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Blatt Amts und des Stadtrathes -es Aönigl Amtsgerichts WuLsnitz NugiundMufziHstev Jahrgang Druck und Verlag von E. L. Förster'« Erden in Pulsnitz. Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: l. Jlluftrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Verantwortlicher Redakteur D t t o Dorn in PuISnitz. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Keschäftsst-tt«n: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDgberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, J'naalidendank, Rudolph Moffe und G. L. Daube L-Lom» Köniqsbrück, Radeberq, Radebma, Montzblttg und Umgegend. Ins-rat- sind bis Dienstag und Freitag 11. September 1991. Mittwoch. Der Communicationsweg Rauschwitz-Rehnsdorf in Flur Rauschwitz >vird vom 7. dieses Monats ab wegen Aufschuttes für allen Fährverkehr gesperrt und dieser über Dobrig und Elstra gewiesen. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t Kamenz, am 6. September 1901. I. B.. von Nostitz-Wallwitz, Bezirksassessor. Zur Kaiserbegegnung von Danzig. An diesem Mittwoch findet nach den endgiltig festge setzten Dispositionen auf See bei Danzig die Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Nicolaus von Rußland statt, welche schon seit Wochen eine Rolle in der politischen Tagesdiscnssion in Deutschland wie im Auslande spielt. Längere Z it erschien es überhaupt fraglich, ob diese Begegnung der zwei mächtigsten Herrscher Europas noch vor sich gehen würde, zumal sich die Berliner Regierungsblätter in gehcim- nißvolles Schweigen hierüber hüllten. Als dann endlich an dem angekündigten Besuche des Czaren beim deutschen Kaiser nicht mehr zu zweifeln war, da hieß es ziemlich allgemein, daß man es hierin mit einem rein höfischen Act ohne jede politische Bedeutung zu ihun haben würde, daß es sich ledig lich um eine flüchtige Unterwegsbegrüßung des Czaren mit Kaiser Wilhelm handele. Aber nach dem, was inzwischen über die Vorgeschichte des jüngsten Zusammentreffens der Herrscher Deutschlands und Rußlands bekannt geworden ist, welches vom Czaren selber gewünscht worden sein soll und dann weiter namentlich in Anbetracht der Thatsache, daß hierbei der deutsche Reichskanzler Graf Bülow und der rus sische Minister des Auswärtigen Graf Lambsdorff zugegen sein werden, ist es offenbar, daß die Monarchenentrevue von Danzig doch ihren recht bemerkenswerthen politischen Hinter grund aufweist. Wohl darf es als selbstverständlich gelten, daß dieselbe keine besondere Abmachungen zeitigen wird, was schon deshalb nicht zu erwarten steht, weil ja Deutschland wie Rußland bereits ihre festen politischen Verhältnisse nach anderen Seiten haben. Dennoch besitzt die neueste Zusammen kunft des deutschen Kaisers mit dem russischen Herrscher ihren unverkennbaren, über den Charakter einer bloßen internatio nalen Höflichkeitskundgebung entschieden hinausgehenden Werth, der sich schon genügend in der Theilnahme der beiderseitigen leitenden Staatsmänner an der Entrevue zeigt. Außerdem aber wird der Czar im Ganzen drei Tage bei Kaiser Wilhelm vor Danzig verweilen und den dortigen deutschen Flotten- manövern beiwohnen, was auf eine ganz unvermuthete In timität zwischen den beiden Kaisern schließen läßt und den bedeutsan en Chaiakrer ihrer herangenahten Begegnung nur noch mehr hervortrelen macht. Vor Allem läßt das Ereigniß bestimmt das zur Zeit bestehende aufrichtige sreundnachbarliche Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland erkennen. Es hat, wie bereits Ende der 80er Jahre vorigen Jahrhunderts, so auch neuer dings nicht an mancherlei Verstimmungen zwischen Berlin und Petersburg gefehlt, die ungeachtet des im Herbst 1899 abgestatteten Besuches des Kaisers Nicolaus in Potsdam aus tauchten. Besonders war das energische Auftreten Deutsch lands anläßlich der chinesischen Wirren des vergangenen Jahres, welches das uuverholene Mißtrauen Rußlands gegen den westlichen Nachbar herrorriei, so daß eine Trübung der deutsch-russischen Beziehungen einzutreten drohte. Schließlich erkannte man jevoch an der Newa, daß von der deutschen Politik keine ernsthafte Störung der russischen Pläne in Ost asien zu besorgen sei, daß Deutschland bei seinem thatkräftigen Vorgehen gegen China keinerlei egoistischen Absichten verfolgte, und so verschwanden denn bald wiederum die Wölkchen im deutsch-russischen Verhältniß. Nunmehr wird die abei- malige Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Czaren erneut die bestehenden guten Beziehungen zwischen ihren Reichen besiegeln, sich im Weiteren aber zugleich zu einer werthvollen Friedensdemonstration gestalte». Reist doch der Czar direkt im Anschluffe an sein Rendezvous mit dem deutschen Kaiser nach Frankreich weiter, und dieser Zarenbesuch auf franzö sischem Boden kr nn eben nur die^sriedekündcnde Bedeutung der Danziger Kaiserbegegnung verstärken, Im Lichte der selben verlieren auch mancherlei beunruhigenden Vorgänge der letzten Zeit, wie z. B. die behaupteten Umtriebe Ruß lands auf der Balkanhalbinsel, an Bedenklichkeit; wenn der Czar beim deutschen Kaiser erscheint und mit ihm Worte des Friedens und der Freundschaft auStauscht, so ist doch nicht anzunehmen, daß die russische Politik zur selben Zeit ernst lich aus sriedensgesährliche Stänkereien im Südosten Euro pas auSgeht. Man darf wohl erwarten, daß bei der Danziger Mo ¬ narchen- und Diplomatenbegegnung auch die Frage der Neu gestaltung der-handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland zur Sprache gebracht wird und daß diese erhoffte Besprechung dann vielleicht schon zu einer Art Vor verständigung über das abzuschließende neue Handelsabkommen führt. In wieweit bei der allgemeinen politischen Aussprache zwischen Kaiser Wilhelm und dem Czaren und ihren ersten Berathern auch das südafrikanische Problen berührt werden wird, das muß noch dahin gestellt bleiben. Jedenfalls muß die hie und da gehegte Hoffnung, es werde die Danziger Kaiserzusammenkunft eine Wirkung auf Südafrika im Sinne einer endlichen Beilegung der dortigen bluth'gen Wirren.aus- ttben, als vergeblich bezeichnet werden — leider! Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der Vorstand des hiesigen Königlichen Amtsgerichts, Herr Amtsgerichtsrath v. Weber, hat seinen Ferienurlaub in der Zeit vom 7. bis n it 30 September d. I. angctreten. Seine Vertretung ist dem Herrn Assessor Gerlach übertragen. Pulsnitz. Am Sonnabend Mittag entgleiste von dem von Kainenz kommenden Güterzuge Nr. 4936 auf hie- sigem Bahnhof ein Wagen infolge Umschlagens der Weiche 1 und sperrte Gleis 1 und 2 Infolgedessen mußte ein Be- darfszug aus Kamenz beordert werden, um den Verkehr auf unserer Linie aufrecht zu erhalten. Der fahrplanmäßige 2-Uhr-Personenzug erlitt eine mehr als einstündige Verspä tung. Die Mannschaften eines aus Dresden per Telegraph gerufenen Rettungswagens machten das Gleis 1 in verhält« nißmäßig kurzer Zeit wieder frei, sodaß der Personenzug 5 * ohne Verspätung passiren konnte. Materialschaden war nicht entstanden. Pulsnitz. Des Wetters Gunst lachte am Sonntag den wackeren Jüngern Jahns, den Angehörigen des hiesigen „Turnerbundes-, der aus Anlaß seines 38. Stiftungsfestes ein Schauturnen abhielt. Es war kühl, aber sonnig, wie sü s Turnen und die Turner geschaffen. Nach einem Auszug nach dem Schützenhaus begann '/,4 Uhr das Turnen mit einem Aufmarsch, dem sich Freiübungen anschlosien, welche unter der Leitung deS Turnwarts, Herrn Heß, von 60 Turnern exakt aus- gesührt wurden. Bei dem nun folgenden Gerätheturnen in 7 Riegen waren verschiedene gute Leistungen zu bemerken. Ein Kürturnen und recht nette Turnspiele bildeten den Schluß der Nachmittagsaufführungen. Die Fortsetzung des Festes fand abends mr Schützenhaussaale statt. Wie am Nachmit tage, so hatte sich auch hier eine stattliche Anzahl Gäste und Angehörige der Mitglieder eingefunden, damit die regen Sympathien, deren sich der hiesige „Tmnerbund" erfreut, bekundend. Die hiesige Stadtcapelle leitete das Fest ein mit einigen gut gespielten Concertpiö^en. Hierauf folgte die Hauptnummer deS Abends, der Turnerschwank: „Im Reiche Rübezahls". Eine wunderschöne Riesengebirgslandschast bot sich bei Beginn den Anwesenden dar; Rübezahl saß auf seinem Felsenstuhl und verherrlichte in einem Gedicht die Turnerei, Elfen und Gnomen waren zu seinen Füßen grup- pirt. Die sich anreihenden Scenen zeigten nach einem schlesischen Hochzeitszug, von welchem acht Paare einen Ländler tanzten, frische turnerische Bilder. Besonders zu erwähnen sind der Elfenreigen, das Stabringen (turnerische Kampf stellungen), die Koboldübungen und die Pyramidenstellungen. Durch den ganzen Schwank ging ein lebhafter Zug, neben der Würdigung deS Turnens gesunden Humor erweckend. Alle Spieler und Spielerinnen leisteten Vorzügliches, beson ders war Rübezahl durch einen jugendlichen Turner in Wort und Bild recht paffend vertreten. Dem sehr beifällig auf genommenen Theaterstück folgten sodann von 24 Turnern schneidig ausgeführte Stabübungen. Ueberraschend dabei wirkte das Einreihen der Damen mit je zwei Kränzen, in welchen das „Frisch, fromm, fröhlich, frei!" prangte. Diese reizen den Uebungen zeigten so recht, daß der Turnwart jederzeit bestrebt ist, immer etwas Neues vorzusühren. Den Gästen und insbesondere dem am Morgen des Sonntag zum Ehren mitglied ernannten Herrn Fabrikbesitzer A. Böttner ließ alsdann Herr Heß von den Turnern ein „Gut Heil I" zurusen. Der hierauf folgende Ball, bei welchem Terpsichore stark gehuldigt j wurde, bildete den Schluß deS Festes. Möchte der rührige Verein immer mehr eifrige Turner gewinnen, das wäre jedenfalls der schönste Lohn für seine Darbietungen. — Wie wir erfahren, wird der „Turnerbund" den vielseitigen Wün schen, den Schwank: „Im Reiche Rübezahls" nochmals, und zwar öffentlich, aufzuführen, in nächster Zeit nachkommen. Die vielen Mühen und nicht unbedeutenden Kosten sind es gewiß werth. — Am vergangenen Sonntage hielt der Turnverein für Pulsnitz M. S. und Böhmisch-Vollung auf seinem Turnplatz — Menzels Garten — unter zahl reicher Antheilnahme seitens der Mitglieder, sowie Freunden der Turnsache sein öffentliches Schauturnen ab. Früh 6 Uhr sand bereits ein Wettturnen statt. Die verschiedenen exakten Leistungen unter der schneidigen Leitung des Turnwarts Herrn Wäbner, sanden allseitige Anerkennung. Abends ver einigte man sich im Saale des Menzel'schen Gasthofes zur Abhaltung des neunten Stiftungsfestes. Dasselbe bestand in Concert, recht wacker aufgesührten Turnübungen, welchen sich eine Preisvertheilung anschloß, Ball und Tafel. Auch bei diesem Fest zeigte der Verein, daß er trotz seines kurzen Bestehens vollständig auf der Höhe der Zeit steht. Pulsnitz. Wie wir aus einem uns zugesandten Schreiben des Bezirke-ObstbauvereinS von Kamenz ersehen, veranstaltet derselbe vom 3.—6. Oktober d. I. in den Räu men des Hotels „zum goldnen Stern" daselbst eine Obst- auSstcllung verbunden mit Obstmarkt. Die Beschickung steht allen Obstzüchtern und Gemeinden im Bezirke der Kgl. Amtshauptmannschaft Kamenz zu. Wie wir vernehmen, werden sich auch aus hiesiger Gegend viele Obstzüchter an der Ausstellung betheiligen und es steht zu erwarten, daß sie ein ziemlich getreues Bild vom gegenwärtigen Stande des Obstbaues im Bezirke geben wird. Eine Gebühr wird von den Ausstellern nicht erhoben. Wer ausstellen will, hat bis zum 25. September einen Anmeldebogen ein zusenden. Dieselben sind zu haben bei dem Vorsitzenden der Ausstellungsleitung, Herrn Bürgerschullehrer Jährig, Kamenz, sowie bei Herrn Gutsbesitzer Or. Weitzmann hierselbst. Es sind ca. 20 Preisaufgaben gestellt, an deren Lösung sich auch, und das ist nur lobend anzuerkennen, Besitzer von nur wenigen Obstbäumen betheiligen können. Als Preise kommen zur Vertheilung Preismedaillen, Werkzeuge für Obst- und Gartenbau, Ehrenzeugnisse und Geldbeträge. Die Stadt Kamenz bewilligte 50 M. für drei Ehrenpreise, außerdem sind auch noch von einigen Privatpersonen Preise gestiftet worden, und es kann bestimmt angenommen werden, daß das Unternehmen, das zweifellos den Obstbau fördern helfen wird, auch vom Landesobstbauverein, sowie vom landwirth- schaftlichcn Krcisverein durch Stiftung weiterer Preis- unter stützt werven wird. Die Ausstellung wird umfassen frisches Obst, Aepfel, Birnen, Stein- und Schalenobst, Quitten, Sveierlinge, Weintrauben, Frucht- und Gemüsebüchsenkon serven, Marmeladen, Obstgelees, Obst- und Beerenweine, Obstsäste, Obstliköre, Dörrobst, Taselaussätze, Fruchtkörbe und, soweit Raum zur Verfügung stehen wird, auch landwirth schaftliche und Gartenbauerzeugnisse. Unbekannte Obstsorten, für die eine besondere Abtheilung vorgesehen ist, sollen »ach Möglichkeit von einem besonderen Ausschüsse bestimmt werden. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß eine Preisaufgabe auf Zuführung eines guten Handelsobstes gerichtet ist. Es wird sich somit Gelegenheit bieten, Verkäufer und Käufer von Obst zu verbinden. Ganz besondere Anerkennung verdient das Bestreben der Ausstellungsleitung, durch Preisaufgabe 11 auf eine geschmackvolle und zweckentsprechende Verpackungs weise hinzuwirken. Möge kein Obstzüchter versäunien, sich die näheren Bestimmungen, die mit dem Anmeldebogen aus gegeben werden, zusenden zu lassen und sich der kleinen Mühe nicht entziehen, Obst einzusenden, damit unsere Stadt und deren Umgebung gebührend vertreten werde. Ohorn, 10. September. Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde im hiesigen Rödergraben die 5jährige Toch ter der Gustav Haase'schen Eheleute tobt aufgefunden. Wie sich der tiefbedauerliche Unfall zugetragen, ist noch unauf geklärt. — Neue Briesstempel mit der Postflagge sind jetzt in Anwendung gekommen. Nachdem in Bezug auf die Be«