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HO VOx U bjiOj 1 für den Deutschen Buchhandel und für die mit Ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt deS BörsenvercinS. M 112. üreitags, den 30. Lecember 1842. Beka n n t m a ch u n g. Für den Monat Januar 1843 fungircn: Herr Otto Wigand als Börsenvorsteher. - L. Voß als Vorsteher der Bestellanstalt. Leipzig, den 29. Decbr. 1842. Die Dcputirtcii des Auchhandcls zu Leipzig. Angelegenheiten der Presse. Bei dem großen Tages-Jnteresse an Allem, was die An gelegenheiten der Presse betrifft, besonders am Vorabende der Verhandlungen der sächsischen Kammern über den von der hohen Staatsregicrung den Ständen vorgelegtcn, in Nr. 108 d. Bl. bereits mitgctheiltcn Gesetzentwurf, hält es die Redac tion dem Zwecke dieser Blätter, ein Archiv für alles den Buchhandel Berührende zu bilden, angemessen, folgendes Aktenstück hier niederzulcgen. Es ist dies die von den Mit gliedern des Literatenvereins in Leipzig unterm 29. Novbr. d. I. entworfene und, mit zahlreichen Unterschriften verse hen, betreffenden Orts cingcreichte Petition a» die hohe zweite Kammer der sächsischen Ständeversammlung »m Herbeiführung eines erträglichen Ncchtszustandcs in Sachen der Presse. „Keine von allen Fragen, welche die neue Zeit bewegen, hat so tiefe Wurzel gefaßt in der Brust unseres Volkes, hat die öffentliche Meinung in so ausgedehnten Kreisen beschäf tigt, wie der Ruf nach Licht und Offenheit in allen Staats angelegenheiten. Wie mannigfach sich auch die Forderun gen und Wünsche abstufen, in denen das erkannte Bedürf nis der Zeit sich ausspricht, ob sie hier als Verlangen nach freierer Gemeindeverfassung, dort als Sehnsucht nach der Ocffentlichkeit und Mündlichkeit im gerichtlichen Verfahren, an andern Orten endlich als direkte Forderung der freien Gedankenmittheilung sich geltend machen, — überall ist das selbe Streben nach Befreiung von der staatlichen Bevormun de Jahrgang. düng, Selbstständigkeit, Sicherheit der persönlichen Freiheit und aller der Einrichtungen, die diese Güter zu bewachen, zu bewahren und zu schirmen vermögen, der Grund der Bewe gung. — Ist nun aber die freie Presse anerkannt das sicherste und kräftigste Mittel zu diesem Zwecke, so liegt in dieser Er kenntnis schon die Aufforderung für jeden wahrhaften Vater landsfreund, seine ganze Kraft und jedes gesetzliche Mittel an zuwenden zur Erlangung einer freien Presse. Bewogen diese allgemeinen Gründe nun die ehrfurchtsvoll Unterzeichneten zur'Einreichung der gegenwärtigen Petition, so fühlen sich die mitunterzeichnetenSchriststeller Leipzigs noch besonders durch ihren Beruf und den unerträglichen Druck, den die gegenwär tigen Einrichtungen aus sie ausüben, dazu veranlaßt und ver suchen dies nachzuweisen in der folgenden Berechtigung zur Petition. Wie unheilvoll und schädlich auch die gegenwärtig gültigen Bestimmungen über die Presse, also die Censur, im weitesten Kreise wirkten, Niemand ist in seinem moralischen und mate riellen Wohle, an Ehre und Leben so sehr dadurch gefährdet als der Schriftsteller, sofern ihn Ucberzeugung und Beruf drängen zur Thcilnahme an der geistigen und politischen Be wegung der Gegenwart. — Zählen wir zunächst die morali schen Nachtheile auf, die ihm die Eensur bereitet, so finden wir ihn in seinem Schaffen und Wirken dem fürchterlichsten Zwange preis gegeben. Der edelste und höchste Zeugungspro- zeß menschlicher Thatkraft: die Zeugung des Gedankens wird von der Censur naturwidrig gehemmt und der Geist deS 225