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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnrtz Vinuudftn^igstbV Jahrgang A b o n n e m e n t s - P r e i s Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Al« Beiblätter: I . Jllustrirtes SonntagSblatt wöchentlich); 2 Landwirthschastliche Beilage (monatlich). Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. K-siHäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureausvonHaas« stein L Vogler, Jnvalidendai. Rudolph Moffe und G. L. Daube L Comp. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Rönigsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Rmgegeud. o» /I sind bis Dienstag und Freitag Mittwoch. 5. April Z8W. Mittwoch, den 5. Aprjl 1899, Abends '/,8 Uhr öffentliche StcldtVerorbnetsn - Sitzung irn Sitzungssuell. Tagesordnung: 1. Baumeister Stephans Gesuch, 2. Straßenbesserungbeitragsgesuch, 3. Bauweise auf der äußeren Schießgasse betr. Schneiders Gesuch 4 Straßenanlage von der Feldgasse aus betr. 5. Haushaltpläne auf 1899, 6. Pflasterung des Rundteils auf dem Wettinplatz, 7, Kenntnißnahme von einem Dankschreiben, 8. Bürgerjubiläum betr. Pulsnitz, den 4. April 1899. Der st ell vertrete« de Stadtverordneten vor st eher. R. Dreher. Ortskrankenkasse zu Pulsnitz. Die An- und Abmeldungen der Versicherungspflichtigen haben nach H 10 des Statuts bei unsrer Kassenstelle durch den Arbeitgeber? schriftlich zu erfolgen; Formulare hierzu stehen zur Verfügung. Arbeitgeber, welche die An- und Abmeldungen unterlassen oder nicht rechtzeitig bewirken werden mit 3 Mnrlr für den einzelnen Fall bestraft. Der Kassircr ist angewiesen, jede Unterlassung oder Versäumniß der Meldepflicht ohne Nachsicht auzuzeigeu. Pulsnitz, am 4. April 1899. Der Vorstand der Ortskrankenkasse. —— Reinhold Gude, Vorsitzender. Montusi, üen 10. Rpril ä. I.: Rotz- unä Vietzmarkt in RönilMkrü^ Das Samoa - Problem. Gerade am Vorabend des diesjährigen Osterfestes sind Nachrichten über neue bedenkliche Ereignisse auf Samoa be kannt geworden; diese letzteren lasten abermals erkennen, wie durchaus haltlos die jetzigen politischen Zustände auf dem Sanwa-Archipel unter der dreitheiligen Schutzherrschaft Englands, Nordamerikas und Deutschlands sind und daß sich eine endliche feste Regelung der dortigen Verhältnisse als unumgänglicy nothwendig erweist. Aus den betreffenden Meldungen, die allerdings zunächst nur aus englischer Quelle stammen, geht hervor, daß der amerikanische und der englische Consul in Apia unter dem Protest des deutschen Consuls beschlossen hatten, die provisorische Negierung Samoas, die bislang in den Händen des Häuptlings Mataafa lag, unter einem sehr durchsichtigen Vorwand zu stürzen und die von den Amerikanern und Engländern protegirte Partei des jungen Malietva ans Ruder zu bringen. Mataafa und seine Leute wollten sich dem Ansinnen, nach ihren Wohn plätzen zurückzukehren, nicht gutwillig fügen, worauf Apia und die benachbarten Uferdörfer von dem amerikanischen Kreuzer „Philadelphia", sowie von den englischen Kriegs schiffen „Royalist" und „Porvoise" acht Tage lang „lang sam" bombardirt wurden. Wieviel Menschen diesem über flüssigen Bombardement zum Opfer gefallen sind, und wie groß eigentlich der von demselben angerichtete materielle Schaden ist, das ist noch nicht genauer b kannt, wie denn " überhaupt erst Berichte von der Gegenseit', also von deut scher Seite, abgewartet werden müssen, ehe man ein einiger maßen zutreffendes objectives Bild von diesen neuesten hoch bedenklichen Vorgängen auf Samoa gewinnen kann, denn der bisher vorliegende einzige Bericht über dieselben, der jenige des „Reuter'schen Bureaus", ist offenbar von einem einseitigen, den Deutschen mißgünstigen Standpunkte aus ab- gesaßt. Es fragt sich nun, ob di« Consule der Union und Eng lands in Apia bei ihrem agressiven Vorgehen gegen die Ma- taasa-Partei auf Grund von Weisungen ihrer Regierungen oder auf eigene Faust gehandelt haben. Fast möchte man annehmen, daß letzteres der Fall gewesen sei, denn gleich zeitig versichert „Reuters Bureau", daß zwischen den Regie rungen der drei Schutzmächte Samoas die Verhandlungen über die Samoasrage in freundlicher und zufriedenstellender Weise fortgeführt würden. Zu dieser Versi-berung stehen aber die jüngsten kriegerischen Vorgänge auf Samoa in ent schiedenem Gegensatz; will man nun an die Möglichkeit, als ob die Cabinete von London und Washington kein ehrlich Spiel gegenüber der deutschen Regierung in der Samoa- Angelegenheit trieben, nicht glauben, so bleibt nur übrig, die Verantwortung für das Bombardement von Apia u. s. w den offiziellen Vertretern der Unionsregierung und der eng lischen Regierung aufzubürden. Als Grund des Vorgehens dieser Herren weiß der Reuter'sche Bericht nichts weiter mit- zutheilen, als daß Mataafa und seine Häuptlinge fortgesetzt im Widerspruch mit dem Berliner Vertrag handelten, was die Mataafa - Partei aber eigentlich verbrochen haben soll, das wird nicht gesagt. Erwägt man nun, daß der that- kräftige Häuptling Mataafa von der erdrückenden Mehrheit der Samoaner zum Haupt der provisorischen Regierung Sa moas gewählt worden ist, und daß England und Nordame rika nichts gegen diese Wahl einzuwenden hatten, so erscheint das Austreten der beiden Consule in höchst un günstigem Lichte, und der von ihnen gegebene Befehl an die beiderseitigen Kriegsschiffe zur Beschießung Apias und der Umgebung würde sich sogar als ein schwerer Friedensbruch charakterisiren. Wie jedoch auch das Ergebnih der zu erwartenden amt lichen Untersuchung über diese jüngsten aufregenden Zwischen fälle auf Samoa ausfallen möge, so steht das eine zweifel los schon fest, daß in der bisherigen Weise auf Samoa nicht „fortgewurstelt" werden kann. Die unglückselige Dreiherr schaft auf Samoa erweist sich mehr und mehr als die Quelle, aus welcher all' die heutigen dortigen haltlosen Zustände ent springen, und in diesem Punkte muß eine radikale Lösung des samoanischen Problems einsetzen, will anders man nicht wieder Stück- und Flickwerk erhalten. Dann aber erscheint als der einzige Ausweg zur Beseitigung der fortwährenden Crists auf Samoa die Aufhebung des deutsch - englisch amerikanischen Triumvirats, unv da ein Verzicht von zwei der Mächten zu Gunsten der dritten Macht auf das Protec- torat über Samoa nicht wahrscheinlich ist, so bleibt nichts übrig, als die ja schon vorgeschlagene Vertheilung des Sa- moa-Archipels unter die drei rivalisirenden Mächte. Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die am Abend des 1. April auf den Bergen unserer Umgebung abgebrannten Höhenfeuer hatten Groß und Klein aus der Stadt gelockt und namentlich auf dem Eierberge hatten sich Hunderte von Menschen eingefunden, um die Beleuchtung des gegenüberliegenden Schwedensteines und des Ohorner Berges zu sehen. Von dem Feuer auf dem Keulenberge war allerdings wenig von hier aus zu sehen. Pulsnitz. Das am 1. Feiertag von unserer Stadtkapelle gegebene Konzert hätte nach seinem Programm und seiner vortrefflichen Ausführung ein zahlreicheres Publikum verdient, als sich eingesunden hatte; der „Wols"- Saal war nicht ganz gefüllt. Hervorzuheben als besonders gelungen sind die beiden Ouvertüren von Mozart und Verdi, die beiden hübschen Tonbilder für Streichquartett, einige schneidige Märsche und der flotte Strauß'sche Walzer Wiener Blut und das von Herrn Musikdirektor Frenzel wieder meisterlich gespielte 7. Violinkonzert von Beriot. Leider machten sich unter den Zuhörern Einige durch laute Unterhaltung störend bemerkbar. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat März 1899 413 Einzahlungen im Betrage von 32058 Mk. 19 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 199 Rück zahlungen im Betrage von 19979 Mk. 79 Pfg. Der gejammte baare Umsatz belief sich auf 94136 Mk. — Die Herren Arbeitgeber wollen wir im Hinblick darauf, daß in diesen Tagen wieder eine Anzahl Lehrlinge die Lehrzeit beenden, darauf aufmerksam machen, daß diese Personen insoweit sie ferner noch bei ihrem Lehrmeister verbleiben und als Gehilfen gegen Gehalt oder Lohn wei ter beschäftigt werden, innerhalb drei Tagen nach Eintritt de'- veränderten Verhältnisse bei der zuständigen Kranken kasse nicht allein in eine höhere Klasse umzumelden, son dern auch, wenn dies nicht etwa schon früy.r erforderlich gewesen ist, nunmehr zur Fnvaliditäts- und Altersversiche rung anzumelden sind. Binnen gleicher Zeit sind auch ganz abgehende Lehrlinge ab- und jetzt neu eintretende Lehrlinge bei der Krankenkasse anzumelden. Die Ver nachlässigung der den Arbeitgebern obliegenden Pflichten kann neben verschiedenen anderen Nachtheilen eine Be strafung nach sich ziehen. Skaska, 30. März. Heute früh 11 Uhr entlud sich über unseren Ort ein schweres Gewitter. Ein Blitz strahl schlug in die Fabrikesse, zertrümmerte die Spitze des Blitzableiters an derselben, entzündete den Staub und die getrocknete Kohle des Sammel-, Preß- und Trockeneleva torraumes, verbrannte den mit dem Reinigen einer Presse beschäftigten Arbeiter Schulze aus Trado leicht an Händen und Gesicht, ohne jedoch weiteren Schaden an den Ge bäuden und Maschinen anzurichten. (K. W.) Radeberg. Ein glücklicherweise ohne Verlust von Menschenleben verlaufener Unfall passirte am Mittwoch Nachmittag hierselbst. Vor der Altmann'schen Schmiede in Ler Kirchstraße hielt behufs Abholung landwirthschaft- licher Maschinen ein mit zwei Pferden bespanntes Geschirr des Vorwerks Friedrichsthal. Durch das um 2 Uhr be gonnene Läuten vom nahen Kirchthurme wurden die Pferde scheu, rasten die Kirchstraße hinab, prallten mit ungeheu rer Wucht an das Huhle'sche Haus an und kamen zum Stürzen, rafften sich ober ebenjoschnell wieder empxr und jagten noch bis zum Markt, wo sie in der Nähe des Gasthofes „Stadt Dresden ausgehalten wurden. Leider hatte das eine Pferd, ein werthvolles Thier, einen F-ssel- beinbruch davongetragen, sodaß dasselbe nach kurzer Zeit abgestochen werden mußte. Auch der Kutscher erlitt bei dem Unfälle Verletzungen, die ihn einige Tage von seiner Beschäftigung fernhalten werden. — Der gewaltigen Explosion in den Sächsischen Pulverfabriken von Kranz L Co. bei Bautzen, von welcher wir bereits berichteten, ist bis jetzt ein Menschen leben zum Opfer gefallen. Der am furchtbarsten zuge richtete Arbeiter Skade ist in der Nacht zum Donnerstag von seinen qualvollen Leiden durch den Tod erlöst worden. Auch der zweite, sehr schwer verletzte Arbeiter Hermann dürste kaum mit dem Leben dovonkommen. Die beiden anderen Arbeiter hofft man wieder herzustellen. Das Schicksal des Arbeiters Slade ist um fo schrecklicher, als derselbe erst am Mittwoch des Unglückstages einen sich unwohl fühlenden Collegen abgelöst hatte, der dadurch dem sicheren Tode entronnen ist. Durch die Gewalt der Ex-