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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- md Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 226 Sonnabend, den 26. September 1936 bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sporr u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. Vlll.: 2280. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 88. Jahrgang Dieie Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS 50 Rpi-, Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstige, Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für bas Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an . . der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts 1,5 Milliarden sehen jöhrliih verloren! Die ganze Bevölkerung mutz mtthelfen, den Verderb zu bekämpfen Ungeheure Werle gehen jährlich der deutschen Volks wirtschaft verloren. Durch falsche Lagerung und unwirt schaftliche Behandlung ergibt sich für die deutsche Volkswirt schaft allein an Rahrungs- und Genußmilleln. Futtermitteln usw. ein jährlicher Verlust von schätzungsweise anderthalb Milliarden Reichsmark. Bei einem Gesamtwert der verkauf ten Rahrungsmikkcl usw. von 8,5 Milliarden Reichsmark ist das ein erschreckend hoher Hundertsatz. Die Verluste, die durch das fehlende Interesse an der Wiedergewinnung von Roh- und Hilfsstoffen in der Indu strie, im Gewerbe und in den öffentlichen Betrieben ent stehen, sind kaum abzuschätzen. Ein Bild über die Bedeu tung der landwirtschaftlichen Verluste kann man sich viel leicht am besten machen, wenn man weiß, daß diese Ver luste wertmäßig die Einfuhr an Lebensmitteln übersteigen. Etwa 750 Millionen Reichsmark gehen auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher verloren; davon entfallen 185 Millionen Reichsmark auf Kartoffeln, 215 Millionen Reichs mark auf Gemüse und Obst, 135 Millionen Reichsmark auf Getreide, 110 Millionen Reichsmark auf Schlachtvieh und 81 Millionen Reichsmark auf Milch, Milcherzeugnisse und Eier. Der Verlust in den Haushaltungen und Küchen wird ebenfalls auf etwa 750 Millionen Reichsmark geschätzt. Seit Jahren ist es deshalb das Ziel der führenden Stel len des Reiches und der Partei, alle Fehlerquellen zu er forschen und für die Abstellung der Schadensursachen Sorge zu tragen. Um das deutsche Volk darüber aufzuklären, daß die Erzeugungsschlacht, zu der der deutsche Bauer im Herbst 1934 aufgerusen worden ist, nur dann durchgesührt werden kann, wenn auch der Verteiler, der Nahrungsmittelverarbei ter und die deutsche Hausfrau im Kampf gegen Verschleiwe- rung und Verderb von Nahrungsmitteln mithilst, haben die zuständigen Stellen und viele Organisationen zu einem in tensiven Werbefeldzug unter dem Wahlspruch „Kampf dem Verderb" aufgerufen, der am Freitag mit einer großen Kundgebung in Berlin einsetzte. Staatssekretär Backe gab an Stelle des erkrankten Reichsernährungsministers Darre einen Ueberblick über die Aktion. Wenn seinerzeit zur Erzeugungsschlacht aufgerusen worden sei, so sei das Ziel gewesen, die bis dabin vollständige Die großen Hcrbstübungen der deutschen Wehrmacht, bei denen erstmalig seit 22 Jahren mehrere Armeekorps und alle Waffen einschließlich zahlreicher motorisierter Kampfverbändc und der Luftstrcitkräftc-in engstem Zu sammenwirken beteiligt waren, sind am Freitag mit einer großen Entscheidungsschlacht beendet worden. Um 10 Uhr vormittags griff das IX. (blaue) Armeekorps auf der ganze« Front die stark ausgcbaute „rote" Hauptkampf linie an. Dieser frontale Angriff führte auf dem linken Flügel, wo die Geländebeschaffenheit den Einsatz starker Panzerkampfwagcneinheiten begünstigte, zu einem ticsen Einbruch in die gegnerische Front. An dieser Stelle, den Höhen westlich Illnhausen, beobachtete auch der Oberste Befehlshaber und Führer das prächtige Schlußbild der großen Herbstübungen. Der Reichskriegsminister, die Befehlshaber der drei Wehrmachtsteile, zahlreiche Reichs- und Staatsminister, führende Persönlichkeiten aller Gliederungen der national sozialistischen Bewegung, die Gauleiter und Oberpräsiden ten, in deren Gebiet sich die Uebungen abspielen oder die teilnehmenden Truppen in Garnison liegen, viele Offi ziere der alten Armee und der Reichswehr, unter ihnen die früheren Chefs der Heeresleitung, Generaloberst von Seeckt, Chef des JR. 67, Generaloberst Heye und Gene raloberst von Hammerstein, die Militärattachss der in Deutschland vertretenen Länder und die übrigen Gäste der Manöverleitung erlebten die Endphase dieses „Krieges im Frieden". Abhängigkeit vom Ausland möglichst weitgehend zu beseiti gen. Während nun der Kampf gegen die Verknappung in der Hauptsache eine Aufgabe des Staates und der dafür eingesetzten Organisation sei, sei der Kampf gegen die Ver geudung und den Verderb Sache der ganzen Bevölkerung. Durch diesen Kampf könnten Bedarf und Bedarfsdeckungs möglichkeiten weitestgehend ins Gleichgewicht gebracht und die festgesetzten Preise durchgehalten werden. Nachdem der Führer den V i e r j a h r e s p l a n für die Rohstoffversor gung erklärt habe, sei es erst recht unsere Pflicht, ihm in diesem Aufbauwerk jede Hilfe zu geben, damit es gelinge. Diese Hilfe seitens des deutschen Verbrauchers sei, möglichst weniq Devisen für die Ernährung anzufordern. Die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz-Klink rich tete an die Hausfrauen einen Appell zur Mitar beit i n d i e s e m K a m pf. Die deutsche Frau sei ja nicht nur die Mutter der Kinder und der Familie sondern vor allem auch Mutter des deutschen Volkes. Gerade der Haus frau komme im Kampf gegen den Verderb eine tragende Rolle zu. Die Schulung der Frau für diese Pflicht gehe dahin, den Küchenzettel an die Ernte des Jah res anzugleichen, die Aufbewahrung der Lebensmit tel und eine gewisse Vorratswirtschaft zu lehren und durch sachgemäße Zubereitung der Nahrungsmittel die entsprechende Ausnutzung der Nährstoffe zu erreichen. Hier liegeesbcsondersanderStadtfrau,richtig zu wirtschaften. Allein die Ersparung einer einzigen sonst verdorbenen Scheibe Brot in der Woche in den 17,5 Millionen Haushalten des Reiches ergebe eine unvorstellbar große Menge an Brot und Brotgetreide. Während auf der einen Seite sich also der Führer um jedes Meter Land be mühe, das er dem Meer abringe, um neues Bauernland zu schaffen, könne man an diesem Beispiel sehen, wie viel Land umsonst in Deutschland bebaut werde. Ein Vertreter des Reichsausschusses für volkswirtschaft liche Aufklärung gab für die an der Ernährungswirtschast beteiligten Industrie- und sonstigen Wirtschaftsgruppen, be sonders das Handwerk, die Erklärung ab, daß sie sich in die . Kampffront gegen den Verderb einfügen würden. Fünf Tage und vier Nächte haben die Truppen auf dem Uebungsgebiet, das mehr als 130 Quadratkilometer umfaßt und dessen Bodengestaltung unübersehbare Schwierigkeiten bot, bei Schwüle und empfindlicher Herbst kühle, bei Sonnenschein und Regen im Kampfe gestanden. Die Manöverleitung hatte in monatelanger peinlichster Vorarbeit alle Vorbereitungen getroffen, die einen hoch interessanten Verlauf dieser großen Herbstübungen ge währleisteten und zu einem Musterbeispiel neuzeitlichen Bewegungskrieges wurden, bei dem alle Kampfärten wechselnd zwischen den beiden Parteien in besonders interessanter Weise zur Darstellung kamen. Aufklärung und Aufmarsch, Bewe gungsgefechte, das Heranführen rückwärtiger Kräfte, die Verlagerung des Kräfteverhältnisses innerhalb der Front abschnitte und innerhalb der Parteien, das abschnittweise Zurückgehen und am Schlußtage endlich die sorgfältig vor bereitete Verteidigung einer gut ausgebauten Stellung bzw. die Bereitstellung zum Angriff und die Durchfüh rung dieses Angriffes unter Einsatz aller modernen Waf fen — das war das Programm dieser inhaltsreichen Tage. Wenn auch die Uebung in so großen Verbänden in erster Linie der Führerschulung diente, so entstanden doch bei der freien Durchführung der Manöver fortgesetzt La gen, die selbständiges Handeln bis hinunter zur kleinsten Kampfeinheit, die Gruppe, verlangten. Dabei haben die Trager unserer Wehrmacht alle soldatischen Tugenden in schönster Weise bewiesen. Sie zeigten einen eisernen Willen zum Aushalten, Entschlossenheit und Gewandt heit; sie ertrugen die ihnen auferlegten Strapazen be wunderungswürdig, denn die Uebung wurde völlig kriegsmäßig durchgesührt. Die erste Abschlußprüfung nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht und nach ein jähriger Dienstzeit hat den hohen Ausbildungsstand, die vorzügliche technische Ausstattung und den glänzenden Geist der Truppen bewiesen. Die gezeigten Leistungen sind nur dadurch und durch die kameradschaftliche Ver bundenheit zwischen Führung und Truppe möglich ge worden. Alle, die Gelegenheit hatten, in diesen Tagen die neue deutsche Wehrmacht zu beobachten, nahmen die Ueberzcugung mit heim, daß das deutsche Volk unter ihrem Schutz beruhigt seiner friedlichen Arbeit nachgehen kann. Erfolgreicher Großangriff In der Nacht zum Freitag hatte die blaue Armee die roten Gefechtsvorposten auf die Hauptkampflinie zurück gedrängt und unmittelbar vor dieser Linie angriffsbereit Stellungen bezogen. Das V. (rote) Armeekorps versuchte durch verstärkten Artillerieeinsatz und unter Verwendung von Gas die blaue Angriffsbereitstellung zu zerstören. Der Angreifer hatte den Schwerpunkt, der am Donnerstag auf dem linken Flügel lag, auf seinen rechten Flügel zur 9. Division verlegt, da hier das einigermaßen waldfreie, wenn auch hügelige Gelände den Einsatz der in der Nacht bereitgestellten Panzerwageneinheiten gestattete. Hinter dem Schwerpunkt hatte es zu gleicher Zeit seine Korps- Artillerie konzentriert. Die 6. Division östlich von Birstein und die >9. Division in der Mitte der Front fanden weit aus weniger günstiges Gelände vor. Die blaue Armee hat auf dem äußersten rechten Flü gel einen Sperrverband gebildet, der die Aufgabe hat, diesen Flügel zu sichern. In vorderster Linie der 9. Divi sion liegen das 15. und 16. Infanterie-Regiment. Die Schützenlinien, die auf den Angriffsbefehl warten, sind mit Drahtscheren ausgerüstet, da Rot in der Nacht seine Hauptkampflinie außerordentlich stark befestigt und zahl reiche Sperren und.Hindernisse, Panzerwagenfallen und Maschincngewchrnester angelegt hat. Artilleriefeuer auf beiden Seiten kündet an, daß entscheidende Kampfhand lungen bevorstehen. Der starke Bodennebel verhindert zu nächst den Einsatz der Luftstreitkräfte. Kurz vor 10 Uhr brüllen die Schlünde der blauen Batterien los, die die Artilleriestellungen der Gegner unter ein heftiges Feuer uehmcn. Dabei werden die Beob achtungsstellen der roten Artillerie eingcnebelt, um sic an der Sicht zu verhindern. Wenig später hämmern auch die leichte« und schweren Maschinengewehre los, und die ersten Schützcnwellcn des Angreifers gehen, soweit sic Deckung haben, in großen Sprüngen vor. Die rote Ar tillerie verlegt sofort ihr Feuer vor. Aus dem Nebel, der langsam über die rote Hauptkampflinie zieht, steigen Leuchtkugeln empor, die der Artillerie die vorderste Linie der eigenen Truppen zeigen sollen. Im Schutze des Nebels und gedeckt durch Buschwerk und dünne Waldstreifen, brechen plötzlich Panzerkampfwagen in mehreren Welle» vor, die überraschend schnell der gegnerischen Stellung zu- strebcn, und gedeckt durch das günstige Gelände und Nebel bald die Hauptkampflinie erreichen. Während ein Teil der Panzcrkampfwngcn-Einhciwn in die gegnerische Ar tilleriestellung vvrdringt, rollen andere die rote Haupt kampflinie auf. Auch die Schützenwellen sind bis dicht an die feind lichen Stellungen herangekommen; nur in einem ostwärts liegenden Waldgelände behauptet sich der Gegner hart näckig. Die Panzerkampfwagen, die in die Hauptkampf linien eingeschwenkt sind, werde» hier von einem mörde rischen Abwehrfeuer der Panzerwagcnabwehrgcschütze empfangen, die Rot hier eingesetzt hat, weil es auf dem Abschluß der Herbstmanöver Sturmangriff unter den Augen des Führers