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Amts- un- gnzeigeblatt Mr öen AmtsgerichtsLezirk Eibenstock Mö öessen Umgebung ^ur Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, bchönheide, Zchönheiderhsmmer,Zosa,Unterstützengrün,wildMthalusm ' Äglich abends mit Ausnahme der ! :>snn> «Nb Zetertage für den folgenden Tag. > ZiyeügMp^ir: die kleinspaltig« Seile 12 - Mennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Tel^Sdr.; Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 11V. Drucker und B erlegen Emil Hannrdohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. s»» L»L4 — «1. Jahrgang. - Mittwoch, de» 14. Oktober r» ir Zum Fall Alltwer-ms. Das lange abgekartete Gpiel. — Die Franzosen werden auf Mißerfolge vorbereitet. Mit dem Falle Antwerpens ist zweifellos ein ganz gewaltiger Vorteil errungen worden, dessen weittragen de Folgen wir indessen erst später im ganzen Um fange erkennen werden. Schon jetzt sickern ja einzelne Meldungen durch, daß der größte Teil der belgisch- englischen Armee, die in Antwerpen belagert wurde, in Kriegsgefangenschaft geraten ist. So sollen allein in Holland etwa 40 000 Mann der Besatzung Ant werpens gefangen genommen jein. Ein Telegramm, das wir schon durch Aushang bekannt gaben, besagt: Haag, 12. Oktober. Halbamtlich wird ge meldet, daß die Gesamtzahl der auf hollän disches Gebiet übergetretenen, ent waffneten belgischen und englischen Soldaten etwa 40 000 beträgt. Daß eine ähnlich hohe Zahl Gefangener, Gefal lener und Verwundeter auf das Konto der Deutschen zu setzen ist, darf angenommen werden, und somit wären -- wenn, wie angenommen, die Be satzung Antwerpens aus etwa 100 000 Mann bestan den hätte — vier Fünftel der feindlichen Armee au ßer Gefecht gesetzt. Immerhin aber scheinen in Bel gien noch Kämpfe bevorzustehen. Einesteils läßt sich aus dem Ausbleiben jeglicher Meldung vom Großen Hauptquartier heute schließen, daß dieses uns von den Kämpfen und Erfolgen in Belgien gleich ein vollstän diges Bild geben will, andererseits wird auch gemel det, daß weitere englische und französische Truppen in Ostende eingetroffen seien, um hier den letzten Wi derstand zu organisieren. Antwerpen selbst ist natür lich sofort unter deutschem Befehl gekommen, wie ja auch das übrige bisher von den Deutschen besetzte bel gische Gebiet unter einem deutschen Gouverneur steht. Die Uebernahme Antwerpens unter deutschen Befehl kündet nachstehende Depesche an: Amsterdam 12. Okrober. .Telegraaf' meldet au« Berg ob Zoom: Zwei deutsche Offiziere kamen gestern in Putten an und begaben sich zum Kommandanten, dem sie im Namen des deutschen Gouverneurs mitteilten, Antwerpen stehe unter deutschem Befehl. Sie ersuchten den Komman danten, die belgischen Flüchtlinge zur Rückkehr zu bewegen, worauf tausende sofort zurückkehrten. Die Bedingungen der Uebergabe Antwerpens sind in folgender Meldung enthalten: — Rotterdam, 11. Oktober. Die Bedingungen der Belgier für di« Uebergabe Antwerpens waren: die Bürger wacht soll nicht entwaffnet und keine Männer, auch nicht im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, gefangen genommen wer den. Freiherr v. d. Schütz ist zum deutschen Gouverneur von Antwerpen ernannt worden. Er gab nicht nm bekannt, daß die Bürger ruhig in die Stadt zurückkehren könnten, son dern er sandte auch Parlamentäre ab, um die Leute zur Rückkehr zu bewegen. Ein Teil folgte, der Aufforderung, andere flüchteten weiter. Einen interessanten Beweis dafür, daß Belgien schon 1906 mit dem Dreiverbände unter einer Decke ge steckt und planmäßig mit England und Frankreich einen Krieg gegen Deutschland organisiert hat, bringt ein kürzlich im Brüsseler Staatsarchiv nufgefundencr Bericht. Dieser beweist nicht nur auf das Schlagendste, daß Belgien an seinem Unglück selbst schuld ist, son dern auch, daß dieser Krieg den Deutschen zur ge gebenen Zeit unbedingt aufgezwungen werden sollte. Hier soll das höchst interessante Schriftstück folgen: Berlin, 12. Oktober. «Amtlich). Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Bruch der belgischen Neutralität durch England und Belgien. Durch die eigenen Erklärungen Sir Edward Greys ist die Behauptung der englischen Regierung bereits als unhaltbar erwiesen, daß die Verletzung der bel gischen Neutralität durch Deutschland das Eingreifen Englands in den gegenwärtigen Krieg veranlaßt hat. Das Pathos sittlicher Entrüstung, mit dem der deutsche Einmarsch in Belgien dann englischerseits zur Stim mungsmache gegen Deutschland bei den Neutralen ver wertet worden ist, findet eine neue und eigenartige Beleuchtung durch gewisse Dokumente, welche die deut sche Heeresverwaltung in den Archiven des belgischen Generalstabes in Brüssel aufgefunden hat. Aus dem Inhalt einer Mappe, welche die Aufschrift trägt „In tervention anAlai8e en öelAique" geht hervor, daß schon im Jahre 1906 die Entsendung eines englischen Expeditionskorps nach Belgien für den Fall eines deutsch-französischen Krieges in Aussicht genommen war. Nach einem vorgefundenen Schreiben an den belgischen Kriegsminister vom 10. April 1906 hat der Chef des belgischen Generalstabes mit dem dama ligen englischen Militärattache in Brüssel, Oberstleut nanr Barnardiston auf dessen Anregung in wieder holten Beratungen einen eingehenden Plan für ge meinsame Operationen eines englischen Expeditionskorps von 100 000 Mann mit der belgischen Armee gegen Deutschland ausgcarbeitct. Der Plan fand die Billigung des Chefs des englischen Generalstabs, Generalmajor Gierjon. Dem belgischen Gcneralstab wurden alle Angaben über Stärke und Gliederung der englischen Truppenteile, über die Zu sammensetzung des Expeditionskorps, die Ausschiffungs punkte, eine genaue Zeitberechnung für den Abtrans port und dergl. geliefert. Auf Grund dieser Nach richten hat der belgische Generalstab den Transport der englischen Truppen in das belgische Auf marschgebiet, ihre Unterbringung und Er nährung dort eingehend vorbereitet. Bis in alle Einzelheiten ist das Zusammenwirken sorgfäl tig ausgearbeitet worden. So sollten der englischen Armec eine große Anzahl Dolmetscher und belgische Gendarmen zur Verfügung gestellt und die nötigen Karten geliefert werden. Selbst an die Versorgung englischer Verwundeter war bereits gedacht worden. Dünkirchen, Calais und Boulogne waren als Aus- jchiffungspunkte für die englischen Truppen vorgesehen. Von hier aus sollten sie mit belgischem Eisenbahn Ma terial in das Aufmarschgebiet gebracht werden. Die beabsichtigte Ausladung in französischen Häfen und der Transport durch französisches Gebiet beweist, daß den englisch-belgischen Vereinbarungen solche mit dem französischen Generalstab vorausgegangen waren. Die drei Mächte haben die Pläne für ein Zusammenarbeiten der „verbündeten Armeen," wie es in dem Schriftstück heißt, genau festgelegt. Dafür spricht auch, daß in den Geheimakten eine Karte des französischen Aufmarsches vorgefunden ist Das erwähnte Schreiben enthält einige Bemerkungen von besonderem Interesse. Es heißt dort an einer Stelle, Oberstleutnant Barnardi stou habe bemerkt, daß man zurzeit auf die Unter stützung Hollands nicht rechnen könne. Er habe ferner vertraulich mitgeteilt, daß die englische Regierung die Absicht habe, die Basis für den englischen Verpflegung» Nachschub nach Antwerpen zu verlegen, sobald die Nordsee von allen deutschen Kriegsschiffen gesäubert sei. Des weiteren regte der englische Militärattache die Einrichtung eines belgischen Spionagedienstes in der Rheinprovinz an. Das vorgefundene militärische Material erfährt eine wertvolle Ergänzung durch einen ebenfalls bei den Geheimpapieren befindlichen Bericqt des langjäh rigen belgischen Gesandten in Berlin, Barons Greindl, an den belgischen Minister des Aeußercn, in welchem mit großem Scharfsinn die dem englischen Angebot zu grunde liegenden Hintergedanken enrhüllt werden, und in welchem der Gesandte auf das Bedenkliche der Si tuation hinweist, in die sich Belgien durch eine ein seitige Parteinahme zugunsten der Ententemächte be geben habe. In dem sehr ausführlichen Bericht, der vom 23. Dezbr. 1911 datiert ist, und dessen vollständige Veröffentlichung Vorbehalten bleibt, führt Baron Greindl aus, der ihm mitgeteilte Plan des belgisch-» Generalstabes für die Verteidigung der belgischen Neutralität in einem deutsch-französischen Kriege be schäftige sich nur mit der Frage, was für militärische Maßnahmen für den Fall zu ergreifen seien, daß Deutschland die belgische Neutralität verletze. Die Hypothese eines französischen Angriffes aus Deutsch land durch Belgien habe aber gerade soviel Wahr scheinlichkeit für sich. Der Gesandte führt dann wört lich folgendes aus: Bon der französischen Seite her droht die Gefahr nicht nur im Süden von Lurem bürg, sie bedroht uns auf unserer ganzen gemeinsamen Grenze. Für diese Behauptungen sind wir nicht nur auf Mutmaßungen angewiesen, wir haben dafür po sitive Anhaltspunkte. Der Gedanke einer Umsassungs- bewegung von Norden her gehört zweifellos zu den Kombinationen der Entente Cordiale. Wenn das nicht der Fall wäre, jo hätte der Plan, Vlissingen zu be festigen, nicht ein solches Geschrei in Paris und Lon dvn hervorgerufen. Man hat dort den Grund gar nicht verheimlicht, aus welchem man wünsch:.?, daß die Schelde ohne Verteidigung bliebe. Man verfolgte dabei den Zweck, unbehindert eine englische Garnison nach Antwerpen überführen zu lönnen, demnach den Zweck, sich bei uns eine Operationsbasis für eine Offen sive in der Richtung auf den Niederrhein und West falen zu jchaffen und uns dann mit fortzureißen, was nicht schwer gewesen wäre, denn nach Preisgabe uu seres nationalen Zufluchtsortes hätten wir durch cm sere eigene Schuld uns jeder Möglichkeit begeben, den Forderungen unserer zweifelhaften Beschützer Wid>r stand zu leisten, nachdem wir jo unklug gewesen waren, sie dort zuzulassen. Die ebenso perfiden wie naiven Eröffnungen des Obersten Barnardiston zurzeit des Abschlusses der Entente Cordiale gaben uns deutlich gezeigt, um was es sich handelte. Als es sich h-raus stellte, daß wir uns durch die angeblich oroh-nide Ge fahr einer Einschließung der Schelde nicht einschnch tern ließen, wurde der Plan zwar nicht aufgegeben, aber dahin abgeändert, daß die englische Dilfsarmee nicht an der belgischen Küste, sondern in den nächst liegenden französischen Häfen gelandet werden sollte. Hierfür zeugen auch die Enthüllungen des Kavitäns Faber, die ebensowenig dementiert worden sind, wie die Nachrichten der Zeitungen, ourch welche sie be stätigr oder in einzelnen Punkten ergänzt worden sind. Diese in Calais und Dünkirchen gelandete cnglische Armee würde nicht an unserer Grenze entlang nach Longwy marschieren, um Deutschland zu erreichen. Sic würde sofort bei uns von Nvrdwesten her ein dringen. Das würde ihr den Vorteil oerichasfen, so fort in Aktion treten zu können und die belgische Ar mee in einer Gegend zu treffen, in welcher wir uns auf keine Festung stützen können, falls wir eine Lchlacht riskieren wollen. Es würde ihr ermöglichen, an Res sourcen aller Art reiche Provinzen zu besetzen, auf alle Fälle aber unsere Mobilmachung zu behindern oder sie nur zuzulassen, nachdem wir uns formell ver pflichtet hätten, die Mobilmachung nur zum Vorteil Englands und seines Bundesgenossen durchzusühren. Es ist dringend geboten, im Voraus einen Schlacht plan für die belgische Armee auch für diese Eventuali tät aufzustellen. Das gebietet sowohl das Interesse an unserer militärischen Verteidigung, als auch die Führung unserer auswärtigen Politik im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich. Hierzu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung": Diese Ausführungen von vorurteilsfreier Seite stellen in überzeugender Weise die Tatsache fest, daß dasselbe England, das sich fetzt als Schirmherr der belgischen Neutralität gebärdet, Belgien zu einer einseitigen Parteinahme zugunsten der Entenieniächte bestimmt und daß es zu einem Zeitpunkt sogar an eine Verletzung der holländischen Neutralität gedacht hat. Des weiteren erhellt daraus, daß die belgische Regi? rung, indem sie den englischen Einflüsterungen Gehör schenkte, sich eine schwere Verletzung der ihr als neu traler Macht obliegenden Pflichten hat zuschulden kom men lassen. Die Erfüllung dieser Pflichten hätte es erheischt, daß die belgische Regierung in ihrem Ver tcidigungsplan auch die Verletzung der belgischen Neu tralität durch Frankreich vorgesehen und daß sie für diesen Fall analoge Vereinbarungen mit Deutschland getroffen hätte, wie mit Frankreich und England. Die ausgefundenen Schriftstücke bilden einen dokumcnrari scheu Beweis für die den maßgebenden deutschen Stel len lange vor Kriegsausbruch bekannte Tatsache der belgischen Konnivenz mit den Ententemächten Lie dienen als eine Rechtfertigung für unser militärisches Vorgehen und als eine Bestätigung der der deutschen Heeresleitung zugegangenen Informationen über die französischen Absichten. Sic mögen dem belgischen Volke die Augen darüber öffnen, wem es die Kata strophe zu verdanken hat, welche jetzt über das un glückliche Land hereingebrochen ist. W. T. BO Von besonderem Interesse sind zwei Meldungen über die Aufnahme des Falles von Ant werpen in London und Paris: London, 12. Oktober. Die Besetzung Antwerpen« hat in England sichtlich großen Eindruck gemacht. .Time-' schreib»»: Der Fall Antwerpen« wurde in London al« un vermeidlich bedauert, dir Nachricht aber mit Fassung ausge nommen. Der moralische Eindruck de« Ereignisse- ist be deutend, besonder«, weil die Regierung vorher den furchtba-