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und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: Ml? Kmtwia. Für die Inserate verantwortlich: Walter tr»!,. Beide in Aue i. Erzgcb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der RedaVon mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 9—5 Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag: Huer Druckt- «. verlagrgestllk»»»' m. b. H. in Aue i. Lrzgeb. Vezugrpreis: Durch unsere Boten ftei ins Haus monatlich so Psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich pfS- und wSchentlich ,o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.50 Mk. — Durch den Briefträger frei ms Haus vierteliährltch ,.92 Mk. — Einzelne Nummer ,0 pfg. - Deutscher postzeitungr- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens 9 V, Uhr vormittags. 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Bi der Negerhetze in N in e r i k a sind bis jetzt über 50 Neger getötet und etwa 400 verletzt worden. «k Wie ein Nenyorker Blall berichtet, soll Japan im Begriffe stehen, auch mit den Vereinigten Staaten einen Vertrag ab z »schließe». * Die chinesische Regierung hat den Beschluß gefaßt, alle von Ausländern gepachteten chinesischen Häfen zurückzukaufen Mutmaßliche Mitteilung am S. Juli: Südwestwind, «ärmer, veränderliche Bewölkung, später zeitweise Regen. "»>1 Zur B.ükÄNfrage. Sofern uns — nicht bloß örtlich genommen — der Balkan liegt, und so sehr das Bismarcksche Wort im großen und ganzen noch immer Geltung hat, daß der Balkan nicht die Kno chen eines pommerschen Grenadiers lohne, so zwingt die Gesamt situation uns doch immer wieder, der Entwicklung der Dinge auf dem Balkan die größte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das muß geschehen, weil doch möglicherweise weitere Komplikationen entstehen könnten. Für Deutschlandan und für sich wäre die Gefahr nicht gar so große d,a man erfreulicherweise bei uns an dem Grundsätze fcsthält, daß wir an den Valkandingen nicht un mittelbar beteiligt sind, sondern höchstens erst in zweiter Linie kommen. Dor einigen Wochen wurde viel davon gesprochen, daß eine Kretakonferenz zur Regelung der dringlichen Frage zusammentrcten würde. Indessen hat man diesem von französi scher Seite kommenden Vorschläge baldigst abgewinkt. Ganz und »»> »» i Zur Geschichte Ser Landkarte (S?arh)rrrck r r.bo'.ku) Das ist auch eine unserer Gleichgültigkeiten, daß wir von den Dingen des täglichen Gebrauches fast niemals wissen, woher sie gekommen und wie sie geworden sind. Wir nehmen sie ein fach fertig aus der Hand der Ueberlieferung und fühlen gar nicht die Undankbarkeit, der wir uys durch dieses gedankenlose Hin nehmen schuldig machen. Wie viele unserer Zeitgenossen greisen zum Beispiel in diesen Vorferienwochen und an den Urlanbstagen zu der Landkarte, um sich ihrer als Be raterin und Führerin zu bedienen, ohne von deren Werden und Entwicklung das geringste zu wissen. Darum mag vielleicht eine Darstellung der Geschichte der Landkarte dem Bergfreund und Wandersmann, der sich täglich ihrer bedient, nicht unwillkommen sein. Die älteste Landkarte hat wohl der Grieche Anaxi- mander um das Jahr 580 v. DH. besessen. Sie war, wie das spätere Erdbild des Aristagoras, eine Erztafel, in der die damals bekannte Welt nach recht vagen Umrissen und Vorstel lungen cingezeichnet sein mochte. Wir besitzen weder von diesen kartographischen Erztafeln noch von den späteren Kartenwerken , desDiäarch und des Eeorgraphen Strabo (eines Zeitgenos sen Christi) eine Abbildung. Auch nähere Beschreibungen feh len. Es Hst anzunehmen, daß diese geographischen Hilfsmittel elst« Art wissenschaftlicher Prunkstücke waren, die den spekulativen Studien ihrer Besitzer dienten. Obzwar alle diese Gelehrten, deren theoretische Schrifteit au» den Gebieten der Geographie, Mathematik und Astronomie wir vielfach kennen, von der Not wendigkeit überzeugt waren, daß eine Landkarte Nach gewissen mathematisch-geographischen Prinzipien gezeichnet werden müsse (die Kugelgestalt der Erde war ja der griechischen Gelehrten schule bereits geläufig), gelang es doch keinem von ihnen, einen entsprechenden Darstellungsweg zu finden. Erst der Alexandri ner P.tolomäus (12V n. GH.) brachte die Kartenkunde in gar Lei Seite geschoben scheint nm» dieses Projekt aber nicht zu haben, wenigstens taucht es erneut auf und man verbreitete sogar daß Deutschland und Oesterreich angegangen werden soll ten, sich zu beteiligen. Hierzu hat man aber deutscherseits nicht im geringsten Luft, weil man sich zuletzt die Finger verbrennen könnte, und so bekundet denn eine zweifellos inspirierte Mel dung, daß Deutschland und mit ihm Oesterreich bisher noch keine Aufforderung erhalten hätten, sich über eine etwaige Kretakon ferenz zu äußern. Aber nicht genug damit, tritt man diesem Be streben schon von vornherein entgegen, mit dem Bemerken, daß man deutscherseits eine derartige Konferenz für wenig zweck dienlich erachte, weil dadurch die Schwierigkeiten auf dem Bal kan nur vergrößert würden. Werde die Kretafrage heran gereift sein, dann werde man eher über diese Möglichkeit spre chen können. Das ist deutlich genug. Vorläufig ist aber der Karren nach wie vor im höchsten Maße verfahren und niemand weiß, was da kommen mag. Einsichtsvolle Elemente auf Kreta selbst sind zwar bemüht, die dortige griechische Bevölkerung zur Vernunft zu bringen. Vor allem wandte man allen Einfluß auf, den Wider stand der Mitglieder der Nationalversammlung gegen die Zulassung muselmanischer Abgeordneter zu brechen, aber ohne Erfolg. Da man aus dieser abermaligen Zurückweisung der ge nannten Zwischenfälle befürchtet, so hat man Veranlassung ge nommen, die Eröffnung der Nationalversammlung, dis Montag stattfinden sollte, nm mehrere Tage zu verschieben, in der Hoff nung in der Zwischenzeit ein Einlenken herbeizuführen. So, wie die Dinge stehen, durften die Bemühungen indessen kaum von Erfolg sein und man wird daher, wenn die Kreter nicht noch im letzten Momente zu sich kommen, mit Verwicklungen zu rechnen haben. Wie weit die Dinge gekommen sein müssen, geht daraus hervor, daß ein Mann wie Venizelos, der für die Kreter so unendlich viel getan und bemüht gewesen ist, ihren Forderun gen zum Siege zu verhelfen, jetzt der Heimat den Rücken ge kehrt hat, weil er wohl weiß, daß mit diesen störrischen Leuten eben nichts anzufangen ich. Sollten die Kreter auf ihrem bis herigen. Standpunlte rerharren, so wird wohl kaum etwas ande res übrig bleiben, als daß die Mächte Truppen landen und jener Zustand wiederkehrt, der bereits vor einigen Jahren sich abge spielt hat, so daß man erneut von vorn anzufangsn. hat. Die Wünsche der Kreter auf eine Vereinigung mit Griechenland dürf ten allerdings dann auf lange Zeit hinaus zunichte werden, denn unter diesen Umstünden werden sich die Mächte hüten, ihre Zustimmung zu erteilen, zumal die Gefahr besteht daß alsdann die Türkei gegenüber Griechenland ernst macht und sich weitere Komplikationen auf dem Balkan anschließen. gewisse feste Bahnen. Er erkannte, welche besondere Schwierig keiten es bereite, die kugelförmige Oberfläche der Erde auf einer Ebene annähernd richtig wiederzugeben. Ptolomäus schlug einen Ausweg vor: man solle sich zur Projektion der Erde auf einer ebenen Fläche einer solchen geometrischen Figur bedienen, die der Kugel verwandt ist und deren Oberfläche sich abrollen laste. So proponicrte er zuerst den Zylinder. Wickelt man den Mantel des Zylinders ab, so erhält man eine flache Ebene; frei lich erkannte schon Ptolomäus die Mängel dieser Annahme, weshalb er später selbst den Kegel als die geeignetste geome trische Figur für die Kartenprojektion erwählte. An die wissen schaftlichen Ausführungen Ptolomäus knüpfte später Merka- tor, der Vater der gegenwärtigen Land karte, an, so daß unsere Landkarte im ideellen Zusammenhangs mit der Ptolomäischen Kartenprojektion steht. Es isst wesentlich, das fest zuhalten, denn gleichzeitig mit den Landkarten des alexandrini sche» Gelehrten gab es die sogenannten römischen Landkar ten, die völlig willkürlich ohne mathematisch-geographische Pro jektion gezeichnet waren. Wenn auch die Karten des Ptomäus nicht direkt auf uns gekommen sind, so gibt es doch von ihnen Nachzeichnungen, die von griechischen Mönchen angefertigt wurden. Die bekannteste dieser Nachzeichnungen ist die Handschrift aus dem Kloster Athos, die um das Jahr 1200 n. DH. ausgeführt sein dürste. Beim ersten Besehen erweckt diese älteste Landkarte der Welt den Eindruck, als hätte ein Junge das Tintenfaß achsgeschüttet und wäre dann mit den Fingern gehörig dreingvfahren. Es fallen nämlich dem Beschauer zunächst grobe, fingerdicke Streifen auf, die in ganz kunstloser, primitiver Weise quer über das Papier geführt sind. Erst beim näheren Hinsehen entdeckt man die dazugehörigen Inschriften, aus denen man erfährt, daß diese dicken, schwarzen Striche die Gebirgszüge repräsentieren. So findet man auf der Landkarte aus dem Kloster Athos die Alpen, die Cevennen und die Pyrenäen verzeichnet. Die örtlichen An- PMMW L-WSWW, N 8. Juli. * Der Besuch des Reichskanzlers am badischen Hof. Der Reichskanzler v. Bc.:hmann Hollweg ist Donnerstag vormittag :n Karlsruhe eingetroffen und vom Grotzherzog und der Gr 0 ß- Herzogin von Baden im Schloß empfangen worden. Abends fand zu Ehren des Reichskanzlers Tafel statt. Die badische Stu dentenschaft veranstaltete ferner abends anläßlich der silbernen Hochzeit des orotzherzoglichen Paares vor dem Schlosse einen Huldigungssackelzug. * Bevorstehende Veränderungen im Reichskolonialamt. In kolonialen Kreisen verlautet, daß der zurzeit in Berlin weilende Gouverneur von Kamerun, Dr. Seitz, zum Unterstaatssekretär im Reichskolonialamt ausersehen sei, wodurch die kürzlich auf getauchte Kombination, er werde das Gouvernement von Süd- westafrika übernehmen, gegenstandslos würde. An seiner Stelle soll nunmehr der Geheimrat Dr. von Jakobs Gouverneur von Südwestafrika werden, während Geheimrat Dr. Gleim im Herbst dieses Jahres als Nachfolger von Dr. Seitz nach Ka merun gehen werde. Schließlich soll Geheimrat Dr. Meyer die Stellung des krankheitshalber nach Europa zuriickgekehrten langjährigen Gouverneurs von Togo Grafen von Zech übernehmen. Da definitive Beschlüsse über die erwähnten Neu besetzungen noch nicht vorliegen, find Veränderungen in der einen oder anderen Richtung natürlich nicht ausgeschloffen. * Der Neichsetat. Der anhaltende Rückgang der Ein ¬ nahmen in den Sollerträgnissen des Reichsetats ist zurzeit Gegenstand lebhafter Beratungen des Reichsschatzamtes mit den übrigen Reichsrefforts Das kommende Reichsbudget für 1910/11 wird in allen Etatsposten sehr erhebliche Abstriche vornehmen. Ueber eine eventuelle Deckung des Einnahmerückganges für das laufende Budgetjahr ist eine Bestimmung bis jetzt noch nicht getroffen. , * Das Kriegsrecht über Finnland? Die finnischen Behör- / den verweigern die Durchführung des von der Duma ange nommenen und vom Kaiser sanktionierten Gesetzes über die Aus dehnung der r us fischen Machtbefugnisse in Finnland. Der Ministerrat hat eine Massendisziplinierung finnischer Kom munalbehörden beschlossen. Die offiziös benutzten Blätter droh«,»»— bereits mit der Verhängung des Kriegsrechtes über Finnland. * Deutschfeindliche Treibereien in China. Aus Schanghai wirk der Deutschen Kl-beigrammgesellschaft gemeldet: Seit län gerer Zeit wird eine systematische Hetze gegen Deutschland be trieben, die von den Studenten aus Schantung in Peking ge nährt wird. Mit bewußter Lügenhaftigkeit verbreiten diese Leute die Behauptung, Deutschland habe sich Hebelgriffs in Schantung zuschulden kommen lassen, obwohl tatsächlich gaben der Städte und Gebietsteile sind durch viereckige, tafel ähnliche Kästchen gekennzeichnet, in denen der Name des Ortes oder der Landschaft eingezeichnet ist. Ich mag nun nicht glau ben, daß die Karten des grundgescheiten alexandrinischen Mathe- matikus so armselig ausgesehen haben. Die nachlässige Ausfüh rung ist wohl den bequemen Nachzeichnern zur Last zu buchen. Mag aber auch die wirkliche Karte des Ptolomäus reinlicher und sorgfältiger gezeichnet gewesen sein, praktisch wertvoller war sie sicher nicht. Ihr Mangel lag darin, daß es an der Aufnahme der Oertlichkeiten nach Messungen gebrach. Die Angaben dieser Karte «beruhten auf beiläufigen Schätzungen von Freunden der Zeichner, von Reisenden und von Kaufleuten die die Oert lichkeiten und Entfernungen nicht nach effektiven Maßen, sondern nach subjektiven Schätzungen werteten, wie etwa ein Reisender nach Tagreisen oder nach Rittstunden. Dadurch entstanden völlig unrichtige Aufzeichnungen, die Irrtümer bis zu 10000 Stadien enthielten. Der hauptsächlichste Mert der Kartenlehre des Pto lomäus lag in ihrem wissenschaftlichen Charakter. Sie suchte eine gewiffe mathematisch-geographische Einteilung nach Längen- und Breitengraden fesstzuhalten, während die gleichzei tigen römischen Karten nicht geometrisch, sondern perspektivisch veranlagt waren. In der sogenannten Peutingerischen Tafel, die in der Wiener Hofbibliothek aufbewahrt wird, be sitzen wir eine Abzeichnung einer solchen römischen Landkarte aus dem dritten Jahrhundert nach Christi Geburt. Sie ist sieben Meter breit und einen Drittelmeter hoch, so daß die ganze da malig bekannte Erde in eine völlig unrichtige Breite gedrängt wurde, was eine Reihe entstellender Angaben zur Folg« hatte. Die Gebirge sind auf dieser römischen Karte durch gezackte Kamm linien, die Wälder durch kleine Baumgruppen gekennzeichnet. Die Flüsse wurden bereits damals wie jetzt durch dicke, ge krümmte Linien versinnbildlicht. Aus diesen Karten find die späteren Mönchskarten her vorgegangen. Sie wurden nach religiösen Gesichts-