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BeMs-MzeMr und Zeitung Fernsprecher: Nr. 18. Telegr.-Adr.: Wochenblatt Pulsnitz. Trscheinl: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Mit „Jllnstr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- icher Beilage" und „Für Haus und Herd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich X 1.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen l.W. des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Raum 12 Pf. Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 H.. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungs-Ort ist Pulsnitz. ^itsLtrrbr umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. Ä., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberfteina, Nieder- vklt PtttttVgkt stsina, Weißbach, Oder-u. Meoerlichtenau, Friedersvorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L L. Förster's Erben (Inh.: H. w. Nobr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur I. w. Mohr in Pulsnitz. 60. Jahrgang. Sonnaöend, dm L4. März 1908. Aas Wichtigste vom Hage. König Friedrich August trifft, wie nunmehr feststeht, bereits am 24. d. M. in Gries zum Besuch der Prinzessin Pia Monika ein. Die Dauer des Aufenthaltes ist nur auf einen Tag bestimmt. Vor Kuxhaven kollidierte in letzter Nacht das Torpedo boot S 12 mit einen: ausgehenden Dampfer und sank. Es ertrank ein Mann. England hat den Mächten den Vorschlag unterbreitet, einen Generalgouoerneur für Mazedonien zu ernennen. Ein deutsches Torpedoboot wurde im Einverständnis mit der chinesischen Regierung entsandt, um See räuber an der Küste vor: Schantung zu verfolgen Im Rheingebiet ist infolge starken Schneefalles und heftigen Regens gefahrdrohendes Hochwasser zu befürchten. Der Bundesrat bewilligte gestern die Mittel für die Kolonialbahnen, die zum Teil durch eine besondere Kolonialanleihe aufgebracht werden sollen. An Stelle des bisherigen Untersekretärs im Reichspost- amr Sydow wurde der Direktor im Reichspostamt Franck zum Unterstaatssekretär ernannt. Der Nachfolger Francks wird der seitherige Geh. Ober poftrat und vortragende Rat Granzow Waffenstillstands-Angebote Sultan Muley Hafids tollen in Paris eine wohlwollende Aufnahme finden. Durch Beschlagnahme von zwei türkischen Schiffen in ruifischen Gewässern soll ein internationaler Konflikt heraufbeschworen sein. vor 6ukfckud Oer Neickskinanzreform unv Ser Srböbung vor veamtsn- bosvldungsn. Die Befürchtung, daß die nun schon so lange ange- lündigte Erhöhung der Gehälter der Reichsbeamten schließ lich doch noch verschoben werden könnte, hat durch die vom Reichsschatzsekretär Sydow in der Dienstags-Sitzung des Reichstages abgegebenen Erklärungen auf die ver schiedenen Interpellationen wegen der Verzögerung in der Einbringung der Besoldungserhöhungsvorlage ihre Bestätigung erfahren. Mit dürren Worten erklärte der neue Herr im Reichsschatzamte, die geplante Erhöhung der Gehälter der Reichsbeamten sei in Hinblick auf die an dauernd mißliche Lage der Reichsfinanzen vorderhand un möglich, sie rönne erst durch ein Zustandekommen der Reichsfinanzreform verwirklicht werden, welch letztere Vor lage Exzellenz Sydow dem Reichstage bestimmt für näch sten Herbst in Aussicht stellte. Um eine Schädigung der Reichsbeamten durch diese Verschiebung möglichst zu ver meiden, wird das Gesetz über die Neuregulierung der Ge hälter der Reichsbeamten rückwirkende Kraft vom 1. April 1908 ab erhalten; einstweilen sollen die Beamten Teue rungszulagen nach Maßgabe des Etatsgesetzes von 1907 erhalten, worüber dem Reichstage baldigst ein Gesetzent wurf zugehen wird. Der Leiter der Reichsfinanzverwaltung hat also jetzt vor versammeltem parlamentarischen Kriegsvolke bestätigt, waS schon immer befürchtet wurde: Daß mit der Zurück stellung der Reichsfinanzreform bis kommenden Herbst auch die geplante Gehaltserhöhung für die Reichsbeamten einstweilen wieder verschoben worden ist, eben weil keine Mittel zur Deckung der durch die Gehaltsaufbesserung bedingten jährlichen Mehrausgaben von mindestens 50 Millionen Mark in der Reichskasse vorhanden sind. Im Interesse hauptsächlich der unteren und mittleren Reichs beamten ist dieser Aufschub der ihnen längst verheißenen und so notwendigen Gehaltsaufbesserung gewiß nur höch lichst zu bedauern. Denn wo alle Lebensbedürfnisse im Preise steigen, wo die Arbeitslöhne in die Höhe gehen, wo die Verhältnisse auf dem Geldmärkte das Dasein er schweren, da müssen auch die Bezüge der Beamten und Offiziere, der Geistlichen und Lehrer mit der Entwickelung Schritt halten, wenn anders die Berufsfreude nicht leiden und mit der Proletarisierung dieser Klassen auch ihr An sehen schwinden soll. Das hat ja auch die Reichsregie rung eingesehen und darum schon vor Monaten die Be amtenbesoldungsvorlage angekündigt, aber allerdings unter der Voraussetzung, daß sich unterdessen die finanziellen Mittel zur Bestreitung der erforderlichen Mehrausgaben beschaffen lassen würden. Dies hat sich jedoch eben als unmöglich herausgestellt, und so müssen sich eben die Reichsbeamten bis auf weiteres wohl oder übel in Ge duld fassen und mit der Abschlagszahlung von Teuerungs zulagen vorlieb nehmen. Den preußischen Beamten geht es ja auch nicht anders, sie müssen ebenfalls auf die ver sprochene Gehaltserhöhung warten, allerdings nicht aus finanziellen Erwägungen des Staates, sondern lediglich, weil ihnen die Gehaltserhöhung gleichzeitig mit ihren Kameraden im Reiche-zu teil werden soll. Angesichts der unausbleiblichen Enttäuschung, welche die Verzögerung der Gehaltsaufbesserung unter der Beamtenschaft sicherlich zur Folge haben wird, darf man wenigstens wohl hoffen, daß die Reichsfinanzreform im nächsten Herbst endlich zur Verwirklichung gelangt, wie dies Herr Sydow soeben be stimmt verheißen hat. Auf welche Weise die Steuerquellen beschafft werden sollen, aus denen die notwendigen dauern den Mehreinnahmen für das Reich zu fließen hätten, das hat der neue Reichsschatzsekr-tär freilich noch nicht verraten, er ist sich hierüber selber noch nicht klar, wie er mit schö ner Offenherzigkeit gestand. Nur die direkte Einkommen steuer soll auf der Suche nach neuen Steuern nach wie vor ein noli me tangere bleiben, sie sind und Reiben den Ecnzelstc-iaten Vorbehalten. In der sommerlichen Ruhe pause dec Reichsboten wird also Herr Sydow bestrebt sein, die neuen Wege und Mittel aufzufinden, die zur dauern den Gesundung derReichsfinanzen unerläßlich find. Hoffent lich gelingt es ihm, dem Reichstage bei seinem Wieder- zusammentritte dann einen wirklich lebensfähigen Plan zur Reform der Reichsfinanzen vorzulegen. Osrtlicdss und SLÄrsisckSS. Pulsnitz. Von der vom Vertreter unseres 3. säch sischen ReichStagswahltceises, Herrn Heinrich Gräfe- Bischosswerda, im deutschen Reichstage am 11. d. M. bei der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern gehaltenen Rede liegt uns heute laut amtlicher Druck schrift der Wortlaut vor. Wir bringen in der vorliegen den Nummer den größeren Teil dieser sehr umfangreichen Rede, welche in der Wähler- und Bewohnerschaft des Be zirks sicher mit größtem Interesse gelesen werden dürfte. Pulsnitz. Dieser Nummer liegt ein Flugblatt des Landesverein für innere Mission bei, dem wir besondere Beachtung zu schenken bitten. Es gibt Aufschluß über ein großes Gebiet christlicher Liebesarbeit, die in unsern Tagen besonders wichtig ist. Das Flugblatt will zugleich bitten für die Kirchenkollekte am ersten Bußtag. — Die teure Butter. Von allen Seiten wird über die Butterteuerung geklagt, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Die Ursachen des Preisaufschlages müssen aber wohl verschiedene sein, denn für Deutschland kann z. B. der Grund nicht gelten, der für England namhaft gemacht wird, wo eben erst ein neues Butter- und Margarinegesetz in Kraft getreten ist. Daß ein solches Gesetz zur Verteuerung der Butter führt, läßt sich daraus erklären, daß eine große Menge von Verfälschungen sehr erschwert oder unmöglich gemücht wird. Ein entsprechendes Gesetz besteht in Deutschland seit 1887 und ist dann 1898 noch weiter verbessert und präzisiert worden, sodaß die jetzt eingetretene Preissteige rung der Butter nicht die gleiche Erklärung finden kann wie in England. Von hygienischer Seite muß bei solcher Gelegenheit darauf hingewiesen werden, daß es für die Volksgesundheit im allgemeinen sehr viel vorteilhafter ist, wenn die Ersatzmittel für Butter einen stärkeren Absatz finden, als wenn der Feltgenuß überhaupt eingeschränkt wird. Daß die Butter an Schmackhaftigkeit von anderen Fettsorten nicht erreicht wird, soll unbestritten bleiben, aber von den Ansichten, die gegen die Kunstbutter ins Feld geführt werden, beruhen viel auf Vorurteil. Von den verschiedenen Schmalzsorten, über deren Vortrefflich keit und Zuträglichkeit geringe Meinungsverschiedenheiten herrschen, kann abgesehen werden, obgleich die ausgezeich neten Eigenschaften von eigentlichem Bratenschmalz zur Verwendung als Speisefett noch immer nicht allgemein genug anerkannt werden. Aber auch solche künstlichen Ersatzmittel wie die Margarine und viele Pflanzenöle, unter denen das Baumwollsamenöl und Sesamöl an erster Stelle zu nennen sind, sind in jeder Hinsicht unbedenklich zu empfehlen, wenn der Genuß von Butter durch die Teuerung ausgeschlossen wird. Es gibt noch immer viele Leute, denen bei der bloßen Nennung diejer Ersatzmittel eine Gänsehaut über den Rücken läuft, aber'die deutsche Gesetzgebung hätte den Zusatz von 10 v. H. Sesamöl zur Kunstbutter sicher nicht verordnet, wenn dadurch eine Be einträchtigung der Ware zu befürchten wäre. — Nach der vom Königlich Sächsischen Statistischen Landesamte zusammengestellten Uebersicht über die bei den Sparkassen im Königreiche Sachsen erfolgten Ein- und Rückzahlungen erfolgten solche im Monat Januar 1908 bei den Sparkassen im hiesigen Bezirke nachstehen der Weise: zahlungen 41459 426 Mark, die Gesamt-Rückzahlungen 35 384 508 Mark, während der Gesamt-Barbestand am Schluffe des Monats sich auf 8 994 391 Mark bezifferte. Kamenz: 2065 1069 Einz. Rückz. im Betrage von 187 650 190 892 Mk. Elstra: 205 Einz. 16125 57 Rückz. 16273 Pulsnitz: 1602 Einz. l, 113 561 453 Rückz. l, 94 929 Königsbrück: 871 Einz. 82315 ,, 574 Rückz. 99 848 ll Bretnig: 259 Einz. 17 096 kl 120 Rückz. 11056 »l Großröhrs ¬ dorf: 1003 Einz. »» 58 847 ll 370 Rückz. ll 53 573 ,l Hauswalde: 105 Einz. kl ,l ll 7 343 38 Rückz. l, «l ll 2 603 Ohorn: 233 Einz. l, 15 203 39 Rückz. l, »k 5451 ,, Schwepnitz: 194 Einz. l, ll 13 588 48 Rückz. kk »l 9 128 In allen 351 Kassen Sachsens betrugen die Gesamt-Ein- — In wenigen Wochen naht der Tag der Schulentlassung und mit ihm ein bedeutsamer Ab schnitt für die größere Zahl unserer Kinder. Freudig be wegt sind die Eltern, deren Kind durch die Schulzeit gesund und glücklich hindurch gekommen ist und nun in dem erwählten Berus für das Leben ausgebildet werden soll. Manche aber fragen bangen Herzens: „Was soll aus dem Kinde werden?" Es ist nicht im Stande, den Anforderungen nachzukommen, bei denen schon gesunde Kinder alle Kräfte anspornen müssen. Wo kann das Kind, das als „halbe Kraft" bezeichnet werden muß, aus gebildet werden? Da will das Heim für halbe Kräfte (Mädchen) eintreten, das von der Zentrale für Jugend fürsorge in Dresden unter dem Vorsitzenden Herrn Pfarrer Mätzold gegründet worden ist. Es ist zur Ausnahme solcher schulentlassener Mädchen bestimmt, die infolge eines leichteren körperlichen oder geistigen Gebrechens noch nicht in der Lage sind, ihren Unterhalt voll zu er werben. Während des Aufenthaltes im Heim, der in der Regel auf 2 Jahre berechnet ist, werden die Mädchen körperlich und seelisch gepflegt, weiter erzogen und unter richtet. Die Ausbildung erstreckt sich sowohl auf alle Gebiete der Hauswirtschaft, als auch auf einen leicht erlernbaren Industriezweig. Das Heim, Wittenberger Straße 90, II, macht mit seinen Hellen Räumen und der freundlichen Einrichtung einen anheimelnden Eindruck. Die Heim chen sollen es auch als ihr zweites Elternhaus betrachten, und für die meisten der Aufgenommenen wird es eine Stätte bleiben, in der sie die sorgenfreiste Zeit verlebt haben. Um auch den Töchtern wenig bemittelter Eltern die Aufnahme zu gewähren, ist für solche das Pflegegeld auf 25. Mk. monatlich festgesetzt; von auswärtigen Kin dern werden 30, von bemittelten Eltern 50 Mk. für den Monat beansprucht. Alles weitere bezw. der Aufnahme ist in der Geschäftsstelle der Zentrale für Jugendfürsorge, Marienstraße 22, l, zu erfahren, auch werden dorthin die Anmeldungen erbeten und etwaige Liebesgaben, auf die das Unternehmen angewiesen ist. Sprechzeit ist Montag, Dienstag, Mittwoch von 10—11, sonst 3—4 Uhr. — Wie die deutsche „Eisenbahn-Beamten-Zeitung"' in ihrer letzten Nummer berichtet, ist in der letzten Sitzung des sächsischen Eisenbahnrates die Mitteilung erfolgt, die vierte Wagenklasse vom 1. Oktober ab auch an Soun- und Festtagen auf den sächsischen Linien zur Einführung zu bringen.