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Amts- Md Anzeigeblatt für den Srschet«t M L Abo««eme«1 LSL sejirk -es Amtsgerichts Cibenßolk LüsZ« sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich«- M. >° PI und dessen Umgebung. d-stm.!.»-. Beramwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S7. A«hr««»«. ' LS«. Dienstag, dm 18. Noncmder 18S«. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen ONrlst!»» L«nl» eingetragenen Grundstücke: a) Hau« Nr. 165 de« Brd.-Cat., No. 170 des Flurbuchs Abth. X nebst den Flurstücken Nr. 1202 und 1208 des Flurbuchs Abth. L, Folium 154 des Grundbuchs für Eibenstock, d) Feld und Wiese Nr. 217 und 218 des Flurbuchs Abth. 8, Fol. 498 desselben Grundbuchs, geschätzt auf zu », 3843 Mark, „ I», 786 Mark, sollen an hiesiger Amtsgericbtsstelle zwangsweise versteigerr werden und ist der 23. Dezember 1890, Vormittags 1V Uhr als Anmeldetermin, ferner der 9. Januar 1891, Vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 17. Januar 1891, Vormittags 10 Wr als Termin zu Verbindung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lasten den Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Ucbersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 14. November 1890. Königliches Amtsgericht. I. V.: Porzig, Ass., H.-R. Gruhle, G.-S. Mehrbietnngsternrin. Zur Versteigerung des zum Nachlasse der L>«Iinnld« L4IIIi«Ii»iiie verehel. 8«I»öutkeIck«r ged. Unger in Eibenstock gehörigen Hausgrund stücks, Fol. 174 des Grundbuchs, No. 184 des Brandkatasters für Eibenstock, auf welches ein Höchstgebot von 1020 M. erzielt worden ist, wird anderweiter Termin auf den 27. November 1890, Vormittags 10 Uhr an unterzeichneter Amtsstelle anberaumt. Die Versteigerungsbevingungen sind aus dem am GerichtSbrete aushängen- den Anschläge ersichtlich. Eibenstock, den 14. November 1890. Königliches Amtsgericht. I. V.: Porzig, Ass., H.-R. Prof. Koch's Heilverfahren. Seit einigen Wochen wird die ganze zivilisirte Welt durch Anfangs unsichere, dann aber immer bestimmter auftretende Meldungen erregt, welche be sagen, daß der berühmte Berliner Bakteriologe Prof. Koch mit einem von ihm erfundenen bezw. entdeckten Mittel experimentire, welche die häufigst vorkommende aller Krankheiten, die Tuberkulose, Phtisis, Hektik und wie die sonstigen fremdsprachlichen Bezeichnungen und Umschreibungen der Schwindsucht sonst noch heißen, wirksam zu bekämpfen im Stande sei. Heute können wir mit frohem Muthe sagen: Die Nachricht bestätigt sich; die Schwindsucht Hai Dank der epochemachenden Forschungen Koch's aufgehört, eine unheilbare Krankheit zu sein. Koch selbst hat, gc- drängt durch die verfrühten Mittheilungen in der Presse, das Wort genommen und den augenblicklichen Stand seiner noch nicht abgeschlossene» Forschungen in einem Artikel der in Berlin erscheinenden „Deut schen Medizinischen Wochenschrift" in ziemlich aus führlicher und auch dem Laien verständlicher Weise dargelegt. Im großen und ganzen hat der berühmte Forscher dem Laien wesentlich Neues nicht mehr sagen können; aber cs ist eine hohe Freude für die ge- sammte Menschheit, das bisher durch Andeutungen und Gerüchte Bekannte aus so autoritativer Quelle bestätigt zu sehen. Der Absatz, den die betreffende Nummer deS ärztlichen Blattes in Berlin gleich nach ihrem Erscheinen fand, war der Wichtigkeit der Sache entsprechend ein ganz enormer. Die Druckerei war förmlich belagert und zwei Schnellpressen konnten kaum den Anforderungen genügen. Von dem speku lativen Berichterstatter einer englischen Zeitung war dem Herausgeber der „D. Med. Wochenschr." ein Honorar von 10,000 Mark geboten worven, wenn er seinem Blatte den Inhalt deS Artikels mit zwölf Stunden Vorsprung vor allen anderen telegraphiren dürfe. DaS Gebot wurde abgelehnt. Wie Prof. Koch auf jeden Gewinn aus seiner epochemachenden Entdeckung für sich verzichtet und sein Heilverfahren sogleich unentgeltlich in den Gesammtdienst der ärzt lichen Wissenschaft stellte, so hat auch der Verleger auf einen Gewinn verzichtet, der eine ideelle Benach- theiligung deS deutschen Publikums bedingt hätte. E« ist nicht unsere Absicht, WermuthStropfen in den Freudenbecher zu schütten, aber eS ist eine ernste Pflicht, vor übertriebenen Hoffnungen zu warnen. Koch'« Verfahren heilt nach den bisherigen Beobacht ungen die Schwindsucht in ihrem Anfangsstadium sicher; bei vorgeschrittener Krankheit, wenn schon große Partien der GewebStheile zerstört sind, ist bisher nur eine Besserung im Allgemeinbefinden der Patienten beobachtet worden. Man weiß jetzt, daß die Schwindsucht ansteckend, das heißt in diesem Falle durch die Bacillen übertragbar ist und es wird die Aufgabe der Wissenschaft sein, die Menschheit nach Möglichkeit „immun", d. h. widerstandsfähig gegen die Ansteckung zu machen, auch die Ansteckungs wahrscheinlichkeit zu vermindern. Koryphäen der ärztlichen Wissenschaft eilen aus allen Weltgegenden nach Berlin, um näheren Ein blick in die Einzelheiten der Entdeckung zu gewinnen. Das Lob Koch's schallt in allen Sprachen des Erd balls und die Hoffnungen der Aerzte versteigen sich bereits weiter. Billroth in Wien sprach öffentlich die Erwartung ans, daß es nunmebr auch gelingen werde, eine Heilmethode gegen den Krebs zu finden, der bisher gleichfalls für unheilbar galt. Doch das muß einstweilen noch der Zukunft, hoffentlich der nicht allznfernen, überlassen bleiben. Freuen wir uns über das bereits Erreichte und wünschen wir, daß Koch's Forschungen auch ferner von Segen und Erfolg begleitet sein mögen. Wie die Koch'sche Entdeckung das wichtigste Ge schenk ist, welches in diesem Jahrhundert die ärzt liche Kunst der leidenden Menschheit darbrachte, so darf es uns mit stolzer Freude erfüllen, daß er der unsere ist, daß es ein Deutscher ist, dem es gelang, dem tückischen Feind der Menschheit die stets drohende Hippe zu zerschmettern. Hagesgeschichte. — Deutschland. Dem Bnndesrath ist der Entwurf des Gesetzes betreffend die Feststellung des ReichshaushaltsetatS für 1891 bis 1892, und der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres, der Marine, der Reichseisenbahnen, der Post und Telegraphie, zugegangen. DaS Etatsgesetz weist eine Gesammteinnahmc und eine Gesammtausgabe von 1,134,491,942 Mk. nach, wovon 941,678,766 Mark auf die fortdauernden Ausgaben, 91,761,183 Mark auf die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats und 101,051,993 Mark auf die einmaligen Ausgaben deS außerordentlichen Etats kommen. Die für die bezeichneten Zwecke aufzunehmende Anleihe ist auf 64,831,963 Mk. beziffert. — Dem BundeSrath liegt, wie schon erwähnt, der Entwurf einer Kaiserlichen Verordnung über die Inkraftsetzung des Gesetzes be treffend die JnvaliditätS- und Altersversicherung vor. Da die bisher eingegangenen Mittheilungen über den Stand der Vorbereitungen zur Durchführung des Gesetzes seine alsbaldige vollständige Inkraftsetzung möglich und zweckmäßig erscheinen lassen, ist an dem bisher dafür in Aussicht genommenen Termin — 1. Januar 1891 — festgehalten worden. — Der Vorstand deS deutschen ReichSkrieger- verbandeS und eine Reihe LandeSkriegerverbände, welche die Vertretung von nahezu 840,000 gedienten Soldaten rcpräsentiren, haben, der Schweidnitzer „T. R." zufolge, eem Reichskanzler von Caprivi eine Petition, betreffend die Pension« Verhältnisse der Invaliden und Militäranwärtcr, sowie ihrer Hin terbliebenen, überreicht, in welcher gebeten wird, daß die reichsgesctzlichen Bestimmungen, durch welche das Recht der Militärpersonen der Unterklassen auf den Bezug ihrer Pensionen so lange für ruhend erklärt wird, als dieselben im Civildienst angestellt sind, auf gehoben werden; es möge ferner die ausgiebigere Fürsorge für die Wittwen und Waisen aktiver und mit Pension verabschiedeter Militärpersonen der Un terklassen ermöglicht werden. — Erfurt. Mehrere Landwehrmänner sind hier wegen grober Insubordination festgenommcn worden. Einer derselben hatte sich mit brennender Cigarre in Reih und Glied gestellt, ein anderer statt des Passes sozialdemokratische Schiliften vorgewiesen. — Bochum. Unter der Ucberschrift „Streike in Aussicht" veröffentlicht die Zeitschrift der deut schen Bergarbeiter einen Artikel, der u. A. folgenden Satz enthält: „Die allgemeine Noth, hervorgerufen durch die herzlose Ausbeutung seitens des Unterneh- merthnmS, den krassen Egoismus des sogenannten Bürgerthums, der Besitzer der Wohnungen und Kauf läden, ist zum verletzenden Bewußtsein getrieben durch die kalt verhöhnende Zurücksetzung und den Spott seitens der Beamten — dieses große soziale Elend war und ist die Triebkraft zur Organisation, war die Triebkraft zum Mai-Ausstande und ist auch wie derum die Triebkraft zum bevorstehenden Streik." Ueberall herrsche nur ein Streben und ein Wunsch, die Summe alles Eleuds mit einem Schlage abzu schütteln. Jeder Bergmann wisse, daß der große Ausstand nahe bevorstehe, daß er fast unvermeid lich sei. Die Sperre der Führer müsse aufgehoben werden, sonst würden Hunderttausende nächstens for dern, was Rechtens sei. Die Kohle sei National- Eigenthum und dem Bergmann gebühre die Aus beutung, nicht dem Kapital. DaS Maß sei volk^ aber noch sei es Zeit, durch Erhöhung der Löhne und menschlichere Behandlung der drohenden sozialen Er schütterung vorzubeugen. — In Folge der durch die sächsischen und bay rischen Anträge gegebenen Anregung ist vom Bundes rath eine Untersuchungskommission über den Viehseuchenbestand in Oesterreich-Ungarn eingesetzt worden. In diese werden demnächst aus Sachsen, sowie au» Preußen und Bayern Sachver ständige, namentlich Thierärzte, berufen werden. Die erforderlichen Untersuchungen sollen möglichst be schleunigt werden, so daß dem BundeSrath binnen kurzem schon ein umfassender Bericht erstattet werden kann, auf Grund dessen ein endgiltiger Beschluß über