geschloffen. Im GtandeSamte werden Anmeldungen von Geburt-- und SterbefSUe« vormittag- von S—1V Uhr entgegengenommen. Das Gchauamt ist von » S Uhr vormittag- geöffnet Gtadtrat Eibenstock, den 5. November 1909. Hesse. M. Der Kamps «ms Budget in England. Vor zswQNizhg Jachten wuid früher war es Home Rule, ÜAe irische Frage, wegen der ein heftiger Kampf untep den Torys (KonsservMiven) unh den Wighs (Li beralen), hobte. JnzswHchsen trat ein Teil der Libera- len unter Chamberlain zu den Konservativen über und Wdetien mit ihnen die Unionisten. Erst bei den letz ten Wahlen kamen die Libesrsalen nach längerer Zeit wieder an die Regierung, die Mehrheit des Volkes hatte sich in der großen Frage der Tarifreform auf ihre Seite geschlagen, d,. h. den unter Chamberlains. Führung betriebenen Uebergang vom Freihandel zu einem be sonderen, das Mutterland und die Kolonien wirtschaftlich enger verbindenden SchntztzMMtem nicht gutgeheißen. Das Versprechen sozialer Reformen hatte eine größere An- z-iehnnWkraft auf die Wähler bewiesen als der Chann- bsvlainsche Imperialismus. Zu großen Reformen kjam es jedoch unter der libe ralen Herrschaft nichh das dazu rwtige Geld verschlang die Flotte. In der Flottenfragje mußte das liberale Kabinett bei der immer mehr um sich greifenden Be sorgnis von einem Verlust der unbedingten Seeherr- schaift Konzessionen machen. Um so stärker trat der alte Gegensatz hervor, als es sich darum handelte, Deckung für die erhöhten Ausgaben zu schaffen. Dabei bil dete sich ein schwerer innerer Konflikt heraus, der die Stellung des Oberhauses, eines der Pfeiler der alten englischen Verfassung, bedroht. Das von oem Kabi nett Asqmsth voaWlegte Budget, das neue Steuern für Has SchankMwerbe und auf den Landbesitz enthält, Alt der konservativen Minderheit des Hauses der Ge meinen und der Mehrzahl der Lords im Oberhause als sozialistisch. Ain Freitag wurda das Budget nach heftigem Re dekampfe im Unterhause mit 379 gegen 149 Stim men angenommen. Die Liberalen, die dem Oberhause Has Rocht bestreiten, Finachzgesetze, die das Unterhaus 'genehmigt höh zu vevwerfech haben bereits augeküw- digt, daß im Falle der Ablehnung des Budgets im Oberhau.se das Volk über die Existenz des Oberhauses zu entscheiden haben werde. Die gpoße Frage ist des halb, wie sich die Lochs zu dieser Herausforderung verhalten werden. Es muß sich noch im Laufe dieses Monats Herausstellen, ob Ach der Gegensatz zwischen, den liberalen Sozial- und den konservativen Tarise reformern zu einem VerfassunMkampfe entwickeln wird, einem Kampfe, bei dem vielleicht die Stimmen der jun gen Arbeiterpartei zum erstenmal' in England entschei dend ins Gewicht fallen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Kaiser wich, schreibt die „Neue politische Korrespondenz", Ende dieses Monats im Anschluß an seinen Besuch des Fürsten von Fürstenberg in Donaue schingen den Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen besuchen. — Kaiser Wilkhelm, und der Herzog von Meiningen. Die Nachricht von der Einladung des Kaisers zur Vermählung im meiningischen Herzogs hause ist unbegründet. Den „Berl. N. N." wird da rüber aus Thüringen geschrieben: Eine Weimarer Mel dung behauptete, daß anläßlich der am 4. Januar statt findenden Vermählung des Großherzogs von Sachsen- Weimar mit Prinzessin Fephora von Sachsen-Meinin gen, zu der neben andern Fürstlichkeiten auch der Kai ser eichgeladen sei, eine Zusammenkunft zwischen diesem und dem greisen Herzog von Sachsen-Meiningen hier beigeführt werden wipd, wobei sine Versöhnung zwi schen beiden Fürsten stattMNden würde. Das meiningi- sche Hpfmayschallarnt erklärt dem gegenüber, oaß Ein ladungen noch Nicht ergangen seien,, uNd insbesondere hie Nachricht von der Einladung des Kaisers unbegrün det sei. — Taufe im Kronprinz en-Palais. Sonn abend abend fand die Taufe des dritten Sohnes des Kronprinzenpaares im Marmorpalais in Potsdam in Gegenwart des Kaiserpaares und geladener Gäste statt. Der Prinz erhielt die Namen Hubertus, Carl, Wilhelm. — Graf Zeppelins Patengeschenk in den jüngsten Sohn des Kronprinzenpaares,, der am Sonn abend bekanntlich, getauft wurde, bestand in einer Gas krone in Form eines Zeppelinluftschiffes. Der alte Graf vom Bodensee ist sich also in sinniger Weise auch als Pate des königlichen Prinzen treu geblieben. — Die neue Fernsprechgebührenresorm ist genau dieselbe, die im Februar dieses Jahres dem Reichstage zugegangen, aber unerledigt geblieben ist. Das wird jetzt mir dem Bemerken bestätigt, daß der Reichs tag nicht umhin können werde, die Reformvorlage ent weder ganz obzulehnen,, oder doch an ihr wesentliche Aenderungen vorzunehmen. — Der Handelsvertrags-Entwurf mit Portugal wird dem Reichstage gleich nach dessen Zusammentritt zugehen und noch vor Weihnachten ver abschiedet werden. Der Vertrag tritt dann mit dem 1. Januar in Kraft. — Eine aufsehenerregende Mitteilung macht Legationsrat a. D. vom Rat in einem Artikel im „Tag", in dem er die bekannte Unzulänglichkeit un seres Nachrichtendienstes rügt. Dabei erzählt er fol genden Vorgang, der zeigen soll, auf welche Ueber- raschungen wir auch in scheinbar ruhiger Zeit gefaßt sein müssen: „Bei Gelegenheit der Doggerbank-Affäre war man iu England aus einen Zusammenstoß mit Rußland gefaßt. Ich Hafen von Vigo lagen englische Schiffe gefechtsbereit und erwarteten die Ankunft der russischen Motte sowie den Befehl zum.Angriff. In Downiugstreet rechnete man mit der Möglichkeit, wenn nicht Wahrscheinlichkeit, daß Deutschland sich auf die Seite des Gegners schlagen würde. Für diesen Fall waren Maßnahmen getroffen. Sechs Unterseeboote wurden m größter Stille iu der Nähe von Helgoland stationiert. Die Kommandanten dieser Boote hatten die Order, jedes in der kritischen, Zeit auslaufende deutsche Kriegsschiff in die Luft zu sprengen. So lautete wört lich der Befehl. Ein glücklicher Zufall bewahrte die deutschen Schiffe davor, Opfer einer britischen Ge walttätigkeit zu werden, die das japanische Vorgehen bei Port Arthur in den Schatten, gestellt haben wür de". — Herr vom Rat wird wohl noch, Gelegenheit bekommen, diese Mitteilung weiter vor oer Oeffent- lichkeit zu vertreten. Daß den Engländern ein solches Vorgehen zuzutrauen ist, soll ohne weiteres zugege ben werden, aber auf die Beweise in. diesem Fall kann man wohl gespannt sein. — Die fachmännischen Vertreter Deutschlands, Englands, Frankreichs und Spaniens sind in Paris zusammengekommen, um Bestimmungen für das Berg bauwesen in Marokko auszuarbeiten. Der Ver treter Deutschlands ist Geheimrat Hafer. — D er Ki ele r Unte r s chl ei. fe - P r o ze ß. Die Zeugenvernehmung im Prozeß wegen der Unterschleife aus der Kieler Werft hat ergeben, daß die angeklag- ten Werftbeamten mit deu der. Begünstigung der Un terschlei.fe angeklagten Kaufleute^ nicht unter einer Decke gesteckt haben. Ein Zeuge bekundete sogar, er habe gesehen, wie der Erstangeklagte Rat Heinrich, den Angeklagten Frankenthal „anschuauzte". Ein kleiner Zwischenfall ereignete Ach insofern, als' der Vorsitzende des Gerichtshofes oem Staatsanwalt untersagte, Zet tel anzunehmem die ihm von Zeugen zugestellt wur den. Erster Staatsanwalt GräAath brachte zur Spra che, daß der Mitangeklagte Kaufmann, Frankenthal be hauptet habe, auf her Kieler Werft hätten Altmrterial- Hrufen. die sich in der Zeih vont 1. Januar bis zum 30. März ansantmeln sollten^, schon im vorhergehenden Quartal besichtigt werden können, und befragte den Zeugen Assessor Fredrichj wie das möglich sein könne. Der Zeuge erklärte, es sei im wesentlichen in jedem Quartal immer dieselbe Menge Material, die sich auf der Werst ansammelte. Man, könne deshalb auch, im mer vorher wissen, wws sich im Laufe eines bevor stehenden Quartals ansaMMeln werde. Dem hielt der Angeklagte Frankenthal entgegen, daß die Haufen im mer verschieden zusammengesetzt seiem Die Händler könnten daher nie wissen, welche Qualitäten sie be kämen. Alle Zeugen, Lae zur Beamtenschaft der Werft zählen, erklärten, daß ihnen nie etwas in der Tätig keit des an geklagten Werfftdirektors Heinrich ausge fallen sei. Deutsche Kolonien. — Ueber neue Goldfunde in D e ut s ch-O st- Afrika meldet die „Ostafrik. Ztg,", daß am Nordende Les Nyarasa-Sees an mehreren Stollen goldhaltige Ge bietsstrecken von respektabler Ausdehnung gefunden worden sind. Die Felder liegen in unmittelbarer Nähe von ständig fließendem Süßwasser und dicht im Ur wald. Italien. — Rom, 6. November, Die hiesige amerikanische Botschaft hat auf eine Anfrage uach dem Befinden Roosevelts aus Nairobi von einem Freunde Roose velts ein Antworttelegramm erhalten, nach welchem dort gestern ein Telegramfn von Roosevelt eingctrof- fen ist, wonach dieser, sich, w!vhl befindet und au genblicklich bei Lorh Delaware weilt. England. — ,Auf einem Bankett zu Ehren Les deutschen Staatssekretärs Derwburg. iu London wurorn zwischen dem Leiter unserer Kolonien und dessen eng lischen Kollegen Reden ausgetauscht, die viel Freund lichkeit .und Anerkennung für die andere Nation at meten. Die Engländer lobten die Deutschen und der Deutsche die Engländer. Zur kolonialen Frage äußerte sich Staatssekretär Dernburg in demselben Sinn, wie er sich bereits einigen Journalisten gegenüber ausge sprochen hatte. Er betonte namentlich, saß die Wei ßen aller Nationen in den Kolonien zusammen halten und die Leiter der Kultur sein müßten.. Die Eingebore nen hätten die Arbeit zu verrichten, müßten aber menschlich behandelt werden. — Die englische konser vative Presse hat die Rede Dernburgs überwiegend un sre u n d lich. ausgenommen.. Portsmouth (NewHampshire», 6. November. Bei einer vierstündigen Probefahrt des neuen Li nienschiffes „Northdakota" platzte in der vier ten Stunde ein Kesselrohr, wobei vier Heizer ver brüht wurden. Das Schiff konnte trotzdem die vier stündige Probefahrt beendigen und erreichte hierbei die ausbedungene Geschwindigkeit von 21 Knoten in der Stunde während der ganzen Fahrtdauer. Marokko. — Melilla, 6. November, 16000 Mann sind heute früh in der Richtung, auf Cazaza nach oem Gebiet der Beni Sikar ausgebrochen. Amerika. — Die Vereinigten Staaten besitzen seit Freitag, wie ein Drahtbericht aus Newyork meldet, das schnellste schwim mende Panzerschiff in der Gestalt des Panzers „Da kota", welches mit einer Turbiuenmaschine von 35 Pfer dekräften eine Geschwindigkeit von 22l/z Knoten erzielt. Lokale und sächsische Wachrichten. — Eibenstock, 8. November. Wen es gestern „aus der Straßen quetschender Enge* in die freie Natur hinauStrieb und wer dann seine Schritte nach dem Auersberge lenkte, der konntetzaselbst Zeuge eines für unsere Tageimmerhm noch ziem lich ungewohnten Naturfchauspiels werden. Während die Gegend am Fuße des Berges noch ganz den Charakter der Spätherbstlandschaft, das typische Violett des blattentlaubten Waldes und das Bronzebraun der Buschbuchen, trug, nahm die Natur, je höher man kam, je mehr man sich dem Gip fel des Berges näherte, ganz das Gepräge der Winter- landschaft an. Zuerst bemerkte man im dichten Nebel kaum den feinen, weißen Hauch, der die Fichten am Weg rande gestreift hatte, aber mit jedem Schritt bergan trat der Rauhreif deutlicher in Erscheinung, die Tröpfchen an den herniederbängenden Zweigen waren zn Eis erstarrt, und am UnterkunstshauS selbst befand man sich vollends im Reiche