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Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllustr. Sonntags- I blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50-)., vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8602 t-^o. für Pulsnitz und Umgegend Amts Blatt -es klmtsgenickts und -es §ta-tnatlies 2» pulsnitL. 1? Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugeben. Preis für die einsxalt. Zeile oder deren Raum io H. Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des Asnigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thjemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz^Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Ar. 115. Sonnabend, den 26. September 1963 55. Jahrgang. Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Stadtrate ist am 1. Januar 1904 die Stelle des Krankenwärters unter den in der Natskanzlei zur Einsicht ausliegenden Bedingungen zu besetzen. Bewerbungsgesuche sind schriftlich bis Donnerstag, den 1. Oktober v. bei dem Stadtrate einzureichen. Pulsnitz, den 26. September 1903. Der Stadtrat. I. V. Rich. Borkhardt, Stadtrat. Neueste Ereignisse. Im dritten Prozeß Hüssener lautet das Urteil auf zwei Jahre und sieben Tage Festung, wovon 2 Monate und sieben Tage als dnrch Untersuchungs haft verbüßt erachtet werden. Die ungarische Opposition hat am Donnerstag im Abgeordnetenhause den Kampf gegen die Regierung in der heftigsten Form ausgenommen. Ein Kommunique der russischen Regierung verwarnt die Türkei und Bulgarien auf das ernsteste vor weiterem Widerstand gegen das Reform programm der Mächte. Die Krisis in Ungarn. Die KrisiS in Ungarn ist über Nacht in ein ganz neue« Stadium getreten, die tobende Aufregung der liberalen Grup pen über den angeblich gegen die Verfassung verstoßenden Armeebefehl des Kaisers und Königs hat einer milderen Auf fassung in Budapest Platz gemacht, da der Kaiser und König Franz Joseph seinen Armeebefehl als in Einklang mit der Verfassung stehend gerechtfertigt hat, und deshalb die libe ralen Gruppen mit Ausnahme der radikalen Kossuthpartei sich wieder zur parlamentarischen Arbeit zusammengeschlossea haben. Ja, auS der Not machen eben alle einsichtigen Staatsmänner und Abgeordneten sine Tugend I Der Kaiser und König Franz hat den Ungarn rundweg erklärt, daß eS im Interesse der Großmachtstellung der Monarchie und im Jnteresse Ungarns unbedingt an dem Ausgleiche festhalten Müsse und zwar hat dies der Monarch in einem für die Veröffentlichung bestimmten Handschreiben an den Grafen Khuen getan, den er wiederum mit der Bildung deS Kabi- netL betraut hat. Ob dieser Entschluß dem Grafen Khuen, der bereits mit seinem Ministerium einmal im ungarischen Abgeordnetenhause scheiterte, nochmals mit der Leitung deS ungarischen Ministeriums zu betrauen, ein glücklicher genannt werden kann, steht freilich dahin Wahrscheinlich soll Graf Khuen auch nur ein parteiloses Ministerium zum Uebergange in e>n ruhiges politisches Fahrwasser bilden. Auch scheinen die alten ehemaligen Parteiführer und Minister Andrassy und Szell den Oppositionsparteien gehörig den Kopf zurecht gesetzt haben, denn AndrassyS und Shells Einfluß gilt noch etwa» und seit deren Eingreifen ist die Situation wie um gewandelt. Ohne Zweifel hat aber auch die unerschütterliche Haltung de» Kaiser» und König» viel dazu beigetragen, die mächtig angewachfene Opposition gewissermaßen zu halbieren. Die Koffuthpartei, also die ravikalen Anhänger der alten un garischen Unabhängigkeitspartei, toben natürlich weiter, aber sie haben keine Mehrheit im ungarischen Reichstage. Jeben- sall» wollte man sich aber auch in Wien die allein den Ton angebende Anmaßung der Ungarn nicht weiter bieten lassen, weil deren Verlangen, wie z. B. die Einführung der unga rischen Sprache al» Armecsprache in Ungarn eine loStrennende und schwächende Tendenz hatte, der der Kaiser mit aller Macht entgegentreten mußte. Ist in Oesterreich > Ungarn auch eine politische Einheitlichkeit unmöglich und hat man verfassungsmäßig mit zwei StaatSwesen zu rechnen, so er fordert aber dann da» Interesse und die Großmachtstellung der Doppelmonarchie die Einheit de» Heere» und den Abschluß de» finanziellen Ausgleiche». Eine Opposition in Ungarn, die die Heereseinheit und den Ausgleich zu hintertreiben sucht, ist staatSgesährlich und muß entsprechend behandelt werden. E» konnte also so, wie e» die Ungarn in ihrem Größenwahn sich dachten, nicht weiter gehen, denn sie haben sich schon ein gebildet, daß sie allein die Macht und den Einfluß im Staate besäßen. Dabei haben sie aber gar nicht damit ge rechnet, daß nicht nur in Oesterreich sondern auch in Ungarn selbst noch zahlreiche andere Völkerschaften, nämlich fast ebenso viele Deutfche, Kroaten, Ruthenen, Serben und Rumänen wohnen, die auch parlamentarisch ihre Rechte geltend machen und bei günstigerer Parteistellung sogar den Ungarn die parlamentarische Macht entreißen können. Von einer end gültigen Beilegung deS Streites kann natürlich noch keine Rede sein, aber man wird sich auf Seiten der Regierung und auf Seiten der wieder geeinigten und zur parlamenta- rischen Arbeit geneigten liberalen Parteien bemühen, zu einem Kompromiß, einem Vergleiche zu kommen. In diesem Ver gleiche wird aber die Gewährung der ungarischen Kommando sprache für das ungarische Heer niemals bewilligt werden. Vertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wenn die Tage kürzer werden und die traurig stimmenden Nebel sich einstellen, erwacht ein verstärk tes Regen auf allen Gebieten deS Kunstlebens. Es erscheint daS so als ein Gesetz. Die Natur geizt mit ihrer Wärme und die Menschen suchen sich gegen das Frieren zu schützen, gegen daS körperliche und geistige Mittel, den Körper warm zu halten, gibt eS mehrere, zur Behebung deS seelischen FrostgesühlS dient aber die Kunst und insbesondere die Musik. Die Konzert- und Ballsaison beginnt mit dem Oktober und die fröhliche Welt schart sich zusammen, um sich den Freuden, die die Saison bietet, hinzugeben. Da ließ denn auch der SchützenhauSwirt, Herr Planer nicht lange auf sich warten; gleich zum 2. Oktober sicherte er sich die hier bestens bekannte Kapelle deS Schützenregiments Nr. 108 (Direktion: A. Helb g) ,u einem Konzert. Immer wurde der Kapelle die Gunst deS Pulsnitzer Publikum» zu teil und e» ist auch diesmal anzu nehmen, daß am kommenden Freitag ihr ein vollbesetzter Saal sicher ist. — Nach der vom Statistischen Bureau de» König!. Ministeriums de» Innern zusammengestellten Uebersicht der bei den Sparkassen im Königreich Sachsen gemachten Ein« und Rückzahlungen erfolgten solche im Monat Juli 1903 bei den Sparkassen im hiesigen Bezirke in nachstehender Weise: Pulsnitz: 702 Einz. ' 278 Rückz. im i V betrage von 80 989 70 513 Mk. Ohorn: 66 Ernz. f» 4 998 18 Rückz. 6 555 Bretnig: 146 Ein,. 12 143 * 41 Rückz. 8 674 HauSwalde: 37 Einz. 2 362 6 Rückz. 323 Großröhrsdorf: 448 Einz. 46 669 159 Rückz. SS 18 928 Kamenz:^ 1339 Einz. V 131 061 690 Rück,. 123 967 Elstra: 130 Einz. 8 720 * * 48 Rückz. 8 335 Königsbrück: 465 Einz. 50 874 177 Rück,. 34017 Schwepnitz: 148 Ein,. * 5 370 18 Rückz. * 1 690 In den 315 Kassen Sachsen« betrugen die Gesamt-Einzah« lungen 26 208 103 Mark, die Gesamt - Rückzahlungen 20 228 852 Mark, während der Gesamt-Barbestand am Schluffe de» Monat» sich auf 9 083 552 Mark bezifferte. — Wenn auch die Tage schon bedeutend kürzer wer den, so bietet doch die Natur gerade im Herbst solch' zahl reiche Schönheiten, daß jeder, der nicht durch Berufsgeschäfte zu sehr in Anspruch genommen wird, e» nicht versäumen sollte, weite Fußwanderungen zu unternehmen. Im Hoch- fommer macht die oft drückende Hitze ein längere» Gehen vielfach unmöglich; aber in diesen Monaten, wo eine er quickende Kühle un» umfängt, fühlt man sich, je länger man unterwegs ist, immer mehr gestärkt und gekräftigt. Und wie herrlich sieht eS jetzt in Feld und Wald, in Berg und Tal aus! Die Natur hat die schönsten Farben auf ihrer Palette gemischt und die Blätter in jener eigenartig reizvollen Zu samenstellung von Goldgelb, Hellbraun, Dunkelrötlich und Grün in allen Schattierungen, wie sie der Pinsel des Ma lers nicht wirksamer wiedergeben könnte, gefchmückt. Bunt liegt zu unsern Füßen das herbstliche Laub; einige wenige Blumen sind nur noch zu finden — aber mit jener Liebe, die man für alle» Seltene und Vergängliche empfindet, pflückt man diese letzten, übrig gebliebenen Kinder des Sommers. Daheim duftet dann in den Vasen noch lange Zeit als Erinnerung an die schönen, erfrischenden Herbstspaziergänge ein Strauß von Feld- und Waldblumen — ja selbst bis in den Winter hinein halten sich manche» wie da» reizende, zwar duftlose, aber zarte Heidekraut. Und mit Freuden kann man dem Winter entgegensetzen, der wieder andere Reize hat, wo die Natur für uns Stadtmenschen zwar mehr in den Hintergrund tritt, dafür aber die Gesellschaften wie der beginnen. — Um dem Publikum die Möglichkeit zu gewähren, in dringenden Fällen Einschreibbriefe stets mit den nächsten, also auch mit sollen PostbcförderungSgeltgenheiten zur Absendung zu bringen, welche außerhalb oder noch kurz nach Beginn der für den Verkehr am Postschalter festgesetz ten Dienststunden sich darbieten, besteht die Einrichtung, daß derartige Sendungen b:i den Postanstalten ausschließlich der Postagenturcn außerhalb der Schrlterdienststunden bi» spätestens eine halbe Stunde por dem Abgänge der nächsten BesördcrungSgelegenheit gegen Zahlung einer Gebühr von 20 Pf. eingeliefirt werden können, sofern zu jener Zeit ein Beamter im Dienst anwesend ist. ES ist ferner zulässig, außerhalb der Schalterdienststunden auch dringende Pakete, deren Beförderung mit den sich darbietenden schnellsten Postgeleaenheiten, also auch mit den Schnellzügen stattfindet, gegen Entrichtung der gleichen Gebühr und der tarifmäßigen besonderen Gebühr von 1 Mark zur Aufliefe rung zu bringen. — Für die Hälfte des Oktobers lautet die Falsche Wetter-Prognose: 1. bis 9. Oktober: DaS Wetter ist ziemlich trocken. Die Temperatur liegt in den ersten Ta gen über, in den letzten Tagen unter der normalen. Ge witter dürften kaum eintreten. Der 6. Oktober ist ein durch eine Mondfinsternis verstärkter kritischer Termin 1. Ord nung An diesem Term'n nehmen die Regen an Ausbrei tung zu, sind aber nicht bedeutend. — 10. bis 15. Oktober: Die Regen sind nur in den letzten Tagen auSgebreitet, aber nicht sehr ergiebig. Gewitter sind unwahrscheinlich. Die Temperatur liegt anfangs tief unter der normalen, steigt aber in den letzten Tagen über dieselbe. — Die Kartoffelernte ist im vollen Gange. Man sieht dabet nur zufriedene Gesichter; denn die geernteten Kartoffeln lassen an Quantität und Qualität nichts zu Wünschen übrig. — Die Zivilbevölkerung der LandtagSwahlkretse deS Königreichs Sachsen bezifferte sich nach den Angaben deS „Statistischen Jahrbuch»" aus 4161530 Personen. Hier von entfielen 2176282 Personen auf die 37 städtischen Wahlkreise und 1985248 Personen auf die 45 ländlichen Wahlkreise. Im Durchschnitt kamen somit auf jeden städ tischen Wahlkreis 58800, auf jeden ländlichen Wahlkreis 44100 Einwohner. Von den städtischen Wahlkreisen hatten 14, von den ländlichen nur 3 über 60000 Bewohner. Bier städtische Wahlkreise hatten über 100000 Einwohner, näm lich der zweite Dresdner 137342, der fünfte Leipziger 130748, der zweite Chemnitzer 125317 und der dritte DreSd-